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Munoz Molinas Opus Magnum: Ein großer Roman über Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert.
"Sepharad" ist der hebräische Name für Spanien, das westliche Ende der bekannten alttestamentarischen Welt, Fluchtpunkt für zahlreiche Juden nach der Vertreibung aus dem Heiligen Land. 1492 wurden die Sephardim durch den katholischen Traditionalismus wiederum aus Spanien vertrieben; erst im vergangenen Jahrhundert kehrten viele aus allen Teilen Europas zurück, auf der Flucht vor Hitler oder Stalin. Nach dem Motto, "Wo immer ein Mensch hingeht, trägt er seinen Roman mit sich", spinnt Munoz Molina in "Sepharad" solche Lebenslinien aus.…mehr

Produktbeschreibung
Munoz Molinas Opus Magnum: Ein großer Roman über Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert.
"Sepharad" ist der hebräische Name für Spanien, das westliche Ende der bekannten alttestamentarischen Welt, Fluchtpunkt für zahlreiche Juden nach der Vertreibung aus dem Heiligen Land. 1492 wurden die Sephardim durch den katholischen Traditionalismus wiederum aus Spanien vertrieben; erst im vergangenen Jahrhundert kehrten viele aus allen Teilen Europas zurück, auf der Flucht vor Hitler oder Stalin. Nach dem Motto, "Wo immer ein Mensch hingeht, trägt er seinen Roman mit sich", spinnt Munoz Molina in "Sepharad" solche Lebenslinien aus.
Autorenporträt
Antonio Muñoz Molina wurde 1956 im andalusischen Úbeda geboren. Sein belletristisches Werk ist vielfach preisgekrönt; so wurde er beispielsweise gleich zwei Mal mit dem spanischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet. 1995 wurde er in die Königlich Spanische Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Muñoz Molina lebt derzeit in Madrid und New York City, wo er bis 2006 das Instituto Cervantes leitete. 2013 wurde er mit dem Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.03.2005

Als der Präsident den Bus nahm
Antonio Muñoz Molinas Roman erzählt Flüchtlingsgeschichten

Das hebräische Wort "Sepharad" erscheint ein einziges Mal in der Bibel und ist unter den Juden in aller Welt zur Bezeichnung für Spanien oder die gesamte Iberische Halbinsel geworden, nachdem die spanischen Juden, die Sephardim, durch ein königliches Dekret von 1492 aus ihrem Heimatland ausgewiesen wurden. Diese Juden und ihre Nachfahren haben sich dann über ganz Europa verbreitet und vorwiegend auf dem Balkan, in Nordafrika und später auch auf dem amerikanischen Kontinent angesiedelt. "Sepharad ist der Name unseres freien Vaterlandes, obwohl wir aus diesem schon vor vier Jahrhunderten ausgewiesen wurden", sagt der ungarische Jude Isaak Salama, der von einem spanischen Diplomaten vor der Ermordung durch die Nazis gerettet und nach Tanger, direkt gegenüber dem ersehnten Sepharad, gebracht wurde.

"Sepharad, ein Roman voller Romane" ist vor drei Jahren im spanischen Original in Madrid erschienen und wurde schnell zu einem der erfolgreichsten Bücher des schon mit mehreren Werken ins Deutsche übersetzten andalusischen Schriftstellers Antonio Muñoz Molina. Es sind Lebensgeschichten von Getriebenen, von Menschen auf der Flucht oder im Exil; keineswegs nur von Juden, die von den Nazis gejagt wurden, auch von Opfern der stalinistischen Verfolgung oder von Opfern der beiden totalitären Ideologien, wie dem Deutschen Willi Münzenberg, dem begabten Propagandisten der Komintern. (Er muß zu Fuß vor ehemaligen Genossen durch Frankreich fliehen, bis er von den zu seinen Henkern gewordenen früheren Kameraden an einem Baum erhängt wird.)

