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Jahrelang haben viele Unternehmen und ganze Volkswirtschaften die Globalisierung massiv vorangetrieben - sie produzierten, wo immer sie die besten Preise bekamen, nutzten billige Arbeitskräfte in anderen Ländern, verschickten Waren günstig in alle Welt. Doch steigende Energiepreise machen damit Schluss: Denn es ist sinnlos, ein T-Shirt billig in Fernost zu produzieren, wenn immense Transportkosten den Kostenvorteil zunichtemachen. Das wird unsere gesamte Wirtschaft fundamental verändern: Das weitgespannte logistische Netz vieler westlicher Industrien wird zusammenschnurren, der Stellenwert von…mehr

Produktbeschreibung
Jahrelang haben viele Unternehmen und ganze Volkswirtschaften die Globalisierung massiv vorangetrieben - sie produzierten, wo immer sie die besten Preise bekamen, nutzten billige Arbeitskräfte in anderen Ländern, verschickten Waren günstig in alle Welt. Doch steigende Energiepreise machen damit Schluss: Denn es ist sinnlos, ein T-Shirt billig in Fernost zu produzieren, wenn immense Transportkosten den Kostenvorteil zunichtemachen. Das wird unsere gesamte Wirtschaft fundamental verändern: Das weitgespannte logistische Netz vieler westlicher Industrien wird zusammenschnurren, der Stellenwert von Import und Export wird sich völlig neu definieren. Eine neue Blüte der heimischen Wirtschaft steht uns bevor, lokale Produkte werden stärker unsere Märkte prägen, viele Dienstleistungen, die hier vor Ort erbracht werden, werden wieder konkurrenzfähig, der Tourismus im eigenen Land und in der Region wird zunehmen. Jeff Rubin gilt als einer der wichtigsten amerikanischen Experten zum Thema Energiewirtschaft. In seinem Buch zeichnet er ein überraschendes Bild, wie unsere Weltwirtschaft in Zukunft aussehen wird - und was das für uns bedeutet. Ein Buch für alle politisch-wirtschaftlich Interessierte.
Autorenporträt
Jeff Rubin ist Managing Director, Chefökonom und Chefstratege bei der CIBC (Canadian Imperial Banking Corporation) World Markets. Vorher war er als Senior Policy Advisor beim kanadischen Finanzministerium in Ontario für ökonomische Prognosen zuständig. Zahlreiche Fernsehauftritte zu Finanz- und Wirtschaftsthemen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.05.2010

