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Die Kunst ist zahm geworden, oft nicht mehr zu unterscheiden von beliebigen Konsumgütern, so Karl Heinz Bohrer in seiner Streitschrift. Mit Verve und Gelehrsamkeit verteidigt er sie gegen eine Kulturwissenschaft, die im Kunstwerk nur mehr einen Abklatsch der gesellschaftlichen Verhältnisse sieht, gegen ein Regietheater, das die Kraft großer Stücke auf simple Belehrungen des Publikums reduziert. Dass die Ästhetik der Kunst sich gerade gegen die alltägliche Wahrnehmung der Welt richtet, dass ein Kunstwerk nie vollständig zu erklären ist, spielt im Trubel des sogenannten Kulturbetriebs keine…mehr

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Produktbeschreibung
Die Kunst ist zahm geworden, oft nicht mehr zu unterscheiden von beliebigen Konsumgütern, so Karl Heinz Bohrer in seiner Streitschrift. Mit Verve und Gelehrsamkeit verteidigt er sie gegen eine Kulturwissenschaft, die im Kunstwerk nur mehr einen Abklatsch der gesellschaftlichen Verhältnisse sieht, gegen ein Regietheater, das die Kraft großer Stücke auf simple Belehrungen des Publikums reduziert. Dass die Ästhetik der Kunst sich gerade gegen die alltägliche Wahrnehmung der Welt richtet, dass ein Kunstwerk nie vollständig zu erklären ist, spielt im Trubel des sogenannten Kulturbetriebs keine Rolle mehr. Der Begriff der Illusion beschreibt für Bohrer dabei den Wesenskern aller Kunst.

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Autorenporträt
Karl Heinz Bohrer, 1932 in Köln geboren, ist Professor emeritus für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Bielefeld und seit 2003 Visiting Professor an der Stanford University. Von 1984 bis 2012 war er Herausgeber des MERKUR. Er lebt in London. Im Carl Hanser Verlag erschienen zuletzt: Selbstdenker und Systemdenker. Über agonales Denken (EA, 2011), Granatsplitter. Erzählungen einer Jugend (2012), Ist Kunst Illusion? (EA, 2015) und Imaginationen des Bösen. Zur Begründung einer ästhetischen Kategorie (EA, 2016).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Michael Stallknecht lässt es sich gefallen, wenn Karl Heinz Bohrer in seinen Essays den deutschen Kunstspießer angeht, also den Bildungsbürger, der die Kunst mit Hegel auf die Wahrheit verpflichten will, auf ihre Realitätstüchtigkeit, auf die "Moral der Geschichte". Bohrer, erklärt Stallknecht, hält es eher mit der Illusion, mit dem Schönen, aber auch mit der "Ästhetik des Schreckens". Seine Bezugsgrößen sind Novalis, Baudelaire, Nietzsche natürlich und Musil, der Kunst als "blitzartige Glückstiefe" begreifen wollte. Stallknecht geht damit nicht unbedingt d'accord, er glaubt sogar, dass sich Bohrer in seinem Kampf gegen das "antiillusionistische Ressentiment" vergaloppiert, aber er würdigt den Ritt als "singulären" Versuch, