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Karasek macht den Versuch, dem Alter die Altersmilde zu nehmen, und zeigt in autobiografischen und generationsbiografischen Geschichten, dass das Leben komisch ist, gerade dann, wenn das Lachen bestenfalls sardonisch sein kann. Er erzählt von der Liebe und der Erinnerung daran, von der Wohltat und dem Schrecken des Vergessens und von der Zukunft. Komisch, poetisch, bewegend. Wer alt wird, hat Glück, schon allein weil er erlebt und erkennt, welches Unglück das Alter ist: Ein Fluch, den man zum Segen erklären muss; nichts anderes bleibt einem übrig. Wie will man auch unabwendbarem Verfall und…mehr

Produktbeschreibung
Karasek macht den Versuch, dem Alter die Altersmilde zu nehmen, und zeigt in autobiografischen und generationsbiografischen Geschichten, dass das Leben komisch ist, gerade dann, wenn das Lachen bestenfalls sardonisch sein kann. Er erzählt von der Liebe und der Erinnerung daran, von der Wohltat und dem Schrecken des Vergessens und von der Zukunft. Komisch, poetisch, bewegend. Wer alt wird, hat Glück, schon allein weil er erlebt und erkennt, welches Unglück das Alter ist: Ein Fluch, den man zum Segen erklären muss; nichts anderes bleibt einem übrig. Wie will man auch unabwendbarem Verfall und unaufhaltsamer Zerstörung anders begegnen als mit Trotz? Oder ist der glücklicher, dem das Alter erspart bleibt? Und was ist mit den Jungen, denen eine stetig wachsende Zahl von Alten im Weg steht? Hellmuth Karasek, der 'publizistische Turbokarpfen im Teich der grauen Hechte' (Gerhard Stadelmaier), sieht das Leben als Fallbeispiel, jedenfalls solange man noch aufstehen kann.
Autorenporträt
Hellmuth Karasek, Journalist und Schriftsteller, leitete über zwanzig Jahre lang das Kulturressort des Spiegel , war Mitherausgeber des Berliner Tagesspiegel und schrieb u.a. für Die Welt und Die Welt am Sonntag . Er veröffentlichte u.a. Billy Wilder. Eine Nahaufnahme (1992), Mein Kino (1994), ein Buch über seine Lieblingsfilme, Go West! (1996), eine Biographie der fünfziger Jahre, die Romane Das Magazin (1998) und Betrug (2001), Karambolagen. Begegnungen mit Zeitgenossen (2002), seine Erinnerungen Auf der Flucht (2004), den Bestsellererfolg Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten (2006), Ihr tausendfaches Weh und Ach. Was Männer von Frauen wollen (2009) sowie die Glossenbände Vom Küssen der Kröten (2008), Im Paradies gibt's keine roten Ampeln (2011), Auf Reisen. Wie ich mir Deutschland erlesen habe (2013) und Frauen sind auch nur Männer (2013). Hellmuth Karasek starb am 29. September 2015 im Alter von 81 Jahren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2006

Wie ein einziger Tag
Was bleibt: Silvia Bovenschen und Hellmuth Karasek machen sich Gedanken zum Alter

Nichts mache schneller alt als der stete Gedanke, daß man älter wird, fand Georg Christoph Lichtenberg. Das Thema jedoch ist wie der Prozeß selbst: unentrinnbar. Man wird nicht fertig damit. George Steiner mag erklären, warum Denken traurig macht, doch die eigentliche Frage scheint, ob Denken nicht vielmehr alt macht. Eine Unschlüssigkeit oder unerfüllte Gefühlssehnsucht, wie sie, glaubt man etwa den aktuellen Romanen von Katharina Hacker und Peter Stamm, viele der ratlosen Mittdreißiger bis Endvierziger umtreibt, scheint früheren Generationen jedenfalls fremd. Die Fähigkeit, über sich selbst hinauszudenken, ohne deshalb über den Dingen zu stehen, jene Mischung aus Empathie, Ehrlichkeit und Eleganz, begleitet von Disziplin und Milde, also einer Strenge sich selbst und Nachsicht anderen gegenüber, macht Menschen zu Leitfiguren. An der Charakterreife mögen viele vorbeischrammen, doch dem Alter entgeht keiner, schon gar nicht in unserer Gesellschaft, wo immer mehr Alte immer weniger Jungen begegnen.

