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»Sehr gut und äußerst interessant ... eine wichtige wissenschaftliche Studie, ausgezeichnet recherchiert« Ian Kershaw
Drogen im Dritten Reich: Norman Ohler geht den Tätern von damals buchstäblich unter die Haut und schaut direkt in ihre Blutbahnen hinein. Arisch rein ging es darin nicht zu, sondern chemisch deutsch - und ziemlich toxisch. Wo die Ideologie für Fanatismus und »Endsieg« nicht mehr ausreichte, wurde hemmungslos nachgeholfen. Als Deutschland 1940 Frankreich überfiel, standen die Soldaten der Wehrmacht unter 35 Millionen Dosierungen Pervitin. Das Präparat - heute als Crystal Meth…mehr

Produktbeschreibung
»Sehr gut und äußerst interessant ... eine wichtige wissenschaftliche Studie, ausgezeichnet recherchiert« Ian Kershaw

Drogen im Dritten Reich: Norman Ohler geht den Tätern von damals buchstäblich unter die Haut und schaut direkt in ihre Blutbahnen hinein. Arisch rein ging es darin nicht zu, sondern chemisch deutsch - und ziemlich toxisch. Wo die Ideologie für Fanatismus und »Endsieg« nicht mehr ausreichte, wurde hemmungslos nachgeholfen. Als Deutschland 1940 Frankreich überfiel, standen die Soldaten der Wehrmacht unter 35 Millionen Dosierungen Pervitin. Das Präparat - heute als Crystal Meth bekannt - machte den Blitzkrieg erst möglich. Auch der vermeintliche Abstinenzler Hitler griff gerne zur pharmakologischen Stimulanz: Als er im Winter 1944 seine letzte Offensive befehligte, war er längst süchtig nach Eukodal, einem Opiat stärker als Heroin. Täglich erhielt er von seinem Leibarzt Theo Morell verschiedenste Dopingmittel, dubiose Hormonpräparate und auch harte Drogen gespritzt. Nur so konnte der Diktator seinen Wahn bis zum Schluss aufrechterhalten.
Autorenporträt
Norman Ohler, 1970 geboren, ist der Autor von vier von der Presse gefeierten Romanen und zwei Sachbüchern. Sein erster Roman 'Die Quotenmaschine' erschien 1995 zunächst als Hypertext im Netz und gilt als weltweit erster Internet-Roman. 'Mitte' (2001) und 'Stadt des Goldes' (2002) komplettieren seine Metropolentriologie. 2015 erschien 'Der totale Rausch' über die kaum aufgearbeitete Rolle von Drogen im Dritten Reich. Es wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und stand auf der Bestsellerliste der New York Times. Paramount hat eine Option auf die Filmrechte erworben. 2017 erschien Ohlers historischer Kriminalroman 'Die Gleichung des Lebens', der mit lebendigem Zeitkolorit das 18. Jahrhundert wiederauferstehen lässt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.05.2023

