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»Ich habe nie so getan, als ob ich die Insel kenne, und ich bin die einzige, die wirklich hinfahren wollte.« Die Inseln vor der Küste sind numeriert, und niemand ist jemals auf der Insel Vierunddreißig gewesen - nur die eigenwillige Ich-Erzählerin in Annette Pehnts zweitem Roman verspürt ihren rätselhaften Sog. Selbst Zanka, der nach Vanille und Zigaretten riecht und sie in die Liebe einweist, kann sie nicht von der Suche nach ihrem Sehnsuchtsort abhalten. Endlich möchte sie das Leben spüren ... »Die bezaubernd schillernde Geschichte einer Heranwachsenden, die ihren Sehnsuchtsort findet.« Die Zeit …mehr

Produktbeschreibung
»Ich habe nie so getan, als ob ich die Insel kenne, und ich bin die einzige, die wirklich hinfahren wollte.« Die Inseln vor der Küste sind numeriert, und niemand ist jemals auf der Insel Vierunddreißig gewesen - nur die eigenwillige Ich-Erzählerin in Annette Pehnts zweitem Roman verspürt ihren rätselhaften Sog. Selbst Zanka, der nach Vanille und Zigaretten riecht und sie in die Liebe einweist, kann sie nicht von der Suche nach ihrem Sehnsuchtsort abhalten. Endlich möchte sie das Leben spüren ... »Die bezaubernd schillernde Geschichte einer Heranwachsenden, die ihren Sehnsuchtsort findet.« Die Zeit
Autorenporträt
Annette Pehnt, geboren 1967 in Köln, studierte und arbeitete in Irland, Schottland, Australien und den USA. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Freiburg und Hildesheim, wo sie das Institut für Literarisches Schreiben & Literaturwissenschaft leitet. 2001 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Ich muß los«, für den sie unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde. 2002 erhielt sie in Klagenfurt den Preis der Jury für einen Auszug aus dem Roman »Insel 34«, 2008 den Thaddäus-Troll-Preis sowie die Poetikdozentur der Fachhochschule Wiesbaden und 2009 den Italo Svevo-Preis. 2022 wurde sie mit dem Rheingauer Literaturpreis und 2023 mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. 2011 erschien ihr Roman »Chronik der Nähe«, im selben Jahr erhielt sie den Solothurner Literaturpreis sowie den Hermann Hesse Preis. 2013 erschien der Prosaband »Lexikon der Angst«, 2014 war sie Mitherausgeberin der Anthologie »Die Bibliothek der ungeschriebenen Bücher«. Darüber hinaus schrieb sie mehrere Kinderbücher, unter anderen »Der Bärbeiß«. Zuletzt veröffentlichte sie den Roman »Die schmutzige Frau«.
Rezensionen
»Die bezaubernd schillernde Geschichte einer Heranwachsenden, die ihren Sehnsuchtsort findet.« Ulrich Greiner, Die Zeit
"Weißt du schon, was du später werden willst? Wieso ist das denn so wichtig? Weil man nicht alles gleich gut können kann. Du musst glühen für etwas, das dein Herz höher schlagen lässt, würde der Vater von Annette Pehnts Ich-Erzählerin sagen. Egal ob Vokabeltest, Geräteturnen oder Mathe, in allem ist die Ich-Erzählerin eine der Besten. Aber nichts davon ist Ihre Leidenschaft. Da erinnert sie sich an eine winzige Insel, die Mal im Erdkundeunterricht durchgenommen wurde. Fortan glüht sie für die Insel."
(X-Mag)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2003

Kleiner Vogeldreck im zerkratzten Blau
Glücklich gelandet: Annette Pehnt erweist sich in ihrem zweiten Buch als reif für die Insel und ihre Geheimnisse / Von Joachim Kalka

