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Pal Bentzen ist ein glücklicher Mann: Er hat sich eine Forschungsstelle am renommierten Institut für Sprachwissenschaft erkämpft und mit seiner ehrgeizigen Kollegin Nanna eine verheißungsvolle Affäre begonnen. Nanna arbeitet an einem vielversprechenden Projekt, und Pal unterstützt sie nach Kräften. Dass sie in der Öffentlichkeit über ihre Beziehung Stillschweigen bewahrt, stört ihn kaum. Eines Tages stößt Pal im Kopierraum auf einen Text der angesehenen Professorin Edith Rinkel. Vieles darin kommt ihm irgendwie bekannt vor. Hat die Professorin ihre Thesen womöglich aus Nannas Arbeit gestohlen?…mehr

Produktbeschreibung
Pal Bentzen ist ein glücklicher Mann: Er hat sich eine Forschungsstelle am renommierten Institut für Sprachwissenschaft erkämpft und mit seiner ehrgeizigen Kollegin Nanna eine verheißungsvolle Affäre begonnen. Nanna arbeitet an einem vielversprechenden Projekt, und Pal unterstützt sie nach Kräften. Dass sie in der Öffentlichkeit über ihre Beziehung Stillschweigen bewahrt, stört ihn kaum. Eines Tages stößt Pal im Kopierraum auf einen Text der angesehenen Professorin Edith Rinkel. Vieles darin kommt ihm irgendwie bekannt vor. Hat die Professorin ihre Thesen womöglich aus Nannas Arbeit gestohlen? Helene Uris Campus-Roman entlarvt die dunklen Seiten der nicht immer ganz so hehren Welt der Wissenschaft und erzählt dabei vom Kampf zweier ungewöhnlichen Rivalinnen.
Autorenporträt
Dr. Gabriele Haefs studierte in Bonn und Hamburg Sprachwissenschaft. Seit 25 Jahren übersetzt sie u.a. aus dem Dänischen, Englischen, Niederländischen und Walisischen. Sie wurde dafür u.a. mit dem Gustav- Heinemann-Friedenspreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet, 2008 mit dem Sonderpreis für ihr übersetzerisches Gesamtwerk. 2011 wurde Gabriele Haefs als Königlich Norwegische Ritterin des St.Olavs Ordens in der Norwegischen Botschaft in Berlin ausgezeichnet u.a. für ihre Übersetzungen, für die Vermittlung von norwegischen Büchern nach Deutschland sowie für das Knüpfen von Kontakten im Kulturbereich ganz allgemein.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.09.2008

Studenten als Liebhaber bevorzugt
Erbsenzählerei und Größenwahn: Helene Uri hat mit „Nur die Stärksten überleben” einen Campus-Roman geschrieben
Mitte der neunziger Jahre, als der unvergessene Dietrich Schwanitz seinen Bestseller „Der Campus” vorlegte, scheint es an deutschen Universitäten noch munter zugegangen zu sein: Da wurde sexuell belästigt, politisch intrigiert, giftig gemobbt und mafios geseilschaftet, was das Zeug hielt. Zwar behaupteten manche Kritiker schon damals, der Roman bilde überholte Verhältnisse ab, aber dem Wiedererkennungswert tat das keinen Abbruch. Inzwischen hat, so hört man, die Verkettung von Effizienzanalysen, Exzellenzinitiativen und Existenzängsten das hiesige Hochschulklima derart heruntergekühlt, dass Lehrende, Forschende und Studierende sich nur noch zielstrebig ihrem Fortkommen widmen und für Aus- und Abschweifungen, wie der widerborstige Anglist Schwanitz sie schilderte, weder Zeit noch Mumm übrig haben. Kein Wunder, dass das ehrwürdige amerikanisch-britische Genre des Campus-Romans bei uns keine Blüten mehr treibt.
