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Am Weimarer Hof wurde eines der glanzvollsten Kapitel der europäischen Kulturgeschichte geschrieben. Vor allem die Frauen prägten das Gesicht der Dynastie: Herzogin Anna Amalia machte aus dem unbedeutenden Kleinstaat eines der wichtigsten geistigen Zentren des 18. Jahrhunderts. Als ihr Sohn Karl August den jungen Goethe an den Weimarer Hof holt, beginnt der Aufstieg des Fürstenhauses zum strahlenden Mittelpunkt der deutschen Klassik. - Mit leichter Feder zeichnet Klaus Günzel die Geschichte der Weimarer Dynastie und beleuchtet dabei auch die menschlichen Licht- und Schattenseiten ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten.…mehr

Produktbeschreibung
Am Weimarer Hof wurde eines der glanzvollsten Kapitel der europäischen Kulturgeschichte geschrieben. Vor allem die Frauen prägten das Gesicht der Dynastie: Herzogin Anna Amalia machte aus dem unbedeutenden Kleinstaat eines der wichtigsten geistigen Zentren des 18. Jahrhunderts. Als ihr Sohn Karl August den jungen Goethe an den Weimarer Hof holt, beginnt der Aufstieg des Fürstenhauses zum strahlenden Mittelpunkt der deutschen Klassik. - Mit leichter Feder zeichnet Klaus Günzel die Geschichte der Weimarer Dynastie und beleuchtet dabei auch die menschlichen Licht- und Schattenseiten ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten.

Autorenporträt
Klaus Günzel, geboren 1936 bei Zittau, arbeitete nach seiner Ausbildung in Leipzig von 1957 bis 1982 als Bibliothekar in Zittau und ist seitdem als freier Autor tätig, unter anderem für »Die Zeit«. Mit zahlreichen Publikationen hat er sich einen Namen als Kenner der deutschen Romantik und Kulturgeschichte der Goethezeit gemacht.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.08.2001

Gelassen eine Zigarre rauchend die Löscharbeiten leiten
Vorzügliche Schilderung des nicht nur klassischen Weimar: Klaus Günzel läßt das Fürstenhaus lebendig werden und spricht wie nebenbei auch von Goethe

Die Anfänge der Dynastie waren wenig berauschend, und es mag seine Richtigkeit damit haben, daß der Verfasser sie in ihrer Frühphase "Verlierer der Geschichte" nennt. Nachdem 1485 die wettinischen Brüder Ernst und Albrecht ihre Lande geteilt hatten und es seitdem die ernestinische und die albertinische Linie gab, hatten sich die Ernestiner zunächst noch gut gehalten. Sie, die im Westen Sachsens mit Thüringen regierten und die Kurwürde behielten, während die Albertiner auf die Markgrafschaft Meißen mit Freiberg, Leipzig und Dresden verwiesen wurden, brachten mit Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen bedeutende Kurfürsten hervor; jeder kennt ihre Namen aus der Geschichte der Reformation.

Aber ihr Nachfolger Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige verspielte alles. Er verlor 1547 gegen Kaiser Karl V. die Schlacht bei Mühlberg, mußte auf die Kurwürde Verzicht leisten und wurde territorial so beschnitten, daß er nach seiner Rückkehr aus der kaiserlichen Gefangenschaft nur noch über ein "Zwergenland" regierte. Immerhin gründete er die Universität Jena, wo sein Denkmal als Hanfried, gutmütig und kurzhalsig, auf dem Marktplatz zu sehen ist. Vielleicht wurde ihm gerade sein Biedersinn zum Verhängnis, der sich etwa auch darin zeigte, daß er das Wasserschloß, an dem er nach der Gefangenschaft wieder mit seiner Familie zusammentraf, treuherzig "Fröhliche Wiederkunft" nannte.

Die folgenden rund zweihundert Jahre sahen durchschnittliche oder entschieden seltsame Regenten im Residenzstädtchen Weimar, bis hin zum "Psychopathen" Ernst August "mit dem ausgepichten, stets geschminkten Gesicht eines Wüstlings". Er regierte von 1728 bis 1748, und zu seinen zahlreichen Leidenschaften zählten sehr kostspielige wie die "Soldatenspielerei" und mehrere Ehrenfräulein, die er sich als Harem im Schloß Belvedere hielt. Es wundert daher nicht, daß sein Sohn und Nachfolger Ernst August Constantin ein schwächliches Wesen war und schon 1758 starb - nicht ohne freilich nach seiner Hochzeit mit Anna Amalia, einer Nichte Friedrichs des Großen, noch zwei Söhne gezeugt zu haben. Natürlich hatten frühere Herzöge immerhin so viel für die Kultur getan - durch Bauten, durch Förderung von Malern und Musikern -, daß ihr Herrschaftsgebiet als "dichter Kulturteppich" bezeichnet werden kann, aber über den Durchschnitt dessen, was die deutsche Kleinstaaterei auch anderswo erreicht hatte, ragte das alles nicht hinaus. Mit Anna Amalia wurde es anders.

Diese genialische, erst achtzehnjährige Herzogin, die plötzlich für den kleinen Erbprinzen Carl August die Regentschaft führen mußte, tat das mit solcher Energie, mit einer solch sicheren Hand und mit so viel Kenntnis von den geistigen Strömungen der Zeit, daß schon ihre Epoche zu denen zu zählen ist, die das kleine Weimar plötzlich zu einer bedeutenden kulturellen Macht in Deutschland werden ließ. Welches Fingerspitzengefühl zeigte sich nicht allein schon darin, daß sie den keineswegs fürstentreuen, eleganten Schriftsteller Christoph Martin Wieland zum Prinzenerzieher berief! Und welche Selbstverleugnung bedeutete es, daß sie sich nach jahrelanger erfolgreicher Regierung bei der Volljährigkeit Carl Augusts 1775 klaglos auf ihren Musensitz im Weimarer Wittumspalais zurückzog, ohne etwa von dort aus eine Nebenregierung zu versuchen.

