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Heinrich Heine und Julius Campe: eine literarische Ehe zu Beginn der Moderne. War die Begegnung im Januar 1826 Zufall oder Schicksal? In jedem Fall war ihr Zusammentreffen eine Sternstunde der deutschen Literatur. Die Korrespondenz des ersten modernen Autors, der vom Schreiben lebte, mit dem ersten modernen Verleger ist ein so aufschlussreiches wie unterhaltsames Zeitdokument. Heine und seinen Verleger verband "eine gute literarische Ehe, wo man Lieben, aber auch Schmollen und grollen darf, damit wieder Platz für die Liebe gewonnen wird, die sich dadurch verjüngt", wie Campe schrieb. Gemeinsam…mehr

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Produktbeschreibung
Heinrich Heine und Julius Campe: eine literarische Ehe zu Beginn der Moderne. War die Begegnung im Januar 1826 Zufall oder Schicksal? In jedem Fall war ihr Zusammentreffen eine Sternstunde der deutschen Literatur. Die Korrespondenz des ersten modernen Autors, der vom Schreiben lebte, mit dem ersten modernen Verleger ist ein so aufschlussreiches wie unterhaltsames Zeitdokument. Heine und seinen Verleger verband "eine gute literarische Ehe, wo man Lieben, aber auch Schmollen und grollen darf, damit wieder Platz für die Liebe gewonnen wird, die sich dadurch verjüngt", wie Campe schrieb. Gemeinsam stritten sie für Geistesfreiheit, gegeneinander rangen sie um Honorare und Termine. Die Heine-Spezialisten Gerhard Höhn und Christian Liedtke präsentieren eine kommentierte Auswahl aus dem geistreichen Schlagabtausch der beiden und zeichnen ein Doppelporträt, das den Dichter der Liebe und der Revolution von einer unbekannten Seite zeigt und mit dem "Odysseus des deutschen Buchhandels" (Heine über Campe) eine der bedeutendsten Verlegerpersönlichkeiten Deutschlands vorstellt.
Autorenporträt
Stephan Benson, Jahrgang 1964, spielte an renommierten Theatern wie dem Schauspielhaus Zürich und dem Thalia Theater Hamburg. Der facettenreiche Darsteller ist in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen (u.a. "Tatort"). Stephan Benson ist ein vielbeschäftigter Sprecher. Er lebt in Hamburg.

Heinrich Heine, der als Vollender und Überwinder der Romantik gilt, wurde vermutlich am 13. Dezember 1797 als Sohn jüdischer Eltern in Düsseldorf geboren. Er studierte von 1819 bis 1825 Jura in Bonn, Berlin und Göttingen. Am 25. Juni 1825 wurde Heine, dessen Vorname Harry lautete, protestantisch getauft, und er nahm den Vornamen Heinrich an. 1831 siedelte er dauerhaft nach Paris über. Heine, der ab 1848 wegen Krankheit an die "Matratzengruft" gefesselt war, starb am 17. Februar 1856 in Paris.
Trackliste
CD
1Ansage00:00:17
2Eine "literairische Ehe" zu Beginn der Moderne-Heinrich Heine und Juli00:01:06
3Erstes Zusammentreffen.Julius Campe berichtet00:01:56
4"Marschall" und "Klabotermann".Ein unzerstörbarer Freundschaftspakt wi00:00:29
5Hamburg d 20 July 1827.Campe an Heine00:01:30
6München d 1 Dec 1827.Lieber Campe!00:01:40
7amburg d 26 Decbr 1827.Campe an Heine00:02:22
8"Der Teufel hole Sie." Der Streit zwischen Autor und Verleger beginnt00:01:01
9Hamburg d 13 März 1832.Mein lieber Heine!00:00:37
10Paris den 28 Dec. 1832.Verheuratheter Campe!00:01:12
11Hamburg d 7 August 1833.Mein lieber Heine!00:02:05
12Hamburg d 23 July 1834.Lieber Heine!00:01:21
13Hamburg d 14 Octbr 1834.Mein lieber Heine!00:00:57
14"Julius-Campejaden".Alte Freunde werden zu öffentlichen Gegnern00:00:43
15Hamburg d 13 März 1835.Lieber Heine00:01:44
16Allgemeine Zeitung(Augsburg),27.3.1835.Erklärung00:00:40
17Staats-und Gelehrte Zeitung(Hamburg),3.4.1835.Erwiderung00:00:54
18Paris den 7 April 1835.Lieber Campe!00:02:20
19Hamburg d 15 April 1835.Lieber Heine!00:00:24
20La Jonchere,2. Juli 1835.Heine an Campe00:01:45
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Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.10.2006