Egal, wie alt man ist oder wie jung man sich fühlt - man sollte Silvia Bovenschens "Älter werden" lesen, was, den Bestsellerlisten zufolge, glücklicherweise bereits viele Menschen tun. Sie hat ein Buch geschrieben, das in der Hand zu glühen scheint, bevor es ein gedankliches Feuerwerk im Kopf entfacht. Es sind Überlegungen, Beobachtungen und Aphorismen zum Alter, die weise zu nennen verkennen würde, daß die Autorin genau das nicht sein möchte, weil sie dazu viel zu sehr und mit geballter Herzenskraft im Leben steht. Silvia Bovenschen bringt Menschen, Tieren, Dingen und Büchern eine Aufmerksamkeit entgegen, wie es nur derjenige vermag, der um die Zerbrechlichkeit der Welt weiß, ohne daran zu verzweifeln, im Gegenteil: dem die Schönheit aufgrund der eigenen Vergänglichkeit um so kostbarer ist und der sich mit allen Sinnen an ihr erfreut. Unter der Überschrift "Was hält? (Verankerungen)" steht dann: "die Liebe (zu S. Sch.)" - wie dieses Buch überhaupt eine unaufdringliche Freundschaftserklärung ist, die Silvia Bovenschen fast noch über der Liebe ansiedelt -, "die Freunde und die Hunde" - manchmal in Personalunion -, "die Sonne, gute Lektüren, gutes Essen, gute Kunst, gute Musik, angenehme Gesellschaft". Zustimmend, bestärkt in eigenen Überzeugungen, liest man das, bis zum Eintrag: "die Medizin (daß die, die Menschen, einander helfen können, zeitweilig die Schmerzen nehmen können)". So lakonisch behandelt Silvia Bovenschen, die jeden Monat einige Tage im Krankenhaus verbringen muß und gezwungen ist, sich im Rollstuhl sitzend statt ihrer Geisteshaltung folgend aufrecht gehend fortzubewegen, ihre Multiple-Sklerose-Erkrankung, die ihren Gedanken zu Leben und Zeit jene bestechende, bisweilen bestürzende Genauigkeit verleiht. Und bevor der Leser noch innehält, um die ganze Wucht dieser Bemerkung zu erfassen, macht sie auch schon weiter: "der Blick von der Steilküste Sorrents auf den Golf von Neapel. Und dies und das (aber nicht viel)."

Silvia Bovenschen ist eine furchtlose Denkerin ohne Scheuklappen. Während sie Wörter und Begriffe behutsam auf ihr Alter, Gefühle und Erkenntnisse auf ihre Haltbarkeit abtastet, steuert sie schnurstracks heikle Themen an. "Runzelsex (so darf man das nicht nennen!)" ist ein Eintrag überschrieben, in dem sie sich gegen die Altersdiskriminierung und den Jugendwahn ausspricht, die unsere Wahrnehmung, zumal in erotischer Hinsicht, befallen haben. "Das sei doch ganz selbstverständlich, daß man auch den Alten, selbst den ganz Alten, noch ein sexuelles Begehren und eine Befriedigung ihrer Lust zugestehen müsse, lese ich . . . Ja, ja, das sehe ich auch so, ich möchte nur nicht dabeisein. Ich bin für diese Liberalisierung, ich bin ihr nur nicht gewachsen." Und dann folgt einer dieser typischen Bovenschen-Sätze, bei denen man gleichzeitig nicken, lachen und klatschen möchte: "Das ist ein alter Konflikt in mir: der zwischen meiner gesellschaftspolitischen Liberalität und meiner ästhetischen Belastbarkeit."

