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Der Rheingau ist die Heimat der Großmutter und das Ferienland ihrer Kindheit: Eva Demski kennt die Wiege der Weinromantik von Kindesbeinen an und zeigt uns ihren ganz persönlichen Rheingau: Sie erzählt von Weinbau und Lebenskunst sowie Reiz und Schrecken dieser sagenumwobenen Landschaft. Kulturtragendes Handwerk, Romantik, Dramatik und Naturschauspiel bilden die Bühne für Eva Demskis empfindsames Buch über eine der spannendsten Landschaften Deutschlands. Persönlich, poetisch - ein literarischer Genuss.

Produktbeschreibung
Der Rheingau ist die Heimat der Großmutter und das Ferienland ihrer Kindheit: Eva Demski kennt die Wiege der Weinromantik von Kindesbeinen an und zeigt uns ihren ganz persönlichen Rheingau: Sie erzählt von Weinbau und Lebenskunst sowie Reiz und Schrecken dieser sagenumwobenen Landschaft. Kulturtragendes Handwerk, Romantik, Dramatik und Naturschauspiel bilden die Bühne für Eva Demskis empfindsames Buch über eine der spannendsten Landschaften Deutschlands. Persönlich, poetisch - ein literarischer Genuss.
Autorenporträt
Eva Demski, geboren 1944 in Regensburg, lebt in Frankfurt am Main. Ihr literarisches Werk wurde vielfach ausgezeichnet, 2008 erhielt sie den Preis der Frankfurter Anthologie, 2018 den George-Konell-Preis.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.12.2011