DAS HÖRBUCH
Vom Herzen zur Tasche ist es weit
Heinrich Heines Briefwechsel mit seinem Verleger
Eigentlich müsste recht schnell Langeweile aufkommen, immer wieder sind es dieselben Themen, die zwischen Heinrich Heine und seinem Verleger Julius Campe verhandelt werden: Geld, Zensur, selten Persönliches oder Politisches, und wieder Geld. Müsste, eigentlich – das Gegenteil ist der Fall. Vielleicht zeigt sich die Größe eines Schriftstellers gerade darin, dass er in scheinbar banalem Alltags- und Geschäftsverkehr vor Witz und Geist nur so strotzt, im Falle Heines unter ein Pointengewitter seine Grüße und seinen Namen setzt, es in ein Kuvert steckt, in dem es dann von Paris nach Hamburg zieht und sich im Hause der Verlagsbuchhandlung Hoffmann und Campe in Form des geöffneten Briefes und in Händen des Adressaten entlädt.
Die Bedeutung eines Verlegers wiederum lässt sich vielleicht auch daran erkennen, dass er vor einem solchen Unwetter nicht flüchtet, sondern zuweilen sogar Freude am sprachlichen Brausen und Toben seines Autors haben muss und, nachdem sich die Wolken verzogen haben, meist besonnen antwortet. Zu Gunsten der fruchtbaren Zusammenarbeit.
Verfolgen lässt sich dieses literarisch-meteorologische Großereignis gut siebzig Minuten lang auf dem neu erschienen Tonträger „Der Weg von Ihrem Herzen bis zu Ihrer Tasche ist sehr weit.” Der Titel ist ein Zitat aus einem von Heines Briefen, in dem er, der als erster Berufsschriftsteller überhaupt gilt, wieder einmal die finanzielle Frage stellt. Notwendigerweise, denn die Korrespondenz dauerte von 1827 bis 1855 und dokumentiert damit auch eine wichtige Phase in der Entstehung des literarischen Markts, auf dem sich Dichter und Verleger gemeinsam behaupten müssen, obgleich es zwischen ihnen nicht selten zu Unstimmigkeiten und Auseinandersetzungen kommt.
Und noch die konkreteste Forderung versieht Heine mit dichterischem Glanz. In einem Brief von 1835 streitet er für seine Bücher: „Handeln Sie christlich in der Exemplar-Zahl der Auflage. O, liebster Campe, ich gäbe was drum, wenn Sie mehr Religion hätten! Aber das Lesen meiner eigenen Schriften hat Ihrem Gemüte viel geschadet. Sie glauben nicht mehr durch gute Werke selig zu werden, nur der Schund ist Ihnen angenehm. Sie sind ein Pharisäer geworden, der in den Büchern nur den Buchstaben sieht und nicht den Geist. Ein Saduzäer, der an keine Auferstehung der Bücher, an keine Auflagen glaubt, ein Atheist, der im Geheim meinen heiligen Namen lästert - o tun sie Buße, bessern Sie sich!”
Doch währt auch der scherzende Ton um die liebenswürdigen Boshaftigkeiten nicht ewig und vor allem wenn es um Fragen der Zensur geht, richtet sich Heines verletzender Groll vornehmlich gegen Campe, nicht gegen die repressive Staatlichkeit, von der die damalige politische Großwetterlage bestimmt wurde. Es wird dann laut in den Briefen und das spricht für ihren Vortrag. Stephan Benson und Peter Franke leihen ihre Stimmen, dabei entsteht ein Dialog der sicherlich durch die unvermeidliche Begrenzung der Schriftstücke verzerrt ist, aber der trotzdem funktioniert. Denn die nötige Dramaturgie liefert der dritte Sprecher, Christian Liedtke, indem er einzelne Phasen des jahrzehntelangen Briefwechsels kommentierend zusammenfasst und in aller Kürze die Hintergründe erläutert.
Sicher könnte man auch bei stiller Lektüre seine helle Freude an dem postalischen Austausch haben. Und dass die Inszenierung fürs Hörbuch zwangsläufig ein bisschen so wirkt, als hätten sich Heine und Campe gegenseitig auf die Mailbox gesprochen, ist bestimmt nicht jedermanns Sache. Und doch kann vor allem das gesprochene Wort vermitteln, wie beruhigend, schlichtend und zeitgleich auf die Wünsche des Verlages insistierend Campes Botschaften sind. In erster Linie aber gelingt dem sprachlichen Vortrag, Heines Ärger und Zuneigung, seine freundschaftlichen Gefühle und seine Wut zusammenzuführen, bis in die Grußzeile hinein. Ein Brief von 1832 endet dementsprechend hinreißend: „Der Teufel hole Sie. Ihr Freund Heinrich Heine.”
CHRISTOPH SCHMAUS
HEINRICH HEINE: „Der Weg von Ihrem Herzen bis zu Ihrer Tasche ist sehr weit.” Aus dem Briefwechsel mit Julius Campe. Sprecher: Stephan Benson, Peter Franke, Christian Liedtke. Texteinrichtung und Regie: Wolfgang Stockmann. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2006. 1 CD, 73 Min., 15,95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.07.2006

