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Das koloniale Ceylon der 20er Jahre: Hier wachsen Annalukshmi und ihre beiden Schwestern wohlbehütet und dennoch hin- und hergerissen zwischen alten Traditionen und europäischen Werten auf. Annalukshmi muss sich entscheiden: Soll sie ihrer Familie nachgeben und einen Mann heiraten, den sie nicht liebt, und ein Leben an seiner Seite führen, das sie nicht will, oder kann sie in die Fußstapfen Miss Lawtons treten, ihrer fortschrittlichen und unverheirateten Lehrerin, deren Unabhängigkeit für Annalukshmi ein Vorbild ist? Auch ihr Cousin Balendran ist in einem Dilemma: Nach zwanzig Jahren taucht…mehr

Produktbeschreibung
Das koloniale Ceylon der 20er Jahre: Hier wachsen Annalukshmi und ihre beiden Schwestern wohlbehütet und dennoch hin- und hergerissen zwischen alten Traditionen und europäischen Werten auf. Annalukshmi muss sich entscheiden: Soll sie ihrer Familie nachgeben und einen Mann heiraten, den sie nicht liebt, und ein Leben an seiner Seite führen, das sie nicht will, oder kann sie in die Fußstapfen Miss Lawtons treten, ihrer fortschrittlichen und unverheirateten Lehrerin, deren Unabhängigkeit für Annalukshmi ein Vorbild ist? Auch ihr Cousin Balendran ist in einem Dilemma: Nach zwanzig Jahren taucht seine große Liebe Richard in Ceylon auf und bringt sein geregeltes Leben durcheinander. Zerrieben zwischen der wieder aufkeimenden Leidenschaft für Richard und seiner Rolle als treuer Ehemann und gehorsamer Sohn bröckelt das Fundament, auf das Balendran sein Leben gebaut hat.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.07.2001

Knochenbrecher
Aber bitte mit Gefühl: Shyam
Selvadurais Roman „Zimtgärten”
Zwischen Oktober 1927 und November 1928, als Sri Lanka noch Ceylon hieß und britisch war, lässt der tamilische Autor Shyam Selvadurai eine vielköpfige Verwandtschaft antreten, der eines gemeinsam ist: die Leidenschaft für Schwindelgefühle, die Trauer über menschlichen Wankelmut und der Stolz auf eine abgründige Dingwelt. Zunächst ist da Annalukshmi. Sie lehrt in einer evangelischen Missionsschule. Zur Arbeit fährt sie auf dem Fahrrad, wodurch sie ihre emanzipatorische Gesinnung beweist, denn in Colombo schickt sich ein solches Fortbewegungsmittel nur für Männer. Annalukshmi aber zählt zu den „Visionären”. Sie will die „Fesseln ihres eigenen engen Lebens” sprengen, damit sie eine Heldin werde, wie sie im Buche steht. Denn Romanfiguren, da ist sich Annalukshmi ganz sicher, sind die besseren, die mutigeren Menschen.
Ein Buch ist das Tirukkural, dem der Autor für jedes Kapitel ein Motto entnimmt, erfüllt keine einzige der Bedingungen, welche Annalukshmi an ihre Lektüre stellt. Das „große Werk tamilischer Philosophie” fällt nicht unter die tränenflussfördernde Belletristik. „Rücksichtsvolle, gebildete, empfindsame Seelen” wie Annalukshmi greifen eher zu Jane Austen als zu der antiken Spruchsammlung. Breiten Raum nimmt das Tirukkural hingegen in einem „grauenhaften Buch” über die „Meriten der glorreichen tamilischen Tradition” ein, dessen Verfasser selbst gerne redet, als hätten sich die honigsüßen Maximen inkarniert in ihm, dem Mudaliyar von Cinnamon Gardens. Denn nach den einst dort angesiedelten Zimtgärten ist jener herrschaftliche Stadtteil Colombos benannt, der sämtlichen Figuren ein Zuhause bietet.