Die Insel ist der alte Ort der Utopie - die Utopia des Thomas Morus ist eine Insel, kann nur eine Insel sein. "Insel 34", der Titel des neuen Romans von Annette Pehnt, ist eine Chiffre für das Verlangen, den Traum, die Leidenschaft - die rätselhafte Zahl ist dabei, wie wir erfahren werden, der Index für die rätselhafte Beliebigkeit des Träumens. Und für seinen Extremismus: Die Insel 34 ist die letzte, äußerste. "Meine Insel war Nummer vierunddreißig, weil sie am weitesten weg war", so beginnt es als brav-verträumte Klassenzimmergeschichte, die Insel ist ein kleines Phantom aus den Erdkundeklassenarbeiten. Irgendwie hakt sich die Phantasie im Atlas fest, an einem "kleinen Vogeldreck im zerkratzten Blau". Eine diffuse Faszination beginnt sich zu verfestigen.

"Meine Eltern freuten sich über das heftige Interesse, das als milde Neugier begonnen hatte und allmählich immer dringlicher Besitz von mir ergriff." Sie begreifen zwar nicht, weshalb das Interesse ihrer Tochter sich auf die Inseln vor der Küste richtet - doch was sie begrüßen, ist schlechthin die Herausbildung einer Leidenschaft für etwas, irgendeiner Leidenschaft für irgend etwas, denn die braucht der Mensch, um sich zu definieren. Doch führt die Erzählerin mit tückischer Geduld aus, wie ihre Obsession - die keiner versteht - ihr als Schülerin und dann als Studentin als rein defensives Instrument dient, zur Abwehr der Fragen und Erwartungen der anderen, und wie die Selbstfindung durch Leidenschaft ewig stockt. Daß sie nun "den Inseln" verfallen ist, der Insel 34 insbesondere, ist allerdings mittlerweile ein Teil ihres Lebens.

An sich sind die Inseln - das ist sehr kunstvoll geschildert - langweilig. Die Faszination kann durch keine objektive Qualität des Sehnsuchtsgegenstands begründet werden. Die Studiengegenstände - die alten Fotografien, die konfusen Sprachtonbänder, die Karteikarten - sind banal. Sie wirken unendlich rätselhaft, aber das Rätsel, das Geheimnis muß die Betrachterin stets aufs neue mitbringen. Die Inseln sind leer. Vor den Kapiteln dieses Romans stehen Insel-Mottos - aus der "Insel Felsenburg" und aus Synges "Aran-Inseln", von Tschechow ("Die Insel Sachalin"), Homer und Swift, von Robert Creeley und (besonders schön) Klaus Reichert. Sie erinnern daran, daß Inseln alles sein können - Sehnsuchtsheimat, Strafkolonie. Annette Pehnt führt vor, daß angesichts dieser Allmacht der Möglichkeiten die ins Auge gefaßte Insel 34 zwangsläufig das Nichts sein muß, die leere Projektionsfläche des Wunsches.

Dieses Prinzip führt nicht zum Verzicht auf Beschreibung, im Gegenteil, die Inseln, auf denen die Erzählerin schließlich im Verlauf ihrer so absurden wie nüchtern geschilderten kleinen Studienexpedition an Land geht, wirken ungeheuer solide, obwohl sie vollkommen uninteressant sind. Sie haben etwas magisch Triviales, sie haben den leicht gespenstischen Reiz Kabakovscher Installationen: eine provinzielle Schäbigkeit, deren versunkene Weltferne und Gleichgültigkeit zum Geheimnis angeschwollen scheint - die wie von einer hilflosen, hilflos "teilnehmenden" Ethnologin geschilderte Insel achtundzwanzig mit ihren Sackpfeife blasenden Bewohnern, die Insel zweiunddreißig mit ihrer stumm grabenden Archäologentruppe. Es gibt nichts eigentlich Rätselhaftes, aber alles bleibt unbegreiflich.

