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Ein beglückender Roman über eine rasante Suche nach dem Sinn, der Liebe und dem Glück Auch ein abgelehnter Teufelspakt kann das Leben verändern: Nach dem Besuch des kleinen Herrn Mister ist für einen jungen Künstler nichts mehr so wie zuvor. Er hat überwältigenden Erfolg, landet in den Klatschspalten, lernt eine faszinierende junge Sängerin kennen - aber seine Freundin Johanna geht auf Distanz.
In seinem temporeichen Roman lässt Tobias Hülswitt einen jungen Maler aus seinem Leben erzählen, das eine völlig überraschende und folgenreiche Wendung nimmt. Eigentlich hatte er sich schon mit allem
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Produktbeschreibung
Ein beglückender Roman über eine rasante Suche nach dem Sinn, der Liebe und dem Glück Auch ein abgelehnter Teufelspakt kann das Leben verändern: Nach dem Besuch des kleinen Herrn Mister ist für einen jungen Künstler nichts mehr so wie zuvor. Er hat überwältigenden Erfolg, landet in den Klatschspalten, lernt eine faszinierende junge Sängerin kennen - aber seine Freundin Johanna geht auf Distanz.

In seinem temporeichen Roman lässt Tobias Hülswitt einen jungen Maler aus seinem Leben erzählen, das eine völlig überraschende und folgenreiche Wendung nimmt. Eigentlich hatte er sich schon mit allem arrangiert - mit seiner langjährigen Beziehung, seiner wenig erfolgreichen, aber erfüllenden Arbeit, seinem bescheidenen Leben im Atelier und mit dem vagen Gefühl, dass es immer irgendwie weitergehen wird.

Doch dann erscheint ihm im Traum der kleine Herr Mister, verspricht ihm das Glück, verlangt dafür aber treue Gefolgschaft. Der Handel wird brüsk zurückgewiesen, doch der kleine Herr Mister verschwindet nicht. Stattdessen scheint sein Glücksversprechen in Erfüllung zu gehen, und das stürzt den jungen Maler von einem Problem ins nächste. Plötzlich wird er begehrt, plötzlich werden ihm seltsame Drogen angeboten, plötzlich erlebt er alles viel intensiver - aber plötzlich ist seine Schaffenskraft erlahmt, seine Freundin in die Meditation geflüchtet und schließlich ganz verschwunden. Er begibt sich auf eine verzweifelte Suche mit überraschendem Ausgang.

Mit feinem Einfühlungsvermögen und groteskem Humor zeigt Tobias Hülswitt Menschen auf der Suche - nach dem Sinn, nach der Liebe, nach dem Glück. Es geht ums Ganze, nämlich darum, was einen im Leben hält und ob man miteinander glücklich werden kann. Ein berückender Roman, in dem aus der Ferne nicht nur ein deutsches Drama aus klassischer Zeit grüßt.

Autorenporträt
Hülswitt, TobiasTobias Hülswitt, 1973 in Hannover geboren, lernte Steinmetz und studierte und lehrte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig sowie an der Universität der Künste Berlin und der Akademie der Bildenden Künste München. Er lebt als freier Autor in Berlin. Zahlreiche Preise und Stipendien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.10.2006