Medikamente
der Mächtigen
Norman Ohler liest seine
Studie über den Drogenkonsum
der Nazi-Elite
Man könnte sich leichtere Stoffe zum Hören auf langen Fahrten oder beim Joggen vorstellen als koksende Nazis, von Drogen aufgeputschte Soldaten der Wehrmacht und medikamentensüchtiges Führungspersonal eines Terrorstaates. Aber Norman Ohler hat sein Thema schon in der Druckfassung von „Der totale Rausch“ so gekonnt und spannend präsentiert, dass das Buch mit dem Untertitel „Drogen im Dritten Reich“ schon bald nach dem Erscheinen 2015 ein Welterfolg war.
Ohler, Jahrgang 1970, liest sein Werk in der Hörbuchfassung nun glücklicherweise auch selbst vor. Keinesfalls sollte man die Einleitung überspringen, denn Ohler macht hier eine wichtige Einschränkung: Er selbst möchte die Leserschaft nicht in Versuchung führen, „dem Blick durch die Drogenbrille zu große Bedeutung beizumessen“. Auch wenn das Buch hier und da so klingt, sein Anspruch ist nicht, die nationalsozialistische Diktatur als das Werk von Tablettensüchtigen, Saufbolden und Junkies zu interpretieren. Kritiker hat diese Vorwarnung seinerzeit nicht daran gehindert, dem Autor genau das vorzuwerfen. Ein wenig mag auch der Zeithistoriker Hans Mommsen schuld sein, der im Nachwort etwas allzu hoch griff mit der Behauptung, das Buch „ändert das Gesamtbild“ des NS-Staates.
Korrekter wäre es zu sagen: Dieses Buch macht das Gesamtbild an manchen Stellen schärfer und klarer, vor allem hinsichtlich der Handelnden. Bis zu Ohlers Buch war manches nur Fachleuten oder gar nicht bekannt, man wusste etwa von Adolf Hitlers zunehmender Opiatsucht, vor allem nach dem Attentat des 20. Juli 1944. Doch Ohler liefert eine Gesamtuntersuchung zur Rolle der Drogen im Nationalsozialismus. Zwar ist er nicht der Erste, der das versuchte, es gibt jedoch erstaunlich wenig Forschung dazu, was, wie Ohler mutmaßt, vielleicht eine Folge der offiziell strengen Drogenbekämpfung durch das NS-Regime war.
Zur Massenware wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs Pervitin, das als „Panzerschokolade“ oder „Hermann-Göring-Pille“ millionenfach an die Wehrmacht verabreicht wurde – eine frühe Variante der extrem schädlichen und abhängig machenden heutigen Droge Crystal Meth. 1941 wurde ihr Einsatz daher massiv eingeschränkt. Allerdings nicht für Hitler selbst. Die „sofortige Symptombeseitigung“ (Ohler) war Adolf Hitlers einziger Wunsch an seinen Leibarzt Theo Morell, von Ursachen und grundsätzlichen Behandlungen von Krankheiten oder seinen Magenbeschwerden wollte der Diktator nichts wissen. Also verpasste Morell, der ein gerissener Opportunist war, ihm Aufputschmittel per Spritze, die höchstwahrscheinlich vor Pervitin strotzten. Wenigen anderen gestattete der „Führer“, ihn zu untersuchen oder auch nur zu berühren.
„Patient A.“, wie er in Morells Aufzeichnungen gern genannt wird, verdankte seine erstaunliche Durchhaltefähigkeit – seine endlosen Tiraden im Führerhauptquartier waren selbst bei getreuen Paladinen gefürchtet – diesen Spritzencocktails. Ob die häufigen „X“e in dem Kalender des Arztes aber stets das brutale Opioid Eudokal für Hitler bedeuten, wie Ohler nahelegt, das muss wie manches in diesem Buch Spekulation bleiben. Es anzuhören, lohnt trotzdem auf jeden Fall, wenn man eines berücksichtigt: Die Geschichte der NS-Diktatur wird hier ergänzt, neu geschrieben wird sie nicht. Aber das hat Norman Ohler ja auch nicht behauptet.
JOACHIM KÄPPNER
Norman Ohler: Der totale Rausch – Drogen im Dritten Reich. Autorenlesung. Download-Stream. Argon Verlag, Berlin 2023. 481 Minuten, 21 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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"Norman Ohlers Buch ist [...] eines der interessantesten Bücher der letzten Jahre." Julia Encke Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 20150913

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.11.2015

Hitler als Superjunkie?

Pillen für die Truppe und Spritzen für den von Aufputschmitteln abhängigen Diktator: Norman Ohler schreibt eine Drogengeschichte des "Dritten Reiches".

Der Nationalsozialismus war toxisch, im wahrsten Sinne des Wortes." Mit diesen Worten beginnt Norman Ohlers sein Buch. Das Dritte Reich sei nicht nur ein Reich der Drogen gewesen, es sei auch von Drogensüchtigen beherrscht worden. Keine Entscheidung, die Hitler getroffen, und kein Feldzug, den er gewonnen habe, könnten ohne den Drogenkonsum zureichend erklärt werden.

Schon in den frühen dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts hätten viele Deutsche Aufputschmittel und Antidepressiva eingenommen, vor allem Pervitin, das heutzutage als Partydroge Crystal Meth verbreitet ist. Aber erst zu Beginn des Krieges gegen Frankreich habe das Regime erkannt, welche Möglichkeiten sich durch den Drogenkonsum militärisch eröffneten. Im April 1940 teilte die Wehrmachtsführung den Sanitätsoffizieren in einem Runderlass mit, die Effizienz der Kriegführung hänge davon ab, dass die Soldaten wach blieben. Und so erhielten die Soldaten Pervitin.

Mehr als fünfunddreißig Millionen Pillen hatte die Wehrmachtsführung für den Feldzug gegen Frankreich bestellt, und sie hatte mit dem Einsatz von Tabletten offenbar Erfolg. Die Soldaten waren euphorisch, sie schliefen nicht mehr, verloren Angst und Hemmungen. Der gewonnene Blitzkrieg sei aus der Dynamik entstanden, die eine massenhafte Einnahme von Pervitin ermöglicht habe. Am Ende des Krieges gab es zwar keine Siege mehr, aber die Drogen halfen den Soldaten, die Strapazen des Rückzugs zu bewältigen oder sich für Himmelfahrtskommandos zur Verfügung zu stellen.

Aber auch Hitler selbst sei im Verlauf des Krieges zum Junkie geworden, meint Ohler. Anfangs habe er sich noch damit begnügt, Vitamine und Traubenzucker zu sich zu nehmen, um Abgeschlagenheit zu überspielen. Irgendwann aber habe sein Leibarzt, Theodor Morell, auf härtere Drogen zurückgegriffen. Wir wissen genau, welche Medikamente Hitler einnahm und wann sie ihm injiziert wurden. Denn Morell war ein vorsichtiger Mann, der Buch führte über die Medikamente, mit denen er den "Führer" behandelte. Wäre dem Diktator etwas zugestoßen, man hätte ihn dafür verantwortlich gemacht. Bormann und Himmler blieb nicht verborgen, dass Hitler von den Medikamenten und vom Arzt, der sie verabreichte, abhängig wurde, und sie brachten das Gerücht in Umlauf, Morell habe Hitler vergiften wollen.

