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In den USA war "Checkpoint" als Geheimbuch geplant, das zur Republican Convention (29.8. - 2.10.04) erscheinen sollte, bis die Washington Post Anfang Juli Ausschnitte daraus publizierte und damit einen Skandal auslöste. Der Autor: "Ich schrieb "Checkpoint", weil eine Menge Leute kochenden, hilflosen Zorn empfanden, als Bush das Land in den Krieg führte, und ich diese Stimmung analysieren und vermitteln wollte. Aber es ist ein Buch gegen Gewalt, nicht dafür."
Ein Dialog zwischen zwei Männern. Einer, Jay, will Präsident Bush ermorden, und erklärt in einem Hotezimmer in Washington seinem
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Produktbeschreibung
In den USA war "Checkpoint" als Geheimbuch geplant, das zur Republican Convention (29.8. - 2.10.04) erscheinen sollte, bis die Washington Post Anfang Juli Ausschnitte daraus publizierte und damit einen Skandal auslöste. Der Autor: "Ich schrieb "Checkpoint", weil eine Menge Leute kochenden, hilflosen Zorn empfanden, als Bush das Land in den Krieg führte, und ich diese Stimmung analysieren und vermitteln wollte. Aber es ist ein Buch gegen Gewalt, nicht dafür."

Ein Dialog zwischen zwei Männern. Einer, Jay, will Präsident Bush ermorden, und erklärt in einem Hotezimmer in Washington seinem Freund Bill, warum. Er ist, man merkt es schon bald, geistig nicht gesund. Und dennoch hat er sehr gute Argumente für die beabsichtigte Tat. Wie es mit Jay und Bush endet, bleibt offen....


Ein Dialog zwischen zwei Männern.
Einer, Jay, will Präsident Bush ermorden, und erklärt in einem Hotezimmer in Washington seinem Freund Bill, warum. Er ist, man merkt es schon bald, geistig nicht gesund. Und dennoch hat er sehr gute Argumente für die beabsichtigte Tat. Wie es mit Jay und Bush endet, bleibt offen...
In den USA war "Checkpoint" als Geheimbuch geplant, das zur Republican Convention (29.8. - 2.10.04) erscheinen sollte, bis die Washington Post Anfang Juli Ausschnitte daraus publizierte und damit einen Skandal auslöste. Der Autor: "Ich schrieb "Checkpoint", weil eine Menge Leute kochenden, hilflosen Zorn empfanden, als Bush das Land in den Krieg führte, und ich diese Stimmung analysieren und vermitteln wollte. Aber es ist ein Buch gegen Gewalt, nicht dafür."
Autorenporträt
Nicholson Baker, geb. 1957 in Rochester/New York, studierte u.a. an der Eastman School of Music und lebt heute mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in South Berwick, Maine. 1997 erhielt er den Madison Freedom of Information Award, im Jahr 2014 wurde ihm der Internationale Hermann-Hesse-Preis verliehen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.08.2004

Präsident im Fadenkreuz
Schnellschuß: Nicholson Bakers redseliger Attentäter

Vor einigen Wochen, als außerhalb seines Verlags noch niemand Nicholson Bakers neuen Roman "Checkpoint" gelesen hatte, erschien ein Artikel mit Auszügen daraus und Kommentaren in der "Washington Post". Baker, hieß es da, erzähle in seinem neuen Buch von einem Mann, der aus Empörung über den Irak-Krieg den Präsidenten der Vereinigten Staaten töten wolle. Aufgenommen von zahlreichen amerikanischen und internationalen Zeitungen, gab dieser Artikel das Thema für die Rezeption des weitgehend noch ungelesenen Werks vor: Will der Autor, daß Präsident Bush ermordet wird?, lautete bang die Leitfrage, und gleich im Anschluß: Darf er das? Auf die erste Frage ist die Antwort ein klares Nein, auf die zweite ein entschiedenes Ja. Nicholson Baker, konfrontiert mit solcherlei außerliterarischen Bedenken, beeilte sich zu versichern, er sei ein friedfertiger Mensch.

Jetzt ist "Checkpoint", drei Wochen vor dem geplanten Publikationstermin zum Beginn des Parteitags der Republikaner Ende August, gleichzeitig in Amerika und in Deutschland erschienen, offenbar in rasantem Tempo übersetzt von Eike Schönfeld. Und die Fragen, die sich nach der Lektüre stellen, sind ganz andere. Etwa die, ob die Präsidentschaft eines Mannes, die möglicherweise schon in einigen Monaten, spätestens aber nach weiteren vier Jahren vorbei sein wird, ein interessantes literarisches - und literaturwürdiges - Sujet abgibt. Oder was einen Schriftsteller wie Baker dazu bewogen haben mag, in einem schnell geschriebenen schmalen Dialogroman, ausgehend von weithin bekannten Ungeheuerlichkeiten im selbstherrlichen Handeln der Bush-Regierung, grob geschmiedete Argumentationsketten gegen die Politik des Präsidenten zu reproduzieren, wie sie bei jeder liberalen Abendgesellschaft in New York geknüpft werden. Vor allem aber: Wenn das, was unter dem Titel "Checkpoint" da vor uns liegt, Literatur ist, welcher Erzählstrategien, welcher Verdichtungstechniken bedient sie sich? Offensichtlich ist dies kein Aufruf zum Mord. Worum also geht's?