Die neue Sorglosigkeit
Tobias Hülswitts „Der kleine Herr Mister” ist der rührige Teufel
Wie sieht der Teufel in gottlosen Zeiten wie unseren aus? Natürlich, er hat keine Hörner, keine Fledermausflügel und schon gar keinen Pferdefuß. Er könnte einem Handwerker ähneln oder einem aalglatten Bürokraten. Dem Helden von Tobias Hülswitts neuem Roman steht auf jeden Fall kein feuerspeiendes Pelzwesen gegenüber, sondern ein klein gewachsener Overallträger mit blaustichiger Hautfarbe und schnarrender Stimme. Und ähnlich wie Adrian Leverkühns Vertragspartner in Thomas Manns „Doktor Faustus” besitzt der unheimliche Eindringling die Gabe der ständigen Wandlung: Plötzlich zaubert er einen Mann mit Bankangestellten-Appeal aus der Tasche, beim nächsten Mal erscheint er als eine mysteriöse Frau und dann wieder als buddhistischer Mönch. Er nennt sich „Herr Mister”, und eigentlich träumt Hülswitts Protagonist nur von ihm. Dieser kleine Herr Mister stellt dem träumenden Helden, einem mäßig erfolgreichen Maler und zugleich der Ich-Erzähler, „das Glück” in Aussicht – ohne Beziehungen sei da nämlich nicht ran zu kommen.
Sein potenzieller Kunde ist erfüllt von seiner Arbeit und dem Alltag mit seiner Freundin Johanna, weshalb er das Angebot nach anfänglichem Interesse ausschlägt. Doch selbst ein zurückgewiesener Pakt scheint Geltung zu besitzen: alle Prophezeiungen des ungebetenen Besuchers gehen nämlich in Erfüllung. Joschka Fischer gibt ein Interview vor einem der schwer verkäuflichen Bilder, auf der Vernissage des Malers drängelt sich die Kunstszene, eine verführerische Sängerin namens Marissi bemüht sich um ihn, sein Galerist wird sämtliche Werke los, die Zeitungen überschlagen sich vor Begeisterung, betonen seine Ähnlichkeit mit einem berühmten Schauspieler und rufen ihn als Repräsentanten der „neuen Sorglosigkeit” aus. Als der namenlose Künstler seinen Erfolg mit der Traumgestalt in Verbindung bringt, hat ihn der kleine Herr Mister längst in der Hand.
„Das Gott” ist eine Droge
Tobias Hülswitt versucht sich in seinem dritten Roman „Der kleine Herr Mister” an einer Höllenfahrt, wobei er ein bisschen unentschlossen zwischen Satire und Schauergeschichte hin und her taumelt. Die Ausgangssituation erinnert an die berühmten Capricho-Radierungen von Goya: Ein Mann lässt Pinsel und Schreibwerkzeug fallen, überantwortet sich willenlos dem Schlaf und gebiert im Traum entsetzliche Ungeheuer. Auch Hülswitts Maler gesteht der imaginierten Wirklichkeit bald größeren Realitätsgehalt zu als der tatsächlichen Welt: Er driftet ab und wirft alles, was bisher galt, über den Haufen. Obwohl er gar kein Teufelsbündnis einging und folglich nicht wortbrüchig geworden sein kann, versiegt seine Schaffenskraft, zerbricht seine Liebe, gewinnen Drogen – kalauernd „das Gott” genannt und von der Wiedergängerin der Thomas Mannschen Esmeralda Marissi verabreicht – die Macht über ihn. Am Ende setzt gar eine bizarre Metamorphose ein: Das Böse ist längst in ihn hinein gekrochen, mit einem Hund im Gefolge vernichtet er Jungfrauen, und er bekommt, man staune, den legendären Hinkefuß.
Hülswitt kann einiges. Es gibt schöne Beschreibungen sich wandelnder Lichtverhältnisse, vor allem der Himmel ist eine optische Bezugsgröße für den verwirrten Ich-Erzähler. Auch die Gretchen-Variante Johanna ist überzeugend gestaltet: Ihr Hang zum Religiösen bildet den Gegenpol zur teuflischen Besessenheit des Malers. Im letzten Drittel mischt eine brisante Reise die Dramaturgie des Romans noch einmal auf. Alles ganz unterhaltsam, denkt man, aber warum lehrt uns die Teufels-Saga nicht richtig das Fürchten? Zum einen mag das an der Erzählkonstruktion liegen. Auf die Darstellung des Glücks verwendet der 33-jährige Absolvent des Leipziger Literaturinstituts nur wenig Raum, sodass der Absturz in die Höllenschluchten keinen fesselnden Kontrast darstellt. Zwar hat Hülswitts Teufelsgestalt nichts Folkloristisches, aber alles, was die Attraktivität einer Mephisto-Inkarnation ausmachen könnte, fällt ebenfalls unter den Tisch: eine veritable Verführungsszene, das genussreiche Auskosten des Lohns, ein spannendes Tauziehen zwischen Gut und Böse, Vertragsbruch, Einkehr, Wiedergutmachung oder Reue. Wofür setzt der Held sein Seelenheil eigentlich aufs Spiel? Warum sollte man Mitleid mit ihm haben, wenn es ohnehin um gar nichts mehr zu gehen scheint?
Die Figur des Malers besitzt keine Fallhöhe, von Kapitel zu Kapitel wird er blasser und lebloser. Dabei hat sich der Autor natürlich etwas gedacht. Zu Beginn ähnelt der Künstler vor allem seiner Freundin, dann wird er mit dem ominösen Erfolgsschauspieler verglichen; er ist also eine Art Leerstelle ohne eigenes Gesicht und hält als Projektionsfläche her, obwohl er in der ersten Person Singular von sich erzählt. Aber auch das hat überhaupt nichts Beunruhigendes an sich.
Wenn Tobias Hülswitt schon zu einem Topos der abendländischen Literatur greift, muss er sich auch Vergleiche gefallen lassen: Man liest ihn zwangsläufig auf der Folie von Thomas Mann, Bulgakow oder zumindest von Arjouni. Hülswitt bringt nicht den Mut auf, eine tragische Geschichte zu schreiben. Richtig komisch ist die Sache mit dem Teufel auch nicht. „Der kleine Herr Mister” ist kein schlechtes Buch, aber es wirkt etwas schlicht. MAIKE ALBATH
TOBIAS HÜLSWITT: Der kleine Herr Mister. Roman. Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2006. 238 S., 16,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.11.2006