Die letzte Station der Fahrt, von der wir lesen, ist eine Deponie im Meer, es ist Nummer dreiunddreißig, die Insel des Gestanks. Hier endet die Initiationsreise, soweit es uns gestattet ist, sie zu verfolgen: auf der Müllkippe, die durch Annette Pehnts lakonische Schilderung etwas Friedlich-Bukolisches bekommt: "Manchmal hingen alte Plastiktüten in den Zweigen, die sich im Wind rundeten wie Lampions." Von hier aus könnte man nun die äußerste Insel, Nummer 34, sehen (wenn der Nebel nicht wäre). Die Entfernung ist gering. So gering, daß die Erzählerin "hinübergehen könnte", als sich in den letzten Sätzen des Romans das Wasser senkt und bei Ebbe der Schlick und die Priele einer Wattlandschaft auftauchen. Doch sie geht zum Haus des Deponieleiters zurück und packt ihre Sachen. Für die Rückfahrt mit dem Versorgungsschiff, muß man - so, wie die letzten, offenen Sätze konstruiert sind - annehmen. Was ist aus der unerklärlich hartnäckigen Reiseleidenschaft geworden? Hier muß sie enden, denn die Insel 34 ist unbeschreiblich und unerforschlich. Wie gefährlich schon die Nähe des Traumziels ist, das hat zu Beginn des letzten Kapitels das Epigraph formuliert: Es stammt diesmal aus den Märchen aus Tausendundeiner Nacht, aus der Sindbad-Geschichte, es erzählt von der Insel, auf der die Seefahrer landen und ein Feuer entzünden, nur um zu erfahren, daß es sich um einen riesigen Fisch handelt, auf dem sich Erdreich gesammelt hat und Bäume gewachsen sind und der nun überrascht die Hitze des Feuers verspürt: "In diesem Augenblick wird er mit euch in die Tiefe versinken, und ihr werdet alle ertrinken."

Die Insel - ein Phantom, ein Traum, ein Tod, eine erfolglose Rückkehr: das sind die Verkleidungen der Utopie. Nackt heißt sie: der Wunsch, der ausschließlich der meine ist. Ein Kapitelmotto stammt von John Donne - "Niemand ist eine Insel, gänzlich auf sich selbst gestellt . . ." Der Roman jedoch demonstriert das Gegenteil: die Insularität der verrückten jeweiligen individuellen Existenz mit ihren nicht mitteilbaren, "vermittelbaren" Vorhaben. Diese Geschichte von der Beliebigkeit des großen Traums lehrt auch die größere Beliebigkeit all dessen, was diesen Traum nicht erfüllt (die Beliebigkeit der anderen Inseln). So kann Annette Pehnt mit traumwandlerisch sicherer Sprache demonstrieren, daß ein derartiger Roman keine Plausibilität braucht, keine Psychologie, kaum eine Handlung - außer der Route, der Richtung hinaus. "Wer etwas Unendliches will, der weiß nicht, was er will", sagt Friedrich Schlegel.

Nach dem im Grund nur dekorativen "leisen Humor" ihres ersten Buches "Ich muß los" hat die Autorin nun ein wirklich erstaunliches und makelloses kleines Werk verfaßt. Sie hat den Genüssen des kokett Pittoresken entsagt und sich ganz dem unerschöpflichen Zauber der Banalität verschrieben. Und sie hat ein ästhetisches Prinzip beherzigt, das Mr. Pickwicks Diener Sam Weller einmal sehr schön zusammenfaßt. Als sein Herr fragt, ob der Brief, den Sam an seine Freundin geschrieben hat (und der nur aus einem lapidaren Satz besteht), denn nicht zu kurz sei, antwortet er: "Aber nie. Sie wird sich wünschen, daß noch mehr da stehen sollte, und das ist die große Kunst des Briefeschreibens."