Jay, ein zorniger Verlierer im Karriere- und Beziehungsroulett, bittet Ben, einen alten Schulfreund, in ein Hotel in Washington D.C., schaltet ein Tonbandgerät ein und erzählt, wie er Präsident Bush ermorden will. Die Waffen seiner Wahl sind fliegende Kreissägen, rollende Klötze oder präzisionsgelenkte Kugeln mit eingebauter Gesichtserkennung. Vom ersten Golfkrieg bis zur Hühnerhaltung, von Wal-Mart bis Abu Ghraib, vom Waffenhandel zu den Pentagon-Papieren - alles, was irgendwie schiefgelaufen ist in der amerikanischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg, findet seinen Ort in Jays Begründung für den geplanten Präsidentenmord. Jede Schweinerei wird zum Puzzlestück im umfassenden Verschwörungszusammenhang. Ben, Historiker des Kalten Kriegs und seinerseits Konspirationstheorien gegenüber nicht abgeneigt, hat dem nicht mehr entgegenzusetzen als Appelle an Moral und Überlebenswillen. "Du bist doch ein zivilisierter Mensch", hält er Jay zugute. "Nicht mehr", ist dessen Antwort, und auch daran ist Bush schuld. "Wenn du als Verantwortlicher zuläßt, daß getötet wird, wenn du das Töten sogar aktiv förderst, wenn du es anordnest - wenn du sagst: Los, Leute, startet die Maschinen, bombardiert, haut diese alte Stadt mit Shock and Awe in Klump - dann schaffst du Attentäter wie mich. Und genau das will ich eigentlich sagen."

Was aber will Baker sagen? Bisher hat er sich als Autor mit subtiler Beobachtungsgabe unter anderem mit Telefonsex und dem sukzessiven Abbrennen von Streichhölzern beschäftigt; seine Bücher erkundeten das alltägliche Bewußtsein und die Möglichkeiten von Intimität im Zeitalter technischer Kommunikation. Seine Figuren waren immer einsam und sind es auch in "Checkpoint". Die Form des Dialogromans, die Baker schon für "Vox", seine Telefonsex-Geschichte, gewählt hatte, und das Tonband, das in seinem neuen Roman den Part der Technik im Zwischenmenschlichen übernimmt, sind ferne Erinnerungen an diese Bücher. Doch hier dienen sie nicht der Erforschung eines politischen oder auch unpolitischen Bewußtseins, hier bohrt sich der Autor in den Dialogen nicht in immer tiefere Schichten des Denkens und Fühlens seiner Figuren, hier addieren sich die Beobachtungen nicht zum Bild eines Zeitgenossen im Jahr 2004. "Checkpoint" hätte im besten Fall ein Porträt des amerikanischen Liberalen als unpolitischer Bürger werden können oder die detaillierte Erkundung eines politischen Wahnsystems - von Jay, nicht von Bush.

Statt dessen: eine Empörung. Ein Zorn auf George W. Bush, den der Autor mit seinen Figuren teilt. Sie streiten zwar über die Legitimität des Präsidentenmordes, in der Einschätzung seiner Person und seiner Politik indessen stimmen sie vollkommen überein. Der eine folgert daraus, daß er den Präsidenten ermorden muß. Der andere folgert rein gar nichts. Ist das, was Baker "Roman" nennt, also die traurige Zustandsbeschreibung des kritischen Intellekts? Oder vielleicht doch ein Versuch über die Unmöglichkeit der Demokratie?

All diese Fragen stellen sich und bleiben offen. Sicher ist nur, daß "Checkpoint" sein Verfallsdatum mit dem Wahltermin am 2. November erreicht haben wird.

Nicholson Baker: "Checkpoint". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Eike Schönfeld. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2004. 139 S., geb., 12,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Zunächst einmal ist es Jochen Jung wichtig zu betonen, dass es sich bei dem neuen Buch von Nicholas Baker um ein literarisches Werk handelt und er sich deshalb auch nicht als "politischen Kommentator", sondern als Rezensent aufgerufen sieht, sich damit zu beschäftigen. Es geht um zwei Männer, Jay und Ben, die sich zu einem Gespräch in einem Hotelzimmer treffen und die dieses Gespräch auf Tonband aufnehmen. Dabei offenbart Jay seinem Gesprächspartner, dass er vorhat, den amerikanischen Präsidenten George Bush umzubringen, erklärt der Rezensent den Inhalt des Buches. Jung, der sich als ausgesprochener Liebhaber des amerikanischen Autors zu erkennen gibt, kann mit diesem "dürren Dialogmitschnitt" nicht viel anfangen. Er findet, dass Baker darin kaum Gelegenheit findet, seine sonst vom Rezensenten so geschätzte "Beschreibungskunst" zu demonstrieren. Zudem führe die Geschichte, deren politische Intention, weit davon entfern, zu einem Mord am Präsidenten aufzurufen, deutlich darauf zielt, Bush loszuwerden, keine neuen Argumente oder Analysen an, sondern ziele lediglich auf die Affekte der Leser, so der Rezensent unzufrieden. Er findet, dass Baker mit diesem Werk kein "bedeutendes Buch" gelungen ist, doch immerhin wertet er es als "starkes Zeichen" für die "ernsthaften Sorgen", die der Autor sich über die derzeitige Situation in Amerika macht.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Checkpoint ist nicht bloß ein politisch extremer Roman, sondern ein Symptom. Etwas bricht auf in Amerika und drängt mit Macht an die Öffentlichkeit. Der Tagesspiegel