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Aus der zerstörerischen Heimat flieht Eisler 1933 in die rettende Fremde, aus den USA vertreibt ihn 1948 das Committee on Un-American Activities, zurück in die zerstörte Heimat. Anziehung und Abstoßung vertauschen im Exil ihre Pole.In Hollywood komponiert er für die Filmindustrie und kritisiert sie zugleich in seinem Buch 'Komposition für den Film'; mit seiner Filmmusik ist er zwar erfolgreich, aber seine ernste Musik wird nicht beachtet; zeitweise verdient er gut, doch Schulden zehren immer wieder die Einkünfte auf. In seinen Liedern aus Hollywood beklagt er die Barbarei der Heimat und die…mehr

Produktbeschreibung
Aus der zerstörerischen Heimat flieht Eisler 1933 in die rettende Fremde, aus den USA vertreibt ihn 1948 das Committee on Un-American Activities, zurück in die zerstörte Heimat. Anziehung und Abstoßung vertauschen im Exil ihre Pole.In Hollywood komponiert er für die Filmindustrie und kritisiert sie zugleich in seinem Buch 'Komposition für den Film'; mit seiner Filmmusik ist er zwar erfolgreich, aber seine ernste Musik wird nicht beachtet; zeitweise verdient er gut, doch Schulden zehren immer wieder die Einkünfte auf. In seinen Liedern aus Hollywood beklagt er die Barbarei der Heimat und die Öde der Zuflucht. Erzählt wird vom unsteten Leben im Exil, von den Spielregeln der Hollywood-Gesellschaft und von den politischen Hintergründen seiner Verfolgung. Interpretiert werden seine Kompositionen, seine 'Kunst zu erben' und seine Ästhetik der displaced form.Bisher unbekannte Quellen, u.a. das Protokoll seiner ersten, nichtöffentlichen Vernehmung durch das Komitee, werden vorgestellt und ausgewertet. Es entsteht das facettenreiche Bild eines melancholischen Kämpfers, der um Gradlinigkeit bemüht, doch von Widersprüchen gezeichnet war.In 1933 Eisler fled his destructive homeland to find safety abroad; in 1948 the Committee on Un-American Activities forced him out of the USA back to his destroyed homeland. The polarities of attraction and rejection were reversed in exile.In Hollywood he composed for the film industry while at the same time criticising it in his book Composing for the Films. His film music may have been successful but his serious music was ignored. Sometimes he made money, but his income was continually swallowed by debts. In the songs he wrote in Hollywood he laments the barbarism of his native country and the desolation of his refuge.This is the story of an unsettled life in exile, of the rules of the Hollywood game and of the political background to Eisler's persecution, with interpretations of his compositions, his "art to inherit" and his aesthetic of the displaced form.Previously unknown sources, including the report of Eisler's first unpublished interrogation by the Committee, are reproduced and evaluated, creating a multi-faceted picture of a melancholy fighter who longed for things to be straightforward but was characterised by contradictions.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.03.2013

KURZKRITIK
Rettende Fremde
Wie es dem Komponisten
Hanns Eisler in Hollywood erging
Hanns Eisler, jüdischer Komponist und Kommunist, Außenseiter, bleibt unter-schätzt. In Leipzig 1898 geboren, in Wien Schönberg-Schüler, in Berlin bei der Roten Fahne, verlässt er Deutschland 1933 und landet über Umwege im US-Exil. In Kalifornien hat er seine produktivste Emigrantenzeit – im Gespräch mit Brecht, Thomas Mann, Feuchtwanger, Schönberg, Adorno oder Chaplin. Das „Hollywooder Liederbuch“, eine 50-teilige Liedsammlung, offenbart die ganze Ambivalenz des Filmkomponisten Eisler: Es diente der emotionalen Abgrenzung gegen die kalte US-Filmindustrie. Die gemeinsam mit Adorno verfasste Schrift „Komposition für den Film“ wird zum Grundgesetz des Metiers.
  Eislers Epoche in Hollywood hat der Musikologe Horst Weber unter die Lupe genommen, aus Archiven und Quellen exakt und sensibel erschlossen. Weber gelingt es, Eislers Arbeiten für das Kino – acht Filme für Regisseure wie Fritz Lang, Jean Renoir oder Douglas Sirk – in ihren dramaturgischen, ästhetischen und musikalischen Positionen detailliert zu beschreiben. Es entsteht, auch mithilfe kürzlich in Hollywood entdeckter Briefe, ein Bild seiner künstlerischen, geschäftlichen und privaten Beziehungen in L. A. „Eislers Verhältnis zu der Filmmusik, die er in Hollywood komponierte, war zwiespältig“, resümiert Weber: Er schämte sich ihrer als Marxist wie als Schönberg-Schüler. Gleichzeitig freute er sich aber über Anerkennung.
  Die Amerikaner warfen Eisler 1948 im Zuge der McCarthy-Aktionen aus dem Land, er kehrte nach Berlin zurück. Es begann der ostdeutsche Ruhm, mit all den Querelen um ihn, der sich der DDR verbunden fühlte und doch zerrissen war. Die Hollywood-Recherche zeigt nebenbei, wie unverdrossen Eisler auch in den USA an seiner Faust-Opernprojekt arbeitete, das ohne Musik blieb.
WOLFGANG SCHREIBER
  
Horst Weber: I am not a hero, I am a composer. Hanns Eisler in Hollywood. Georg Olms Verlag. Hildesheim 2012, 536 Seiten, 48 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Daniel Ender führt uns erst einmal sachkundig in die vielen Widersprüche, die das Leben und Werk des Komponisten Hanns Eislers ausmachen, bevor er auf Horst Webers Buch über Eisler Jahre in Hollywood zu sprechen kommt. Weber schreibe sehr suggestiv, so dass sich sein Buch fast wie ein biografischer Roman läse - und als hätte der Autor mit Eisler unterm kalifornischen Ahornbaum gesessen, bemerkt der Rezensent. Doch nähere sich Weber seinem Gegenstand ebenso von der biografischen wie von der analytischen Seite und verschaffe seinem Leser tiefe Einblicke in Gehalt und Asthtik von Eislers Musik, lobt Enders. Sehr richtig findet er, dass Weber die dritte Klaviersonate von 1943 als wichtigstes Werk aus jener Epoche bewertet, auch wenn sie viel unbekannter sei als das berühmte "Hollywood Songbook".

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