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Die vorliegende Lebensbeschreibung schildert den von dramatischen Wendungen geprägten Werdegang des deutschen Offiziers Botho Henning Elster, der von 1914 bis 1945 unter drei Staatsformen als Fähnrich, Schutzpolizist und schließlich Panzergeneral Dienst tat. Sie dokumentiert auf beeindruckende Weise, wie eng die Biographie eines einzelnen Wehrmachtsangehörigen mit der wechselvollen deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert verknüpft war. Anhand zahlreicher Dokumente und Briefe aus dem Privatarchiv seines Sohnes gestattet das Buch intime Einblicke in die inneren Beweggründe eines Mannes, der zeit…mehr

Produktbeschreibung
Die vorliegende Lebensbeschreibung schildert den von dramatischen Wendungen geprägten Werdegang des deutschen Offiziers Botho Henning Elster, der von 1914 bis 1945 unter drei Staatsformen als Fähnrich, Schutzpolizist und schließlich Panzergeneral Dienst tat. Sie dokumentiert auf beeindruckende Weise, wie eng die Biographie eines einzelnen Wehrmachtsangehörigen mit der wechselvollen deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert verknüpft war. Anhand zahlreicher Dokumente und Briefe aus dem Privatarchiv seines Sohnes gestattet das Buch intime Einblicke in die inneren Beweggründe eines Mannes, der zeit seines Lebens nicht bereit war, die Grenzen des Gehorsams zu akzeptieren, wenn dies die Preisgabe humanitärer Ideale zur Folge gehabt hätte. Am Ende seiner Laufbahn zeichnete Elster für die größte Massenkapitulation des Zweiten Weltkrieges an der Westfront verantwortlich, durch die er nahezu 20.000 Soldaten seiner Fußmarschgruppe das Leben rettete: Ein allein durch sein Gewissen geleiteter Akt des offenen militärischen Widerstandes, der die Verurteilung zum Tode zur Folge hatte. Die erst 1998 per Gesetz erfolgte Aufhebung dieses Unrechtsurteils fand in der Öffentlichkeit zunächst keine Beachtung.
Unter dem Titel "Ein deutscher Held. Die Kapitulation des Botho Henning Elster 1944" produzierten der Hessische Rundfunk und ARTE im Jahre 2003 eine Fernsehdokumentation.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2006

"Welch ein Massenwahnsinn"
Gehorsam und Widerstand: Das Leben des Generalmajors Botho Henning Elster

Als "beeindruckende Person" und "Mann von Moral", der dem sinnlosen Töten ein Ende setzen wollte, haben ihn amerikanische Offiziere und französische Widerstandskämpfer bezeichnet, das Reichskriegsgericht verurteilte ihn dagegen in Abwesenheit zum Tode. Als Generalmajor war Botho Henning Elster im September 1944 in Frankreich für eine der größten Massenkapitulationen des Zweiten Weltkrieges verantwortlich, entgegen allen Befehlen der Wehrmachtsführung führte er rund 20 000 Mann in die Gefangenschaft und bewahrte damit vermutlich Tausende deutsche Soldaten und französische Zivilisten vor dem Tod. Anerkennung hat ihm diese mutige Entscheidung später kaum gebracht. Bei der Entnazifizierung wurde er zwar 1948 - ungewöhnlich für einen General - als "entlastet" eingestuft, dennoch ist er in seiner Heimat praktisch unbekannt geblieben.

In dem Buch "Die Grenzen des Gehorsams" zeichnet sein Sohn Welf Botho Elster mehr als sechzig Jahre nach der Massenkapitulation den Lebensweg des Generalmajors nach. Mit Hilfe zahlreicher Briefe und anderer Dokumente schildert er den Werdegang und die Persönlichkeit eines Offiziers, der zwischen 1914 und 1945 unter drei Regimen diente: zunächst als Offizier im Kaiserreich, später bei der Schutzpolizei der Weimarer Republik und schließlich als Panzergeneral der Wehrmacht. Die Blicke auf Kindheit und Jugend, vor allem aber auf die frühe Skepsis gegenüber dem Nationalsozialismus, auf die tiefe Ablehnung des Angriffskrieges und dann der offene Widerstand gegen die Kriegführung machen die Beweggründe für die befehlswidrige Kapitulation sichtbar: Im September 1944 streckte Elster mit seinen kaum bewaffneten und schlecht motorisierten Truppen südlich von Orléans in aussichtsloser Lage die Waffen.

Neben der ausführlichen Schilderung dieser Ereignisse zeigt der Sohn auch die seelische Pein und tiefe Verzagtheit seines Vaters, der sich in der Gefangenschaft Anfeindungen und sogar Morddrohungen anderer Wehrmachtsoffiziere ausgesetzt sah und sich nach seiner Heimkehr nach Böblingen zu Frau und Sohn von "nicht unwesentlichen Teilen der deutschen Gesellschaft verraten, verunglimpft und vergessen" fühlte. In einem Brief an seinen Bruder schrieb der General im September 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft: "Während es ja üblich war, mit den Zahlen der Toten um sich zu schmeißen und zu prahlen, die irgendeine Division hat opfern müssen, habe ich unter Einsatz von Kopf und Kragen dem Vaterland 20 000 lebende Männer zurückgebracht und habe mich dafür von den verrückt gewordenen Nazi-Prisoners verfolgen und beschimpfen und von der Gaunerregierung zum Tode verurteilen lassen müssen. Welch ein Massenwahnsinn!" Elster faßte beruflich nie wieder richtig Fuß und verzweifelte zusehends an seinem Schicksal. Er starb 1952 im Alter von nur 58 Jahren.

PETER BADENHOP

Welf Botho Elster: Die Grenzen des Gehorsams. Das Leben des Generalmajors Botho Henning Elster in Briefen und Zeitzeugnissen. Georg Olms Verlag, Hildesheim 2005. 228 S., 14,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Instruktiv erscheint Peter Badenhop diese Biografie über den heute vergessenen Generalmajor Botho Henning Elster, die dessen Sohn Welf Botho Elster verfasst hat. Der Generalmajor setzte nach Darstellung des Rezensenten im September 1944 in Frankreich eine Massenkapitulation gegen alle Befehle der Wehrmachtsführung durch und rettete so Tausenden deutschen Soldaten und französischen Zivilisten das Leben. Während amerikanische Offiziere und französische Widerstandskämpfer seinen Mut würdigten, verurteilten ihn die Nazis in Abwesenheit zum Tod. Auch nach dem Krieg begegneten ihm weite Teile der deutsche Gesellschaft mit Ablehnung. Badenhop würdigt die ausführliche Schilderung von Werdegang und Persönlichkeit des Majors, für die Elster zahlreiche Briefe und Dokumente herangezogen hat. Er hebt zudem die Darstellung der tiefen seelischen Verletzung Elsters hervor, der nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft beruflich nicht mehr Fuß fassen konnte und 1952 mit 58 Jahren starb.

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