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Cavour, neben Bismarck der andere große Reichsgründer des 19. Jahrhunderts, steht im deutschen Geschichtsbewußtsein zu Unrecht in dessen Schatten. Peter Stadler legt hier erstmals eine Gesamtwürdigung von Cavours Leben und Wirken vor.

Produktbeschreibung
Cavour, neben Bismarck der andere große Reichsgründer des 19. Jahrhunderts, steht im deutschen Geschichtsbewußtsein zu Unrecht in dessen Schatten. Peter Stadler legt hier erstmals eine Gesamtwürdigung von Cavours Leben und Wirken vor.
Autorenporträt
Peter Stadler ist emeritierter o. Professor an der Universität Zürich
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.10.2001

Eines schönen Morgens
Endlich: Cavours Leben deutsch / Von Wolfgang Schieder

Obwohl Camillo Benso di Cavour bei der verspäteten Nationalstaatsgründung Italiens eine ebenso zentrale Rolle gespielt hat wie Bismarck bei der Deutschlands, hat er in der deutschen Geschichtsschreibung erstaunlicherweise kaum Beachtung gefunden. In einer auch heute noch überwiegend national orientierten Erinnerungskultur hatte der transnationale biographische Vergleich keinen Platz. Nur einmal wurde in Deutschland Cavours historische Rolle bisher ausdrücklich gewürdigt. Ausgerechnet Heinrich von Treitschke erkor ihn 1869 zum Vorbild für einen deutschen Reichsgründer. Nachdem aber Bismarck zu diesem geworden war, vergaß man, daß er ein Vorbild gehabt hatte. Die Cavour-Biographie des vielseitigen Züricher Historikers Peter Stadler ist überhaupt die erste in deutscher Sprache. Schon allein deshalb kann man dem vorzüglich geschriebenen Buch nur eine große Verbreitung wünschen.

Stadler sieht den italienischen Staatsgründer als einen "Rationalisten durch und durch". Er findet damit den Schlüssel zum Verständnis der ganzen Biographie Cavours. An politischem Selbstbewußtsein fehlte es dem Landedelmann nicht. Mit gerade einmal zweiundzwanzig Jahren hielt er es schon für möglich, "eines schönen Morgens als Premierminister Italiens aufzuwachen". Da rüttelte also schon einmal jemand früh am Zaun eines Kanzleramtes. Um ihn politisch zu charakterisieren, bezeichnet Stadler den Grafen Cavour als einen "Liberalen durch und durch". Das ist im Prinzip zutreffend, aber doch zuwenig aussagekräftig. Ende 1847 bezeichnete Cavour die "energica moderazione" als seine politische Grundhaltung: ein durchaus konservatives Programm. Bezeichnenderweise hat er mit einer Koalition aus Liberalen und Konservativen die parteipolitischen Grundlagen für die spätere Destra Storica, die liberalkonservative Rechtspartei des geeinten Italiens, geschaffen. Er war ein gemäßigter, streng konstitutioneller Reformpolitiker. In einem revolutionären Sinne liberal war sein politisches Programm nur in einem, allerdings zentralen Punkt: Cavour war frühzeitig ein weit über die Grenzen von Sardinien-Piemont hinausdenkender italienischer Patriot.

Nicht viel anders als Bismarck im Falle Deutschlands wollte auch Cavour die italienische Einheit allein mit diplomatischen und militärischen Mitteln herstellen. Stadler sieht Cavour vom "gewandten Politiker" zum "Staatsmann" heranreifen. Mehr als andere italienische Politiker seiner Zeit wußte Cavour, daß die italienische Einheit nur in einer günstigen außenpolitischen Situation hergestellt werden konnte. Es war deshalb seine politische Meisterleistung, die italienische Frage durch die militärische Beteiligung Piemonts am Krimkrieg auf die europäische Tagesordnung gebracht zu haben. Daß seine politische Wendigkeit immer auch das Risiko des Scheiterns in sich trug, verschweigt Stadler nicht. Als sein König 1859 nach der blutigen Schlacht von Solferino in Villafranca dem von Napoleon III. gewünschten Waffenstillstand zustimmte, trat er als Ministerpräsident zurück. Erst im Juni 1860 kehrte er wieder in die Regierung zurück. In einer entscheidenden Phase der italienischen Einigung hatte er sich auf diese Weise vom politischen Entscheidungsprozeß ausgeschlossen. Daran werden die Grenzen seines immer auf Risiko angelegten politischen Stils doch deutlich erkennbar. Stadlers einfühlsamer Versuch, Cavours Politik als die Kunst des Möglichen zu beschreiben, hat den großen Vorzug, diese aus ihren eigenen Voraussetzungen heraus zu interpretieren.

Peter Stadler: "Cavour". Italiens liberaler Reichsgründer. Oldenbourg Verlag, München 2001. 182 S., geb., 68,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Peter Stadler, einst Ordinarius für Allgemeine und Schweizer Geschichte der Neuzeit in Zürich, hat sich viel vorgenommen, meint Hanno Helbling. Eine Biografie über den piemontesischen Staatsmann und Gründer des italienischen Einheitsstaates Camillo Cavour zu schreiben, sei kein leichtes Unterfangen. Zumal es, berichtet der belesene Rezensent, bereits ausführliche Biografien über Cavour gibt. Und doch, lobt Helbling, bietet Stadler etwas Neues. Zitierend und kommentierend habe er seine eigenen Akzente gesetzt. Mühe- und widerstandslos hat Helbling die Biografie verschlungen und betont die Relevanz von Cavour, den er für den einzigen wirklichen Staatsmann Italiens hält.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Gleichwohl suchte man bislang erstaunlicherweise vergebens nach einer deutschsprachigen Biografie des piemontesischen Staatsmanns, ... Peter Stadler hat dem Mangel nun - man möchte sagen: endlich - abgeholfen und eine mit weniger als 200 Seiten knappe, gleichwohl hervorragende, und dankenswerter Weise flüssig zu lesende deutschsprachige Studie über Cavour vorgelegt, der man viele Leser wünschen darf." Andreas Vierecke, in: www.buecherknecht.de; www.inselbuecher.de; www.buch-haerter.de; www.buch-viertel.de; www.bsb.buch.de