Das Bewußtsein dieses Konflikts durchzieht das ganze Buch. Es bewahrt Silvia Bovenschen - neben anderen Eigenschaften, versteht sich - vor allen Fettnäpfchen der Altersgeschwätzigkeit wie der Auflistung von Banalitäten, die sich aufgrund plötzlicher eigener Betroffenheit markerschütternd anfühlen mögen, aber für fremde Ohren und Augen eben doch Banalitäten bleiben. Es bewahrt sie vor Larmoyanz und dem Predigergestus - kurz: es bewahrt sie vor all den Fallstricken, die Hellmuth Karaseks Buch zum Verhängnis werden. Weiter könnte die Kluft von zwei Werken zum selben Thema nicht sein: Hier ein gedankliches und stilistisches Konzentrat, das man sich langsam im Kopf und im Herzen zergehen lassen sollte, um es in seinem ganzen Reichtum auszukosten, dort ein wortreiches Zuviel an Episoden, Zitaten und Erlebnissen, die letztlich die Aussage nicht verstärken, sondern verwässern. Doch schon die Titel legen einen Vergleich nahe: "Älter werden" heißt Silvia Bovenschens Buch punktgenau; "Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten" der Band Karaseks. Wo Silvia Bovenschen zunächst die Welt und die Menschen darin betrachtet, um dann einen Bezug zu sich selbst herzustellen, sieht Karasek stets erst sich und dann die anderen. Wo sie eigene Leistungen und Stationen entweder wegläßt oder bis zur Unkenntlichkeit herunterspielt, setzt er die eigene Bekanntheit (eine Krankenschwester kennt ihn etwa aus dem "Literarischen Kabarett") gewissermaßen voraus und läßt seine fraglos eindrucksvolle Karriere als Mann des Theaters und der Literatur ausführlich Revue passieren, ohne daß indes eine Autobiographie dabei herauskäme (die er ja auch separat schon verfaßt hat).

Zwar könnten auch die Temperamente der Autoren unterschiedlicher nicht sein: Karasek ist eine Erzählernatur (und ein Talent), Silvia Bovenschen eine Analytikerin, die die Essayform allemal der Schnurre vorzieht. Karasek lädt mit pointierten Selbstbeobachtungen zum Wiedererkennen ein: "Im Alter fallen einem des Nachts all die Sätze ein, die man in der Jugend hätte sagen sollen. Dafür fallen einem die Haltungen nicht mehr ein, die sofort zum Schlaf geführt haben." Natürlich darf bei ihm auch das Sehnsuchtsdrama vom alten Mann und dem Mädchen nicht fehlen. Spätestens da drängt sich der Eindruck auf, daß Karasek genau das umtreibt, was Martin Walser in seinem Altersroman "Angstblüte" so beklemmend wie packend beschreibt: Jene Panik, die Männer ab einem gewissen Alter zu Handlungen und Sätzen anstiftet, die sie nicht das letzte Mal getan oder gesagt oder gedacht haben wollen.

Angst, gar Panik ist bei Silvia Bovenschen nicht zu spüren, was nicht als Abgeklärtheit mißverstanden werden sollte. Es ist eher eine Zwischenbilanz, ohne Anmaßung auf Gültigkeit. Je älter man wird, desto mehr verwandelt sich das Leben in ein Sammellager, eine Geröllhalde. Alles hat sich angestaut, Erkenntnisse, Erfahrungen, Besitztümer, Bekanntschaften, Angewohnheiten und mancher Spleen. Das Bedürfnis nach Ordnung entspringt bei Silvia Bovenschen einem untrüglichen Gefühl für Proportion - und Eleganz. "Eleganz ist eine Balancefrage", schreibt sie. "Eleganz arbeitet (in bewußter Vergeblichkeit) gegen den Tod, ohne sich auf Jugend zu abonnieren." Wie sie diese Balance hält und durchhält, schreibend, lesend, lebend, das macht den schmalen Band "Älter werden" zu einem gewaltigen Buch. Schon als Kind habe sie geahnt, daß auch das Glück altert, schreibt Silvia Bovenschen. Für das Glück beim Lesen ihrer Sätze gilt das nicht.

Silvia Bovenschen: "Älter werden". Notizen. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 155 S., geb., 17,90 [Euro].

Hellmuth Karasek: "Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten". Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 271 S., geb., 18,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.01.2007

