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Nichts ist so alt wie die Gefühle von gestern. »Der Hauptdarsteller trank etliche Gläser Kölsch. Er war berühmt und betrunken, und er kam herüber an unseren Tisch. Du bist aber ein hübsches Mädchen, sagte er zu meiner Tochter, und deine Mama ist auch sehr hübsch. Ich sah ihn an und sagte: Wir hatten schon.« Peinlich gibt es nicht, findet die Frau mit dem erfundenen Namen. Sie trägt ihre Haut zu Markte und den Männern nichts nach. Der Aufforderung ihres Professors, »Leben Sie, solange es geht, im Abenteuer!«, folgt sie von Braunschweig bis Rio und von Manhattan bis Cala Ratjada. Sie hat zu…mehr

Produktbeschreibung
Nichts ist so alt wie die Gefühle von gestern. »Der Hauptdarsteller trank etliche Gläser Kölsch. Er war berühmt und betrunken, und er kam herüber an unseren Tisch. Du bist aber ein hübsches Mädchen, sagte er zu meiner Tochter, und deine Mama ist auch sehr hübsch. Ich sah ihn an und sagte: Wir hatten schon.« Peinlich gibt es nicht, findet die Frau mit dem erfundenen Namen. Sie trägt ihre Haut zu Markte und den Männern nichts nach. Der Aufforderung ihres Professors, »Leben Sie, solange es geht, im Abenteuer!«, folgt sie von Braunschweig bis Rio und von Manhattan bis Cala Ratjada. Sie hat zu viele Wohnsitze, Patenkinder und Abtreibungen und mag einfach keine Paare. Ihre Gefühle sind heftig wie die Geschichten im Buch, und sie dauern selten länger als ein, zwei Seiten. 99 rasante Geschichten, schonungslos geschrieben.
Autorenporträt
Heike-Melba Fendel wurde am 1961 in Köln geboren. Sie ist Inhaberin der Veranstaltungs- und Künstleragentur Barbarella Entertainment. Parallel dazu arbeitet sie als Journalistin und Moderatorin mit Schwerpunkt Film und Frauen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2009

12. Verloren im modernen Märchenwald

Die Lektüre von Heike-Melba Fendels "nur die" ist nicht ganz einfach. Obwohl das Buch so daherkommt, elegant und modern in kurze Abschnitte unterteilt, dass man glaubt, ein poetisches Konzentrat von beschränkter Welthaltigkeit in Händen zu halten, so was im Stil von Werner Herzogs "Vom Gehen im Eis". Aber die reduzierte Sprache, die auf überflüssige Höflichkeitsformeln, Adjektive und Nebensätze schön carveresk verzichtet, dient nur dazu, den Schock zu erhöhen. Es sind höchst verstörende Geschichten. Weihnachten beispielsweise, da muss die Protagonistin, die eine Teenagertochter hat, für ihren Vater, den lieben Opa der Kleinen also, gutbürgerlich auftragen. Der Alte bringt ihr einen Mankell mit und erklärt dann gerührt, wie er den Führer als Mensch begriffen hat. Später, auf dem Weg zur Messe, fängt die Tochter an zu weinen: Warum muss das alles so sein?

In den Geschichten werden die Grenzen immer wieder revidiert, noch beim Lesen kippt die ganze Figur mehrfach. Da ist der junge, schwule Obdachlose, der zum Hausgast wird, zum ewigen Babysitter und Vertrauten, der das Leben der Heldin und ihrer Tochter teilt, bis irgendetwas schiefläuft, aber nicht sehr, jedenfalls nach den Maßstäben der anderen Geschichten, und dann wird der Mann einfach abgeschafft, vergessen, übersehen. Geschichten mit irgendeinem Ende sind schon Siegergeschichten, oft verlaufen sich die Leute auch wie Kinder im Märchenwald, endlos. Die Intensität des Buchs, die auch quälen kann, wird im Hörbuch modifiziert: Die fünfundneunzig besten Schauspielerinnen und vier von den besten Schauspielern tragen je eine Geschichte vor, das ergibt einen absolut verblüffenden und bezaubernden Effekt.

Nils Minkmar

Heike-Melba Fendel: "nur die. Ein Leben in 99 Geschichten". Gelesen von 99 SprecherInnen, 4 CDs, Edel, 19 Euro. Das Buch ist bei Hoffmann und Campe erschienen (180 Seiten, 14,99 Euro).

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensentin Silke Burmester gefällt, was Heike Melba Fendel hier im Duktus einer scheinbar "unterhaltsamen Plauderei" über typische weibliche Erfahrungen schreibt. Deswegen hätte ihrer Meinung nach das Buch eher ein - positiv umgedeutetes - Etikett "Frauenliteratur" verdient als vieles, was in diesem Genre in den letzten Jahren erschienen ist. Burmester mag besonders den knappen, lakonischen Stil der Autorin. Obwohl ein wesentliches Thema die geschlechtsspezifischen Demütigungen sind und die Geschichten mitunter "verstörend" auf die Rezensentin wirken, "entzieht" die Autorin ihrer Meinung nach den Figuren ihre "Opferrolle". Burmester merkt an, dass viele der geschilderten Episoden wohl durchaus autobiografisch inspiriert sind, auch wenn Fendel betont, dass sie vor allem "zusammengetragen" und "verdichtet" hat.

© Perlentaucher Medien GmbH