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Gerd Ruge hat mehr als fünf Jahrzehnte aus verschiedenen Teilen der Welt berichtet und gilt als Pionier der Auslandsreportage. Seine wichtigsten Stationen als Korrespondent waren die Sowjetunion, die USA und China. Er hat den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg die Welt vorurteilsfrei und unideologisch nahegebracht und erklärt. Als genauer politischer Beobachter ist er auf die Menschen zugegangen, hat ihnen geduldig zugehört und dabei stets ein Gespür für die Zwischentöne gehabt - dafür hat ihn sein Publikum geschätzt. In seinem Buch berichtet er von den prägenden Stationen seines bewegten…mehr

Produktbeschreibung
Gerd Ruge hat mehr als fünf Jahrzehnte aus verschiedenen Teilen der Welt berichtet und gilt als Pionier der Auslandsreportage. Seine wichtigsten Stationen als Korrespondent waren die Sowjetunion, die USA und China. Er hat den Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg die Welt vorurteilsfrei und unideologisch nahegebracht und erklärt. Als genauer politischer Beobachter ist er auf die Menschen zugegangen, hat ihnen geduldig zugehört und dabei stets ein Gespür für die Zwischentöne gehabt - dafür hat ihn sein Publikum geschätzt. In seinem Buch berichtet er von den prägenden Stationen seines bewegten Journalistenlebens, von den Begegnungen mit großen Politikern wie Robert Kennedy, Willy Brandt oder Michail Gorbatschow - aber auch mit den einfachen Menschen vor Ort. Und nicht zuletzt von seiner Jugend im Nationalsozialismus und seinen journalistischen Anfängen. So entsteht eine politische Autobiographie aus der Nahsicht, eine Erzählung, die den Leser ganz dicht an zentrale Ereignisse, Orte und Gestalten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts heranführt. Ein Zeitdokument vom Meister seines Fachs.
Der SPIEGEL-Bestseller jetzt aktualisiert im Herder-Taschenbuch.
Aus dem Vorwort: "Über die Nachkriegsgrenzen hinweg versuchte ich, andere Länder und Gesellschaften Europas kennenzulernen. Ich verglich, was ich sah, mit den Erlebnissen, die meine Erinnerung an die Jahre im Dritten Reich und im Deutschland der Besatzungszone geprägt hatten. Meine Neugier brachte mich schließlich im Westen über die USA bis zum Pazifik und nach Alaska und in östlicher Richtung über die gewaltige UdSSR und den Norden Chinas bis zu kleinen russischen Inseln am Ende Sibiriens, die wiederum fast an Amerika stoßen. Dies war auch eine Reise durch die Welt des Kalten Kriegs, und die Herausforderung lag stets darin, sie ohne Schwarzweißmalerei zu schildern, dabei aber auch nicht den Maßstab der Moral und Menschlichkeit aus der Hand zu geben. So kam es, dass Fragen zum Antrieb meiner Lebensreise wurden. Aber jede Antwort schien Anlass für eine neue Frage zu geben. All das passt eben nicht auf eine Postkarte, und so ist entgegen der Prophezeiung meiner Reporterkollegen doch ein Buch daraus geworden."
Autorenporträt
Gerd Ruge arbeitete als Korrespondent in Moskau, Washington und Peking. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht und für seine journalistischen Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Adolf-Grimme-Preis und die Goldene Kamera. Gerd Ruge lebt in München.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Höchst erfreut zeigt sich Friederike Bauer über das Buch "Unterwegs. Politische Erinnerungen", das der Journalist Gerd Ruge nun zu seinen Erlebnissen als Auslandskorrespondent verfasst hat. Wie ein James Bond des Kalten Kriegs habe Ruge heute nicht mehr vorstellbare Hürden wie technisches Versagen und staatliche Kontrollen überwinden müssen, was seine Erzählungen besonders spannend mache, berichtet die Rezensentin. Ruges Geschichten lassen für Bauer die großen Momente der Geschichte lebendig werden; ob bei der Kubakrise oder die Rassenunruhen - Ruge war vor Ort und kann teils erschütternde, teils unterhaltsame Anekdoten dazu liefern. Sichtlich fasziniert hat Bauer die Erinnerungen dieses Mannes gelesen, der, so lobt sie, auch stets den einfachen Menschen Gehör schenkte. Dies mache seine Geschichten lebendig und ehrlich.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.10.2013

James Bond lässt grüßen
Er war fast überall: in China und Russland, in den USA, Jugoslawien und Korea. Mitunter war er der erste oder der einzige Reporter am Platz:
Der Journalist Gerd Ruge hat ein ereignisreiches Leben hinter sich. Nun lässt er die Leser seiner Erinnerungen auf schönste Weise daran teilhaben
VON FRIEDERIKE BAUER
Viele der Bilder sind unvergessen. So etwa jenes von Kohl, Genscher und Gorbatschow 1990 im Kaukasus: Demonstrativ harmonisch und leger gekleidet, besiegeln die drei Staatsmänner die deutsche Einheit. Oder das von Boris Jelzin 1991 auf dem Panzer in Moskau: Ausgestattet mit einem Megafon, verurteilt er die Absetzung Gorbatschows und trotzt der drohenden Militärgewalt. Diese Aufnahmen haben sich in unser Gedächtnis eingegraben. Zu verdanken haben wir das vor allem Journalisten, die solche Bilder einfangen, erklären und einordnen: einem wie Gerd Ruge, der sein Leben lang durch die Welt zog, um sie uns, seinem Publikum, näher zu bringen.
