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Luise Straus-Ernst, die »Muse der Dadaisten« - das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst
Der Kunstwelt ist sie bekannt als erste Frau des Malers Max Ernst, als Muse der Dadaisten und Surrealisten. Doch Luise Straus-Ernst, 1893 als Tochter einer jüdischen Fabrikantenfamilie in Köln geboren, war viel mehr: Kunsthistorikerin, Verfasserin von Kurzgeschichten, Reportagen, Romanen und Rundfunkautorin der ersten Stunde. Eva Weissweiler ist ihren Spuren nachgegangen und hat Leben und Werk dieser faszinierenden Frau neu entdeckt.
Luise Straus-Ernst, die erste Frau des großen
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Produktbeschreibung
Luise Straus-Ernst, die »Muse der Dadaisten« - das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst

Der Kunstwelt ist sie bekannt als erste Frau des Malers Max Ernst, als Muse der Dadaisten und Surrealisten. Doch Luise Straus-Ernst, 1893 als Tochter einer jüdischen Fabrikantenfamilie in Köln geboren, war viel mehr: Kunsthistorikerin, Verfasserin von Kurzgeschichten, Reportagen, Romanen und Rundfunkautorin der ersten Stunde. Eva Weissweiler ist ihren Spuren nachgegangen und hat Leben und Werk dieser faszinierenden Frau neu entdeckt.

Luise Straus-Ernst, die erste Frau des großen surrealistischen Malers Max Ernst, tat als eine der ersten promovierten Kunsthistorikerinnen ihrer Generation viel für die Förderung seines _uvres und die Kölner Dada-Bewegung. In ihrer Wohnung am Kaiser-Wilhelm-Ring verkehrten Paul Klee, André Breton, Paul Eluard und Tristan Tzara. Ihre Ehe mit Max Ernst hielt nur wenige Jahre. Ihn zog es hinaus nach Paris, während sie mit Sohn Jimmy in Köln blieb. Doch auch sie musste bald fort, weil sie Jüdin war. 1933 emigrierte sie ebenfalls nach Paris. Sie glaubte nicht an den Sieg des Hitler-Regimes und versteckte sich in einem Hotel in der Provence, wo sie ihre Autobiografie »Nomadengut« schrieb. Ein im letzten Moment eintreffendes Ausreisevisum für das »Ehepaar Ernst« wurde unter mysteriösen Umständen für ungültig erklärt. In Begleitung der berühmten Kunstsammlerin Peggy Guggenheim, die er später heiratete, reiste nur Max Ernst nach Amerika. Luise Straus-Ernst blieb in Frankreich und wurde 1944 mit einem der letzten Konvois, die nach Osten rollten, deportiert. Sie starb mit 51 Jahren in Auschwitz.
Autorenporträt
Eva Weissweiler, Dr. phil., geboren 1951, Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Islamwissenschaft. Sie veröffentlichte u.a. die Bücher Clara Schumann ( 1990) Tussy Marx. Das Drama der Vatertochter (2002), Die Freuds. Biographie einer Familie (2005); Wilhelm Busch. Der lachendePessimist (2007), Otto Klemperer ( 2009), Friedelind Wagner (2013); Notre Dame de Dada - Luise Straus-Ernst (2016), Lady Liberty: Das Leben der jüngsten Marx-Tochter Eleanor (2018) und zuletzt Das Echo deiner Frage. Dora und Walter Benjamin - Biographie einer Beziehung (2020). Für ihr Engagement für die Gleichstellung der Geschlechter in ihren Schriften wurde sie mit dem Luise-Büchner-Preis für Publizistik 2023 ausgezeichnet. Eva Weissweiler lebt als freie Schriftstellerin und Rundfunkautorin in Köln.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.10.2016

Bleibenden Eindruck hinterließ sie bei allen

Keine Künstlermuse, sondern eine Frau auf eigenen Wegen: Eva Weissweiler legt eine exzellente Biographie von Luise Straus-Ernst vor.

Künstlerfrauen haben große Vorteile vor Spielerfrauen. Sie können selbst spielen oder zur Spielmacherin aufsteigen, wie es Cosima Wagner oder Gala, sprich Gala Éluard, Gala Ernst, Gala Dalí schafften. Gegenüber den Künstlermännern haben Künstlerfrauen den Vorteil, dass ihnen die lebensnahen Biographien gewidmet werden. Das Narrativ, wie das heute heißt, das alles Narrative, Biographische fördert und fordert, ist die Emanzipation, die die Künstlerfrau des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts als Grundvoraussetzung zu leisten hat. Anders als der Künstlermann, der schon mal mit seinem Werk beginnen kann. Das macht die Biographie jeder Künstlerfrau zum Lehrstück. Und es hilft, dass die Biographien von Künstlerfrauen am liebsten von Frauen geschrieben werden.