Der "Führer" aber vertraute seinem Arzt, er konnte ohne dessen Hilfe in den Jahren des Krieges keinen Tag mehr überstehen.

Im Sommer 1941 wurde Hitler krank, antriebslos und schwach. Traubenzucker und Vitamine halfen nicht mehr, und deshalb spritzte Morell nun täglich Pervitin und andere Medikamente, die Hitlers Vitalität und Libido stärken und Depressionen bekämpfen sollten. Hitler verließ die "Wolfsschanze" nur noch selten, er sah nur noch seine engsten Mitarbeiter und hörte nur noch, was ihm zugetragen wurde. In der Isolation aber erlitt er einen bizarren Realitätsverlust, die euphorisierende Begegnung mit den Volksmassen wurde nun durch die Verabreichung von Drogen kompensiert. Im Jahr 1942, als die militärische Lage aussichtslos zu werden schien, spritzte Morell Eukodal. Sobald dessen Wirkung eingetreten war, redete sich Hitler in Rage, verlor sich in endlosen Monologen und strahlte wieder die Siegeszuversicht der frühen Jahre aus.

Ohler erzählt von einer Begegnung Hitlers mit Mussolini im Sommer 1943. Die Alliierten waren in Sizilien gelandet, die Gegenoffensive an der Ostfront war gescheitert, und Hitler befand sich im Zustand der Auflösung. Er habe an Schlafstörungen, Magen- und Darmkrämpfen gelitten, sei außerstande gewesen, sich der Begegnung mit dem Duce auszusetzen. Morell habe dem Diktator eine hohe Dosis Eukodal intramuskulär gespritzt, und sofort habe sich sein Zustand verbessert. Drei Stunden lang habe Hitler auf Mussolini eingeredet. Seither habe Hitler seine Magie nur noch durch die Einnahme von Eukodal beschwören können. Vor jeder Lagebesprechung habe Morell ihm eine Injektion geben müssen.

Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 bekam Hitler nicht nur Eukodal, sondern auch Kokain, das er sich in die Nase strich. Ohler glaubt, dass die größenwahnsinnige Entscheidung Hitlers für eine Offensive in den Ardennen im Herbst 1944 durch die tägliche Einnahme von Drogen verursacht worden sei: "Die Medikamentierung hielt den Oberbefehlshaber stabil in seinem Wahn, errichtete einen uneinnehmbaren Wall, eine lückenlose Verteidigung, durch die nichts und niemand mehr dringen konnte. Jedes Bedenken wurde von der artifiziell herbeigeführten Zuversicht hinweggewischt." Zur Einsicht, dass alles verloren war, sei Hitler erst im Frühjahr 1945 gekommen, als Morell ihm keine Drogen mehr beschaffen konnte und er an Entzugserscheinungen litt. Er zerfiel körperlich, zitterte am ganzen Körper, die Zähne fielen aus.

Fraglos gilt, dass Drogen Entscheidungen beeinflussen können. Hitler war zweifellos ein kranker Mann, der an einem bizarren Realitätsverlust litt. Niemand erzählt das so überzeugend wie Norman Ohler. Aber er bringt sich mit Übertreibungen um seine Glaubwürdigkeit, à la "Deutschland, Land der Drogen, der Weltflucht und des Weltschmerzes, suchte den Superjunkie. Und fand ihn in seiner dunkelsten Stunde in Adolf Hitler." Immerhin gibt der Autor im Vorwort gleich zu erkennen, dass manches, was er schreibt, Literatur ist.

JÖRG BABEROWSKI

Norman Ohler: "Der totale Rausch". Drogen im Dritten Reich.

Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2015. 363 S., geb., 19,99 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hitler war süchtig nach Crystal Meth, ließ sich Eukadol spritzen und schnupfte Kokain, erfährt der rezensierende Historiker Jörg Baberowski in "Der totale Rausch", Norman Ohlers Buch über Drogen im Dritten Reich. Meth hieß damals noch Pervitin und sollte die Soldaten an der Front wach und euphorisch halten, erklärt der Rezensent, Hitler halfen die Mittelchen, die von seinem Leibarzt Theodor Morell verabreicht und sorgfältig dokumentiert wurden, gegen Niedergeschlagenheit und Angstzustände - Ohler zufolge seien sie aber auch ein wesentlicher Grund für Hitlers Größenwahn gegen Kriegsende gewesen, verrät Baberowski. Leider wird Ohler in dem Maße unglaubwürdig, in dem er alles durch die Drogen erklären will, bedauert der Rezensent. Die aufgeworfenen Fragen findet Baberowski aber nichtsdestotrotz spannend.

© Perlentaucher Medien GmbH