Im zweimaligen Exil, zuerst in der Sowjetunion und dann in Spanien, lebt Amaya, die Tochter der legendären Vorsitzenden der spanischen Kommunisten, Pasionaria. An eine ihm fremde, andere Welt erinnert sich ein Veteran der Blauen Division, der, obwohl mit den deutschen Truppen kämpfend, dank seiner menschlichen Behandlung einer russischen Familie von den Partisanen verschont wird. Verfolgt wurden auch die Familien von Republikanern nach Francos Sieg im Bürgerkrieg. Verfolgt wurde Margarete Buber-Neumann, getötet ihr Mann Hans Neumann, dieser von den Stalinisten, wie Milena, die Freundin und Briefpartnerin Franz Kafkas, von den Nazis. Einer der Verfolgten, Walter Benjamin, nimmt sich auf der Flucht an der französisch-spanischen Grenze das Leben. Alcalá-Zamora, der erste Präsident der Zweiten Spanischen Republik, lebt weiter in großer Armut und fährt in einem Bus von Dorf zu Dorf.

Muñoz Molina mischt die Biographien vieler historischer Personen mit den Lebensschicksalen erfundener Romanfiguren oder auch mit seinen eigenen Erfahrungen in mehreren Ländern. Das ist schon problematisch, obwohl er sich bei den realen Personen strikt an die historische Wahrheit hält, soweit diese nachzulesen ist. Das Ausmaß der Leiden reicht bei den erfundenen Personen, die nicht immer Exilierte, manchmal nur Auslandsreisende sind, bei weitem nicht an das der Figuren der Zeitgeschichte heran.

Antonio Muñoz Molina hat das selbst gesehen und schreibt einmal: "Wer wagt es, die eitle Leichtfertigkeit der Fiktion zu bedienen, da es so viele Leben gegeben hat, die es wert waren, erzählt zu werden?" Auch die historischen Personen in diesem Buch sind in ihren Schicksalen schwer zu vergleichen und noch weniger nebeneinanderzustellen als Beispiele für Verfolgung und Tragik. Was haben etwa die geflohenen Opfer der grausamen stalinistischen oder nationalsozialistischen Verfolgung zu tun mit dem Exil einer Amaya Ibarruri, der Tochter einer in beiden Ländern, der Sowjetunion und Spanien, prominenten Politikerin?

Nicht alles hat Muñoz Molina aus zeitgeschichtlichen Zeugnissen und Biographien übernommen. Er selbst hat das Grab des andalusischen Bauern Federico García Rodríguez (1859 bis 1945) auf einem kleinen Friedhof in New York aufgesucht. García Rodríguez mußte aus Granada in eine ihm sehr fremde Welt fliehen, nachdem die Anhänger Francos seinen Sohn, den Dichter Federico García Lorca, und seinen Schwiegersohn Manuel Fernández Montesinos, den Bürgermeister von Granada, ermordet hatten.

Der Untertitel von "Sepharad" lautet: "Ein Roman voller Romane". Es handelt sich bestenfalls um einen Roman voller Geschichten, wobei die meisten dieser Geschichten interessant und spannend sind, einige sogar mitreißend erzählt. Doch zwischen den Geschichten hat Muñoz Molina Betrachtungen eingeschoben, Berichte über eigene Erfahrungen und Reisebeschreibungen, die ins Reiseblatt einer Zeitung besser paßten als in ein anspruchsvolles, sich Roman nennendes literarisches Werk. In seinem Bericht über einen Aufenthalt in Göttingen finden sich nicht nur viele banale Betrachtungen, sondern auch gehässige Anmerkungen über die Deutschen und herablassende Sätze über die deutsche Sprache, die der Autor nicht kennt. Muñoz Molina scheint in dieser Mischung von Arroganz und Unwissen über Deutschland und die Deutschen mit Javier Marías wetteifern zu wollen. In den Gästen einer Konditorei in Göttingen sieht er vorwiegend ehemalige Nazis, frühere SS-Offiziere, bei denen "ein Fremder mit südländischem Aussehen sofort Mißtrauen erweckt" und die ihn wahrscheinlich für "einen Türken oder Bulgaren" hielten. "Wie viele von denen, die um mich herumsaßen, hatten ,Heil Hitler' gerufen?" fragt er sich.