In anderen Ländern dagegen wird das literarische Potential des Hochschulmilieus gerade erst entdeckt. Norwegen zum Beispiel, an Einwohnern etwa so reich wie Deutschland an Arbeitslosen und beim Lebensstandard laut UNO-Statistik an der Weltspitze, konnte vor zwei Jahren seinen ersten Campus-Roman begrüßen. Er heißt im Original „De beste blant oss”, was so viel bedeutet wie „Unsere Besten”. Die darin mitschwingende Ironie ist im martialischen deutschen Titel „Nur die Stärksten überleben” getilgt, was leicht auf eine falsche Fährte führen kann, ebenso wie der schweizerisch klingende Name der Autorin: Helene Uri, Jahrgang 1964, wurde in Stockholm geboren, wuchs in Oslo auf und arbeitete zwölf Jahre als Sprachwissenschaftlerin an der dortigen Universität, bevor sie sich auf die Schriftstellerei verlegte.
Damit ist die Grundbedingung des Genres erfüllt, die verlangt, dass akademische Zustände und Machenschaften aus Insider-Sicht geschildert werden. Uri bekannte überdies, sie habe den Roman begonnen, um sich „an einigen Leuten zu rächen”. Auch wenn die entsprechenden Schlüssel-Erlebnisse für ein außernorwegisches Publikum kaum nachvollziehbar sind, taugen boshafte Absichten doch als Mittel, um Laien wie Experten zur Lektüre zu verlocken. Sex and Crime, die Zutaten, die auf dem Campus so gut funktionieren wie an anderen literarischen Orten, sind hier geschmackvoll verpackt und moderat aufregend, für Leser mit Abitur eben. Und ganz im Sinne ihres britischen Kollegen David Lodge, der vom eskapistischen, ja „pastoralen” Charakter der Campus-Romane spricht, siedelt die Autorin das Ganze in einer Sphäre an, die dem Alltag so entrückt ist wie der Schauplatz einer Shakespeare-Komödie: Als sei die Arbeitswelt real existierender Sprachwissenschaftler noch nicht exotisch genug, hat sie die Universität Oslo um ein fiktives „Institut für Futuristische Linguistik”, kurz und flott „Futling”, bereichert.
Schwache Beugungsmuster
Dort untersucht man, unter komfortablen Bedingungen und mit großzügiger ökonomischer Ausstattung, wie die Sprache in Zukunft aussehen sollte und wie sie mutmaßlich aussehen wird. Eine Forschungsgruppe der „Normativisten” entwirft beispielsweise „einen passenden Dialekt für den neuen Stadtteil, in dem sich die Osloer Oper befindet”, während bei den „Deskriptivisten” unter anderem die Entwicklung von „Kebabnorwegisch, Salsanorwegisch und diversen Typen von Ethnolekten” in Zeiten zunehmender Multikulturalität beobachtet wird. Gewiss nährt sich diese linguistische Science-Fiction aus der Situation in Norwegen, wo die Teilung der Landessprache in „Bokmål” und „Nynorsk” sowie zwei weitere, nichtamtliche Varianten besondere Probleme und Kuriositäten schafft. Gleichwohl wirkt vieles von dem, was Helene Uri ihren erfundenen Fachkollegen unterstellt, grenzüberschreitend amüsant, weil sich darin globale Wissenschaftler-Marotten zwischen Erbsenzählerei und Größenwahn spiegeln.
Pål Bentzen, der rothaarige Romanheld, forscht in der Abteilung für Zukunftsmorphologie, wo man vorauszusehen versucht, wann die Objektform „dich” an der Südküste ausstirbt, oder wie rasch der Wechsel von starken zu schwachen Beugungsmustern bei Verben voranschreitet. Bentzen ist aber kein vertrockneter Elfenbeinturm-Insasse, sondern ein sympathischer Mann von zweiunddreißig Jahren, hochbegabt und erfolgreich, auch bei Frauen. Eine dauerhafte Liebesbeziehung freilich war ihm noch nicht beschieden, was einerseits mit einem pubertären Schuldtrauma zusammenhängt und andererseits damit, dass seine Mutter „die Einzige” für ihn ist.
