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"Almudena Grandes ist eine der größten Schriftstellerinnen unserer Zeit." (Mario Vargas Llosa )
"Als Álvaro und Raquel die Geschichte ihrer Väter und Großväter erfahren, bricht eine Welt für sie zusammen, und eine große Liebe beginnt. Der spanische Bestseller über zwei Familien, die im spanischen Bürgerkrieg, im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit von Francos Diktatur ideologisch auf verschiedenen Seiten stehen. "Die Zukunft zweier Menschen und die Schatten des 20. Jahrhunderts - grandios ineinander verwoben." (La Razón)

Produktbeschreibung
"Almudena Grandes ist eine der größten Schriftstellerinnen unserer Zeit." (Mario Vargas Llosa )

"Als Álvaro und Raquel die Geschichte ihrer Väter und Großväter erfahren, bricht eine Welt für sie zusammen, und eine große Liebe beginnt. Der spanische Bestseller über zwei Familien, die im spanischen Bürgerkrieg, im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit von Francos Diktatur ideologisch auf verschiedenen Seiten stehen. "Die Zukunft zweier Menschen und die Schatten des 20. Jahrhunderts - grandios ineinander verwoben." (La Razón)
Autorenporträt
Almudena Grandes, geboren 1960, begann nach dem Studium zu schreiben. 1989 wurde sie mit ihrem Roman "Lul " über Nacht berühmt. Bisher in zwanzig Sprachen übersetzt, erreichte "Lul " eine Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren und wurde erfolgreich verfilmt. Auch mit dem Roman "Malena" rückte Almudena Grandes 1996 an die Spitze der internationalen Bestsellerlisten. Sie zählt zu den großen spanischen Gegenwartsautorinnen und lebt in Madrid.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.07.2009

Der wilde Glanz in Frauenaugen
Almudena Grandes’ Schmöker über den Spanischen Bürgerkrieg
In einer Hinsicht haben es die Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichsweise einfach gehabt: Die große Mehrheit war für Hitler gewesen, und nach 1945 trachteten alle gemeinsam danach, diesen Umstand so schnell wie möglich zu vergessen oder vergessen zu machen. In Spanien war das ganz anders: Die Fronten des Bürgerkriegs verliefen oftmals innerhalb der Familien. Die deutsche Geschichte ist schlimm, die spanische ist tragisch. Viele Familien waren gespalten: Faschisten und Republikaner gingen einander an die Gurgel. Damit müssen die Kinder und Enkelkinder dieser Leute leben.
Über den spanischen Bürgerkrieg kann seit Francos Tod 1975 frei geredet werden. Je mehr Zeit seither verstrichen ist, desto unbefangener ist das Gespräch geworden. Groß ist die Zahl der Romane, die den Bürgerkrieg und seine Folgen thematisieren. Auch die erfolgreiche Autorin Almudena Grandes, die 1960 zur Welt kam, erst über erotische und dann über unzufriedene Frauen schrieb, hat sich dem Bürgerkrieg zugewandt.     
Im Zentrum ihres neuen Buches stehen Álvaro, der Sohn eines ehemaligen Faschisten, und Raquel, die Enkelin eines Republikaners. Franco ist schon lange tot, aber die Vergangenheit ist es nicht. Zum ersten Mal sieht Álvaro die schöne Raquel, als sein Vater beerdigt wird. Er kennt sie nicht, was macht die fremde, junge Frau auf dem Friedhof? Bald darauf erhält Álvaro den Brief einer Bank: Es geht um die Hinterlassenschaft seines Vaters. Mit einer Sachbearbeiterin vereinbart er einen Termin und erkennt, dass es sich um die Frau auf dem Friedhof handelt – „und nichts sollte mehr sein wie zuvor”.
Als Álvaro seine Ehefrau Mai kennenlernte, sah er „den entschlossenen, wilden Glanz, der immer in den Augen der Frauen aufschimmert, wenn sie auf der Pirsch sind”. Nach einigen Ehejahren überlegt Álvaro sich, ob seine Frau „die Harmonie in unserem Leben niemals hinterfragte”. Dann taucht Raquel auf, und Álvaro stellt fest: „Sie überrollte mich wie ein Panzer.” Raquel erzählt Álvaro, dass sie eine Affäre mit seinem mehr als achtzig Jahre alten Vater gehabt habe. Daraufhin will Álvaro alles über das Leben seines Vaters wissen.
Nicht nur dessen Geschichte erzählt Almudena Grandes, sondern auch die Liebschaften und Verstrickungen von anderen Mitgliedern der beiden Familien. Ausführliche Rückblenden in die Zeit des Bürgerkriegs und danach sind eingestreut. Die tragischen Schicksale, die hier dargestellt werden, machen den Roman aber nicht tief, sondern vielmehr lang. Der geliebte Mann von Raquels Großtante Paloma wurde an die Faschisten verraten und exekutiert. Paloma – nach dem Krieg „die begehrteste Spanierin von ganz Paris” – sann auf Rache. Rachegelüste bewegen auch Raquel. Und dann sind da noch rund zwei Dutzend weitere Personen, die ebenfalls viel erlebt haben.
  Es geht stets sehr leidenschaftlich zu. Der Kuss „war süß und prickelnd, wie eine Frucht, die man zum ersten Mal kostet”. Und: „Plötzlich sprang Mariana auf und stürzte sich wie ein wildes Tier auf Julio.” Und: „Sie machte eine Pause, sah sich nach allen Seiten um wie ein in die Enge getriebenes Tier.” Almudena Grandes macht Stimmung mit Klischees. In der Übersetzung werden sie alle brav wiedergegeben. Wer verwickelte Schnulzen mag, wird nicht enttäuscht werden. Álvaro vernimmt „düstere, stockende und von Vorahnungen geschwängerte Worte”. Unbeirrbar arbeitet er sich über 939 Seiten zur Klärung aller Rätsel vor. Nach drei Vierteln der Strecke konstatiert er: „Jetzt, da ich endlich die Fakten des Problems kannte, war die Lösung schwerer als jemals zuvor.” Die historischen Fakten, die dem Buch zugrundeliegen, sind eindrucksvoll. Almudena Grandes deutet sie in ihrer ausufernd langen Danksagung an. Darin werden auch Männer bedacht, die starben, lange bevor die Autorin geboren wurde – so etwa der große Dichter Antonio Machado, in dessen Werk Grandes den Titel ihres Buches fand.
  Machado schrieb: „Eines der beiden Spanien wird dir das Herz gefrieren lassen.” Er starb 1939, als er nach dem Sieg der Franquisten aus Spanien floh. Dass es anmaßend ist, sich in einer Danksagung mit Machados Namen zu schmücken, ist der Autorin offenbar nicht in den Sinn gekommen. Zwei Preise, die sie für das Buch bekommen hat, werden sie in ihrem Selbstbewusstsein bestätigt haben. FRANZISKA AUGSTEIN
 
