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In einer stürmischen Winternacht des Jahres 1813 wird Doktor Götz zum prominentesten Bordell Königsbergs gerufen, um dort zwei Frauen zu entbinden. Das Licht der Welt erblicken ein gesundes Mädchen und ein missgestalteter Knabe, dem niemand Überlebenschancen einräumt. Doch auch er, dessen bloßer Anblick Abscheu hervorruft, bleibt am Leben. Die beiden Kinder wachsen miteinander auf und entwickeln eine tiefe Zuneigung zueinander. Als das Etablissement ihrer Mütter viele Jahre später geschlossen wird,werden Hercule Barfuss und Henriette Vogel getrennt, verlieren sich aus den Augen. Hercules…mehr

Produktbeschreibung
In einer stürmischen Winternacht des Jahres 1813 wird Doktor Götz zum prominentesten Bordell Königsbergs gerufen, um dort zwei Frauen zu entbinden. Das Licht der Welt erblicken ein gesundes Mädchen und ein missgestalteter Knabe, dem niemand Überlebenschancen einräumt. Doch auch er, dessen bloßer Anblick Abscheu hervorruft, bleibt am Leben. Die beiden Kinder wachsen miteinander auf und entwickeln eine tiefe Zuneigung zueinander. Als das Etablissement ihrer Mütter viele Jahre später geschlossen wird,werden Hercule Barfuss und Henriette Vogel getrennt, verlieren sich aus den Augen. Hercules abenteuerlicher Lebensweg führt ihn durch ganz Europa, von Königsberg nach Rom, von Liverpool nach Berlin. Taubstumm und kleinwüchsig, ein Zwerg, besitzt Hercule nicht nur ungeahnte Lebenskräfte, sondern auch die Fähigkeit, die Gedanken anderer zu lesen und zu beeinflussen. Die katholische Kirche betrachtet Barfuss' Talente gar als Teufelswerk, und er gerät in die Fänge der wiederbelebten Inquisit
Autorenporträt
Carl-Johan Vallgren wurde 1964 in Linköping in Schweden geboren und wuchs in Falkenberg auf. Von 1993 bis 2003 lebte er in Berlin, seitdem in Stockholm. Er debütierte 1987 mit dem Roman "Nomaderna" (Die Nomaden).
Rezensionen
"Ein phantastischer Roman im buchstäblichen Sinne und formuliert mit einer beinah übernatürlichen literarischen Kraft." (Dagbladet)

"Die Geschichte vom Zwerg Hercule Barfuss ist in vielfacher Hinsicht phantastisch und ungeheuerlich, ein Sprach- und Lesefest jenseits des Üblichen." (Västerbottens-Kuriren)"Erstaunlich, mit welch durchdringender Wirkung ein Heutiger das frühe 19. Jahrhundert durchschreitet. Vallgren zeichnet nicht, er malt. Opulente Bilder voller Details. Vor allem in der Beschreibung des Bösen, Bedrohlichen und Übernatürlichen zieht Vallgren alle Register." Andreas Burckhardt Die Welt