Annette Pehnt: "Insel 34". Roman. Piper Verlag, München 2003. 189 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2003

Ein Fleck im zerkratzten Blau
Auf Traumpfaden: Annette Pehnts zweiter Roman „Insel 34”
Die Inseln sind teuer und klimatisch benachteiligt, sagt ihr Vater. Man schläft dort nicht gut, weiß ihre Mutter. Und Zanka, ihr Freund, behauptet, auf den Inseln blühten die Frauen wie der Flieder im Mai. Nur sie selbst kann nicht in bestimmten Aussagesätzen über die Inseln sprechen. „Ich habe nie so getan, als ob ich die Insel kenne, und ich bin die einzige, die wirklich hinfahren wollte, seit ich mehr von ihr weiß.”
Das Mädchen, von dem hier die Rede ist, hat keinen Namen, genau wie die Inseln, die sie als verschwommene Flecken auf der mürben Karte des Erdkundelehrers kennen lernt und von denen sie von da an nicht mehr lassen kann. 34 Inseln, irgendwo im Meer, namenlos und durchnummeriert. Insel 34, die äußerste „ein kleiner Vogeldreck im zerkratzten Blau”, wird ihr Sehnsuchtsort.
Annette Pehnt erzählt in ihrem zweiten Roman das Drama eines begabten, beängstigend gut funktionierenden Kindes: „Die Lehrer ermüdeten oft schneller als ich, sie hatten sich ja auch schon entschieden und mussten nicht alles gleichzeitig machen und dazu noch gemocht werden.” Sie ist unbeliebt, denn sie kann alles, ohne dass dabei ihr Herz an irgendetwas zu hängen scheint. Bis sie im Schulunterricht auf die geheimnisvolle Insel 34 stößt, der sie nun zäh und mit kalter Leidenschaft hinterherstöbert: Im Sprachlabor der Stadtbibliothek stößt sie auf eine Kassette mit dem „rotzigen Gemurmel” und trägen Singsang der Inselsprache; in der Schulbibliothek findet sie das Bild eines Insel-Jungen, der sie stumm anblickt, „streng und herausfordernd, der gerade Strich der Augenbrauen, die fest geschlossenen Lippen. Ich finde dich, sagte ich leise.”
Das Komma als Scharnier
Pehnt lässt die Forschungen ihrer Heldin zunächst als stehenden Sturmlauf im Leeren enden. Selbst im dicken Konversationslexikon des gelehrten Vaters tauchen die Inseln nicht auf. Dennoch wird die Diskussion am Abendbrottisch sofort hitzig, die Eltern wollen ihr die Inseln mit aller Macht ausreden wie einer Dreizehnjährigen den Discobesuch. „Ich trank Kirschsaft und sagte nichts mehr, sie hatten meine Frage vergessen und tauschten Inselgeschichten aus, aber woher wissen die das alles, dachte ich.”
Elegant und unauffällig wird hier in einem Satz von der verwundert beobachtenden Erzählerin zu den Eltern und wieder zurück geschwenkt. Als Scharnier dient das Komma, das leichteste aller Satzzeichen. Der gesamte Roman wird durch Kommata strukturiert, diese kleinen Wellen im Satz, die dem Text eine sanfte Dünung verleihen, ein angenehm ruhiges Parlando, das so gut zu dieser still störrischen Einzelgängerin passt.
Fast scheint das Mädchen sich darüber zu freuen, dass seine bizarre Leidenschaft es teigig werden lässt, unansehnlich im doppelten Sinne: Sie bleicht mehr und mehr aus – „das kurze Höschen, aus dem meine Beine herausquollen wie Mozzarella” – und wird für die anderen unsichtbar wie die Inseln: „Die Lehrer strichen mich auf ihren Namenslisten durch, weil sie dachten, ich sei krank, und ich saß die ganze Zeit an meinem Platz.”
