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"Einzigartig,
unvergesslich und
ausgesprochen anrührend."
Dave Eggers
In zwölf eindrucksvollen Geschichten führt uns
Judy Budnitz mitten ins Herz von Amerika
und in die ganze Welt. Magisch, berührend und
oftmals surreal, erzählen sie von fatalen Missverständnissen, absurden Begebenheiten
und geheimen Leidenschaften.
Moderne Märchen, fantastische Tagträume oder Orwellsche Welten - das sind die Geschichten von Judy Budnitz, die dennoch ganz in der Realität unserer Tage verwurzelt sind. Da ist die Mutter, die jahrelang mit ihrem Sohn schwanger geht, weil sie ihn unter
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Produktbeschreibung
"Einzigartig,

unvergesslich und

ausgesprochen anrührend."

Dave Eggers

In zwölf eindrucksvollen Geschichten führt uns

Judy Budnitz mitten ins Herz von Amerika

und in die ganze Welt. Magisch, berührend und

oftmals surreal, erzählen sie von fatalen Missverständnissen, absurden Begebenheiten

und geheimen Leidenschaften.

Moderne Märchen, fantastische Tagträume oder Orwellsche Welten - das sind die Geschichten von Judy Budnitz, die dennoch ganz in der Realität unserer Tage verwurzelt sind. Da ist die Mutter, die jahrelang mit ihrem Sohn schwanger geht, weil sie ihn unter allen Umständen auf US-amerikanischem Boden zur Welt bringen will. Da ist der Elefantenjunge in Indien, dem eine mildtätige westliche Dame so viel Gutes tut, dass

sie nicht bemerkt, wie sie dabei sein Leben zerstört, oder das weiße Pärchen, das ein pechschwarzes Baby bekommt und darüber verzweifelt. Immer wieder bricht das Absurde in den Alltag ein und lässt den Leser so verstört wie fasziniert zurück.

"Exzellent ... jung undtrotzdem von reifem Talent." - New York Times Book Review
Autorenporträt
Judy Budnitz, geboren 1973 in Massachusetts, aufgewachsen in Georgia, lebt als Journalistin und Schriftstellerin in New York. Ihre Erzählungen sind in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht worden und erschienen 1998 unter dem Titel Flying Leap erschien; If I told you once, ihr erster Roman, wurde 1999 veröffentlicht.

Kathrin Razum übersetzte u. a. T. C. Boyle, John le Carré, Agatha Christie, Vikram Chandra, V. S. Naipaul, Edna O'Brien und Susan Sontag. Sie lebt in Heidelberg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.02.2007

