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Im vollständig überarbeiteten und aktualisierten "Lexikon der deutschen Gegenwartsliteratur" sind Autoren vertreten, deren Werke in der Zeit nach 1945 entstanden sind. Besonders berücksichtigt wurden Kinder- und Jugendbuchautoren, Dramatiker, Hörspiel- und Krimiautoren. Die Beiträge stammen von Literaturkritikern, Lektoren und Schriftstellern. Sie beschreiben Leben und Werk der verzeichneten Autoren und beinhalten auch jeweils ein vollständiges Werkverzeichnis.

Produktbeschreibung
Im vollständig überarbeiteten und aktualisierten "Lexikon der deutschen Gegenwartsliteratur" sind Autoren vertreten, deren Werke in der Zeit nach 1945 entstanden sind. Besonders berücksichtigt wurden Kinder- und Jugendbuchautoren, Dramatiker, Hörspiel- und Krimiautoren. Die Beiträge stammen von Literaturkritikern, Lektoren und Schriftstellern. Sie beschreiben Leben und Werk der verzeichneten Autoren und beinhalten auch jeweils ein vollständiges Werkverzeichnis.
Autorenporträt
Thomas Kraft wurde 1959 in Bamberg geboren, war Programmmacher des Literaturhauses München, arbeitet als Autor, Herausgeber, Literaturkritiker und Organisator kultureller Veranstaltungen. Thomas Kraft lebt mit seiner Familie in Herrsching am Ammersee.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.05.2004

Qual der Kategorien
Überarbeitet: Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

Das seit langem eingeführte "Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945", ein Standardwerk, dessen stetig beschleunigte Aktualisierungen sein Begründer Hermann Kunisch nicht vorhergesehen und dessen Konzeption zuletzt Dietz-Rüdiger Moser erheblich verändert hatte, unter dessen Leitung die Ausgabe von 1997 erschienen war, ist nach wenigen Jahren nun in einer tatsächlich erstmals vollständig überarbeiteten Fassung erschienen. Gegenüber der letzten - von Moser verantworteten - Vorauflage von 1997 fällt vor allem auf, daß nicht einfach die alten Artikel aktualisiert sind und die Zahl der Einträge vermehrt worden ist, sondern daß auch zahlreiche Artikel gestrichen, andere gestrafft worden sind. Als Beispiel seien hier für einen insgesamt repräsentativen Vergleich die Artikel aus den Ausgaben von 1997 und 2003 gegenübergestellt, die zur Alphabetstrecke "Ka" gehören:

1997 lautete sie: Kästner, Erhart - Kästner, Erich - Kahlau, Heinz - Kahn, Lisa - Kahn, Robert L. - Kamphausen, Felix - Kantorowicz, Alfred - Kappacher, Walter - Karasek, Horst - Karsunke, Yaak - Kasack, Hermann - Kaschnitz, Marie-Luise - Kaser, Norbert Conrad - Kaut, Ellis.

Dagegen jene aus der neuen Ausgabe: Kaminer, Wladimir - Kaminski, André - Kaminski, Volker - Kant, Hermann - Kapielski, Thomas - Kappacher, Walter - Karasek, Horst - Karasholi, Adel Suleiman - Karsunke, Yaak - Kaschnitz, Marie-Luise - Kaser, Norbert Conrad - Kater, Fritz - Kauer, Walter.

Gegenüber der Ausgabe von 1997 ist die Gesamtzahl der Einträge von 749 in der Vorauflage in der Neuedition auf 818 gestiegen. Der Platz, neue Autoren zu berücksichtigen, wurde hauptsächlich durch die Streichung vieler anderer gewonnen. Natürlich könnte man über das Resultat der Auswahl bei einem so unscharfen Begriff wie dem der Gegenwartsliteratur lange streiten: Wann ist etwas gerade noch präpräsent, ab wann präsent? Welches sind die im etymologischen Sinne "kritischen" Kriterien, nach denen beispielsweise Hermann Kasack (1896 bis 1966) binnen sechs Jahren aus einem Gegenwartsautor zu einem solchen der Vergangenheit geworden ist, während die nur wenige Jahre später, freilich schon im zwanzigsten Jahrhundert geborene Marie-Luise Kaschnitz (1901 bis 1974) noch immer eine "Gegenwartsautorin" geblieben ist?

Wieder zurückgenommen sind einige prinzipielle Neuerungen, die vom Herausgeber der Vorauflage getroffen worden waren, um die Auswahl der berücksichtigten Autoren ganz im Sinne einer stark sozialgeschichtlich orientierten Literaturwissenschaft weniger präskriptiv als deskriptiv anzulegen: So sind die Autoren der Kabarettszene oder der Trivialliteratur jetzt wieder gestrichen; es fehlen also sowohl Dieter Hildebrandt als auch Autoren vom Schlage der Danella, Konsalik, Simmel. Dafür sind zu Recht stärker als bislang Essayisten und Hörspielautoren berücksichtigt.

