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Literatur im Zeichen des Ahornblatts. Atwood, Ondaatje, Munro, Hémon, Tremblay, Hébert - diese Namen stehen für die kanadische Literatur, die losgelöst von der us-amerikanischen Tradition ihre eigenen Merkmale aufweist. Aus dem Schatten der französischen und englischen Mutter-Literaturen ist die kanadische Literatur schon lange herausgetreten.
Die Literaturgeschichte setzt ein bei den mündlichen Traditionen der Inuit und den "First Nations". Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den anglo- und frankokanadischen Literaturen, deren spannungsreiches Verhältnis lange das kulturelle Gedächtnis
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Produktbeschreibung
Literatur im Zeichen des Ahornblatts. Atwood, Ondaatje, Munro, Hémon, Tremblay, Hébert - diese Namen stehen für die kanadische Literatur, die losgelöst von der us-amerikanischen Tradition ihre eigenen Merkmale aufweist. Aus dem Schatten der französischen und englischen Mutter-Literaturen ist die kanadische Literatur schon lange herausgetreten.

Die Literaturgeschichte setzt ein bei den mündlichen Traditionen der Inuit und den "First Nations". Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den anglo- und frankokanadischen Literaturen, deren spannungsreiches Verhältnis lange das kulturelle Gedächtnis Kanadas dominierte. Seit der multikulturellen Orientierung des Landes verwandelt sich auch die kanadische Literatur zunehmend in ein polyphones Gedächtnis. Eine facettenreiches Panorama ebenso für Kenner wie für Literatur-und Kultur-Begeisterte.
Autorenporträt
Konrad Groß, Professor für Amerikanistik und Kanadistik an der Universität Kiel und Direktor des Zentrums für Nordamerika-Studien; Wolfgang Klooß, Professor für anglistische Literaturwissenschaft an der Universität Trier und Direktor des interdisziplinären Zentrums für Kanada-Studien; Reingard M. Nischik, Professorin für Amerikanistik an der Universität Konstanz, Herausgeberin der Zeitschrift für Kanada-Studien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2006

Oh, wie weit ist Kanada
Bieder, trocken, herablassend: Eine Landesliteraturgeschichte

Merkwürdiges ist geschehen: 1989 erscheint eine französische Literaturgeschichte im Verlag J. B. Metzler. Großformatig, reich bebildert, gallozentrisch, schließt sie alle nichteuropäischen frankophonen Literaturen mit schwacher Begründung aus. Die dritte Auflage, 1994, nimmt dann aber mit ebenso schwacher Begründung ("einem vielfach geäußerten Wunsch entsprechend") die französische Literatur in Kanada in einem eigenen Kapitel recht herablassend auf - was man recht eigentlich als Literatur bezeichnen dürfe, existiere dort halt erst seit etwa 1960. Und die vierte Auflage, 1999, nimmt diese Herablassung zurück, erweitert die Darstellung der soziokulturellen Kontexte sowie der Art und Zahl der behandelten Texte.

Dazwischen war im selben Verlag im gleichen ansprechenden Format eine englische Literaturgeschichte erschienen. Sie widmet der Commonwealth-Literatur ein eigenes Kapitel, versucht auf knappem Raum eine Typologie dieser Literatur(en) - und damit auch der Kanadas - zu entwerfen, ist ebenso anregend wie kursorisch. 1999, wiederum im gleichen Verlag und Format, perspektiviert eine amerikanische Literaturgeschichte die Literatur Kanadas als "Die andere nordamerikanische Literatur" und skizziert innerhalb des historischen Überblicks vor allem die kulturellen Problematiken: das Bewußtsein der Andersartigkeit etwa, die Positionierungen im Britischen Empire und zum nordamerikanischen Nachbarn, die Frage des kolonialen Konservatismus.

Ausschluß und Marginalisierung (die französische Literaturgeschichte), Typisierung und Kontextualisierung (die englische) sowie Kontrastierung im Bewußtsein der Alterität (die amerikanische) - sind sie nicht notwendige Modi der Beschreibung und Erkenntnis? Und damit unabdingbare Vorgaben jeder Geschichtsschreibung? Wie aber soll dann der Versuch "einer eigenständigen Geschichte" der Literaturen Kanadas - so das Vorwort des vorliegenden Bandes - gelingen? Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die achtzehn Beiträgerinnen und Beiträger zwangsläufig versuchen, implizit oder explizit die "kanadische Betrachtungsweise", "das genuin Kanadische", eine "authentisch kanadische Poesie" begriffs- und wortfest zu machen. Sie kommen dabei zu den Ergebnissen, daß solche Authentizität in der Darstellung bestimmter Figuren (wie des Waldläufers), Orte (wie der Prärie), Konflikte (Regionalismus contra Nationalismus contra Internationalismus), in der Vorliebe für einige Genres (wie Tiergeschichte oder Langgedicht) liege oder erst in der Postmoderne im Spiel der Vorstellungen von Peripherie und Zentrum, Nation und Multikulturalität mittels Ironie und Maskerade zu sich komme. Anders formuliert: Wie jede andere kulturelle Vorstellung auch ist das authentisch Kanadische eine historische Variable.

Solches wird freilich nur denen, die das Buch von der ersten bis zur letzten Seite lesen, vergleichend bewußt werden. Doch wer tut dies schon - außer denen, für die es verdammte Rezensentenpflicht und -schuldigkeit ist? Es sei auch niemandem geraten. Zwar sind - trotz der stattlichen Zahl der Beiträger - Darstellungsweise und -stil erstaunlich einheitlich, aber einheitlich glanzlos, trocken; sie machen kaum einmal Lust, zu den besprochenen Texten selbst zu greifen (was nicht allein der Vorliebe für Adjektivbildungen wie intimistisch, konsumistisch, spatialistisch, souveränistisch oder agrikulturistisch-messianistisch geschuldet ist).