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2004

Vexierspiel
Carl-Johan Vallgrens „Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe”
Für ein heutiges Gemüt ist sie schwer zu verkraften, die bruchlos ins Absolute überhöhte Liebe. „Ihre Liebe enthielt alles, denn sie war größer als das Leben.” Oder: „Sie war alle Frauen in einer. Und die schönste, die er je gesehen hatte.” Oder: „Jeder von beiden war die fehlende Hälfte des anderen, und diese verschmolzen erneut miteinander.” Gut 230 Seiten lang haben sich die beiden gesucht, und als sie sich endlich wiedersehen, geht ihr Schicksal auf in der Trivialprosa des Liebesromans zu 1,99 Euro.
Könnte bitter sein, ist es aber nicht. Denn der schwedische Autor Carl-Johan Vallgren feiert in seiner „Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe” das augenzwinkernde Erzählen, seine Strategie ist der beziehungsreiche Genre-Mix: Die triefende Liebesgeschichte trifft auf das sorgfältig recherchierte Zeitkolorit des historischen Romans, dazu gibt es die dunklen Energien des Krimis, das Gut-Böse-Schema der Märchen und viel, viel Phantastik. Angelehnt ist das alles sehr deutlich an das Modell von Patrick Süskinds „Parfum”. Auch Vallgren erzählt die Lebensgeschichte eines genialen Außenseiters in einem vergangenen Jahrhundert, von der Geburt bis zum Tod.
Vallgrens Held ist also ein Anti-Held, heißt Hercule Barfuss, kommt missgebildet zur Welt, ist taubstumm, kleinwüchsig, hat keine Hände und ein grausam entstelltes Gesicht. Seine Mutter überlebt die Geburt im Jahr 1813 in einem Königsberger Bordell nicht. Der Pfarrer erkennt sofort ein „Kind des Teufels”, dem Doktor schwant, dass etwas nicht stimmt. Hercules Gabe: Er kann Gedanken lesen. Was er im Lauf der Zeit ausbaut zu der Fähigkeit, sich im Hirn eines anderen Menschen festzusetzen und ihm einzuflüstern, was er tun soll.
Vom Kloster in die Neue Welt
Anders aber als Süskinds Geruchs-Genie Jean-Baptiste Grenouille ist Hercule Barfuss kein Mörder, sondern ein unschuldig Liebender - zeitgleich mit ihm kommt Henriette Vogel zur Welt, mit der Hercule die ersten zehn Jahre seines Lebens verbringt. Sie wird seine Gedankenfreundin und Seelenverwandte, seine eindeutige und einzige Liebe. Durch die Schließung des Bordells wird das Kinderpaar auseinandergerissen und Barfuss landet in einer Irrenanstalt, aus der ihn nach Jahren ein Jesuitenmönch befreit und ins Kloster bringt.
Von hier aus startet der Held eine Tour de Force durch das Europa des 19. Jahrhunderts, mit dem einen Ziel: Henriette. Während Barfuss leidet, liebt und sucht, schmieden fundamentalistische Kleriker Mordkomplotte, sucht ein Industriekapitän als neuer Menschentyp des 19. Jahrhunderts sein Glück, wird über die klassenlose Gesellschaft und die neuesten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse wie die Elektrizität nachgedacht. Barfuss findet Henriette schließlich, verliert sie wieder und wird vom Liebenden zum Rächer, ehe er auf seine alten Tage in die Neue Welt auswandert, um dort die Taubstummensprache zu entwickeln.
Wie bei seinem Teufelspaktler-Roman „Der Kontrakt des Spielers” bedient sich Vallgren auch hier ausgiebig aus dem Fundus der Romantik, allerdings ohne das Zitat zum Selbstzweck zu machen - Henriette Vogel beispielsweise hieß auch die Geliebte von Heinrich von Kleist, doch ist die Anspielung für das Verständnis von Vallgrens Roman nicht wirklich wichtig. Denn der lebt vom Unterhaltungswert der Mystik, wirbt um seine Leser durch sprachliche Opulenz und dichte Atmosphäre, malt seine Szenarien lieber mit zwei Pinselstrichen zu viel aus als mit einem zu wenig. Das blendet manchmal und ist manches Mal vorhersehbar, entwickelt aber in Kombination mit Vallgrens mitreißender Fabulierlust einige Sogwirkung.
KLAUS IRLER
CARL-JOHAN VALLGREN: Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe. Roman. Aus dem Schwedischen von Angelika Gundlach. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2004. 384 Seiten, 19,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Das literarische Vorbild dieses Romans ist, wie der Rezensent Klaus Irler feststellt, schnell zu erkennen: Patrick Süskinds "Parfum". Wie im deutschen Mega-Bestseller steht auch bei Carl-Johan Vallgren ein "genialer Außenseiter" im Zentrum. Es ist der taubstumme, entstellte Hercule Barfuss, der im Jahr 1813 in einem schwedischen Bordell zur Welt kommt und in Henriette Vogel (die heißt wie Kleists Geliebte im Tod, aber das tut nicht viel zur Sache, meint Dorschel) früh die Liebe seines Lebens findet. Er verliert sie, er folgt ihr, das ganze in der "Trivialprosa des Liebesromans zu 1,99 Euro". Das klingt alles ein bisschen unfreundlich, ist aber gar nicht so gemeint. Vielmehr hat sich der Rezensent von dieser bewusst hochprozentig angelegten Mischung durchaus mitreißen lassen und räumt zwar ein, dass manches "vorhersehbar" ist - der "Sogwirkung" von Vallgrens "Fabulierlust" könne man aber kaum widerstehen.

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