Auch der Teufel ist ein Jedermann

Tobias Hülswitt erzählt den Doktor-Faustus-Stoff neu für unsere postheroische Gegenwart, in der sich die schicksalslosen Künstler auch einmal gern etwas mehr Unglück wünschen.

Von Edo Reents

Ein Künstler und ein Mädchen sind seit biblischen sieben Jahren ein Paar, da klingelt es an der Tür. Es ist der Teufel persönlich, der dem Künstler ein Angebot macht, daß dieser eigentlich nicht ablehnen kann: "das Glück". Der Künstler aber will es nicht, jedenfalls nicht zu den Bedingungen, die ihm der Teufel stellt - "du mußt einfach nur tun, was ich will" -, und das ist, wie sich herausstellen wird, ein Fehler.

Im Prinzip ist es eine Doktor-Faustus-Geschichte, die Tobias Hülswitt erzählt: Sie handelt davon, wie es ist und was dabei herauskommt, wenn ein an Produktivität gewöhnter Mensch in die Krise gerät und sich mit einer Macht einläßt, die er nicht kontrollieren kann, die vielmehr ihn kontrolliert. Doch der Ich-Erzähler seines dritten Romans "Der kleine Herr Mister" heißt nicht gerade Adrian Leverkühn, und es ehrt Hülswitt, daß er es mehrere Nummern kleiner tut, ohne Geniegetue, aber doch mit einem Anspruch auf Stellvertreterschaft seiner Hauptfigur. Hülswitt, Jahrgang 1973, gehört zu der Generation, welche die relative Ereignislosigkeit ihres Lebens als schriftstellerische Herausforderung begreift und, in diesem Fall, auch meistert.