Zurück zur
lokalen Wirtschaft
Das Desaster im Golf von Mexiko wächst sich nicht nur zu einer der größten Umweltkatastrophen aus. Es zeigt vor allem eines: Die Ölförderung erfolgt unter immer schwierigeren Bedingungen. Riskante Tiefsee-Bohrungen und Ölsandvorkommen, aus denen das „schwarze Gold“ mit hohem Energieeinsatz herausgelöst werden muss, treten an die Stelle kräftig sprudelnder und einfach zu erschließender Ölfelder. Neue Ölfunde sind „nur ein Schatten der Entdeckungen von gestern“, sagt Jeff Rubin. „Günstigere Förderbedingungen gibt es nicht mehr – nirgendwo auf der Welt.“   Mit seinem Buch greift der Chefökonom und Chefstratege der Canadian Imperial Banking Corporation, der als einer der wichtigsten Experten für Energiewirtschaft gilt, eine These auf, die unter dem Begriff „Peak Oil“ in den USA schon länger diskutiert wird. „Peak Oil“ heißt so viel wie „Ölfördermaximum“ und besagt, dass die Ausbeute eines Ölfeldes schnell zurückgeht, wenn das Maximum überschritten ist, weil der Druck abnimmt und das schwarze Gold nicht mehr so üppig sprudeln lässt. Die Peak-Oil-Hypothese besagt nun, dass dies nicht nur bei einem einzelnen Ölfeld der Fall ist, sondern bei der weltweiten Ölförderung insgesamt. Rubin ist sich sicher, dass die Ära des Öls dem Ende zugeht. „Das Fass geht zur Neige.“ So ist die globale Ölförderung seit 2005 nicht mehr gestiegen, die Entdeckung neuer Ölvorkommen seit 1966 rückläufig. Und mit der Konjunktur werde auch der Ölpreis wieder anziehen. Wir müssten uns an ein dreistelliges Preisniveau gewöhnen, prophezeit Rubin. Das bedeute Spritpreise von sieben Dollar je Liter.
Wie haben wir uns eine Welt vorzustellen, in der Öl knapper und teurer wird?, fragt Jeff Rubin in seinem brillanten Buch. Er zeigt drastisch, in welchem Maße der westliche Lebensstil auf der Verfügbarkeit günstiger Energie basiert. „Billiges Erdöl ermöglicht uns den Zugriff auf eine ziemlich große Welt.“ Jetzt aber werde sie wieder kleiner. Denn ein steigender Ölpreis habe faktisch den selben Effekt wie die Handelsschranken, deren Abbau die Globalisierung erst möglich gemacht hat: Steigen die Kosten für den Transport der Waren, weil das Öl teurer wird, so wirkt das wie ein Einfuhrzoll – und die komparativen Kostenvorteile der Billigproduktion in Südostasien und anderswo schwinden. Das Rad der Globalisierung wird wieder zurückgedreht.
In der postfossilen Weltwirtschaft werden Export und Import neu gewichtet, so die These des Autors: Die heimische Wirtschaft erlebt eine neue Blüte. Eine kleinere Welt, das bedeutet nicht nur, dass Industrien, die ans andere Ende der Welt abgewandert sind, in die Verbraucherländer zurückkehren und die energieintensive industrielle Landwirtschaft von einer regionalen und biologischen Produktionsweise abgelöst werde. Es bedeutet vor allem einen grundlegenden Wandel des Lebensstils. „Das Leben, wie wir es kennen, ist ein Auslaufmodell in einer Welt teurer fossiler Energiequellen.“ Das Ende des Öls werde unsere Art zu wirtschaften fundamental verändern. Hin zu einer weniger energieintensiven, sich mehr im lokalen und regionalen Rahmen abspielenden Wirtschaftsweise.
Dieses Bild einer kleinen Welt gerät jedoch manchmal etwas zu holzschnittartig. Rubin beschreibt eine materielle Wirtschaft; die weltweiten Datenströme einer zunehmend dematerialisierten Ökonomie kommen bei ihm nicht vor, ebenso wenig wie technologische Innovationen, die den Abschied vom Öl begleiten und abfedern werden. Dennoch ist Rubins Analyse der Wirkung steigender Transportkosten bestechend. Ein spannender Blick auf die Welt am Ende des fossilen Zeitalters.
Winfried Kretschmer
Jeff Rubin: Warum die Welt immer kleiner wird. Öl und das Ende der Globalisierung. Hanser Verlag,
München 2010.
282 Seiten.
19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Leidenschaft und Rationalität zugleich strahlt das Buch des ehemaligen Chefökonomen einer kanadischen Großbank aus Sicht von Christian Tenbrock aus. Jeff Rubin erklärt, so der Kritiker, wie noch das gedünstete Lachsfilet im Restaurant vom unaufhörlichen Ölfluss abhängig sei, und was passiere, wenn dieser nun allmählich zur Neige gehe: nur Gutes, da das sich verteuernde Öl auch das Ende der Globalisierung bedeute, da ins Unermessliche steigende Transportkosten geoutsourcte Produktion unbezahlbar machen würde, was längst danieder liegende heimische Industrien neu erblühen lassen könne. Zwar findet der Kritiker manches an Rubins Postöl-Prognosen provokant und gewagt. Dennoch bleiben sie für ihn eine bestechende Perspektive, da Rubin in diesem Wandel große Chancen ausmalt, und Gesellschaften, denen es besser geht.

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