ALMUDENA GRANDES: Das gefrorene Herz. Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Roberto de Hollanda. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009. 960 Seiten, 24,90 Euro.
Almudena Grandes Foto: Getty images
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.01.2010

Jedes Rippchen zählt

Almudena Grandes schreibt über zwei verfeindete Familien im Spanischen Bürgerkrieg. Ihr Roman war in Spanien ein Hit - trotz oder wegen der Überdosis Pathos.

Eigentlich mochte sie Aprikosen. Doch seit jenem Tag vor 28 Jahren hatte sie keine mehr gegessen. Denn an jenem Tag änderte sich der Geschmack dieser Früchte für immer. Er schien ihr nicht mehr süß, sondern nur noch faulig, fast könnte man sagen: Er barg das Aroma des Todes. Er änderte sich an jenem Tag, an dem ihr Vater ihr die weiche Frucht reichte, just in jenem Moment, in dem Beamte der Guardia Civil das Haus der Familie stürmten und den Vater mitnahmen. Einige Tage später war er tot. Auf der Beerdigung steckte die junge Anita den Kern der angebissenen Frucht dem Vater ins Totenhemd. Seitdem mag sie keine Aprikosen mehr und das Leben eigentlich auch nicht.

Almudena Grandes präsentiert in ihrem Roman "Das gefrorene Herz" einige starke Szenen. Schade nur, dass sie sie nicht weiterentwickelt, ihr Potential kaum nutzt. Die erwähnten 28 Jahre sind eine lange Zeit, besonders, wenn es sich um eine gefrorene Zeit handelt, die nicht nur Anitas Herz gefrieren lässt. Doch wie es sich lebt mit solch einem Herzen, davon erfährt der Leser auf den gut neunhundert Seiten des Romans wenig. Das mag auch daran liegen, dass die dreißig Figuren, die das Personenverzeichnis aufzählt, selbst die Empathie des einfühlsamsten Schriftstellers überfordern dürften. Nimmt man die Verknüpfungen und Erzählstränge hinzu, die diese Lebensgeschichten zum Plot zusammenbinden sollen, bleibt für die einzelnen Personen auch gar nicht mehr so viel Raum - und noch weniger Tiefe.