Der Ritter vom molligen Popo
Heine und ein Ende: Eine Übersicht über neuere Bücher

Die Heine-Philologie erhielt 1997, zum zweihundertsten Geburtstag, einen mächtigen Schub. Wie steht es damit beim neuen Jubiläum, dem hundertfünfzigsten Todestag? Der Ertrag ist geringer. Die umfassende Biographie aus dem Jahr 1997 von Jan-Christoph Hauschild und Michael Werner ist von Kiepenheuer & Witsch zu Zweitausendeins gewandert und im Text unverändert geblieben, aber mit fünfzig Abbildungen versehen worden. Was damals gesagt wurde, kann wiederholt werden: "Diese fundierte Biographie wird wohl fürs erste nicht zu überbieten sein" (F.A.Z. vom 9. Dezember 1997). Worin allerdings die "Aktualisierung" bestehen soll, die der Verlag verspricht, bleibt unerfindlich.

Der Diogenes Verlag legt Ludwig Marcuses erstmals 1932 erschienene, 1951 von den Exilerfahrungen her ergänzte und 1970 noch einmal erweiterte Darstellung "Heinrich Heine. Melancholiker, Streiter in Marx, Epikureer" wieder vor. Auch bei erneuter Lektüre erscheint das Buch nicht veraltet. Die teils erzählende, teils analytische Verfahrensweise gibt der Gestalt Heines, seinen geistigen Kämpfen und seiner dichterischen Individualität vor dem Hintergrund der politischen, der Sozial- und Wirtschafts-, auch der Alltagsgeschichte klares Profil. Immer erkennbar bleibt das Modell vom "großen romantischen Aufklärer". Glücklich verbunden sind wissenschaftlicher und schriftstellerischer Stil.

Weit entfernt davon ist die Biographie "Heinrich Heine. Narr des Glücks" von Kerstin Decker, die in die Falle Heinescher Ironie und Heineschen Witzes läuft, die sie beide noch übertrumpfen zu können glaubt. Die promovierte Philosophin versucht krampfhaft, unter ihr Niveau zu gehen. Gewiß, sie hat sich gründlich kundig gemacht und sucht Nähe zum Gegenstand mit vielen Zitaten aus den Werken und Briefen. Aber ihr Hauptinteresse gilt den knalligen, delikaten Situationen. Sie gefällt sich in Flapsigkeit. Eine Blütenlese aus Kapitelüberschriften: "Der Achtzehnjährige entscheidet sich für den Beruf des Millionärs, fährt nach Hamburg und geht pleite", "Künftiger Advokat hat eine Wasserseele und schreibt Wellenstrophen", "Als Liberalenhäuptling in Bayern", "Er legt sich ins Bett, steht nie wieder auf, spekuliert an der Börse und beschwert sich bei Gott". Hier wird Gegenwartsnähe durch Schnoddrigkeit vorgetäuscht (Heine "als Spezialist für Kleinstkinderheilkunde"), hier wird Heine hergerichtet für unsere Spaßgesellschaft. Munter purzeln die Sensationshistörchen.

Da ist Jakob Hessings Untersuchung "Der Traum und der Tod. Heinrich Heines Poetik des Scheiterns" aus einem anderen Holz. Der Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem, den Lesern dieser Zeitung durch seine sachkundigen Rezensionen jüdischer Literatur bekannt, hat sein Buch für zwei Leserkreise konzipiert. Da Heine für lange Zeit nicht nur unter Deutschen, sondern auch unter traditionsgebundenen Juden umstritten war, übernimmt das Buch Aufgaben einer Einführung mit. Hessing liest die Texte zunächst in einem deutschen und dann in einem jüdischen "Kontext" und kommt zu dem Schluß, daß die Lücke zwischen den "beiden Hälften der deutsch-jüdischen Existenz Heines" nicht zu schließen ist und daß Heine erst in den letzten Lebensjahren seine jüdische Identität vollends "aus der Verdrängung" holt.

