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Produktdetails
  • Verlag: Hanser Wirtschaft
  • Seitenzahl: 330
  • Deutsch
  • Abmessung: 212mm
  • Gewicht: 490g
  • ISBN-13: 9783446400306
  • ISBN-10: 3446400303
  • Artikelnr.: 13406512
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2005

Tietmeyer und der Euro

VON GERALD BRAUNBERGER

"Le style, c'est l'homme", heißt ein französisches Sprichwort. Der Stil Hans Tietmeyers erklärt sich durch seine westfälische Herkunft: Solide, bodenständig, hartnäckig, durchsetzungsstark, selbstbewußt, in sich ruhend, aber auch verschwiegen. Wenn Tietmeyer ein Buch über die Geschichte des Euro schreibt, darf der Leser Faktenreichtum und Präzision erwarten, aber keine Geschwätzigkeit; wohl diskrete Blicke hinter die Kulissen, aber keine Enthüllungen.

Mit der Lektüre ist es wie mit einem erstklassigen Bordeaux: Man hätte gerne mehr davon. Denn niemand (zumindest in Deutschland) weiß aus eigener Erfahrung besser über die europäische Währungspolitik der vergangenen Jahrzehnte Bescheid als Tietmeyer. 1962 trat er in das Bonner Wirtschaftsministerium ein, 1982 bis 1990 war er Staatssekretär im Finanzministerium. Danach ging er zur Bundesbank, deren Präsident er von 1993 bis 1999 war.

Der Westfale hat an unzähligen internationalen Verhandlungen teilgenommen. Er kennt alle, die in der europäischen Währungspolitik eine Rolle gespielt haben: Kohl, Mitterrand, Chirac, Thatcher, Giscard, Waigel, Delors, Pöhl, Trichet, Duisenberg, Juncker und wie sie alle heißen.

Tietmeyer läßt durch alle Detailschilderungen eine Grundthese erkennen, die in Deutschland etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte: In der Währungsunion sieht er eine vielleicht nicht zwingende, aber doch logische Konsequenz aus den - zum Teil fehlgeschlagenen - währungspolitischen Versuchen zur Kooperation in der Vergangenheit. Der Euro ist aus dieser Sicht kein Zufallsprodukt der Geschichte, ebensowenig wurde er Deutschland aufgezwungen.

Der Euro ist für Tietmeyer vor allem ein deutsch-französisches Kind, ohne daß er die Bedeutung anderer Partnerländer schmälern möchte. Vorbedingung einer Währungsunion war für ihn die Bereitschaft Frankreichs, deutsche Prinzipien wie die Unabhängigkeit der Zentralbank, den Primat der Geldwertstabilität und geordnete wirtschaftliche Verhältnisse zu übernehmen und auf die alte Neigung zur Inflation und zur Abwertung der eigenen Währung zu verzichten. Nachdem Frankreich (und in seinem Gefolge weitere Länder) den notwendigen Schwenk glaubwürdig vollzogen hatte, war eine wesentliche Voraussetzung für die Währungsunion erfüllt.

So ist der Euro ein ansehnliches Kind geworden, doch lebt er leider in unsicheren Verhältnissen. Tietmeyer beklagt, daß es mit der politischen Union in Europa nicht richtig vorangegangen sei, und die wohl unabwendbare Aufweichung des Stabilitäts- und Wachstumspakts ist ihm ein böses Omen. Denn der Euro braucht weiter Hege und Pflege.

Hans Tietmeyer: Herausforderung Euro. Hanser Verlag, 24,90 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hans Tietmeyer zeigt sich in seinem Buch über den Euro gleichermaßen als Politiker wie als Ökonom, weil er in der Währungsunion einen "zwingenden Schritt" hin zum vereinten Europa versteht, stellt Patrick Welter fest. Der Autor, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank, hat seine "lehrreiche Chronik" der europäischen Währungsunion "sachlich und trocken, diskret und verschwiegen" dargestellt und demnach kein "Enthüllungsbuch" vorgelegt, allerdings "verschweigt" er nicht seine eigene Rolle in der Einführung des Euro, konstatiert Welker zufrieden. Auch aus seinen Sorgen hinsichtlich des Stabilitätspakts mache Tietmeyer keinen Hehl, so der Rezensent weiter, der, wenn er auch nicht alle politischen Positionen des Autors teilt, die "wünschenswerte Deutlichkeit" dieses Buches sehr begrüßt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Spannend wird das Buch, wenn der frühere Zentralbanker aus dem Nähkästchen plaudert." Financial Times Deutschland, 9. Februar 2005

"Mit der Lektüre ist es wie mit einem erstklassigen Bordeaux: Man hätte gerne mehr." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. Februar 2005

"All das ist in dieser wünschenswerten Deutlichkeit lange nicht mehr zu lesen gewesen." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 2005