Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 4,31 €
Produktdetails
  • Verlag: Piper
  • 2000.
  • Seitenzahl: 198
  • Deutsch
  • Abmessung: 17mm x 135mm x 205mm
  • Gewicht: 350g
  • ISBN-13: 9783492042246
  • ISBN-10: 3492042244
  • Artikelnr.: 08531073
Autorenporträt
Thomas Kraft wurde 1959 in Bamberg geboren, war Programmmacher des Literaturhauses München, arbeitet als Autor, Herausgeber, Literaturkritiker und Organisator kultureller Veranstaltungen. Thomas Kraft lebt mit seiner Familie in Herrsching am Ammersee.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.06.2000

Die Newcomer der Neunziger
Junge deutsche Literatur, vorgestellt von Altersgenossen
Literatur der Jahrhundertwende, da denkt man an Schnitzler, George, Hofmannsthal. Aber an Hermann, Schulze, Grünbein? Thomas Kraft hat sich der aktuellen Jahrhundertwende gewidmet und einen Band zur Literatur der Neunziger herausgegeben, in dem eine Riege junger Feuilleton-Journalisten die Erzählungen, Gedichte und Romane ihrer ehemaligen Kommilitonen vorstellt.
Slam Poetry und der erste Golf zum bestandenen Abi sind dabei nicht von der Partie, hier geht es um die Generation der heute Dreißig- bis Vierzigjährigen, die noch den Bogen spannen können zu Erfahrungen der älteren Generation, zu Erlebnissen in der DDR, Konservatismus als Feindbild und der Infragestellung des Ich. Dabei hütet sich der Herausgeber vor den Debatten der Älteren, sein Band „aufgerissen – Zur Literatur der 90er” beschreibt fern der Wenderomane, Bocksgesänge und Serbienreisen eben jene Autoren, von denen man sich morgen Großes verspricht.
Raoul Schrott zum Beispiel, der „Gedichte aus den ersten viertausend Jahren” für Hans Magnus Enzensbergers „Andere Bibliothek” zubereitet hat, ihn stellt Kraft selbst vor und schlägt sich zugleich auf die Seite der Bewunderer dieses literarischen Tausendsassas und seiner sprudelnden Ideen. Von den schnell abgekanzelten Kritikern erfahren wir nichts – Rafik Schami zu Schrotts Übersetzungen aus dem Arabischen etwa oder Thomas Milch zu dessen Dada-Studien –, was nur soviel bedeutet, dass wir es hier mit einer ausgesprochenen Empfehlung zu tun haben. Einer von vielen in dem Buch. Was ihm nicht schadet, betrachtet man es dementsprechend als Favoritensammlung.
Thomas E. Schmidt bietet Beobachtungen zur Entwicklung Marcel Beyers, die das Oszillieren von (Pop-)Musik und Text aufzeigen, Jamal Tuschick spricht dem Kanak-Spezialisten Feridun Zaimoglu die fruchtbare Irritation des wieder selbstgenüsamen Erzählens in den Neunzigern zu, und Jörg Magenau fragt zwischen all den Appetitanregern, ob Thomas Brussigs Kost nicht langsam schal werde, angelangt bei dessen Erkenntnis: „Erinnerung hat die Funktion, Vergangenheit als schön nachzuerleben. ”
Im Gegensatz zum einleitenden Zitat von William S. Burroughs erscheinen die neunziger Jahre in diesem Rückblick auf die junge deutsche Literatur deshalb keineswegs als „knallhartes, überhaupt nicht komisches” Jahrzehnt, sondern als verspieltes, traurig schönes, poetisches, konstruktives. Nach Jahren sinkender Verkaufszahlen stehen die Newcomer wieder ganz oben in der Gunst des Publikums und den Hitlisten: mit „Vokabelschönheiten” aus der Heimat von Peter Weber, dem quirligen „Zeitgeist-Bewußtseins-Unterhaltungsroman” von Thomas Meinecke, den Provokationen des angeblich doch hausbackenen Maxim Biller oder dem Debütroman von Georg Klein, Libidissi, dessen bloße Inhaltsangabe schon – im Gegensatz zur 99prozentigen Konkurrenz – eine reine Wonne sei. Beliebig ist das nicht, nur ein erstaunlich günstiges Pauschalangebot. Und das von Seiten der Kritik. Wer da nicht erst recht kritisch wird!
VOLKMAR MÜHLEIS
THOMAS KRAFT (Hrsg. ): aufgerissen – Zur Literatur der 90er. Piper Verlag, München 2000. 200 Seiten, 36 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

""Dreizehn Autorenporträts, dreizehn disparate Texte unter dem Mikroskop" schreibt Rezensentin Pia Reinacher sichtlich angetan. Denn diese Anthologie schafft es ihrer Meinung nach, sich zu einem "Schattenriss der jüngsten deutschen Gegenwartsliteratur" zu fügen. Zu Beginn wird schlaglichtartig noch einmal das Medienphänomen Junge Deutsche Autoren behandelt. Exemplarisch werden auch die Texte über Ingo Schulze und Raoul Schott diskutiert. Eine Autorengeneration, fasst Reinacher schließlich zusammen, die nur eine einzige Gemeinsamkeit verbindet: "der jähe Erfolg, die fiebrige Aufmerksamkeit von Lesern und Kritikern - aus heiterem Himmel".

© Perlentaucher Medien GmbH"