Eine ganze Welt im Winzigen
Der Rheingau ist die Heimat der Großmutter und das Ferienland ihrer Kindheit: Eva Demski bereist eine vertraute Fremde
Das Leben: endlich wieder ein Winzerfest. So zumindest habe es die Großmutter empfunden, erinnert sich die Enkelin: „Mit dem Wein vergoldeten sich die Erwachsenen das Leben. Gold war die Farbe des Rheingaus, goldene Reben, goldener Wein, goldige Mädchen.“ Es sind die kindlichen, dennoch hellsichtigen Erinnerungen von Eva Demski an ihre Ferien im Rheingau, im Rhythmus von sechs Monaten während der späten vierziger und der fünfziger Jahre. Regelrechte goldene Fluten seien das gewesen, mit denen seinerzeit dort alles Böse weggespült worden sei, der Krieg und der Tod. Sie, die 1944 Geborene, kennt damals die tieferen Gründe für diese neu erwachte Lebenslust nicht, es sind nicht ihre. Und doch: Kinder hätten einen untrüglichen Sinn für Gesprächsfetzen, die sie aufschnappen – „sie verstehen sie immer richtig, auch wenn sie nicht wissen, was gemeint ist“.
Heute versteht sie natürlich längst sehr genau; sie weiß um das Dunkle, das mancherorts unterhalb der entschlossenen Fröhlichkeit lauert. Die ungebrochene Begeisterung aus den Kinder- und Jugendjahren, als es mitunter hieß: Gib dem Kind auch ein Schlückchen! – sie ist dementsprechend verflogen. Sie ist aber nicht einer Ablehnung gewichen, einem Hass gar. Nach wie vor ist Eva Demski dem Rheingau verbunden und der Art, wie das Leben dort angegangen wird; sie bezeichnet ihn inzwischen als vertraute Fremde. Ihr differenzierter Blick, mit dem sie in dem Band „Rheingau“ diese Landschaft und ihre Menschen beobachtet, richtet sich nicht nur gegen den schönen Schein. Genauso verteidigt sie die hiesige Lebensart gegen all zu wohlfeile Kritik.
Es ist schließlich nicht zu leugnen, dass speziell diese Rheinlandschaft ein gewaltiger Sehnsuchtsort geworden ist. Und es widerstrebt Demski, alle jene, die dieser Sehnsucht nachgeben und der Rheinromantik nachspüren, als Minderbemittelte abzutun. Über die Drosselgasse in Rüdesheim hätten sich ganze Generationen mokiert, so einen Ort besuche man doch nicht als gebildeter Mensch, führt Demski an – und hält dagegen: „Ich glaube, das ist nur Neid. Eine Gasse voll Vergnügungen, voll Gemeinsamkeit, in der jeder so falsch singen darf, wie er will.“ Was, bitte schön, soll daran nicht richtig sein, was verdammenswert.
Gleich zweimal zitiert sie Peter Hacks mit dessen spöttischem Satz, dass die Romantiker allesamt nicht alt genug geworden seien, um vernünftig zu werden. Als ob die Vernunft alles ausmachen würde im Leben. Der Satz von Hacks kommt ihr unter anderem in den Sinn, als sie am Grab Karoline von Günderodes steht, der „Königin der deutschen Romantik“, die sich im Alter von 26 Jahren das Leben genommen hat – eines Mannes wegen. An anderer Stelle grübelt Demski, warum die Romantik und speziell die Rheinromantik mit ihrer Hochgestimmtheit, ihrem Aufbruchsfuror zu einer Wegbereiterin eines „politischen und ästhetischen Miefs“ wurde, der sich im Privaten schließlich in der Spießigkeit altdeutscher Wohnzimmer ausdrückte und in einem verdrucksten Voyeurismus: Die halbnackte Loreley auf düsterer Eiche habe „die allgegenwärtigen Marien mit himmelwärts verdrehtem Blick“ kompensiert. Ungeachtet einer lange schon und immer noch sehr präsenten Engstirnigkeit aber – und da bremst Eva Demski wieder alle Vereinfacher aus: Die Günderode liegt in geweihter Erde begraben, das immerhin hat man der Selbstmörderin nicht versagt, so viel seinerzeit auch über sie getratscht und getuschelt worden ist.
Die Mythen sind hier heiterer und handfester als die der Donau, an der Eva Demski aufgewachsen ist. Vielleicht liegt auch das am Wein. Wobei Demski den Weißen nicht recht mag. Sie zieht den Roten vor, schon deshalb muss es ein Kapitel geben in ihrem Buch über Assmannshausen. Dort werden die wenigen Rotweine des Rheingaus gekeltert, am Höllenberg. Und es ist Eva Demski wiederum einerlei, dass Rotweinconnaisseure bis zum heutigen Tag mit ihrer Verachtung für deutschen Rotwein nicht hinterm Berg halten. Stolz rechnet sie sich unter die „Höllenbergtrinker“, der Wein ist wie die Landschaft, das mag sie an ihm. „Für Grandiositäten“, schreibt Eva Demski, „gibt es nur wenige Plätze.“ Zu eng ist der Rheingau für das Opulente, zu gedrängt. Und wo doch einmal etwas Größe atmet, wird es schnell wieder auf ein kleineres Maß gebracht. Pompöse Bauten wie das Schloss Biebrich „sind für uns Heutige immer wie zu groß geratene Kleider“. Zu klein, zu mickrig, zu grau sind Demski ihre Zeitgenossen für diese barocke Pracht. „Wir haben nicht die richtigen Gewänder und die richtigen Gesichtsausdrücke für eine imperiale Umgebung.“ Aber das stört niemanden, sie nicht und offenkundig die Übrigen auch nicht.
Der Rheingau erlaube kein Fernweh, schreibt Demski an anderer Stelle. Er lasse nicht zu, dass man sich von ihm wegdenkt, wie man es an Ufern gerne tue, er verlange vielmehr ungeteilte Aufmerksamkeit. Diese Verwurzelung, die einhergeht mit einer Enge, in der man dem Nachbarn fast notgedrungen ins Wohnzimmer starrt, und die zugleich einer auf Menschen aus aller Welt gerichteten Gastlichkeit nicht im Weg steht, mache aus dem Rheingau eine ganze Welt im Winzigen. „Das“, so urteilt Eva Demski, „können sie hier besonders gut.“ Und sie meint das nicht einmal böse.
Der wenige Platz, der Topographie der Landschaft geschuldet, färbt nicht zuletzt auf Demskis Art des Erzählens ab. Ihr Porträt hat nichts Weitschweifiges, das Lange und Breite liegt Demski nicht. Raumgreifend ist der Text nur in seiner Vielschichtigkeit. Die Genauigkeit der Beobachtung und die Bedachtheit der Folgerungen daraus machen das schmale Buch zu einem reichhaltigen, gleichermaßen klugen wie amüsanten Reisebuch. Eine Eigenart der Familie hat Eva Demski nämlich nicht übernommen: „Eine gute Geschichte musste der Wirklichkeit nicht standhalten, jedenfalls nicht bei uns zu Hause.“ STEFAN FISCHER
Eva Demski
Rheingau
Hoffmann und Campe Verlag,
Hamburg 2011. 128 Seiten, 15 Euro.
Zu jeder Marienfigur gehört
eine halbnackte Loreley, so
viel Doppelmoral muss sein
„Eine gute Geschichte
musste der Wirklichkeit
nicht standhalten“
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2012