  Die Szenen im Kaukasus und in Moskau sind dabei nur zwei aus seinem reichen Journalistenleben. Station machte er außerdem in Jugoslawien, Korea, Indochina, den USA, China und immer wieder in Russland. Über seine journalistische Reise in fünfzig Jahren um die Welt hat er jetzt seine Erinnerungen vorgelegt.
  Ruge, so zeigt das Buch, war in vielerlei Hinsicht ein Pionier: Gerade zwanzigjährig stieß er zum Rundfunk, dessen Kölner Funkhaus er mit aufbaute. Später arbeitete er für das junge Medium Fernsehen. Lange hielt es ihn allerdings nie in der Zentrale: „Ich hatte wenig Lust auf Schreibtischarbeit. Ich wollte mir viel lieber anschauen und davon berichten, wie es im Rest der Welt aussah.“ Und so kam es, dass er die sicheren Büros in Deutschland meist schnell wieder gegen die nächste Korrespondentenstelle tauschte.
  Oft bezog er einen neuen Auslandsposten als Jüngster, Erster, Einziger oder einer unter Wenigen. So etwa in Jugoslawien, wohin es ihn 1950 eher zufällig verschlug: Es waren die Anfänge Titos, Jugoslawien suchte seinen Weg zwischen Ost und West, als Ruge mit nur 21 Jahren nach Belgrad kam. Sein Chef in Köln hatte ihm 5000 D-Mark und den Rat mit auf den Weg gegeben, er solle gleich bei der Ankunft das Geld für die Rückfahrt zurücklegen.
  Beiden war klar, dass es mangels internationaler Bankverbindungen keinen Nachschub geben würde. „Tiefschürfende Analysen“ habe er nicht mitgebracht, urteilt Ruge über seine Zeit dort bemerkenswert offen – dafür aber die Erinnerung an eine Begegnung mit dem Historiker Wolfgang Leonhardt, die in eine lebenslange Freundschaft überging, und „erste Augenzeugenberichte aus einer osteuropäischen kommunistischen Welt im Umbruch“. Die Manuskripte dazu schleuste er übrigens halblegal über die Schweiz in die Zentrale.
  Überhaupt umwehte seine Arbeit ein Hauch von James Bond – das meiste spielte sich im Kalten Krieg auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs ab –, obwohl Ruge seine journalistischen Erlebnisse überhaupt nicht als halsbrecherisch darstellt. Aber der Geheimdienst stand damals an jeder Ecke, überwachte Hotels, belauschte Gespräche und zensierte Manuskripte. In Moskau endete schon „der Versuch, die Redaktionskollegen in Köln anzurufen und mit ihnen über einen langweiligen Artikel der Prawda zu sprechen, nach wenigen Sekunden. Die Leitung war tot“. In Peking hielt das Zentrale Telegrafenamt, das alle Manuskripte ins Ausland beförderte, einen Text über die politische Zukunft des Landes nach Maos Tod tagelang zurück, weil er die Ereignisse angeblich nicht „korrekt“ beschrieb. Als die Chinesen ihn endlich freigaben, war er von den jüngsten Entwicklungen rund um die Viererbande bereits überholt.
  Wegen solcher und anderer Vorkommnisse bestand ein guter Teil von Ruges Arbeit darin, bürokratische Hürden zu überwinden und staatliche Grenzen zu dehnen. Nach seiner ersten Begegnung mit Boris Pasternak etwa, dem Autor von „Doktor Schiwago“, nutzte er die Reisegenehmigung ins Moskauer Umland, die er mühsam ergattert hatte, einfach gleich mehrmals. Sie enthalte schließlich keine zeitliche Begrenzung, dachte er sich. Zu Pasternak hatte Ruge eine so vertrauensvolle Beziehung, dass er sogar dessen Werke über Grenzen schmuggelte. Zur illegalen Ware gehörten auch die ersten sechs ins Englische übersetzten Exemplare von „Doktor Schiwago“, die er in Moskau mit einem mutigen Fußtritt an den gerade unaufmerksamen Wachen vorbeischubste.