An Klischees über die Deutschen, die, was vom Thema des Buches her verständlich ist, in ihrer Mehrzahl als Verfolger erscheinen, ist "Sepharad" reich. Die Deutschen sind bei Muñoz Molina, der sich selbst gern als weitgereisten Mann gibt, seltsamerweise so gut wie alle hellblond und haben blaßblaue Augen. Das Kapitel über die Menschen in Göttingen, deren Höflichkeit sogar vorwiegend als lästig empfunden wird, erinnert in seinem Unwissen und politischen Unverstand an die Artikel, die der Autor früher in spanischen Zeitungen veröffentlicht hatte.

Antonio Muñoz Molina hatte 1986 mit seinem ersten einfallsreichen Roman "Beatus ille" Aufmerksamkeit erregt. Mit den literaturpreisgekrönten Büchern "Winter in Lissabon" (1987) und "Der polnische Reiter" (1991) reihte er sich unter die angesehensten jüngeren Romanciers Spaniens ein. Seine virtuose Prosa mit den suggestiven Bildern und dem fließenden Rhythmus ihrer langen Sätze erfreut die Liebhaber einer artistischen Erzählliteratur. Auch in den späteren Werken und noch in "Sepharad" findet sich die gleiche sprachliche Brillanz, doch hat Muñoz Molina nicht mehr viel zu sagen. "Ardor guerrero" war nicht mehr als ein autobiographischer Bericht über den Militärdienst des Autors, in dem überhaupt nichts Außergewöhnliches geschieht.

Die Leser von "Sepharad" werden sich vielleicht mit der spannend erzählten Wiedergabe von Schicksalen prominenter Verfolgter und der originellen Literatursprache mit ihren kunstvollen, über mehrere Seiten gleitenden Sätze - von Willi Zurbrüggen in ein gleichwertiges Deutsch übersetzt - zufriedengeben. Antonio Muñoz Molina, inzwischen Direktor des Cervantes-Institutes in New York, sollte sich allerdings für seinen nächsten Roman etwas mehr einfallen lassen.

WALTER HAUBRICH.

Antonio Muñoz Molina: "Sepharad". Ein Roman voller Romane. Aus dem Spanischen übersetzt von Willi Zurbrüggen. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004. 542 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.02.2005