Hessings Essayband "Der Fluch des Propheten" (1989) faßte "drei Abhandlungen zu Sigmund Freud" zusammen. Von einem gemäßigten psychoanalytischen Ansatz her verstehen sich auch die Kopplung der Begriffe "Traum" und "Tod" und die Deutung der Texte als Projektionen des Ich, als Heines "Verwandlung" seines eigenen Lebens in Dichtung. Totenbilder in Heines Werk seien tief mit seinem jüdischen Selbstverständnis verknüpft; immer wieder versuche er eine Erlösung zu erträumen, und immer wieder neu müsse er dabei scheitern. Seine melancholische Tiefe gewinne Heines Werk aus solcher Enttäuschung. Am Ende bedauert man, daß der Autor zwei bedeutende Versuche einer Zusammenschau der religiösen Perspektiven in Heines Werk nicht mehr zur Kenntnis hat nehmen können - Karl-Josef Kuschel: "Gottes grausamer Spaß? Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe" (2002); Christoph Bartscherer: "Heinrich Heines religiöse Revolte" (2005).

Was immer auch Heine von Goethe trennte - in einem war er Goetheaner: in der Wahl seiner Ehepartnerin. Seine französische Frau, die er Mathilde nannte, verstand nicht eine einzige Zeile seiner deutschen Gedichte. Gewiß, er schätzte die Freundschaft gebildeter oder schöner Frauen wie Rahel Varnhagen, George Sand oder der Principessa di Belgiojoso, aber das berührte nicht die sinnliche Anziehungskraft Mathildes. Sie war ihm das, was Christiane für Goethe war. Dieser Anhänglichkeit konnte auch die "letzte Blume" seines "larmoyanten Lebens" in den letzten Monaten, Elise Krinitz, die er seine "Mouche" nannte, nichts anhaben.

Ganz unaufgeregt geht Edda Ziegler, Autorin einer illustrierten Heine-Biographie in dritter Auflage, das Thema "Der Dichter und die Frauen" an. Ihre Untersuchung, fundiert und gut lesbar, entwirft die Beziehungsmodelle: das rührende Verhältnis zur Mutter oder das leidenschaftliche zum "Hausvesuv" Mathilde, die Rolle der "Salonièren und Gönnerinnen" in Berlin und Hamburg oder die Tändeleien mit den Pariser Grisetten und die kultivierten Freundschaften im "Foyer der europäischen Gesellschaft". Den Band beschließt eine Typologie der "Kunstfiguren" in Heines Werk, etwa des naiven Mädchens (auch der frommen Naiven), der femme fatale oder der Sphinxfrau, der sinnenfrohen Hellenin oder der Grisetten und, am Ende des Lebens, der Allegorien "Frau Sorge" und "Schwarze Frau".

Der Band zu Heine in der "Suhrkamp Basis-Biographie" ist Joseph Anton Kruse anvertraut worden, dessen schnörkelloser Stil sich schon früher in einem Insel-Taschenbuch bewährt hatte. Die Einleitung stellt Heine als "Grenzgänger der Moderne" vor. In drei Kapiteln skizziert Kruse, ein breites Wissen auf den Punkt bringend, Leben, Werk und Wirkung Heines. Als Einführung zu empfehlen! Otto A. Böhmer erzählt das Leben Heines, indem er es mit seitenfüllenden Zitaten von Gedichten und Prosatexten durch Heine selbst erzählen läßt: für ein breites Lesepublikum, das im Jubiläumsjahr auf Heine neugierig geworden ist.

Als Dauerzweikampf zieht sich durch das Leben Heines sein Verhältnis zum Hamburger Verleger Julius Campe, ein freundschaftliches Duell, das manchmal ernst zu werden drohte, aber auf jeden Fall mit dem Florett ausgefochten wurde. Eine Auswahl aus dem Briefwechsel beider, versehen mit einem geschliffenen Vorwort, haben Gerhard Höhn und Christian Liedtke herausgegeben. An witziger Schlagfertigkeit zeigt sich der Verleger oft seinem Autor durchaus gewachsen. Der Leser erlebt die Geburt eines Dioskurenpaares: des modernen Schriftstellers und des modernen Verlegers. Den Band hat der Hoffmann und Campe Verlag als "Freundesgabe" herausgebracht, man wünschte ihm aber eine weitere Verbreitung.