Biederkeit und Trockenheit resultieren wohl aus der Absicht, nach rahmenden Abschnitten zu Politik, Gesellschaft sowie Gattungen die vielen, nicht eben weithin bekannten Texte inhaltlich vorzustellen. Hierzu dienen (allzu) ausführliche Paraphrasen. Dem Faktischen und Deskriptiven verpflichtet, wird Autor an Autor, Text an Text gereiht, wird Geschichte zur bloßen Abfolge und zum Katalog, wird damit auch - sehr nützlich! - der Band, nicht zuletzt dank eines umfänglichen Index, zum zuverlässigen Nachschlagewerk. Zumal der heute dominierende, kaum mehr bewußte Wille und Zwang zur vollständigen Archivierung auch das Mäßigste nicht mehr klanglos zum Orkus hinabgehen lassen kann.

Zudem tendiert das Gliederungsprinzip, der Aufbau, dazu, Abläufe als Abfolge, als Reihung zu verstehen. Das chronologische Prinzip nach vorwiegend soziopolitischen Gesichtspunkten (Kolonialzeit, Dominion, stille Revolution) und die alternierende Perspektive auf Anglo- und Frankophonie bewirken, daß Interdependenzen zwischen den Literaturen und Kulturen allenfalls beiläufig angesprochen werden. Es ist der Buchbinder, der beide Geschichten zusammenbringt, sie um einen Exkurs zu den autochthonen Kulturen sowie appendixartige Namen- und Titelkataloge zu den neueren Minoritäten wie den asiatisch-kanadischen vermehrt.

Ob all dies erkenntnisfördernde, subtile Verlagsstrategie ist? Eines Verlags, der als Negativbeispiel eurozentrischer Überheblichkeit die französische, als ausführliches, zuverlässiges Nachschlagewerk die kanadische, als systematisierenden, typologischen Versuch die englische und zur Schärfung des Problembewußtseins die amerikanische Literaturgeschichte vorlegen ließ? Der somit mittels vier Perspektiven die Möglichkeitsbedingungen von Literaturgeschichtsschreibung sichtbar gemacht, uns die Vielfalt und Widersprüche kanadischer Literaturen und Kulturen nicht ein-, sondern vierfach facettierend veranschaulicht hat.

KURT TETZELI VON ROSADOR

Konrad Gross, Wolfgang Kloß, Reingard M. Nischik (Hrsg.) "Kanadische Literaturgeschichte". Verlag J. B. Metzler, Stuttgart 2005. 455 S., geb., 34,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Seine liebe Mühe hatte Kurt Tetzeli von Rosador mit dieser Geschichte der kanadischen Literatur, und sie von A bis Z durchzulesen ist ihm nur aus dem Pflichtgefühl des Rezensenten heraus gelungen. Trotz der zahlreichen Autoren, die an diesem Werk mitgearbeitet haben, ist das Buch im Ton erstaunlich einheitlich und dabei ziemlich ermüdend geraten, nörgelt der Rezensent. Die Intention, möglichst viele kanadische Texte vorzustellen, habe zu viel zu langen Nacherzählungen geführt, so der Rezensent weiter, wobei er immerhin anerkennt, dass durch die additive Aneinanderreihung von kanadischen Autoren und ihren Werken das Buch zumindest als Lexikon zu nutzen ist. Alles in allem aber ist er von der "Biederkeit" und "Trockenheit" dieser Literaturgeschichte ziemlich enttäuscht und kritisiert insbesondere, dass der Vergleich von englisch- und französischsprachiger Literatur in Kanada auch nur durch den "Buchbinder" zustande gekommen ist, inhaltlich aber kaum geleistet wird.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Wer von amerikanischer Literatur spricht, spricht meistens von US-amerikanischen Autoren. Doch auch der nördliche Nachbar hat eine reiche Literaturszene mit namhaften Autoren, die weltweit bekannt sind. Der kanadischen Literaturgeschichte hat sich nun eine fast 500 Seiten starke Abhandlung angenommen..." - Kanada-Newsletter, Botschaft von Kanada

"Eine Gesamtdarstellung der Literatur dieses vielstimmigen Landes, sieht man von kleinen Veröffentlichungen ab, war im deutschsprachigen Raum bisher ein Desiderat. Jetzt hat der renommierte Metzler-Verlag in seiner qualitätsvollen Literaturgeschichtsreihe diese Lücke geschlossen. Den Autoren und Autorinnen des Bandes gelingt es, die besonderen Wurzeln und Facetten kanadischen Erzählens und Schreibens komprimiert, informativ und klug zu vermitteln - sowohl die mündlichen Überlieferungen der Ureinwohner als auch die anglo-kanadische, die franko-kanadische und die moderne multikulturelle Literatur. Für alle Kanada-Interessierten, die nicht nur das Reiseland Kanada fasziniert, ist dieser Band ein unbedingtes 'Muss'..." - DKG-Journal, Deutsch-Kanadische-Gesellschaft

"Anregende Erkundungstour durch eine multikulturelle Literaturtradition." - Börsenblatt

"Besonders ist hier, dass jede historische oder literarische Epoche - ganz wie das Land selbst - zweigeteilt wird: alles wird sowohl nach anglokanadischen als auch nach frankokanadischen Gesichtspunkten untersucht. Wieder ein gelungenes Metzler-Werk, das literarisches Wissen in gewohnter guter Qualität präsentiert." - interconnections; www.autorenboerse.net…mehr