Tiefgang aber hätte Grandes gut angestanden. Immerhin versuchte sie sich am literarisch wohl meistbeackerten Thema der spanischen Geschichte: dem Bürgerkrieg und den darauf folgenden Jahrzehnten der Franco-Herrschaft. Das Unternehmen ist umso riskanter, als Grandes sich am umfassenden Gesellschaftsroman versucht, dem breitflächig ausgemalten Porträt einer sich über vier Generationen spannenden Epoche: der Fall von Toledo, die Flüchtlinge, Jahrzehnte später dann, 1975, die Sektkorken, die nach der Nachricht vom Tod des Diktators landauf, landab aus den Flaschen geknallt sein sollen: Nichts davon fehlt. Ebendarum ist es des Guten etwas viel, ebendarum auch landet Grandes immer wieder bei reichlich abgenutzten Motiven. Der Schrecken von Maria Muñoz etwa, die kaum glauben kann, dass es sich bei der zerlumpten Gestalt um ihren Sohn handelt: "Drei Jahre Gefangenschaft und Zwangsarbeit hatten aus ihrem Jüngsten einen Mann ohne Alter gemacht, so erschöpft und ausgezehrt, dass sie die hervortretenden Rippen unter dem Hemd sehen konnte." Wenn ein bekanntes Internetunternehmen demnächst einmal alle Bücher dieser Welt gescannt haben wird, wird sich statistisch nachweisen lassen, warum man als Leser das Gefühl hat, einen solchen Satz schon unendlich oft gelesen zu haben.

Den großen Erfolg, den der um zwei politisch verfeindete, durch Liebesbande aber aneinandergekettete Familien kreisende Roman in Spanien erzielte, mag man sich durch eine Passage aus dem üppigen Dankesregister erklären, das Grandes ihrem Werk folgen lässt. Dort dankt sie unter anderen auch Enrique Morente, einem der bekanntesten Flamencosänger des Landes, für eine bewegende Strophe, die er ihr vortrug - "und dafür, dass er auf meine Frage, wer diesen Text verfasst habe, mit einer ebenso bewegenden Antwort antwortete: das Volk".

Das Volk: immer dicht am Urgrund des Seins, immer auch mit größter Empfindungstiefe begabt. Ein nicht kleinzukriegender Topos, der gerade jetzt, da sich die Spanier westeuropäischen Lebensweisen immer mehr angleichen, neue Konjunktur hat. Symbole der nationalen Identität lassen sich immer mühsamer finden. So bleibt wenig anderes als die Vergangenheit, vor allem der Bürgerkrieg, der den Spaniern eine in Europa einzigartige Geschichte aufzwang. Dem Pathos, das beide Teile der verfeindeten Gesellschaft über Jahrzehnte, bis weit hinter Francos Tod hinaus, noch pflegten, haben Historiker zwar längst die Luft rausgelassen. Aber im Selbstverständnis einer ruppigen Rechten wie einer moralisierenden Linken spielt der Krieg zumindest latent weiterhin eine Rolle. Indem sie auf Seiten der Linken das geschundene Pathos noch einmal kräftig anschwellen lässt, präsentiert sich Grandes, die vorher sehr erfolgreich erst über erotisierte und dann missgelaunte Frauen schrieb, als Schriftstellerin, die die Gefühle ihrer Leser zu bedienen weiß.

KERSTEN KNIPP

Almudena Grandes: "Das gefrorene Herz". Roman. Aus dem Spanischen von Roberto de Hollanda. Rowohlt Verlag, Reinbek 2009. 960 S., geb., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das Wort "Schmonzette" fällt zwar nicht in Franziska Augsteins Kritik von Almudena Grandes' Roman über den Spanischen Bürgerkrieg, aber es lauert zwischen den Zeilen. Die spanische Erfolgsautorin, die bisher eher mit Frauenromanen hervorgetreten ist, nimmt sich nun eines Kapitels spanischer Vergangenheit an, mit dem sich schon viele Autoren beschäftigt haben, konstatiert die Rezensentin. Um Alvaro, den Sohn eines Faschisten und Raquel, die Enkelin eines Republikaners, die, wie sich herausstellt, die Geliebte von Alvaros Vater war und in die sich nun Alvaro selbst verliebt, ranken sich die bewegten Schicksale von "rund zwei Duzend" weiteren Personen, wie Augstein seufzend feststellt. Dazu kommt Herzschmerz, Klischees und jede Menge Leidenschaft; und was dem Roman an Tiefe abgeht, macht er in der Länge wett, so die Rezensentin wenig begeistert. Angesichts dieser Schmökerqualitäten findet Augstein es schon ziemlich vermessen, sich selbst durch die Danksagung an den spanischen Dichter Antonio Machado, den Grandes neben vielen anderen nennt, zu "schmücken".

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