Luise (Lou) Straus-Ernst, Tochter eines jüdischen Hutfabrikanten, lebte und wirkte von 1893 bis 1933 in Köln, dann emigrierte sie, nach Paris, nach Südfrankreich, um schließlich deportiert zu werden. Sie wurde mit ziemlicher Sicherheit am 4. Juli 1944 in Auschwitz ermordet. Es hat lange gebraucht, bis wir ihrer wieder gewahr wurden. Die Frauenkunstgeschichte entdeckte sie, denn die Bonner Studentin der Kunstgeschichte war eine der ersten Frauen, die in diesem Fach promoviert wurden. Als biographischen Beifang führte man sie als erste Frau des großen Max Ernst mit.

Ernst und Straus hatten sich im Studium kennengelernt und 1918 geheiratet. 1920 kam ihr Sohn Hans-Ulrich, genannt Jimmy, zur Welt. 1922 verließ Ernst Frau, Kind und Köln in Richtung Paris und Gala, die er sich fortan mit dem Dichter Paul Éluard teilte. Der Sohn Jimmy hat das Andenken an seine Mutter sehr viel nachhaltiger gefördert als sein Vater. Erstens durch seine 1984, kurz nach seinem Tod erschienene Autobiographie mit dem Titel "Nicht gerade ein Stillleben", die unter den vielen Selbstzeugnissen des Surrealistenkreises den zweithöchsten Rang einnimmt, nach "Das geheime Leben des Salvador Dalí". Zweitens durch die Geschichte seiner Rettung, die wie in einem Kaleidoskop all die spitzen Facetten zusammenfügt, die zur deutsch-jüdischen Geschichte der Jahre 1933 bis 1939 gehören: "Halbjude", schwierige, angefeindete Jugend, exponiertes Leben in der Provinz, die Eltern getrennt und im Ausland lebend.

Diese Geschichte ist aber auch in mediengeschichtlicher Hinsicht eine Initiation. Straus, 1933 nach Paris emigriert, hatte ihren Sohn beim Vater eines Bekannten in die Lehre gegeben. Er lernte bei J. J. Augustin in Glückstadt, der Druckerei, die in Deutschland über die "Schriften der Welt" verfügte, das Handwerk des Setzers, und die Faszination für die Lettern, für das "Bild der Schrift" blieb in ihm virulent, als er nach dem Krieg wie sein Vater ein Maler wurde und in seinen Bildern immer wieder das Alphabet neu erfinden wollte. Jimmy konnte mit Unterstützung seines Lehrherren 1938 in die Vereinigten Staaten auswandern. Das Museum für Arbeit in Hamburg und das Detlefsen-Museum in Glückstadt haben 2011/12 diese Geschichte in Ausstellungen rekonstruiert, und Christian Bau und Artur Dieckhoff haben aus dem Stoff einen bewegenden Dokumentarfilm gemacht: "Zwiebelfische - Jimmy Ernst, Glückstadt - New York".

Seitdem gehören Mutter und Sohn, die nicht nur die Distanz Glückstadt-Paris getrennt hatte, wieder so eng zusammen wie auf dem Foto, das August Sander von den beiden machte und das zu den schönsten Bildnissen des Kölner Fotografen gehört. In der Zwischenzeit war freilich auch der Grund gelegt worden, die Autorin Luise Straus kennenzulernen: 2000 wurde zum ersten Mal ihre Autobiographie "Nomadengut" veröffentlicht: Sie hatte ihre Lebenserinnerungen mit 48 Jahren niedergeschrieben, vorausschauend früh, es blieben ja nur noch drei Jahre. 2012 erschien "Eine Frau blickt sich an", eine Auswahl ihrer Reportagen und Geschichten aus der Zeit der Emigration.

Und nun haben wir die "autorisierte" Biographie, autorisiert durch eine bewundernswert dichte und tiefe Quellenforschung. Eva Weissweiler hat ihre Quellen und Informanten in 830 Anmerkungen nachgewiesen; das braucht aber niemanden abzuschrecken. Man nehme diese Biographie als einen gelungenen, an der Textoberfläche exzellent lesbaren Versuch, an dieses Leben so nahe wie möglich heranzukommen.

Die englische Fassung von "Nomadengut" kam unter der Überschrift "The First Wife's Tale" heraus. Auch der Titel von Weissweilers Vita "Notre Dame de Dada: Luise Straus-Ernst - das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst" kann Luise Straus leider aus der Dauerzwangsehe des Ehepaares Ernst nicht lösen. Das Buch schon. Es macht klar, dass Straus-Ernst keine Gala war, keine Spielmacherin und Muse, sondern der Dada-Bewegung, nachdem sie von Zürich nach Köln umgezogen war, ein Quartier bot, aber nicht aktiv teilnahm. Irgendwo in einer Privatsammlung soll es eine Collage geben, die Max Ernst seiner Frau zugeschrieben hat. Dada/Köln hatte auch nicht lange Bestand, der alte Gag "Als Dada da war, war Dada schon nicht mehr da" wurde schnell wahr, und Straus-Ernst hatte längst eigene Wege beschritten. Ohne Aussicht auf eine dauerhafte Anstellung als Kunsthistorikerin übernahm sie kurzfristige Beschäftigungen im Museum und im Kunsthandel, als Führerin und als Büroaushilfe, eine "Notre Dame" des Prekariats, bis sie nach kurzer Probezeit 1925 eine Karriere als Korrespondentin, Journalistin, Erzählerin anfing.

