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Und wenn der Erste Weltkrieg ausgefallen wäre?
»I bin doch ned deppat, i fohr wieder z'haus«, sagt der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo, wo gerade jemand versucht hat, eine Bombe auf ihn zu werfen. Das hat natürlich Folgen: Der Erste Weltkrieg fällt aus! Wien ist und bleibt der Nabel der Welt. Hier, in der Hauptstadt des Vielvölkerreichs, dieser Stadt voller Juden, Psychoanalytiker und Wiener Schmäh, spielt Hannes Steins erster Roman. Die Presse ist begeistert - und die Leser sind verliebt: »Absurd und glaubhaft, skurril und irrwitzig, durchdacht und…mehr

Produktbeschreibung
Und wenn der Erste Weltkrieg ausgefallen wäre?

»I bin doch ned deppat, i fohr wieder z'haus«, sagt der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajevo, wo gerade jemand versucht hat, eine Bombe auf ihn zu werfen. Das hat natürlich Folgen: Der Erste Weltkrieg fällt aus! Wien ist und bleibt der Nabel der Welt. Hier, in der Hauptstadt des Vielvölkerreichs, dieser Stadt voller Juden, Psychoanalytiker und Wiener Schmäh, spielt Hannes Steins erster Roman. Die Presse ist begeistert - und die Leser sind verliebt: »Absurd und glaubhaft, skurril und irrwitzig, durchdacht und überraschend, herrlich und bizarr, höchstkomisch und tieftragisch, vollkommen unkonventionell: ein fabelhaftes Buch, das von einer fantastischen Welt handelt, in deren Schrägheit man sich sofort verliert«, sagt Vea Kaiser. Und Denis Scheck urteilt: »Ein großartiger Roman!«
Autorenporträt
Hannes Stein, geboren in München, aufgewachsen in Österreich, lebt, seit er eine Greencard gewonnen hat, mit Frau und Kind in Amerika. Neben seiner Tätigkeit als Kulturjournalist für diverse Medien (FAZ, Spiegel, Die Welt - deren New York-Korrespondent er gerade ist), schrieb er einige Bücher, u. a. Endlich Nichtdenker, Immer Recht haben! und zusammen mit Norman Manea Gespräche im Exil.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.02.2014