Die subjektiven Personalbibliographien der Artikel, die sich - wie sollte man es bei dem etwa vorgegebenen Umfang auch sinnvoll anders machen? - auf selbständig erschienene Titel beschränken, sind sorgfältig erarbeitet, verzeichnen zum Beispiel veränderte Neuausgaben, auch solche unter geändertem Titel, während bloße Nachauflagen selbstverständlich übergangen werden. Außer den Erscheinungsjahren werden auch die Publikationsorte angeführt.

Bedauerlich ist allerdings, daß die jüngste Ausgabe gegenüber der Vorauflage zum erstenmal auf die Personalbibliographien verzichtet. Das trifft natürlich gleichermaßen Gerechte und Ungerechte; freilich wird kaum jemand bestreiten können, daß die sogenannte Sekundärliteratur in der Germanistik ihren Namen nicht ganz zu Unrecht führt und sich nur selten durch Originalität der Gedanken und gleichzeitige (eben nicht: zeitgleiche!) Eleganz der Sprache selbst zu solch literarischem Niveau aufschwingt, wie man es seit alters etwa von der französischen Essayistik gewohnt ist. Doch waren in den ohnehin auch bisher knapp gehaltenen Listen mit meist recht sicherem Griff ein paar wesentliche Titel ausgewählt - übrigens immer ohne Rücksicht darauf, ob sie selbständig als Bücher oder unselbständig in Zeitschriften publiziert sind. Der jetzt ersparte Platz beläuft sich auf ungefähr siebzig Seiten. Diese Veränderung ist ohne Zweifel auch ein Tribut an den wachsenden Umfang des ganzen Unternehmens einerseits - aufs Ganze gesehen sind die Artikel etwas länger ausgefallen als in den vorangegangenen Auflagen -, wohl auch an die Kurzlebigkeit nicht weniger Artikel aus der Sekundärliteratur, doch ärgert man sich ein wenig, daß man nun für jeden Nachweis von Titeln, auch grundlegenden, der Kritik gleich auf andere Nachschlagewerke angewiesen ist, wie etwa das "Kritische Lexikon der Gegenwartsliteratur" (KLG).

Andere Aspekte der Auswahl als der Vergleich zwischen den Thesauri verschiedener Ausgaben läßt derjenige zwischen KLG und der Neuauflage des "Lexikons der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" erkennen. Da macht die Auswahl der behandelten Autoren immer dann schon ein wenig stutzig, wenn der Vergleich mit dem KLG, das sich doch grosso modo auf dieselbe Berichtszeit erstreckt, zu dem Ergebnis führt, daß im KLG seit längerem berücksichtigte Autoren hier nicht vorkommen, so etwa die seit vielen Jahren nicht nur als Buchkünstlerin bedeutende, sondern längst auch als Erzählerin bekannt gewordene Roswitha Quadflieg. Diese Lücken verwundern um so mehr, als das Lexikon alles in allem auf neue Tendenzen schnell und sicher reagiert, so zum Beispiel auf die jungen Autoren, welche die österreichischen Szenen ausmachen - so ist etwa schon der Grazer Thomas Glavinic verzeichnet oder die gebürtige Salzburgerin Kathrin Röggla. Auch auf den wachsenden Umfang der Literatur von Migranten hat man reagiert, etwa durch Erwähnung des eingewanderten Syrers kurdischer Herkunft, Adel Suleiman Karasholi, oder des aus Izmir stammenden Yüksel Pazarkaya.

In einer nicht unwichtigen Formalie unterscheiden sich die letzte Vorauflage und diese Neubearbeitung in bemerkenswerter Weise: 1997 sind alle Mitarbeiter zwar in einer Liste aufgeführt, doch sind ihre Namen ohne erkennbaren Grund nicht den von ihnen verfaßten Artikeln zugeordnet. Jetzt stehen die Namen der Bearbeiter jeweils unter den Artikeln. 1997 wie heute kommt nur eine Minderheit der Verfasser aus der universitären Literaturwissenschaft, die meisten sind professionelle Literaturkritiker - wüßte man es nicht, könnte man es an der Lesbarkeit der Artikel spüren.

HANS-ALBRECHT KOCH

"Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945". Begründet von Hermann Kunisch, fortgeführt von Herbert Wiesner, Sibylle Cramer und Dietz-Rüdiger Moser, neu herausgegeben von Thomas Kraft. Vollständig überarb. und aktualisierte Neuausgabe. Nymphenburger, München 2003. 2 Bde., zus. 1402 S., geb., 148,- [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Da gibt es nichts zu diskutieren, scheint uns der "rbl" zeichnende Rezensent sagen zu wollen: Dieses Werk war seit seinem ersten Erscheinen 1965 unentbehrlich, und das ist es auch in der von Thomas Kraft überarbeiteten neuen Version. Ein Großteil der Autorenporträts sei neu verfasst worden, alles andere überarbeitet. Der Gegenwartsbegriff werde neuerdings enger als zuvor gefasst, wodurch einige Autoren, die auch schon vor 1945 veröffentlicht wurden, in den Hintergrund treten, während viele junge Autoren aufgenommen worden seien. Der Rezensent bemängelt zwar, dass einige wichtige Angaben fehlen, ist aber dennoch der Ansicht, dass Zuverlässigkeit und Fülle dieses Lexikons "seine Unentbehrlichkeit wieder auf Jahre hinaus garantieren" werden.

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