Eine kleine Guckkastenbühne, auf der das Schauspiel der Familien- und Freundesbeziehungen Heines gespielt wird, öffnet sich in der Auswahl von 199 (aus insgesamt etwa 1800) Briefen Heines, die Bernd Füllner und Christian Liedtke getroffen haben. Wie seine Lyrik sind Heines Briefe meistens "Thermometer" seiner "Gemütsstimmung", manchmal auch im "Negligee-Gewand" geschriebene Prosa, oft Ventil für Konfessionen. Schon früh schließt der Mollton der Melancholie Zwischenrufe der Ironie nicht aus. Insgeheim entwerfen die Briefe ein Bild des Partners mit. (Eine Fundgrube ist das "Personenlexikon" des Bandes.) Zu den bitter-anklägerischen Zeugnissen des Familienstreits um das Erbe des Hamburger Onkels in Gegensatz stehen die zärtlichen Briefe an die "liebe gute Pracht-Mutter" und die intimen an Mathilde, die er während des Hamburg-Aufenthaltes im November 1843 gern mit ihrem "dicken Popo (gros derrière) herumwirbeln" gesehen hätte. So entsteht vor den Augen des Publikums farbig "ein Leben in Briefen". Der letzte Brief, aus dem Februar 1856, gerichtet an Alexander von Humboldt, ist auch der kürzeste: "Dem großen Alexandros sendet seinen letzten Gruß der sterbende H. Heine."

WALTER HINCK

Jan-Christoph Hauschild/Michael Werner: "Heinrich Heine". Aktualisierte und um einen Bildteil erweiterte Neuausgabe. Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2005. 763 S., geb., 22,- [Euro].

Ludwig Marcuse: "Heinrich Heine. Melancholiker, Streiter in Marx, Epikureer". Diogenes Verlag, Zürich 2005. 368 S., geb., 24,90 [Euro].

Kerstin Decker: "Heinrich Heine. Narr des Glücks". Biographie. Propyläen Verlag, Berlin 2005. 448 S., geb., 22,- [Euro].

Jakob Hessing: "Der Traum und der Tod. Heinrich Heines Poetik des Scheiterns". Wallstein Verlag, Göttingen 2005. 294 S., geb., 29,90 [Euro].

Edda Ziegler: "Heinrich Heine. Der Dichter und die Frauen". Artemis & Winkler Verlag, Düsseldorf/Zürich 2005. 207 S., geb., 19,90 [Euro].

Joseph Anton Kruse: "Heinrich Heine". Suhrkamp BasisBiographie 7, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 160 S., br., 7,90 [Euro].

Otto A. Böhmer: "Heinrich Heine. Sein Leben erzählt". Diogenes Verlag, Zürich 2005. 171 S., br., 8,90 [Euro].

Gerhard Höhn/Christian Liedtke (Herausgeber): "Der Weg von Ihrem Herzen zu Ihrer Tasche ist sehr weit". Aus dem Briefwechsel zwischen Heinrich Heine und seinem Verleger Julius Campe. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005. 127 S., br., Freundesgabe des Verlags.

Heinrich Heine: ". ..und grüßen Sie mir die Welt". Ein Leben in Briefen. Herausgegeben von Bernd Füllner und Christian Liedtke. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005. 559 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Rezensent Christoph Schmaus entdeckt überraschend viel Unterhaltungswert in diesem als Hörspiel aufbereiteten Briefwechsel zwischen Heinrich Heine und seinem Verleger. Das liegt laut Schmaus? Ohren an Heines Wortwitz und auch daran, dass man als Zuhörer teilhaben kann an der fragilen Balance zwischen persönlicher Freundschaft und geschäftlichen Reibereien. Zudem liefere der Austausch zwischen den beiden interessante Einblicke in das Aufkommen eines "literarischen Marktes" in Deutschland. Heine werde ja als "erster Berufsschriftsteller überhaupt" betrachtet. Auch die Vortragenden: Stephan Benson, Peter Franke und Christian Liedtke machen ihre Sache nach Meinung des Rezensenten gut. Als störend empfindet er nur, dass so ein Briefwechsel - als Hörbuch aufbereitet - naturgemäß ein bisschen so wirkt "als hätten sich Heine und Campe gegenseitig auf die Mailbox gesprochen".

© Perlentaucher Medien GmbH