Die Pubertät, die ersten Affären und Partys ihrer Klassenkameraden – all das zieht am Horizont ihrer Wahrnehmung vorbei, fern und fremd wie die Inseln, die auf Fotos als „längliche Flecken zwischen überbelichteten Grauschwaden” erscheinen. Sie, die ihren unförmigen Körper so lieblos und nachlässig mit sich herumschleppt wie eine Alditüte, spürt doch den Mangel, das diffuse Vakuum, in dem sie lebt, und legt sich irgendwann eine Liste an mit den Namen der Kneipen, von denen ihre Klassenkameraden dauernd reden. Auf die selbe Liste schreibt sie sich nach dem Abitur ein Wort: „Männer”. Sexualität muss erledigt werden wie Mathe-Hausaufgaben; weil man das anscheinend so macht. So wird die Liebe denn von Pehnt auch bizarr wie das Treiben von Insekten beschrieben, die Körper schaben sinnlos aneinander herum.
Annette Pehnt, die Literaturwissenschaften studiert hat, stellt ihren Kapiteln Zitate aus der Weltliteratur voran: Tschechows Insel Sachalin und Robinson Crusoe, der Inselwal aus Tausendundeiner Nacht und Johann Gottfried Schnabels ferne Insel Felsenburg, die Insel als Ort der Sehnsucht und Utopos, als ödes Ende der Welt oder als Ort der inneren Sammlung – die Insel weitet sich zum riesigen Assoziationsraum, was die Gefahr am Horizont auftauchen lässt, Pehnt könnte ihre Insel 34 nur als metaphorischen Ort der Literatur durchdeklinieren oder als nebulöses Bild für die Selbstfindung eines sensiblen Mädchens im Text verschwimmen lassen. Aber dann macht sich das Mädchen auf den Weg zu den Inseln. „Allmählich gerieten die Dinge außer Kontrolle.”
Pehnt führt ihre Heldin auf die Inseln 28, 32 und 33, drei bizarre Orte des Mangels und unverständlicher Rituale, die aber, dank sinnlich genauer Beschreibungen, so scharf konturiert erscheinen wie die absurd traumhaften und doch so klaren Begebenheiten bei Kafka. Und während sie die Endkonsonanten erforscht, Sackpfeife spielen lernt, beim Torfstechen hilft und am Ende auf der Müllinsel landet, stirbt im fernen Zuhause womöglich ihr Vater, man weiß es nicht, den letzten Brief der Mutter öffnet sie nicht, vielleicht ist es nicht mehr wichtig für sie.
Man kann dieses Buch als psychologische Tochter-Vater-Geschichte lesen, als Bildungsroman oder als stillen Gegenentwurf zur hysterischen Vergnüglichkeit unserer Zeit. Man kann all das versuchen und wird doch mit seinem Interpretationswerkzeug wieder aus dem Buch herausgeschickt, das einen still anschaut wie der Junge auf dem Foto, der gerade Strich der Augenbrauen, die Lippen fest geschlossen.
ALEX RÜHLE
ANNETTE PEHNT: Insel 34. Roman. Piper Verlag, München 2003. 187 Seiten, 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Lektüre des Buches hat Alex Rühle ratlos gemacht, wobei dies nicht als Manko verstanden werden muss. Doch schwankt Rühle in seiner Faszination zwischen den Etiketten: "Bildungsroman", "psychologische Tochter-Vater-Geschichte" oder doch einfach ein "stiller Gegenentwurf zur hysterischen Vergnüglichkeit unserer Zeit". Begeistert hat ihn vor allem Annette Pehnts Sprache, die von einem "angenehm ruhigen Parlando" durchzogen werde, das laut Rühle so gut zu der Protagonistin passt. Eine Einzelgängerin ist das, die er hier beschreibt. Irgendwie perfekt und "still störrisch" flüchte die sich in die Welt der "Insel 34", die zu ihrer einzigen Leidenschaft werde. Laut Rühle zieht an diesem eigenartigen Mädchen die Pubertät ebenso vorbei, wie ihre sonstige Umwelt - so erledige sie zum Beispiel Sexualität "wie Mathe-Hausaufgaben", wodurch das dann "bizarr wie das Treiben von Insekten" gerate, "die Körper schaben sinnlos aneinander rum". Dazwischen tauche immer wieder die Sehnsucht nach den Inseln auf, die laut Rezensent einen "riesigen Assoziationsraum" bieten, der aber dank der "sinnlich genauen Beschreibungen" sehr eindrucksvoll geraten sei und an Kafka erinnerten.

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