  Risiken drohten aber nicht nur von Konflikten und staatlicher Willkür, sondern häufig spielte einfach die Technik nicht mit. Aus dem Koreakrieg schickte er seine Berichte deshalb über ein deutsches Lazarett nach Hause. Nach dem Tod von John F. Kennedy 1963 packte er die Filme kurzerhand „in einen Koffer, um sie nach Köln mitzunehmen, wo ich sie bearbeiten und kommentieren konnte“. Eine ständige Satellitenverbindung nach Deutschland existierte noch nicht.
  Ähnliches widerfuhr ihm auch noch während Brandts Verhandlungen über die Ostverträge Anfang der Siebzigerjahre in Moskau. Am Tag der Vertragsunterzeichnung wollte der Bundeskanzler zu den Deutschen sprechen, hauptsächlich um die Opposition zu beschwichtigen, die in Brandts Ostpolitik die völlige Aufgabe westdeutscher Interessen sah. Da die ARD in Moskau nur ein kleines Büro ohne Übertragungsmöglichkeiten hatte, war man auf die Hilfe sowjetischer Sender angewiesen. Nach langem Hin und Her und einer Autorisierung von Breschnew höchstselbst, kam am Ende eine Leitung über Schaltstellen der DDR und Polen zustande – und die Ansprache über diesen skurrilen Umweg ins westdeutsche Fernsehen.
  Es sind die Geschichten hinter der Geschichte, die Ruges Erinnerungen spannend machen. Dass Robert Kennedy 1968 erschossen wurde, ist bekannt. Dass aber die Bilder dazu von einem deutschen Kameraassistenten stammen, der festhielt, wie Kennedy getroffen zu Boden stürzte, ist eines von vielen überraschenden Details in diesem Buch. Nicht alles, was Ruge beschreibt, ist ähnlich erschütternd oder relevant, manche seiner Geschichten sind einfach bloß unterhaltsam. Wie jene von Adenauer, der bei einer Moskaureise allen Mitgliedern seiner Entourage zwei Löffel Olivenöl verordnete, um sie unbeschadet durch die berüchtigten russischen Trinkgelage zu bringen. So geschehen im Jahr 1955, als Adenauer im Tausch gegen diplomatische Anerkennung der Sowjetunion erreichte, dass Tausende deutsche Kriegsgefangener freikamen.
  All das und noch viel mehr hat Ruge über die Jahre beobachtet. Er war bei Chruschtschows legendärem „Schuhauftritt“ 1960 in der UN-Vollversammlung dabei. Er wurde zum journalistischen Zeitzeugen der Kubakrise, der Rassenunruhen in den USA sowie der Attentate auf die beiden Kennedys und Martin Luther King. In Peking erlebte er das Ende von Mao und in Moskau erst die Perestroika, später den Untergang der Sowjetunion. Insofern ist sein Buch ein Stück Weltgeschichte, an der er die Leser auf ernste, hintergründige und immer wieder auch amüsante Weise teilhaben lässt. Dass er dabei nie nur an den Lippen der Mächtigen hing, sondern immer auch den einfachen Menschen lauschte, belegt seine Professionalität und würzte seine Berichte. Den sibirischen Lehrer Innokenti Roschin aus Werchojansk zum Beispiel besuchte er über zwanzig Jahre hinweg gleich vier Mal, weil er an seiner Person den Wandel im Land besonders gut illustrieren konnte.
  Ein klein wenig bedauert der Leser, dass man über Ruges Privatleben so wenig erfährt: Wie hat er sein Familienleben mit diesem unsteten Reporterdasein in Einklang gebracht? Wie sind seine Frauen und Kinder damit zurechtgekommen? Von ihm, gerade weil er nicht vertratscht ist, hätte man darüber gern etwas erfahren. Abgesehen davon jedoch ist Ruges Rückschau sehr erhellend, ungewöhnlich ehrlich, gut geschrieben – und für alle weltoffenen Menschen eine lohnende Lektüre.
Gerd Ruge : Unterwegs. Politische Erinnerungen. Hanser, Berlin 2013. 324 Seiten, 21,90 Euro .
Ruge arbeitete oft hinter dem
„Eisernen Vorhang“: An jeder
Ecke stand der Geheimdienst
In Moskau verordnete
Adenauer seinen Mitarbeitern
zwei Löffel pures Olivenöl
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"Überaus lesenswert." Thomas Speckmann, Neue Zürcher Zeitung, 28.08.13

"Der Journalist Gerd Ruge hat ein ereignisreiches Leben hinter sich. Nun lässt er die Leser seiner Erinnerungen auf schönste Weise daran teilhaben. ... Sein Buch ist ein Stück Weltgeschichte." Friederike Bauer, Süddeutsche Zeitung, 08.10.13
"Die gekürzte Lesung von Hans Henrik Wöhler [...] ist kraftvoll und stimmig.", ekz.bibliotheksservice, 26.08.2013