Die schwarzgefärbte Empfängnis
Was ist denn da passiert? Judy Budnitz’ Erzählungsband „Nice Big American Baby”
Sol ist ein talentierter Chirurg. Vor den Pogromen, denen seine Familie in der osteuropäischen Heimat zum Opfer gefallen ist, hat er sich in die USA geflüchtet. Aber auch hier gerät er in eine Welt voller Gewalt. In einem provisorischen Lazarett muss er die Verwundeten des Bürgerkrieges zwischen Nord- und Südstaaten amputieren. Nachdem er seinen anfänglichen Ekel überwunden hat, begeistert er sich immer mehr für die „Freuden des Zurückschneidens”, durch die er „die eigentlich vorgesehene, reinere Form” der Körper bloßzulegen hofft. Die verwaisten Arme und Beine pflanzt er heimlich auf einem Feld ein, wo sie prächtig gedeihen. Schließlich versinkt Sol dort in der Erde, während die Krankenschwester, die in ihn verliebt ist, von den getreideähnlichen Menschenteilen ergriffen und vielleicht „himmelwärts getragen”, vielleicht aber auch „Glied um Glied zerrissen” wird.
Exemplarisch zeigen sich in „Der glückliche Schnitt” die Stärken und Schwächen von Judy Budnitz’ Erzählkunst. Ihr zugrunde liegt stets ein ungewöhnlicher, oft witzig-schauerlicher Einfall, der aber fast nie makellos umgesetzt wird. Im zitierten Fall heißt dies: Die Autorin hätte sich besser ausschließlich auf das Versinken des Arztes im Wahn konzentriert. Statt dessen tritt noch ein Ich-Erzähler auf, der von sich und seiner Frau berichtet, und von der Bedeutung, die Sols Tagebuch seit Generationen für die Familie hat. Diese Vermittlungsfigur rückt das grausige Geschehen dem Leser nicht näher, im Gegenteil: Sie gibt ihm, sicherlich in unbeabsichtigter Weise, die Gelegenheit, sich zu distanzieren, Atem zu schöpfen.
Das Phantastische manifestiert sich in den Erzählungen, die in „Nice Big American Baby” versammelt sind, auf doppelte Weise. Mitunter taucht es plötzlich im bürgerlichen Alltag auf und setzt wie ein Katalysator zuvor undenkbare Prozesse in Gang: In „Leine ziehen” schwimmt ein schöner, bunt schimmernder Fisch in der WC-Schüssel einer Arztpraxis; in „Gesicht wahren” hat ein Mädchen Schwimmhäute zwischen den Zehen; in „Wunder” wird einem weißen Mittelstandspaar, ohne dass die Frau einen Seitensprung begangen hätte, ein pechschwarzes Baby geboren. Weitaus packender geht es allerdings zu, wenn Budnitz zu derselben erzählerischen Strategie wie in „Der glückliche Schnitt” greift und die Handlung zunächst ein wenig, dann immer mehr vom Realen ins Surreale, Alptraumhafte gleiten lässt.
Am eindrucksvollsten geschieht dies in „Besuch”. Ein junger Mann und eine junge Frau warten auf deren Eltern. Sie räumen auf, betrachten alte Fotos, zanken sich ein wenig; ihre Liebe scheint auf unsicheren Füßen zu stehen. Auf unerklärliche Weise verzögert sich die Ankunft. Die Mutter ruft mehrfach an, aber jedes Mal scheint sie weiter entfernt zu sein; auch was sie mitteilt, klingt immer rätselhafter und unheimlicher. Am Ende sind die Eltern, wie zwei, drei sehr diskrete Andeutungen vermuten lassen, in das Schattenreich der Toten eingegangen, und das Paar zu Hause ist mit einem Schlag deutlich gealtert. Sie sinkt in sich zusammen, macht einen Buckel; er erinnert, wenn er horchend die Hand hinters Ohr legt, nun ein wenig an den verschollenen Vater.
Judy Budnitz ist eine Erzählerin, die viel kann, aber noch nicht völlig zu dem bündigen Ausdruck gefunden hat, der ihr am meisten liegt. Die schnellen Szenenwechsel und latent aggressiv aufgeladenen Dialoge in „Besuch” zeigen sie auf der Höhe ihrer Möglichkeiten. Diese 15 Seiten sind den Erwerb des ganzen Buches wert. Hier ist der Autorin etwas ganz und gar Unwahrscheinliches gelungen: die literarische Vermählung von Raymond Carver und Stephen King.CHRISTOPH HAAS
JUDY BUDNITZ: Nice Big American Baby. Erzählungen. Aus dem Amerikanischen von Kathrin Razum. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006. 352 Seiten, 19,95 Euro.
Da sitzt man und denkt sich nix Böses und schon ist man gealtert! Foto: Rainer Holz/zefa/corbis
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.01.2007

Baby macht Bäuerchen
Judy Budnitz malt das Bild vom hässlichen Amerikaner

Judy Budnitz hat für ihren zweiten Kurzgeschichtenband bereits reichlich Kollegenlob bekommen, vorzugsweise aus jüngeren Mündern. Der Dreiunddreißigjährigen wird erstaunliches Talent für die Erschaffung phantastischer, irritierender Mikrowelten attestiert, die sich haarscharf neben unserer Realität drehen. In den stärksten der zwölf Geschichten fügen sich die befremdenden Details wie ein langsam wachsendes Kinderlegespiel aneinander, dessen Motiv erst erkennbar wird, wenn es zu spät ist. Gnädige Auflösungen sind selten Judy Budnitz' Sache.

Das "Wunder" beginnt mit Paukenschlag: Ein weißes Elternpaar bekommt ein Baby, das mit der schwarz glänzenden Haut eines "Außerirdischen" geboren wird. Die Versuchung des Lesers, diese irritierende Tatsache als Bild für ein tiefes Fremdeln seitens der Mutter wegzuerklären, beschneidet die Autorin, indem sie auch die Umwelt vielfältig auf das seltsame "Wechselbalg" reagieren lässt. Was uns am Ende schaudern macht, ist nicht die Physis des Kindes, sondern das Abdriften der Mutter, die mit dessen Veränderungen in Richtung "Normalität" nicht zurechtkommt.

