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Wie lebt es sich in der DDR, wenn der Vater Afrikaner und die Mutter Jüdin ist? - Auf jeden Fall anders, als man denkt. Die Entwicklung der jungen Abini zur sozialistischen Persönlichkeit wird in den 80er Jahren jäh gestoppt, als man ihr die gewünschte Lehrstelle mit der Begründung verweigert, ihr Vater sei "Ausländer". Aus dem Zonenkind wird ein Schokoladenkind, und von da an geht es drunter und drüber: Sie lernt Friseurin, tanzt mit Siebzehn Revue im Friedrichstadtpalast, schauspielert, heiratet den Rockstar Dirk Zöllner.

Produktbeschreibung
Wie lebt es sich in der DDR, wenn der Vater Afrikaner und die Mutter Jüdin ist? - Auf jeden Fall anders, als man denkt. Die Entwicklung der jungen Abini zur sozialistischen Persönlichkeit wird in den 80er Jahren jäh gestoppt, als man ihr die gewünschte Lehrstelle mit der Begründung verweigert, ihr Vater sei "Ausländer".
Aus dem Zonenkind wird ein Schokoladenkind, und von da an geht es drunter und drüber: Sie lernt Friseurin, tanzt mit Siebzehn Revue im Friedrichstadtpalast, schauspielert, heiratet den Rockstar Dirk Zöllner.
Autorenporträt
Abini Zöllner, geb. 1967 in Berlin-Lichtenberg, gab ihre Arbeit als Model, Tänzerin und Nebendarstellerin im DDR-Fernsehen in den achtziger Jahren kurz entschlossen auf, nachdem sie sich in einem Abendschullehrgang mit dem 'Handwerk des massenwirksamen Schreibens' vertraut gemacht hatte. 1990 wurde sie Korrespondentin der 'Jungen Welt', seit 1991 ist sie Redakteurin im Feuilleton der 'Berliner Zeitung'.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

"Noch ein Zonenkind", stöhnt Rezensent Wolfgang Engler über all die Zonenkinder-Erinnerungsbüchern, die derzeit den Markt überschwemmen. Was die Autorin in ihrem Buch über ihr Leben in der DDR inklusive Karriere von der Friseuse über Tänzerin zur Redakteurin einer Tageszeitung zu erzählen weiß, hat den Kritiker nicht sonderlich interessiert. "Grund genug für eine Autobiografie?", fragt er den Leser, nachdem er den Inhalt des Buches abgespult hat. Die Frage hat er wohl rhetorisch gemeint.

© Perlentaucher Medien GmbH
Anders als man denkt - eine Lebensgeschichte aus der DDR
Die wenigsten können mit 37 Jahren auf ein Leben zurückblicken, das genügend Stoff für eine Autobiografie bietet. Anders Abini Zöllner: 1967 geboren, hat sie - anders als die Zonenkinder - ihre gesamte Kindheit und Jugend in der Ex-DDR verbracht, und das unter besonderen Vorzeichen... Dazu kommt, dass die gelernte Friseurin, Ex-Schauspielerin, Ex-Friedrichstadtpalast-Tänzerin und ausgebildete Journalistin locker und flott erzählt - ergibt gleich mehrere Gründe, ihr Buch-Debüt Schokoladenkind näher unter die Lupe zu nehmen.
Meine Mamel und ich
Mit Mamel, ihrer Mutter Ilse, fängt alles an, und bis heute ist Mamel ein Fels in der Brandung, auf den sich Abini verlassen kann. Abini erlebt eine behütete Kindheit in der DDR, die sich in vielen Punkten von der ihrer Freunde unterscheidet. Ihre Mutter, eine Jüdin, die dem Holocaust nur entkommen ist, weil sie nach China emigrierte, war lange schwer krank. Erst mit 42 Jahren bekommt sie Abini; mit Abinis Vater, einem Farbigen aus Nigeria, der in der DDR als Journalist arbeitet, lebt sie einige Jahre zusammen. Es dauert nicht lange, da bereichert der Vater seine Familie mit mehreren "Tanten" und Stiefgeschwistern, die in den Freundeskreis aufgenommen werden.
Tolerant, weltoffen und aufgeschlossen für Neues
Abini Zöllner schildert ein buntes und selbstbestimmtes Leben, das so gar nicht in das Klischee des tristen Ost-Alltags passt. Mutter und Tochter nehmen die Dinge, wie sie kommen und machen das Beste daraus - das ist die (Über-)Lebensphilosophie, die der künstlerisch ambitionierten und selbstbewussten Abini vor und besonders nach der Wende weiter hilft. Mit 19 kommt ihr Sohn Raoul zur Welt, was sie nicht davon abhält, sich während der Schwangerschaft von dem Vater des Kindes zu trennen und an ihrer Karriere als Schauspielerin, Moderatorin u.v.m. zu arbeiten.
Ein Lob auf die Familie
Abini Zöllner, das Schokoladenkind, wie sie ihre Mutter einmal nennt, zeichnet ein Bild der DDR, das für viele Leser überraschende und dabei sehr positive Facetten hat. "Seht her, was in der DDR möglich war!" - das ist der Grundtenor dieses Buches. Kritik an den politischen Verhältnissen kommt nur in der heiter-ironischen Erzählhaltung zum Ausdruck. Inzwischen geschieden und Mutter von zwei Kindern, ist für Abini Zöllner die Familie mehr denn je der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens. So mündet dieses rasante und so pfiffig erzählte Leben in eine Art Idylle, ein "Familienwunder", das sicher noch für viele Überraschungen gut ist! (Birgit Kuhn)
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.04.2003

