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Schweden, kurz nach der Französischen Revolution. Auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper wird König Gustav III. angeschossen und stirbt kurz darauf. Unter den entsetzten Anwesenden macht bald ein Gerücht die Runde: Ein bildschönes, seltsames Wesen, ein Mädchen in Männerkleidern oder ein junger Mann, soll den König in die Nähe des Täters gelockt haben. Wer ist Tintomara, das verführerische Wesen, das allen Menschen die Sinne verwirrt? Almqvist hat ein flirrendes Vexierspiel voll romantischer Ironie geschaffen, das die unterschiedlichsten Motive, Stile und Formen miteinander verschmelzen…mehr

Produktbeschreibung
Schweden, kurz nach der Französischen Revolution. Auf einem Maskenball in der Stockholmer Oper wird König Gustav III. angeschossen und stirbt kurz darauf. Unter den entsetzten Anwesenden macht bald ein Gerücht die Runde: Ein bildschönes, seltsames Wesen, ein Mädchen in Männerkleidern oder ein junger Mann, soll den König in die Nähe des Täters gelockt haben. Wer ist Tintomara, das verführerische Wesen, das allen Menschen die Sinne verwirrt? Almqvist hat ein flirrendes Vexierspiel voll romantischer Ironie geschaffen, das die unterschiedlichsten Motive, Stile und Formen miteinander verschmelzen lässt. Der Stoff wurde vielfach bearbeitet, unter anderem von Giuseppe Verdi in seiner Oper "Un ballo in maschera".
Autorenporträt
Carl J. L. Almqvists (1793-1866) gilt als Schwedens modernster Dichter. Sein umfangreiches Werk umfasst Lyrik, phantastische und realistische Romane, Novellen, Dramen und Streitschriften.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.11.2005