Nicht unempfänglich ist Pål für die Reize der fast zwanzig Jahre älteren Futling-Professorin Edith Rinkel, einer schwarzhaarigen Karriere-Lady mit Schuhtick, deren intellektuelle Kompetenz mindestens so viel Aufsehen – und Neid – erregt wie ihre erotische Attraktivität. Sie indes bevorzugt Studenten als Liebhaber, momentan den weißhäutigen Aleksander, der sich auf dem roten Teppich ihres Büros so gut macht. Und Pål verliebt sich blitzartig in die blonde Nanna, eine Postdoc-Stipendiatin von engelhaftem Aussehen, die in der Abteilung Futuristische Phonologie die Verbreitung des Zäpfchen-R erforschen soll. Insgeheim jedoch arbeitet sie an einem viel ambitionierteren Projekt: Es trägt den Codenamen „REV21” und läuft auf eine sprachtechnologische Revolution hinaus, ein universales Übersetzungsprogramm auf neurolinguistischer Basis. Was kann es für Pål Schöneres geben, als die ebenso hinreißende wie geniale Geliebte bei diesem Vorhaben zu unterstützen und mit ihr gemeinsam die Früchte ihrer Erfindung zu ernten? Aber da ist auch noch die ehrgeizige Professorin Rinkel, die Nanna aus USA-Zeiten kennt. Und man staunt, wie viel kriminelle Energie die Gier nach akademischem Ruhm bei „unseren Besten” freisetzen kann.
Helene Uri hat bei der Zeichnung ihrer Figuren, beim Ersinnen milieutypischer Dialoge und beim Ausplaudern kleiner Betriebsgeheimnisse offenbar viel Spaß gehabt. Wer wusste schon, dass unter Sprachwissenschaftlern der Fachausdruck „Apokope”, der den Verlust von Buchstaben oder Silben am Wortende bezeichnet, als Synonym für den Coitus interruptus kursiert? Uris kriminalistischer Faden mag allzu transparent gesponnen sein, und ihre Rache, wem immer sie gilt, ist eher von der milden Sorte. Der Campus-Effekt aber, der vom Kontrast zwischen den vermeintlich hehren Gefilden der Wissenschaft und dem Sieg menschlicher Schäbigkeit lebt, stellt sich nur dort ein, wo die Institution Universität grundsätzlich Respekt genießt. In Norwegen scheint das noch der Fall zu sein – sonst hätte dieser Roman nicht entstehen können, der bei allem Bemühen um satirische Schärfe die unschuldige Frische eines Fjordgewässers ausstrahlt. Und der ganz nebenbei eine wichtige Einsicht vermittelt: „Die Bedeutung der Linguistik wird in der Gesellschaft überhaupt stark unterschätzt.” KRISTINA MAIDT-ZINKE
HELENE URI: Nur die Stärksten überleben. Roman. Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Piper Verlag, München 2008. 430 Seiten, 19,90 Euro.
Der Campus-Roman lebt vom Kontrast hehrer Wissenschaft und menschlicher Schäbigkeit, vom Kontrast von Geist und Fleisch Foto: Andreas Teichmann/laif
Helene Uri Foto: Nina Kammersten
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Durchaus wohlwollend bespricht Rezensentin Kristina Maidt-Zinke diesen an der Universität Oslo spielenden Campus-Roman von Helene Uri. Die Intrigen und Ränkespiele um den Zukunftsmorphologen Pal Bentzen, seine Geliebte und eine rivalisierende Professorin am "Institut für futuristische Linguistik" scheinen ihr zwar vergleichsweise zahm und "moderat aufregend". So ist sie von Dietrich Schwanitz' "Der Campus" anderes gewohnt. Dafür aber findet sie Sex und Crime bei Uri "geschmackvoll verpackt". Man merkt der Autorin ihres Erachtens den Spaß an, den sie bei der Figurenzeichnung, beim Ersinnen "milieutypischer Dialoge" und Ausplaudern "kleiner Betriebsgeheimnisse" hatte. Allerdings funktioniere der auf dem Kontrast zwischen erhabener Wissenschaft und menschlicher Gemeinheit basierende "Campus-Effekt" nur, wo die Institution Universität grundsätzlich Respekt genieße, was in Norwegen noch der Fall zu sein scheine. Für Maidt-Zinke strahlt der Roman trotz des Bemühens der Autorin um "satirische Schärfe" insgesamt eher die "unschuldige Frische eines Fjordgewässers" aus.

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