1914? War da was?
Retro-Utopie: Hannes Steins Roman „Der Komet“
Was wäre, wenn . . . ? Wer sich so etwas fragt, denkt meistens an Zukünftiges. Aber ist es nicht viel zauberhafter, auf diese Art und Weise von Vergangenem zu träumen? Was noch nicht geschehen ist, befindet sich im Reich des Möglichen; wie es eintreten wird, ob es überhaupt eintreten wird – das vermag niemand zu sagen. Alles Wünschenswerte ist im Zukünftigen zumindest theoretisch möglich; daraus nährt sich das Prinzip Hoffnung. Das Vergangene dagegen ist Geschehenes. Es ist harte Wirklichkeit
– und bringt gerade deshalb immer wieder die Sehnsucht hervor, es zumindest im Modus der Phantasie korrigieren zu können.
Aus diesem beflügelnden Widerspruch erklärt sich der Erfolg von Büchern, Filmen und Comics, die alternative Geschichtsverläufe präsentieren. Oft geht es hier darum, realhistorische Fakten in ihr Gegenteil zu verkehren: Aus Gewinnern werden Verlierer, aus Verlierern Gewinner. Quentin Tarantino hat dies in seinen beiden letzten Werken mit der ihm eigenen Mischung aus Drastik und Humor durchgespielt: In „Inglourious Basterds“ jagen nicht nur Nazis Juden, sondern auch Juden Nazis, und in „Django Unchained“ mutiert ein gehetzter „Nigger“ zu einem coolen Kopfgeldjäger, der den Weißen mit Blei und Dynamit zurückzahlt, was sie ihm angetan haben.
Bei Hannes Stein genügt ein knapp und energisch ausgesprochener Verzicht auf Heroismus, um der Geschichte im Jahr 1914 eine andere Wendung zu geben. „I bin doch ned deppat, i fohr wieder z’haus!“, sagt der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand, als der erste Attentatsversuch auf ihn in Sarajevo scheitert. Als Folge seiner Heimreise fallen mit dem Ersten Weltkrieg auch gleich der Zweite und die russische Revolution aus. Das Europa des frühen 21. Jahrhunderts, in das „Der Komet“ führt, kennt zwar Mikrowellenherde, regelmäßige Mondflüge und „Elektrobücher“, besteht jedoch – mit Ausnahme von Frankreich, der Schweiz und San Marino – aus konstitutionellen Monarchien. Allerorten herrscht seit Jahrzehnten schönster Friede. Dann aber entdecken Astronomen den Titel gebenden Himmelskörper, der unbeirrbar auf die Erde zusaust: In wenigen Monaten, so ist zu befürchten, tritt die Apokalypse ein.
Um eine Welt, wie „Der Komet“ sie entwirft, zu beglaubigen, bedarf es sowohl eines Sinns für Details als auch für Verfremdung. Über beides verfügt Hannes Stein in hohem Maß. Vieles, das wir aus unserer Wirklichkeit kennen, taucht auf, aber eben unter etwas anderen Vorzeichen. So ist ein näselnder, alter Dienstmann als Wiedergänger Hans Mosers zu erkennen und die blühende österreichische Filmindustrie gibt Anlass zu gehörigem patriotischen Stolz: Mit den „Rosenhügelstudios in Hietzing“ können es die hinterwälderischen Amerikaner nicht aufnehmen, die haben ja nicht einmal einen Unterhaltungsfilmregisseur wie Szczepan Sczpilberg zu bieten!
  Die reale Geschichte des vergangenen Jahrhunderts ist nur in Albträumen präsent. So wird, zur Verzweiflung seines gescheiten Psychoanalytikers, ein biederer Diplom-Ingenieur von furchtbaren Bildern heimgesucht, in denen Auschwitz, „ein fades Nest in der Provinz dort unten bei Krakau“, eine Rolle spielt. Das letzte Beispiel zeigt: So amüsant, so unterhaltsam Hannes Stein zu erzählen weiß, „Der Komet“ ist auch ein Buch der Trauer. Hinter den Scherzen verbirgt sich das Bewusstsein eines doppelten Verlustes, der nie wieder gutzumachen ist.
  Steins Klage gilt einerseits einer im besten Sinne des Wortes alteuropäischen Tradition der Liberalität und Toleranz, die in totalen Kriegen und in totalitärem Wahn erstickt worden ist. Und sie gilt andererseits der deutsch-jüdischen Kultursymbiose, für die mehrere Figuren des Romans stehen, allen voran der tapsige k. u. k. Hofastronom David Gottlieb, der von einer Ehekrise geplagt wird und der bevor er in die Rakete zum Mond steigt, sorgfältig eine halbe Stunde lang sein Morgengebet verrichtet.
  Eines darf man von diesem Buch allerdings nicht erwarten: ein schnell voranschreitendes Geschehen, überraschende Peripetien. Hierzu führen weder die Bedrohung durch den Kometen noch der zweite Handlungsstrang, in dem ein schüchterner Student der Kunstgeschichte sich in eine attraktive Salondame verliebt. In „Der Komet“ trifft Jules Verne auf Friedrich Torbergs „Tante Jolesch“: Der Roman ist eher statisch angelegt; seine Stärke liegt im Auffächern eines Panoramas. Das zwanzigste Jahrhundert nicht als ein Zeitalter der Extreme, sondern des Ausgleichs – das ist ein Traum, was sonst. Aber einer, den man mit Hannes Stein gerne teilt.
CHRISTOPH HAAS
  
Hannes Stein: Der Komet. Roman. Galiani Verlag, Berlin 2013. 272 Seiten, 18,99 Euro.
Franz Ferdinand mag nicht
ermordet werden – er fährt heim
Dieser amüsante Roman
ist auch ein Buch der Trauer
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