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Wenige Themen sind so sehr geeignet, die Menschheit in zwei Parteien zu spalten, wie die Frage, ob man in der Großstadt einen Hund halten soll. Katharina Rutschky, streitbare Publizistin aus Berlin, ist bekennende Hundehalterin. Mit ihrem Cockerspaniel Kupfer flaniert sie täglich durch die Straßen der Hauptstadt. Und sie erzählt mit Wissen und Witz von den Erfahrungen, die Mensch und Hund in der großen Stadt machen. Ihre Fragen beschäftigen alle Hundefreunde und -feinde: Braucht der Hund einen Menschen oder braucht der Mensch einen Hund? Sind Hunde eigentlich die besseren Menschen? Gibt es…mehr

Produktbeschreibung
Wenige Themen sind so sehr geeignet, die Menschheit in zwei Parteien zu spalten, wie die Frage, ob man in der Großstadt einen Hund halten soll. Katharina Rutschky, streitbare Publizistin aus Berlin, ist bekennende Hundehalterin. Mit ihrem Cockerspaniel Kupfer flaniert sie täglich durch die Straßen der Hauptstadt. Und sie erzählt mit Wissen und Witz von den Erfahrungen, die Mensch und Hund in der großen Stadt machen. Ihre Fragen beschäftigen alle Hundefreunde und -feinde: Braucht der Hund einen Menschen oder braucht der Mensch einen Hund? Sind Hunde eigentlich die besseren Menschen? Gibt es antiautoritäre Hundeerziehung? Hat der Hund eine politische Seite? Warum werden hässliche Hunde besonders geliebt? Lässt sich etwas zur Verteidigung des Schoßhundes sagen? Gibt es Rassismus in der Hundehaltung? Zu diesen und zahlreichen anderen Punkten hat Katharina Rutschky eine entscheidende Meinung. Sie verteidigt die Symbiose von Mensch und Tier wortreich und sachkundig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.03.2001

Hunde, wollt ihr ewig wedeln?
Katharina Rutschky rät allen Zweibeinern, Leine zu ziehen / Von Burkhard Spinnen

Frau Katharina Rutschky hat einen Hund. Beiläufig: einen Cocker-Rüden, Name Kupfer. Über diesen Hund, seinen Vorgänger Nickel sowie weitere Hundebekanntschaften hat sie jetzt ein Buch geschrieben, denn, so ein rechtens zum Klappentext erhobener Satz daraus: "Es ist schön, einen Hund zu haben - fast ebenso schön ist es, über ihn zu reden." Höre ich Sie jetzt aufstöhnen, sehe ich Sie säuerlich lächeln? Also noch ein Buch, das einem unverwechselbaren Hund gewidmet ist? Ja, Ihre Ahnung trifft es - zum Teil jedenfalls. Denn Frau Rutschky hat kein Fachbuch über Hunde und ihre Pflege geschrieben, kein Pamphlet für oder gegen ein strengeres Verbot von sogenannten Kampfhunden. Sie erzählt vielmehr, dies und das und dann noch eine Geschichte aus den 27 Jahren, die sie mitten in der großen Stadt Berlin mit zwei plus x Hunden verbracht hat. Nichts Besonderes also. Aber wenn ich jetzt weiter ins Detail gehe, dann geht es - Verzeihung - um die Wurst! Um die Antwort nämlich auf die Frage, warum Frau Rutschkys Anmerkungen im Gegensatz zu denen ihrer vielen Vorgänger nicht peinlich sentimental, nicht elend besserwisserisch, nicht hundsmoraltriefend sind.

Ich versuche es mit einer möglichst knappen Antwort. Katharina Rutschkys Buch gründet auf einem Entschluß, den man genial nennen möchte, wenn dieses Wort nicht so verbraucht wäre. Dieser Entschluß besteht darin, den Umstand, daß Menschen auch und gerade in großen Städten mit Hunden zusammenleben, für selbstverständlich zu nehmen. Das klingt, wie alles Geniale, fast simpel, ist es aber nicht. Nach wie vor hängt nämlich über den meisten Hundebüchern wie ein Damoklesschwert die Frage, ob es für das Heil der Schöpfung nicht viel besser wäre, wenn sich die Wege der beiden wieder trennen würden. Noch die pusseligsten Hundehaltermemoiren, bei deren Lektüre ich heulen möchte wie mein weiland "Puck" (Dackel) bei meinem Blockflötenspiel, triefen ja vor schlechtem Gewissen. Ungedruckt, aber deutlich lesbar steht dort zwischen den Zeilen, daß die Hundehaltung im Grunde ein Verbrechen an der Natur ist. Auf die Gefahr hin zu generalisieren sage ich: 99 Prozent der Hundebücher verwandeln den Hund in den (natürlich besseren!) Menschen oder rufen ersatzweise zu einer weitgehenden Verhundung des Menschen auf.