Die Versuchung, die seine Figur ereilt, tritt auf in der phantastischen und sehr wandlungsfähigen Gestalt eines Gnoms; aber dessen formal-tautologischer Name, "der kleine Herr Mister", deutet darauf hin, daß er selber die Jedermann-Züge aufweist, die auch den Künstler auszeichnen, dessen Schicksal er fortan auf untergründige, aber wenig geheime Weise steuert. Diesen erzählerischen Kniff, der schon am Anfang so spektakulär wie durchsichtig eingeführt wird, hätte sich Hülswitt eigentlich sparen können. Der wahre Gegenspieler seines Künstlers ist nämlich der Vater seines Galeristen, der auf das feierliche Gerede eines Tonio Kröger hereinfällt und glaubt, in der Kunst sei schon alles gesagt. Ihm vertraut der Held in einem in jeder Hinsicht zentral postierten Gespräch sein Problem an - er wünscht sich, wie ein Romantiker, den die Langeweile plagt, das Unglück: "Also, ich meine, es müßte schon eine Katastrophe sein, die mir erlaubt, danach weiterzuarbeiten, etwas Schreckliches, Sensationelles, aber nichts Tödliches."

Von hier aus gewinnt der Künstler seine eigentliche Kontur: Er ist ein Gegen-Hiob, der sich auf seinen selbstzufriedenen Lebenswandel nicht nur nichts zugute hält, sondern spürt, daß damit etwas nicht stimmt: "Weil du kein Leid erfahren und deshalb nichts zu sagen hast", hält ihm der Galeristenvater vor. Und siehe, das Leid beginnt: Seine Ausstellung macht ihn zwar zu einer lokalen Berühmtheit, für deren Privatleben sich sogar das Stadtblatt interessiert; aber seine Bilder verbrennt er bald. Seine Freundin flieht vor ihm in ein Meditationscamp; eine der Frauen, mit denen er sich einläßt, wird ermordet, ebenso der Hund, um den er sich rührend kümmert. Zum merkwürdig offenen Ende steht er, anders als Hiob, mit ziemlich leeren Händen da.

Jede Epoche, sagt Ranke, steht unmittelbar zu Gott. Wie aber, wenn es weder einen Gott gibt noch eine Epoche, die sich durch etwas Besonderes auszeichnet? Hülswitts Held glaubt an nichts und widerspricht auch nicht, als seine Freundin die Eifersucht für ein "Relikt aus dummen, feigen Zeiten, in denen man noch andere für das eigene Unglück verantwortlich machen konnte", erklärt. Seine Welt kennt auch im rein Persönlichen keine Transzendenz mehr. Buchstäblich ist er ein Hans Guck-in-die-Luft: Die leitmotivisch etwas überstrapazierten Himmelsbeobachtungen, das Abwarten und Teetrinken werden zu Verhaltensmustern, die vielleicht generationsspezifisch sind, aber von dem Vorwurf der Geschichtsvergessenheit gar nicht getroffen werden können. Abgeklärt formuliert der Held dieses bemerkenswerten, den Ton zwischen Komik und Tragik allerdings nicht immer findenden Romans sein Kunstverständnis: "Im übrigen weist jede Epoche eine Reihe von Phänomenen auf, die nur ihr selber eignen, und jede Epoche muß diese Spezialitäten gesondert besprechen. Und selbst die sogenannten ewigen Wahrheiten, die es zweifelsohne gibt, können ohne Schaden immer wieder neu bebildert und besprochen werden, da das menschliche Bewußtsein auf eine Weise beschaffen ist, die es vergeßlich macht."

Tobias Hülswitt: "Der kleine Herr Mister". Roman. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2006. 240 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Irgendetwas findet Edo Reents an diesem Buch. Nur was? Sind es die Anklänge an den Faustus-Stoff? Oder die Uneitelkeit, mit der Tobias Hülswitt dem Vorbild nachgeht? Allemal imponiert Reents der zupackende Umgang mit der "Ereignislosigkeit" der eigenen Existenz, als dessen Resultat er den Roman sieht. Die Ereignislosigkeit selbst erscheint ihm gespiegelt in den erzählerischen Mitteln: In ihrer Durchsichtigkeit, im Leitmotiv des In-die-Luft-Schauens und im offenen Ende einer unentschlossen "zwischen Tragik und Komik" lavierenden Geschichte.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Die Sprachkraft des Autors schlägt sich im Tempo und Witz nieder, mit dem hier erzählt wird.« Deutschlandfunk