Aus der Lagerhölle
Munoz Molinas problematische Holocaust-Aufarbeitung
„Sepharad” erzählt nicht nur viele Geschichten, der Roman hat auch selber eine: Als das Buch, das jetzt vom deutschen Verlag vollmundig als „Munoz Molinas Opus Magnum” bezeichnet wird, 2001 in Spanien erschien, wurde es von einer giftigen Debatte begleitet. Erich Hackl, österreichischer Schriftsteller und Übersetzer aus dem Spanischen, warf Munoz Molina in der Kulturzeitschrift lateral unter dem Titel „Der Fall Sepharad” nicht nur etliche Irrtümer und Ungenauigkeiten vor, sondern vor allem, dass der Autor, der in seinem Buch ständig von Ethik rede, bei seinem Schreiben gegen diese verstoße. Munoz Molina antwortete wütend mit „Der Fall Hackl”. Was war geschehen?
„Sepharad”, im Untertitel „ein Roman voller Romane”, will an die jüdischen Opfer von Nationalsozialismus und Stalinismus erinnern. In der deutschen Öffentlichkeit übernehmen den weitaus wichtigsten Part die Überlebenden des Holocausts, heißen sie nun Klüger, Klemperer, Kertész oder auch Améry und Lev. Sie sind, denkt man sich, alle inzwischen international bekannt. Dass es in Spanien anders bestellt ist, ahnt, wer die bibliografischen Angaben zu „Sepharad” liest: Klüger oder auch Kertész werden von Munoz Molina nicht erwähnt, Jean Amérys Auschwitz-Buch war bei Erscheinen von „Sepharad” noch nicht übersetzt, das gleiche gilt für Victor Klemperers Tagebücher. Munoz Molina kann daher über vermeintliche Weltbekanntheiten sagen: „Der Gedanke stimmt traurig, dass solche tiefgründigen Werke dem spanischen Leser so gut wie nie zugänglich sein werden”. Er selber kenne von Klemperer nur die englische Version, ein Freund von ihm habe das deutsche Original gelesen, Améry lese er auf Französisch und Englisch.
Fakten und Fiktion
Munoz Molina, 1956 in Andalusien geboren, ist nichtjüdischer Herkunft. In seinem Roman erzählt er zum Teil tatsächliche Lebensgeschichten wie die von Margarete Buber-Neumann, Jean Améry, Willy Münzenberg oder Jewgenija Ginzburg. Er konstruiert aber auch Figuren aus verschiedenen Biographien wie jene, sehr eindrückliche, des Isaac Salama, des jüdischen Vorstehers des spanischen Kulturzentrums in Tanger.
Doch die Mischung von Fiktion und Realität ist bei diesem Thema heikel. Weil der Roman im Unklaren darüber lässt, dass es Isaac Salama nicht gibt, haben dessen Erzählungen von Exil und Verfolgung plötzlich den gleichen Status wie die eines Überlebenden. Unweigerlich werden sie dabei geadelt, wie sie den Erinnerungen der Überlebenden die Aura der Unverwechselbarkeit nehmen. Und, so muss man sich fragen, braucht die Welt die Fiktionen eines Nachgeborenen, wo es doch so viele gut geschriebene, erschütternde Originale gibt?
Die spanische Welt, die viele Originale nicht kennt, muss sich Munoz Molina gedacht haben, braucht sie. Und die Originale selber müssen dem spanischen Publikum mit allen Mitteln der Anpreisungskunst vermittelt werden. Das ist ein halbwegs plausibler Gedankengang. Doch was dabei heraus gekommen ist, da hat Hackl Recht, ist nicht selten furchtbar. Babette Groß, die Biografin Willy Münzenbergs und Schwester von Margarete Buber-Neumann, wird eingeführt: Neunzigjährig habe sie 1989 dem amerikanischen Journalisten Stephen Koch aus ihrem Leben erzählt. Bei Munoz Molina, der, Koch paraphrasierend, aus dritter Hand erzählt, klingt das so: „Babette wohnt allein in München, sie hat einen klaren Verstand, hält sich immer noch aufrecht, noch immer funkelt der Glanz der Jugend tief hinten in ihren Augen. Eine fanatische Strenge liegt in dem Blick, den sie dem viel jüngeren Mann hin und wieder zuwirft, die diabolische Entschlossenheit, zu überdauern und sich zu behaupten.”