Es ist noch Tag auf der Terrasse

Der Rheingau, die liebliche Landschaft zwischen Wiesbaden und Lorchhausen, wird immer wieder zur Zielscheibe literaturbeflissener Akteure. Aber nicht alles, was gedruckt wird, überlebt; vieles verraucht im Gesäusel blinder Gefühlsduselei. Doch diesmal hat das geschichtsträchtige Wein- und Kulturland Glück. "Rheingau" von Eva Demski ist eine wohlabgewogene Hommage an diese Landschaft am Rhein - eine gelungene Mischung aus kritischer Distanz und ehrlicher Begeisterung. Der Leser profitiert davon, dass die Schriftstellerin die Wiege der Rheinromantik von Kind auf kennt, dass sie häufig Gast zwischen den "vier Grundpfeilern der Romantik - Burg, Bach, Mühle und Wald - ist. Sie erinnert sich an ein "Paradies voll freundlicher Erwachsener, die immer in einer leichten goldenen Wolke zu schweben schienen", wo immer jemand ein Fläschchen aufgemacht habe. Das Paradies, so kann man später lesen, hat sich allerdings nicht immer von seiner paradiesischen Seite gezeigt. Eva Demski beschönigt nichts, sie nennt die Dinge beim Namen: zum Beispiel die Nazi-Verbrechen in der Heil- und Pflegeanstalt Eichelberg zwischen 1933 und 1945, die in den publizitätsträchtigen Büchern über das gelobte Land am Rhein meist verschwiegen werden. Letztlich aber bleibt das Positive; die Huldigung nimmt keinen Schaden - trotz der Kritik, die den Text wohltuend würzt. Eine Liebeserklärung der höheren Art spendet Demski der Stadt Eltville mit ihrem sehenswerten Rosengarten: "Man hat dort einfach kein schlechtes Gewissen. Eltville hat etwas Schwelgerisches, Leichtsinniges, Wein, Sekt und Rosen ..." Und auch für den Rheingauer Musiksommer findet die Autorin den richtigen Ton, wobei sie sich ungeniert für die "bürgerliche Kultur" starkmacht - für jenen Begriff, den nur noch "sehr Gestrige" verwendeten -, "im selbstgerecht angeekelten Ton von einst". Aber auch jene werden schließlich beglückt das lesenswerte Rheingau-Büchlein aus der Hand legen, die zu der Gattung Mensch zählen, die unbeirrt für die Drosselgasse in Rüdesheim, die oft geächtete Touristenattraktion im Rheingau, schwärmen. Einen "Kurort gegen misanthropische Anwandlungen" nennt Eva Demski die Drosselgasse, "in der jeder so falsch singen darf, wie er will".

Do.

"Rheingau" von Eva Demski. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2011. 125 Seiten. Gebunden, 15 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nach der Lektüre von Eva Demskis ebenso klugem wie unterhaltsamem Reisebuch "Rheingau" schaut Rezensent Stefan Fischer mit anderen Augen auf die Rheinlandschaft, die ihm zuvor nur als "gewaltiger Sehnsuchtsort" erschien. Differenziert blicke die Autorin nicht nur auf ihre Kindheitserinnerungen zurück, sondern bereise auch die heutige Landschaft und beobachte die Menschen. Die Bewohner der Rheinlandschaft seien doch weniger engstirnig als angenommen, erfährt der Kritiker, immerhin habe man der Selbstmörderin Karoline von Günderode hier nicht die Bestattung in geweihter Erde verwehrt. Auch den Vorurteilen gegenüber der Rheinromantik oder dem Rotwein der Gegend kann sich die Autorin nicht recht anschließen. Dank Demskis genauer und bedachter Beobachtung entdeckt der Kritiker in diesem vielschichtigen Text eine "ganze Welt im Winzigen".

© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein herausragendes Büchlein.« Aargauer Zeitung, 16.11.2011