Das prächtigste Haus in den Zimtgärten heißt Brighton und beherbergt Annalukshmis Großonkel. Der ranghohe dynastische Würdenträger unterstützt die britischen Gouverneure und ist erster Ansprechpartner für die hinduistischen Tamilen, die gegenüber den buddhistischen Singhalesen die Minderheit bilden. Der Mudaliyar hat seine Söhne Arul und Balendran zum Gehorsam erzogen, er wettert gegen die Gleichheit der Geschlechter, doch vom Erzähler muss der Connaisseur des Tirukkural sich vorhalten lassen, ein kindischer Greis zu sein, „ein stumpfes Messer, ungeschärft am harten Stein der Widrigkeiten.” Das klingt poetisch, aber was die Metapher bedeutet, erfährt der Leser nicht.
Arul beging vor achtundzwanzig Jahren den Fehler, die niederkastige Pakkiam nicht nur zu schwängern, sondern auch zu ehelichen, weshalb der standesbewusste Mudaliyar ihn verstieß. Balendran wiederum, neben seiner Nichte Annalukshmi der Hauptdarsteller in dieser Familiensaga aus Zimt und Seide, hatte während seines Studiums in London eine homosexuelle Beziehung. Als der ehemalige Liebhaber jetzt nach Ceylon kommt, steht Balendran, der seine Veranlagung „wie einen schlecht verheilten Knochenbruch” zu verbergen gelernt, Cousine Sonia geheiratet, einen Sohn gezeugt hat, am Scheideweg. Einerseits untersagt er es sich, über seine Vergangenheit nachzudenken, andererseits ist er Stammkunde eines Soldaten, der ihn am Strand oral befriedigt. Vor allem aber neigt Balendran zu Schwindelanfällen. Und ein jeder dieser Anfälle ist, wie die Metapher vom Messer oder die vom Knochenbruch, die bloße Emphase eines Gefühls, eine flache Suggestion von Poesie und offensichtlich für das Sentiment eines westlichen Publikums geschrieben.
„Die Zimtgärten” sind typisch für jene Romane, die ihr Genüge daran finden, die Reprise eines Debüts zu sein. Im Jahr 1996 legte Shyam Selvadurai mit „Funny Boy” seine fiktionalisierte Autobiografie vor, die Geschichte einer homosexuellen Kindheit Ende der Siebzigerjahre in Colombo. Balendran ist die unter veränderten, da kolonialen Vorzeichen wiedergekehrte, erwachsene Variante des damaligen Helden Arije. Unverändert jedoch sind die Menschen, denen Selvadurai „unterschiedliche Gefühle” beigeben will, Klone eines sprachlosen Romanciers.
ALEXANDER KISSLER
SHYAM SELVADURAI: Die Zimtgärten. Roman. Aus dem Englischen von Matthias Müller. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 2001. 474 S., 45 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein tamilischer Autor, erklärt uns Alexander Kissler, lässt seine vielköpfige Verwandtschaft antreten, der eines gemeinsam ist: Schwindelgefühle. Aha. Eine "Familiensaga aus Zimt und Seide". Oho. Und ein Hang zu absoluten Metaphern bzw. zur "flachen Suggestion von Poesie", wie es der Rezensent etwas weniger rücksichtsvoll ausdrückt. Am Schluss dann ein noch deutlicheres Zeichen der Abneigung: Ein Roman als "Reprise eines Debüts", "für das Sentiment eines westlichen Publikums geschrieben" und mit Figuren, die allesamt wie "Klone eines sprachlosen Romanciers" wirken. Das sitzt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Mit seiner lebhaften Darstellung einer Zeit und eines Landes, seinen klugen Charakterisierungen und den zu Herzen gehenden emotionalen Dramen wird dieser Roman den großen Leserkreis finden, den er verdient." (The Sunday Times)