Nicht so Katharina Rutschky in ihrem Buch über den "Stadthund", wie sie schlicht und rassenübergreifend jenes geliebte Skandalon nennt, von dem allein in Berlin etwas über 100 000 Exemplare die Bürgersteige verunreinigen. Frau Rutschky hat keine Patentrezepte anzumelden, obwohl sie die Ahnung verbreitet, daß sie schon so einige Kniffe kennt und es gelegentlich von Meinung nur so zittert im Text. So erzählt sie über ihren Alltag mit Hund, der leicht auch der eines anderen Hundehalters zwei Häuser weiter sein könnte. Sehr intelligent und dabei erfrischend unaufgeregt nimmt sie den Leser mit auf einen Spaziergang, bei dem sie, scheinbar ohne Systematik, die guten alten Themen ansteuert, von der Entscheidung für oder gegen Kurz- / Langhaar, Dosen- / Metzgerfutter, Leine- / Drillhaltung. Doch an all diesen Stationen gibt es weniger Traktate mit Anweisungscharakter und vielmehr immer wieder den Versuch, der Hundehaltung endlich den Ehrentitel der Normalität zu verschaffen.

Nun ist so etwas nicht leicht. Die Aufforderung "Sei endlich normal!" löst ja bekanntlich besonders schlimme Hysterieschübe aus. Aber Katharina Rutschky geht es geschickt an. Zwei Beispiele dafür: Erstens - der Kampfhund. Der kommt immer wieder vor in ihrem Buch, aber nicht als polit-mediales Gruselphänomen, sondern als dieser oder jener bestimmte Hund aus der Nachbarschaft. Zweitens: der alte und kranke Hund. Hier ist es Nickel, Kupfers Vorgänger, dessen Ende seine Besitzerin gewissermaßen als Seelenlehrstück erzählt, als ein Exemplum über jenen Abschied vom Haustier, der so eigenartig zwischen erwartetem Normalfall und absoluter Katastrophe angesiedelt ist.

Also steht im "Stadthund", zugegeben, die Frage "Warum ein Hund?" zwar letztlich doch im stillen Mittelpunkt, aber alle Antworten darauf bleiben an der Tagespraxis orientiert. Selbst in dem Kapitel, das dieser Gretchenfrage ganz explizit gewidmet ist, verbietet Katharina Rutschky sich eine Überzeugung; Sie liest vielmehr ein paar Wochen lang die Tagespresse und findet dabei Nachrichten aller Art, deren Funktion nicht anders zu erklären sei als durch das Bedürfnis, sich durch solche Berichte über den Zustand des (verlorenen) Paradieses auf dem laufenden zu halten. Die Tiere seien womöglich die "handfesten Statthalter einer weltimmanenten Transzendenz" geworden. Wenn aber das Wesen der Hundehaltung ins Religiöse spielt, dann darf man sich betreffs der Tagespraxis an die Gebrauchsanweisung halten, die ein anderer Berliner Hundeliebhaber vor 240 Jahren ausgegeben hat: Es kann jeder nach seiner Fasson selig werden.

Katharina Rutschky: "Der Stadthund". Von Menschen an der Leine. Mit zwölf Zeichnungen von Barbara Wrede. Rowohlt Verlag, Reinbek 2001. 223 S., geb., 32,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Warnung! Kein Buch für Hundehasser. Entwarnung! Kein Buch für Menschen, die ihrem tierischen Lebensgefährten hündisch ergeben sind. Ein Buch also, versteht man Burkhard Spinnen richtig, das nicht so ist wie alle anderen Hundebücher, die - "auf die Gefahr hin zu generalisieren", so der Rezensent - den Hund in den besseren Menschen verwandeln. Frau Rutschky, so der Gewährsmann, gehe einfach davon aus, dass es völlig normal ist, dass in einer Stadt auch Hunde und Menschen zusammenleben. Bei ihr ist das "selbstverständlich" der Fall, und darum hat sie ein Buch über die Spezies "Stadthund" geschrieben: "sehr intelligent" und "erfrischend unaufgeregt", preist Spinnen den Rundgang an der Leine. Der Spaziergang dient der Autorin als Rahmen, in den sie alltägliche Begebenheiten und Probleme packt, die einem Hundehalter halt so über den Weg laufen können: dazu gehören Kampfhunde ebenso wie Diskussionen über das richtige Dosenfutter. Spinnen fand`s spannend und verriet nicht, ob auch er einen "Stadthund" sein eigen nennt.

© Perlentaucher Medien GmbH"