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Seit Schuljahresbeginn besucht Francesca das St. Sebastian, ein Jungengymnasium, das seine Tore erst vor kurzem für Mädchen geöffnet hat. DieSchüler dort sind eine einzige Katastrophe. Alles Machos, findet Francesca. Auch zu Hause herrscht der Ausnahmezustand. Mama Mia, die sonst vollerEnergie das Familienleben geschmissen hat, durchlebt eine Depression und ist für ihre Tochter unerreichbar. "I will survive" lautet Francescas Motto- und das tut sie auch: inmitten von Chaos, Frust und Liebeskummer!

Produktbeschreibung
Seit Schuljahresbeginn besucht Francesca das St. Sebastian, ein Jungengymnasium, das seine Tore erst vor kurzem für Mädchen geöffnet hat. DieSchüler dort sind eine einzige Katastrophe. Alles Machos, findet Francesca. Auch zu Hause herrscht der Ausnahmezustand. Mama Mia, die sonst vollerEnergie das Familienleben geschmissen hat, durchlebt eine Depression und ist für ihre Tochter unerreichbar. "I will survive" lautet Francescas Motto- und das tut sie auch: inmitten von Chaos, Frust und Liebeskummer!
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2004

Allein unter Jungen
Intelligente Quasselstrippe in Not: "Ich bin's, Francesca"

Mia Spinelli ist eine strahlende Traumfrau, temperamentvoll, intelligent, erfolgreich. Im Schoße der italienisch-australischen Großfamilie führt sie eine glückliche Ehe mit Ehemann Bob, zwei Kindern und einem Hund. Stolz bemerkt sogar Tochter Francesca, wie oft sich auf der Straße die Männer nach der vierzigjährigen Mama Mia umdrehen.

Es ist eigentlich nicht Mias Geschichte, die hier erzählt wird, sondern Francescas. Doch zugleich ist es auch die Geschichte von Mias Versagen, sogar im Wortsinne. Mia verstummt von einem Tag auf den anderen und fällt in eine tiefe Depression. Ausgerechnet an dem Tag, an dem die sechzehnjährige Francesca zum ersten Mal und höchst widerwillig ihre neue Schule betreten soll, wartet sie vergeblich auf das morgendliche Stimulationsritual in Form von durchdringenden Popsongs und "Motivationszettelchen". Schließlich war es der Wunsch der Mutter, daß Francesca nahezu allein unter Jungs das St.-Sebastian-Gymnasium besucht, wo außer ihr von der geliebten alten Schule nur die unattraktiven Versagerinnen Siobhan, Tara und Justine gelandet sind. Francesca ist auf sich gestellt und wird es die nächsten 251 Seiten bleiben. Sie wird ihren Platz in der verhaßten Umgebung finden und ein revolutioniertes Wertesystem entwickeln müssen, in das nicht nur Siobhan, Tara und Justine, sondern auch die etwas unromantische Liebe zu Herzensprinz William hineinpassen. Wie sie es von Mia gelernt hat, analysiert sie ihre Situation zu schnell, zu gnadenlos und zu sarkastisch, wobei wir dieser besonderen Beobachtungsgabe die überwältigend komischen Pointen des Buches verdanken. Noch sieht die Opfer-Tochter in Mias Schweigen eine vorübergehende Wohltat, merkt aber bald, daß der Ausfall der Mutter den eigenen Lebensnerv empfindlich trifft.

"Saving Francesca", der Titel des Originals, verrät, daß es nicht um die muntere Präsentation des chaotischen Teeniealltags mit Telefonkonferenzen, Gruppenzwängen und Liebeskummer geht, sondern um Rettung in höchster Not. Was bleibt von Francesca ohne "Frankie", wie Mama Mia sie liebevoll nennt, übrig? Wie belastbar ist der bisher eher energiearme Vater Bob? Woran erkennt man wahre Freunde und echte Gefühle, und welchen Gefühlen kann man bei der Beurteilung trauen? Ist es möglich, daß man sich, auch jenseits der Pubertät, seiner selbst nie so sicher sein kann, daß die Welt nicht von einem Tag auf den anderen ohne äußeren Anlaß, ohne eigenes Verschulden komplett aus den Fugen geraten könnte? Mias Depression, verkörpert durch die reglos ans Bett gefesselte Mutter als ein grauer Trauerkloß inmitten der bunt wirbelnden Selbstverständlichkeiten, deren Zentrum sie einst war, deutet auf das lauernd-lähmende Entweder-Oder in allen Dingen, auf gähnende Abgründe von Sinnleere abseits des Mitteilbaren.

Mehr als neun stille Jahre liegen zwischen "Josy sucht Josy", dem umjubelten Erstling der Australierin Melina Marchetta, und "Ich bin's, Francesca". In diesen Jahren hat die Autorin nichts von ihrer beneidenswerten Begabung verloren und doch offensichtlich keine lukrative Josy-Endlos-Buch-TV-Reihe gestartet, sondern ihr eigenes Leben umgekrempelt und eine Ausbildung zur Lehrerin an einem Jungengymnasium gemacht - alles andere als ein Traumjob. Davon - und mit Francesca - kann man lernen.

INA LANNERT

Melina Marchetta: "Ich bin's, Francesca". Aus dem Englischen übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann. Otto Maier Verlag, Ravensburg 2004. 256 S., geb., 12,95 [Euro]. Ab 12 J.

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Der Rezensent mit dem Kürzel "gew" ist beeindruckt von der Fähigkeit der australischen Autorin Melina Marchetta, "die Gefühlslage eines weiblichen Teenagers souverän mit der Frage heutiger Ansprüche an Weiblichkeit" zu verbinden. Das ist ihr nach Meinung des Rezensenten auch in ihrem zweiten Buch - diesmal aufgehängt an einem Mädchen, das sich in einem männlichen Umfeld behaupten muss, aber die größeren Probleme mit der Selbstpositionierung unter Frauen hat - ausgesprochen gut gelungen. Dem Rezensenten gefällt die große "Selbstverständlichkeit", mit der Marchetta ihre Geschichte erzählt. Zudem behandelt das Buch nicht nur existenzielle Identitätsfragen, sondern ist auch eine "lustvoll spannende Angelegenheit mit hohem Wiedererkennungswert", meint der Rezensent.

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