Babette Groß ist vergleichsweise wenig bekannt und hat selber kein Erinnerungsbuch publiziert, insofern fällt der Kitsch, den Munoz Molina in seiner gut gemeinten Nachdichtung produziert, nicht allzu übel auf. Doch beinahe alle, die in diesem Buch in Readers-Digest-Manier kurz geehrt werden, müssen dran glauben: Unmerklich gerät Munoz Molina, ausgehend von einem kurzen Zitat wie: „So viele Leute beginnen woanders ein neues Leben, doch uns sind die Hände gebunden, wir bleiben hier und warten ab”, in seltsam anmutende Überlegungen, Victor Klemperers Scheu vor der Flucht betreffend: „Andererseits, wer weiß, ob du dich, während du dich von der Gefahr zu entfernen glaubst, ihr nicht hypnotisch näherst, als wäre die Falle, die sie dir stellen, ein starker Magnet.” Kein Wort davon, ob solche Gedanken bei Klemperer auch nur andeutungsweise vorkommen.
Doch warum hat Munoz Molina, der schon ausgezeichnete Bücher geschrieben hat, ein derartig drittrangiges Werk nötig? War es bloßer Aufklärungswillen? Hackl mutmaßt in seinem Generalangriff auf Buch und Autor den versteckten, neo-rechten Versuch, Stalinismus und Nationalsozialismus im Verhältnis zum Judentum gleichzusetzen, was etwas überzeichnet wirkt. Einer der vielen Ich-Erzähler, die Munoz Molina bemüht, offeriert weit hinten im Buch eine andere, nicht unüberzeugende Geschichte. Sie handelt von einer Jugend im andalusischen Úbeda, Munoz Molinas Geburtsort, und vom verdrängten Schicksal der sephardischen Juden dort. In den Schulbüchern sei die Vertreibung von 1492 als Heldentat der katholischen Könige verkauft worden: „Wenn wir uns auf der Straße mit anderen Jungen prügelten und einer uns anspie, riefen wir stets: Jude, der den Herrn angespuckt. Auf den Motivwagen der Karwochenprozession hatten die Häscher und Pharisäer immer dieselben fiesen Gesichter wie die Juden im Schullexikon.”
In „Sepharad”, so wird dem Leser nahe gelegt, hat der Junge Antonio, der von seinen Schulkameraden ausgelacht wurde, weil er freiwillig in die Kirche beten ging, Beichte und Sühne von Jugendsünden zugleich versucht. Nun kann man sich den Schock vorstellen, den die Lektüre Amérys bei Munoz Molina verursacht hat („Lesen sie das Buch, das er über die Lagerhölle geschrieben hat. Nachdem ich es gelesen hatte, konnte ich nichts anderes mehr lesen und nichts mehr schreiben”), man kann seinen Roman als die verschobene Folge der jahrzehntelangen Allianz von Franco und Katholizismus sehen und sogar vermuten, dass Munoz Molinas volkspädagogischer Eros bei einigen seiner vielen Leser wirkt. Doch was bleibt, ist die Enttäuschung über dieses Buch eines guten Schriftstellers, dessen Begeisterung für sein Sujet durch ihre Ahnungslosigkeit gezwungen ist, entsetzliche Fakten mittels schwülstiger Rhetorik zu überhöhen und in eine Historienschnulze zu verwandeln. Dass Rowohlt nun so tut, als sei die berechtigte spanische Diskussion nicht gewesen, kann man wohl kaum souverän nennen.
HANS-PETER KUNISCH
ANTONIO MUNOZ MOLINA. Sepharad. Ein Roman voller Romane. Aus dem Spanischen von Willy Zurbrüggen. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004. 542 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Jennifer Wilton steht diesem Roman Molinas relativ skeptisch gegenüber, ohne dabei jedoch in ihrer Rezension die positiven Aspekte unter den Tisch fallen zu lassen. Zweifelsohne sei Molina "einer der herausragendsten spanischen Autoren" und verstehe es, dichte Beschreibungen, virtuose Perspektivwechsel sowie einen anspruchsvollen Satzbau zu vereinen. Was jedoch die Mischung von Schicksalen in diesem Roman über das Reisen, das Exil, die Fremdheit angeht, ist Molina über das Ziel hinausgeschossen, meint die Rezensentin. Zum einen nämlich setze er vollkommen unterschiedliche Schicksale und Schicksalsschläge gleich, ohne dass dies angemessen sei, und zum anderen mische er die Geschichten realer mit denen fiktiver Personen, wobei ihm bei den realen Biografien stellenweise sogar Fehler unterliefen. Dies führt trotz aller Qualitäten des Romans dazu, dass Wilton bei der Lektüre "gelegentlich ein Unbehagen" überfiel.

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