Mit Hartz nach Kalau
Helmuth Karaseks Altersbuch „Süßer Vogel Jugend”
Was das Alter aus einem macht, lässt sich nicht absehen. Die einen werden grimmig stumm, die anderen geschwätzig wie nie. Die einen hart, die anderen larmoyant. Die einen entsinnen sich an nichts mehr, die anderen an alles. Die einen fürchten, etwas zu versäumen und schwärmen aus, andere ziehen sich zurück. Gute Mischungen kommen vor, nicht einmal selten. Soll man aus dem Unabsehbaren solcher Veränderungen folgern, die Alten könnten nichts dafür, was aus ihnen wurde und wird? Wer vermag abzuschätzen, zu welchen Anteilen da einer etwas aus sich machte, oder etwas aus ihm gemacht wurde? Nur wer dessen nicht allzu gewiss ist, was er selber noch vor sich hat, wird dem Buch eines Alternden übers Altwerden die Gerechtigkeit, sei es ernste oder ironische, zuteil werden lassen, die es verdient.
Ein solches Buch hat der 72jährige Hellmuth Karasek geschrieben, und schon sein Titel, „Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten”, erheischt jene Vorsicht, der Nachsicht zu folgen hätte. Nichts fiele leichter, als sich über das Verschlissene der beiden Wortgardinen zu mokieren, die der gewesene Kulturredakteur seinem Theater der Senilisierung vorhängte. Doch eine Erkenntnis wird daraus erst, vergegenwärtigt man sich den ergreifenden Moment, in welchem Karasek vor dem gleichermaßen Miserablen der zwei Bilder, die er sich zur Auswahl vorgelegt hatte, kapitulierte, und sie, die einander weder erhellen noch ergänzen, beide zum Titel nahm. Weder dieses noch jenes mochte er opfern: Ist der Verlust geistiger Vitalität zu teuer erkauft um den Preis solcher Schonung? Wem diese nicht zu Herzen geht, der hüte sich, alt zu werden.
Herr Nachbar, Ihr Messerchen!
Eine von Karaseks Geschichten heißt: „Von der Resignation”. Und etwas von Resignieren, dem Setzen der eigenen Unterschrift unter das, was man in stärkeren Momenten nie gewollt hätte, in welches man sich nun aber dreingibt, weil der geistige Widerstand vor ihm erlahmte, liegt, als der noch längere Schatten, über dem ganzen Buch. Was auch könnte resignativer sein als die Unfähigkeit, dem Kalauer zu widerstehen, einen Text über Volkswagen „Hartz-Reise” zu überschreiben? Was erschütternder als das Unvermögen, beliebige Vorgänge in der Welt nicht sogleich auf sich selbst zu beziehen? Was deprimierender, aber auch depressiver, als der Scherzvers „Schönheit ist machbar, Herr Dr. Nachbar”?
Insofern werden in Karaseks Süßer Vogel Jugend Form und Inhalt eins. Worüber er spricht, das vollzieht sich vor dem Lesenden. Solches macht das Buch zum anrührenden, in seiner Art vollendeten Dokument. Es dokumentiert die bis zum Herrenwitz forcierte Verzweiflung dessen, der den Gedanken nicht aushält, seine Zeit sei vorbei. „Wie will man auch fortschreitendem Verfall und unaufhaltsamer Zerstörung anders begegnen als mit Trotz?”, fragt der Umschlagtext. Indem man diesen sich selbst und die Sprache preisgibt, lautet die Antwort, welche Karaseks Buch ist. ANDREAS DORSCHEL
HELLMUTH KARASEK: Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 271 Seiten, 18,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Schon der Titel lässt erahnen, woran dieses Buch über das Älterwerden krankt, bemerkt Rezensentin Felicitas von Lovenberg. Hellmuth Karasek tue sich schwer, die Dinge beim Namen zu nennen, und ergehe sich wortreich in Erlebnisschilderungen, die letztlich den Kern der Überlegung "verwässern". Und vor allem stelle er seine - als bekannt vorausgesetzte - Person dermaßen ins Zentrum der Erzählung, moniert Lovenberg, dass man meinen könne, es mit einer Autobiografie zu tun zu haben, hätte Karasek nicht bereits eine geschrieben. Zwar gelingen dem begabten Erzähler Karasek "pointierte" Sätze und Skizzen, von denen sich der ältere Leser ertappt und der jüngere erheitert fühlt, aber insgesamt ereilt die Rezensentin ein Eindruck der Torschlusspanik. "Süßer Vogel Jugend" ist für sie das larmoyante "Sehnsuchtsdrama" des alten Mannes.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Der bonmotgesegnete Satiriker" Stuttgarter Zeitung

"Karasek ist ein geborener Erzähler, mit der Fähigkeit gerüstet, sich selbst auf die Schippe zu nehmen." Hamburger Abendblatt

" Karasek lädt mit pointierten Selbstbeobachtungen zum Wiedererkennen ein." FAZ