Die allbekannte Geschichte der Berufung des schriftstellernden Advokaten Goethe aus Frankfurt am Main durch den nun seinerseits erst achtzehnjährigen Carl August in die Regierung des Herzogtums muß hier nicht wiedergegeben werden; immerhin zeigt sie, daß auch der neue Herzog denselben Zugriff hatte wie seine Mutter und nun mit weit folgenreicherem Ergebnis. Vielmehr soll die einleuchtende Art und Weise hervorgehoben werden, wie diese Geschichte und die weitere Regierung Carl Augusts und, wohlgemerkt, auch der Herzogin Louise im vorliegenden Buch behandelt werden. Dem Verfasser gelingt das Kunststück, wirklich vom Herzogspaar und nur in diesem Zusammenhang auch von Goethe zu sprechen, Carl August und Louise also als Personen eigenen Rechts darzustellen. Freilich gehört es natürlich zu deren Verdiensten, neben einer gewissenhaften Regierung des ihnen anvertrauten Landes mit Goethe, mit Herder, mit Schiller, mit Fichte und vielen anderen das kleine Herzogtum Weimar - wie Bethlehem in Juda - groß gemacht zu haben. Dazu gehört auch die Charakterisierung des Herzogs als eines ruhigen, tüchtigen Mannes, der etwa nach der Niederlage gegen Napoleon selbstironisch meinte: "Herzog von Weimar und Eisenach wären wir wohl einstweilen gewesen", und beim Theaterbrand 1825 "gelassen eine Zigarre rauchend die Löscharbeiten" leitete.

Genauso gelungen ist die Schilderung der nächsten Generation, des gutwillig-blassen Großherzogs Carl Friedrich und seiner keineswegs blassen Gattin, der russischen Großfürstin Maria Pawlowna, der es zu verdanken ist, daß Weimar noch auf lange Zeit hinaus das kulturelle Zentrum Deutschlands blieb. So dirigierte noch 1849 Franz Liszt zum Geburtstag Maria Pawlownas in Weimar Wagners Tannhäuser, und 1850 wurde sogar mit finanzieller Unterstützung der Großherzogin der Lohengrin uraufgeführt, diesmal an Goethes Geburtstag. Schließlich wird die Regierung Carl Alexanders und seiner Frau Sophie plastisch vor Augen geführt, sozusagen die silberne Epoche in der geistigen Geschichte Weimars. Hier gelang es einem Herrscherpaar fast über ein halbes Jahrhundert lang, das Erbe des klassischen Weimar nicht nur zu bewahren, sondern durch seine geistige Souveränität, seinen Kenntnisreichtum, sein Einfühlungsvermögen und seine Energie lebendig zu erhalten - und Neues zu fördern. Davon zeugen die Großherzogin-Sophien-Ausgabe von Goethes Werken, die Restaurierung der Wartburg oder auch, nicht zu verachten, die Denkmäler Carl Augusts, von Goethe und Schiller, Herders und Wielands, ohne die man sich Weimar gar nicht mehr vorstellen kann.

Weimars letzte Blüte, die mit den Namen Henry van de Velde oder Harry Graf Kessler verbunden ist, stand dagegen unter keinem guten Stern, und hier ist deutlich zu sehen, wieviel Unheil unfähige Angehörige einer sonst so verdienstvollen Dynastie anrichten können. In Wilhelm Ernst, dem letzten Großherzog, scheinen noch einmal die Vorgänger Anna Amalias auferstanden zu sein, diesmal in wilhelminischer Variante, also der des Banausentums und der Großspurigkeit. Vielversprechendes wurde durch Patzigkeit und Unverständnis wieder zerstört, Weltkrieg und Revolution taten ein übriges. Aber Weimar bleibt, trotz der dazwischenliegenden Jahrzehnte erstickender Diktaturen, immer noch geprägt von anderthalb Jahrhunderten des segensreichen Wirkens einer Dynastie, die in der tüchtigen Regierung ihres kleinen Landes und in der Förderung der Künste Größtes geleistet hat.

Klaus Günzels Buch hat all das gut lesbar und mit vernünftigem, gelegentlich vor Deutlichkeiten nicht zurückschreckendem Urteil klargemacht. Aus zwei einander entgegengesetzten Gründen ist das eine bedeutende Leistung. Zum einen dürfte es nicht einfach gewesen sein, nach den Carl-August-Biographien von Willy Andreas, Hans Tümmler, Friedrich Sengle und Volker Ebersbach noch Eigenständiges zu diesem bedeutenden Herrscher zustande zu bringen. Umgekehrt gab es zu den Nachfolgern Carl Augusts, mit der Ausnahme von Angelika Pöthes Buch über Carl Alexander, keine Vorarbeiten in diesem Sinne, so daß ganz selbständig vorgegangen werden mußte. Beides ist vorzüglich gelungen. Auf jeden Fall aber hat das Buch klargelegt, daß der heutige republikanische Staat ein großes Erbe zu verwalten und fruchtbar zu machen hat. Keine ganz leichte Aufgabe.

WOLFGANG SCHULLER.

Klaus Günzel: "Das Weimarer Fürstenhaus". Eine Dynastie schreibt Kulturgeschichte. Böhlau Verlag, Köln/Weimar, Wien 2001. 223 S., Abb., geb., 48,- DM.

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»Eine vorzügliche Schilderung des nicht nur klassischen Weimar.« Frankfurter Allgemeine Zeitung