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In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1974 fanden amerikanische Soldaten im Berliner Grunewald einen sterbenden jungen Mann. Es war der 22jährige Ulrich Schmücker, der zum Umfeld der terroristischen "Bewegung 2. Juni" gehörte und von Mitgliedern eines Kommandos "Schwarzer Juni" als "Verräter" erschossen wurde - der erste Fememord in der Geschichte der Bundesrepublik. Stefan Aust zeigt, daß der Verfassungsschutz damals massiv in die Ermittlungen eingriff, um seine eigene Verwicklung in das Geschehen zu vertuschen. Er erzählt die Geschichte eines jungen Studenten, der gegen das Unrecht in der Welt…mehr

Produktbeschreibung
In der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1974 fanden amerikanische Soldaten im Berliner Grunewald einen sterbenden jungen Mann. Es war der 22jährige Ulrich Schmücker, der zum Umfeld der terroristischen "Bewegung 2. Juni" gehörte und von Mitgliedern eines Kommandos "Schwarzer Juni" als "Verräter" erschossen wurde - der erste Fememord in der Geschichte der Bundesrepublik. Stefan Aust zeigt, daß der Verfassungsschutz damals massiv in die Ermittlungen eingriff, um seine eigene Verwicklung in das Geschehen zu vertuschen.
Er erzählt die Geschichte eines jungen Studenten, der gegen das Unrecht in der Welt kämpfen wollte, Bomben legte, von der Polizei gefaßt und von einem Agenten "umgedreht" wurde und schließlich zwischen die Fronten von Verfassungsschutz und Terrorismus geriet. Spannend wie ein Krimi, liefert das Buch einen präzisen Einblick in die Terrorszene der siebziger Jahre und rekonstruiert zugleich einen Geheimdiensteinsatz, bei dem am Ende auf tragische Weise alles schiefging ...
"Es gibt Fälle im Leben eines Journalisten, die einen nie wieder loslassen. So erging es mir mit dem Mord an Ulrich Schmücker. Die Geschichte eines Jungen, der vom Verfassungsschutz skrupellos als Lockvogel benutzt wurde, um an Terroristen heranzukommen. Der Fall beschäftigte 16 Jahre lang die Gerichte und zeigt geradezu bilderbuchhaft, wie gefährlich das Spiel mit den Spitzeln ist und wie leicht Operationen außer Kontrolle geraten können. Wie dann sämtliche Sicherungen durchbrennen und alles, aber auch alles getan wird, um die Wahrheit zu vertuschen. Ein bundesdeutscher Geheimdienstskandal ohnegleichen, ein Justizkrimi und eine menschliche Tragödie." (Stefan Aust)
Autorenporträt
Stefan Aust, geboren 1946, langjähriger Chefredakteur des "Spiegel" und des von ihm mitbegründeten "Spiegel TV Magazins", zuvor unter anderem Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks, vor allem für "Panorama", ist seit 2009 als Filmproduzent, Medienberater und Teilhaber einer Fernsehproduktionsesellschaft tätig.
Rezensionen
Ohne Skrupel
Anfang 1991, mehr als 16 Jahre nach dem Mord an einem 22-jährigen Studenten, stellte die 18. Strafkammer des Landgerichts Berlin das Verfahren gegen fünf Angeklagte ein. Es war das längste Strafverfahren in der deutschen Justizgeschichte, mit insgesamt 591 Verhandlungstagen und drei jeweils vom Bundesgerichtshof aufgehobenen Urteilen. Es war der Schlusspunkt im so genannten Schmücker-Verfahren.
"Terror muss dabei sein"
Im Juni 1974 wurde in Berlin der Student Ulrich Schmücker erschossen. Es war ein Fememord, weil Schmücker nach seiner Verhaftung mit dem Verfassungsschutz zusammengearbeitet und Details zur Arbeit, den Absichten und Anschlägen der terroristischen "Bewegung 2. Juni" verraten hatte. Das Motto der Gruppe hieß: "High sein, frei sein, Terror muss dabei sein." Die Terroristen, deren Aktionsradius sich auf West-Berlin beschränkte, erschossen 1974 mit Günter von Drenkmann den obersten Richter der Stadt, entführten im Jahr darauf den Berliner CDU-Vorsitzenden Peter Lorenz, der nach der Freilassung von fünf inhaftierten Gesinnungsgenossen der "Bewegung" seinen Kerker verlassen konnte. Diese erfolgreiche Geiselnahme regte die RAF 1977 zur Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer an. Damit begann der blutige "Deutsche Herbst".
Geheimdienstskandal
"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust schildert präzise die Abläufe und Zusammenhänge aller Gerichtsverfahren, die in nur einem Fall mit der Verurteilung wegen Mordes an Schmücker endeten. Für Aust ist dies "ein Geheimdienstskandal ohnegleichen, ein Justizkrimi und eine menschliche Tragödie". Er schildert die Geschichte eines jungen Mannes, der zwischen die Fronten von Geheimdienst und Terrorismus geriet und vom Verfassungsschutz ohne Skrupel als Lockvogel benutzt wurde. Ein sauber recherchiertes und zugleich bewegendes Buch.
(Mathias Voigt, literaturtest.de)
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Das Bild des Studenten und Polizeispitzels Ulrich Schmücker ist Elke Schubert zufolge in der Öffentlichkeit bis heute genauso diffus geblieben wie für die Beteiligten der Ereignisse, die zu Schmückers Ermordung im Jahr 1974 führten: sowohl die Mitglieder der "Bewegung 2. Juni" als auch der Verfassungsschutz sahen in ihm nur den Verräter - die einen richteten ihn hin, die anderen nahmen seinen Tod in Kauf. Der anschließende Marathon-Prozess war, so Schubert, eine skandalöse Farce, nach der allerdings heute kein Hahn mehr krähen würde, wenn nicht Stefan Aust so hartnäckig an dem Thema festhielte - zurecht, wie sie findet. Im Vergleich zu seinem ersten Buch über den Fall Schmücker, weiß die Rezensentin, standen Aust nun viel mehr Unterlagen zur Verfügung, die aus den vergessenen Ereignissen eine erstaunliche aktuelle Geschichte "rechtsstaatlicher" Vertuschung machen - man denke an die Skandale um die V-Männer in der rechten Szene.

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