Umstürmte Locken, feurige Herzen
Carl Jonas Almquists Romanze „Das Geschmeide der Königin”
Nein, kein Roman, sondern ein schwedisches „Romount” aus dem Jahre 1834 - damit das keinen abschreckt: „ancient romance in verse” definiert der gute alte Hutchinson, und wir sind schon ein Stück weiter. Allerdings: So alt ist die hier zu feiernde Romanze „Das Geschmeide der Königin” nicht, und sie ist auch nicht in Versen verfasst.
Carl J. L. Almqvist (1793 bis 1866) gilt in Schweden auch heute noch nicht nur als schräger Mystiker, Revolutionär und Romantiker, sondern als Schriftsteller von europäischem Rang. Das Geschmeide der Königin, das seiner Romanze den Titel gibt, war als Belohnung für eine dunkle Tat der europäischen Geschichte vorgesehen: Das letzthin erfolgreiche Attentat auf Gustav III., König von Schweden und Neffe Friedrich II. von Preußen, auf einem Maskenball am 29. März 1792. Es leitete den Untergang des Hauses Wasa in Stockholm ein. Vorangegangen waren Adelsaufstände - eigentlich ist die gesamte schwedische Geschichte seit Erik Wasa die Geschichte von Adelsaufständen. Die tödlichen Schüsse gab J. J. Anckarström ab, seine Hinrichtung wird in Almquists Roman erzählt. Der Anschlag stiftete zwei Opern, massenhaft Spekulationen und einige Romane.
„Drottningens Juvelsmycke”, so heißt das Buch im Original, ist Teil eines großen Sammelwerks von Almqvist. Dessen vollständiger Titel klingt so abenteuerlich wie hübsch: „Freie Phantasien, welche, als ein Ganzes betrachtet, von Herrn Hugo Löwenstjerna manchmal Dornrosenbuch genannt wurden, manchmal eine irrende Hindin”. In Deutschland wurde das Buch schon 1835 im „Magazin für die Literatur des Auslandes” angezeigt, und zwar als „gediegenes, neueres aber merkwürdig betiteltes Werk” - dem ist kaum etwas hinzuzufügen.
Die romantische Erzähltechnik hatte Almqvist von Novalis, Tieck und E.T.A. Hoffmann übernommen, nicht von ungefähr trug er den Spitznamen „Messias der Neuromantik”. Umgekehrt begann die schwedische Literatur mit Almqvist eine größere Rolle im deutschsprachigen Raum zu spielen (von der Sonderrolle des großen Carl Michael Bellman einmal abgesehen) - im Jahre 1842 kamen gleich zwei Übersetzungen der „Freien Phantasien” auf den Markt, 1846 eine weitere. Zudem gab es einige Raubdrucke.
Ein Mädchen in Männerkleidern
„Zeiten der Duelle und doppelter Eifersucht, und doch, was für Zeiten aufregender Abenteuer, umstürmter Locken, feuriger Herzen” - so beginnt „Das Geschmeide der Königin”. Das dichte Textgewebe aus historischen Ereignissen, romantischer Fiktion, epischer Prosa und halbszenischen oder szenischen Einschüben führt uns nach Stockholm und auf die Adelsgüter des weiten Landes im Norden. Eine mehr als geheimnisvolle Figur ist ein Muss in solchen Zusammenhängen: Ihr Name ist Tintomara, wenn sie auftritt, wird einem warm ums Herz wie in Hoffmans Erzählungen, sie ist ein Mädchen in Männerkleidern, hat auf sehr komplizierte Weise mit dem Attentat zu tun und kann Klarinette spielen.
Und was wäre das weiter alles ohne blasse Fräuleins, halbmutige und sehr mutige Offiziere, weise alte Ratgeber und Gutsherren, kreditgebende Juden (leichter, damals üblicher bürgerlicher und adliger Antisemitismus immer mit dabei), sorgfältig die Gattenwahl ihrer Töchter begleitende, tief dekolletierte Mütter, ohne aber vor allem: den Wald. Wenn es neben all dem romantischem Spektakel einen weiteren Grund gibt, dieses alte schwedische Buch in einer Neuübersetzung zu lesen, dann ist es der erheblich weniger metaphysisch aufgeladene Umgang mit dem Wald - der ist in Skandinavien so normal und raumgreifend, dass die düstere Überhöhung à la Freischütz wegfallen kann. Klare Naturschilderung tritt an deren Stelle: „Tintomara trat in Haine voller Ulmen, Haselsträucher, Ahorn und Faulbaum.” Zwar macht sie dann dort Musik, aber eine Heilige wird sie nicht, und der Teufel taucht auch nicht auf.
Das alles ist so schön beschrieben, dass man sich ab sofort die allzu dämlichen Lindström-Filme schenken kann, wenn man in nördlicher Landschaft schwelgen möchte. Und noch eine letzte Anmerkung: Die Übersetzung von Klaus-Jürgen Liedtke ist erstklassig - man wird ohne Bruch in die literarische Vorstellungswelt Schwedens im frühen neunzehnten Jahrhundert versetzt, ohne dass darunter die Lesbarkeit des Buches leidet. STEPHAN OPITZ
CARL JONAS LOVE ALMQUIST: Das Geschmeide der Königin. Romount in zwölf Büchern. Aus dem Schwedischen und mit einem Nachwort versehen von Klaus-Jürgen Liedtke. Kindler Verlag, München 2005. Seiten, 18,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Ganz in der Tradition des romantischen Gesamtkunstwerks vermischten sich in der Erzählung phantastische und realistische Elemente, die als Malerei, Musik und Schrift ein Ganzes bilden, informiert Anna Katharina Dömling. Sogar ein Lied mit Noten habe Almqvist mit in den Text aufgenommen. Der Roman sei eine "leichtfüssig daherkommende, doch höchst kunstvoll komponierte Verwechslungsgeschichte", die sich erzähltechnisch auf mehreren Ebenen realisiert. Die androgyne phantastische Hauptfigur Tintomara, die an Goethes Mignon erinnere, gerate in ein tragisches Beziehungsdrama, dass schließlich im Königsmord ende. Ein "Gespinst aus Erotik, Macht, Wahnsinn und Tod" entdeckt die Rezensentin und lobt die neue Übersetzung, die der schwedischen Werkausgabe folgt und den romantischen Charakter zu bewahren weiß.

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