Noch ein Zonenkind
Abini Zöllner erzählt über ihre
Familie und andere Wunder
Sie sind Mitte Dreißig, weiblich, hatten eine kleine Liebe, von der ein Sohn blieb und eine große, stürmisch-bewegte, die Ihnen eine Tochter bescherte. Als die in die Brüche ging, lebten Sie eine Zeit lang allein, bis Sie den Partner fürs Leben fanden, hoffentlich. Sie haben eine Lehre als Friseuse absolviert, wurden dann aber Tänzerin bei einem staatlichen Revuetheater und schließlich Redakteurin in einer Tageszeitung, zuständig für das Szeneressort.
Grund genug für eine Autobiographie?
Sie hatten Großeltern, die es in der Nazizeit nach China verschlug, eine Mutter, die dort aufwuchs, nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte, in die spätere DDR, wo sie einen Nigerianer heiratete, der seine heimatlichen Vorstellungen von Treue in die Ehe mitbrachte, eine Reihe von Zweitfrauen unterhielt und viele Kinder hatte und eins davon sind Sie. Würden Sie das aufschreiben?
Ein Farbtupfer
Ihr zweiter Mann war zu Ost-Zeiten ein bekannter Rockmusiker, Sänger von „Chicorée”, dann Gründer der nach ihm benannten Band „Die Zöllner”, durch den Sie mit dieser halb geduldeten Subkultur vertraut wurden. Sie waren dabei, als die „Erste Resolution der Rock-Künstler” für eine demokratische Wende in der DDR entstand und lauschten im Oktober 1989 in der Ostberliner Gethsemanekirche, als dort die Gedächtnisprotokolle der nach dem letzten Staatsfeiertag Verhafteten verlesen wurden. Nur die Maueröffnung haben Sie verschlafen.
Sollte das Publikum an diesen Erfahrungen teilhaben?
Der alte Staat verleidete Ihnen die Schulzeit, ermöglichte Ihnen aber kostenlosen Tanzunterricht und einen Lehrgang „für massenwirksames Schreiben”. Sie konnten sich auf verschiedenen Feldern ausprobieren, hatten eine Steuernummer und lebten glücklich und zufrieden jenseits „der Welt mit den geregelten Arbeitszeiten”. Ihre Herkunft stand Ihnen ins Gesicht geschrieben, aber ernstliche Diskriminierung erfuhren Sie nicht, höchstens positive, als „Farbtupfer” in Revuen oder Fernsehfilmen, so dass mehr als „leise Zweifel an dem System”, in dem Sie lebten, nicht aufkamen. Nur eines wünschten Sie sich sehnlich – „eine neue Nase”, und die bekamen Sie auch. Ein öffentlicher Fall?
Einmal haben Sie die DDR „gehasst”, als es in der Straßenbahn zu einer Auseinandersetzung mit einem älteren Fahrgast kam, der die hinzugezogene Polizei durch Zücken eines Ausweises auf seine Seite zog, so dass man Sie für ein paar Stunden arretierte und erst wieder freiließ, als Sie eine die Tatsachen verdrehende Erklärung unterschrieben hatten.
Mit den Männern geht es Ihnen wie mit den gesellschaftlichen Systemen: Erst sind Sie hingerissen, dann werden Sie skeptisch. Aber mit dem dritten Mann wird alles anders. Und überhaupt, mit oder ohne Mann: die Familie blieb während all der Jahre Ihre „beste Veranstaltung”.
Würden Sie es, diese Geschichte im Rücken, mit Abini Zöllner halten und sie kundtun? Weil „Zonenkinder” derzeit in aller Munde sind?
WOLFGANG ENGLER
ABINI ZÖLLNER: Schokoladenkind. Meine Familie und andere Wunder. Rowohlt Verlag Berlin, Berlin 2003, 253Seiten, 17,90 Euro.
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