Generationenbeziehungen gehören zu Budnitz' schriftstellerischer Kernkompetenz. Sicher findet sie die Balance zwischen schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung; so in der beklemmenden Story "Besucher", in der die wartende Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Vertraute Verhältnisse kehren sich um: "Ich klopfte ihnen auf den Rücken wie Babies, die ein Bäuerchen machen sollen", beschreibt die Ich-Erzählerin im tragikomischen "Leine ziehen" ein Wiedersehen mit den Eltern. Eine Mammographie verändert subtil die Distanz zwischen Töchtern und Mutter. "Leah-Lise-Mitch" ruft der Vater, wenn er nicht weiß, wen er meint. Am Ende fühlt sich Lise fast wie das imaginäre dreiköpfige Frauenwesen, das den Tumor teilen könnte, als wäre er "ein Nachtisch mit drei Gabeln".

Die Scham über den "hässlichen Amerikaner", der überfüttert, überausgestattet und ignorant die Welt heimsucht, treibt Budnitz um wie viele ihrer Generation. Im Märchenton beginnt die Titelgeschichte von den sieben Söhnen und deren Schwester, die von einem Unbekannten geschwängert wird und das Baby jenseits der Grenze im gelobten Land als "Nice Big American Baby" auf die Welt bringen will. Während der Jahre vergeblicher Fluchtversuche wächst es in ihr, ein fleischgewordener absurder Albtraum vom besseren Leben: "Sie werden Dir eine Gratis-Geschirrspülmaschine geben, sofort wenn Du die Grenze überquerst. Bald bist Du dann auch ein fauler Amerikaner, mit fetten Kindern und dabei, Möbel zu kaufen." Ein solcher Amerikaner wird der Junge natürlich nie.

So elegant ihr die Entblößung des "ugly American" in dieser Parabel und in "Nadia", einer aus pseudounschuldiger Wir-Perspektive erzählten Story über eine osteuropäische Prospektbraut, gelingt, so wenig überzeugen andere Geschichten mit ähnlich modischen Themen. Eine schwerfällige Dystopie vom allgegenwärtigen Gesicht der Premierministerin und die erstaunlich ungeschliffen gutmenschelnde Satire auf einen täglich neu mobilmachenden Präsidenten bilden wie die langatmige Geschichte über eine philanthropische Indienreisende Tiefpunkte des Bandes.

Eine makaber-surreale Szenerie reicht allein selten aus, um eine Geschichte zu tragen, wie sich etwa in "Der glückliche Schnitt" zeigt, worin ein Chirurg in einem Kriegslazarett des neunzehnten Jahrhunderts seine Besessenheit für Amputationen auslebt. Manche Details oder Geschichten - etwa "Ausverkauf", worin eine Patchworkfamilie in einer endzeitlichen Welt Handelsvertreter wie Nutzvieh hält - scheinen Judy Budnitz' großer Begabung und Begeisterung für Bizarres zu entspringen. Man bewundert sie dafür, sucht am Ende aber ein wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen.

ANNETTE ZERPNER

Judy Budnitz: "Nice Big American Baby". Stories. Aus dem Englischen übersetzt von Kathrin Razum. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 352 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen zwiespältigen Eindruck hat dieser Band mit zwölf Kurzgeschichten von Judy Budnitz bei Rezensentin Annette Zerpner hinterlassen. Neben einer Reihe von gelungenen Geschichten findet sie auch einige, die sie nicht wirklich überzeugen. Die Stärken der Autorin sieht Zerpner in der Darstellung von Generationenbeziehungen. Hier bescheinigt sie ihr, die Balance zwischen "schrillen und poetischen Tönen, individueller Story und Stilisierung" souverän zu wahren. In diesem Zusammenhang lobt sie die Story "Besucher", in der eine Tochter am Telefon Zeugin wird, wie die Eltern sich in einer immer unheimlicher werdenden Gegend verfahren und schließlich verschwinden. Zurückhaltender äußert sich Zerpner über die Geschichten, in denen Budnitz ein Bild des "hässlichen Amerikaners" zeichnet. Bemerkenswert findet sie Budnitz' Sinn für Bizarres. Am Ende aber fragt sie ein "wenig ratlos nach einem Mehrwert des Ganzen".

© Perlentaucher Medien GmbH