Die freie journalistische Arbeit war das wirklich Feste in ihrem Leben, und sie hat sie bis zum Schluss ernährt. Als die Nationalsozialisten Straus-Ernst 1944 festnahmen, hatte sie über 10 000 Francs bei sich - das müssen Honorare gewesen sein, die sie für ihre regelmäßigen Beiträge in Schweizer Zeitungen erhalten hatte. Bis 1933 hatte sie als Rheinland-Korrespondentin der "Dresdner Neuesten Nachrichten", als Mitarbeiterin der Kölner Lokalpresse und als Beiträgerin für alle wichtigen Kunst- und Kulturzeitschriften der Weimarer Zeit gearbeitet. Sie schrieb über Kunstausstellungen, Theateraufführungen, neue Architektur, Mode, Reiseziele, "Frauenfragen".

In der Emigration fing sie noch einmal neu an: Lebensnähe wurde aufgedrängt, Lebenshilfe gefordert. Straus entwickelte sich zur Spezialistin einer Gattung, die im neunzehnten Jahrhundert "Physiognomie" hieß und in Paris erfunden worden war. Es galt, das Sozialprofil neuer Typen oder alter Typen unter neuen Herausforderungen zu erstellen. Die erste Arbeit, die nach dem Wechsel nach Paris entstand, war überschrieben mit: "Auch die Frau muss sich umstellen. Neues Schicksal und neue Berufe" und hätte auch "Die Frau im Exil" heißen können; der zweite Beitrag hatte folgerichtig "Die Frau im Dritten Reich" zum Thema. Und so ging das weiter: Hebammen, Hausangestellte, Briefträger, "Frau und Hochschule": Das Exil ist neu und das Dritte Reich auch, die Autorin "muss sich umstellen" und im Grunde jede(r) andere ebenfalls. Weil sie immer, bis fast ganz zum Schluss, sich für das Leben und nicht für das Überleben entschied, schien sie in Frankreich ihre eigentliche Bestimmung gefunden zu haben: statt nur Bericht zu erstatten, füllte sie jetzt Lebensinhalte auf.

Je enger es nach 1939 in Vichy-Frankreich für eine deutsche Jüdin wurde, desto engmaschiger ist das Netz der Daten, das Weissweiler webt. Sie kann das Emigrationsschicksal bis zur Rampe in Auschwitz verfolgen. Es ging mehrere Jahre lange um Leben und Tod, da waren alle Akteure sehr genau, viele Begleiter sehr aufmerksam. Die Nationalsozialisten, die amerikanischen Einwanderungsbehörden, die französischen Autoritäten, sie alle hatten Straus-Ernst auf dem Schirm, wie man heute sagen würde. Aber auch viele Briefe von ihr, an sie kamen durch, obwohl doch Krieg war, und blieben erhalten.

Das Quellenmaterial zu finden und zu einem in der Tat dramatischen Finale zu verdichten ist das Verdienst der Biographin - und wäre doch ohne die Urheberin des Ganzen nicht möglich. Straus-Ernst hatte Liebhaber, Freunde, Unterstützer in großer Zahl. Hilfe vergalt sie durch den bleibenden Eindruck, den sie auf alle machte. Kaum war sie in ihrem letzten Exilort, im südfranzösischen Manosque, angelangt, gehörte sie schon zur Entourage des Dichters Jean Giono, den André Gide den "Vergil der Provence" titulierte und den man einen französischer Ernst Wiechert nennen könnte. Er kollaborierte mit den Deutschen, unterstützte das Regime von Vichy und machte aus seiner antisemitischen Grundeinstellung kein Hehl. Aber diese "Madame Ernst" interessierte ihn dann doch sehr. Er las ihre Memoiren, er bezahlte ihr sogar eine teure Operation und vertraute ihr sein neuestes Buch zur Übersetzung an. Wie weit sie damit kam, wissen wir nicht. Die SS holte sie ab. Gionos Roman trägt den Titel "Triumph des Lebens". Das ist mehr als eine zynische Schlusspointe. Weissweilers Biographie handelt bis zu diesem Zeitpunkt von nichts anderem.

WOLFGANG KEMP.

Eva Weissweiler: "Notre Dame de Dada".

Luise Straus-Ernst - das dramatische Leben der ersten Frau von Max Ernst.

Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016.

448 S., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Wolfgang Kemp wird schnell klar mit Eva Weißweilers Biografie, dass er es bei Luise Straus mitnichten mit einer Dada-Muse zu tun hat, sondern mit einer selbständigen, starken Frau, einer Kunsthistorikerin und Journalistin und nebenher zeitweise Frau von Max Ernst und Geliebte Jean Gionos. Die im Buch ausgestellte Quellendichte, meint Kemp, sollte keine Leserin abhalten. Äußerst lesbar bleibt der Text, immens dramatisch dazu, erklärt er, und bis die Nazis Straus nach Auschwitz bringen, ein einziger Triumph des Lebens.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Keine Künstlermuse, sondern eine Frau auf eigenen Wegen: Eva Weissweiler legt eine exzellente Biografie von Luise Straus-Ernst vor.« FAZ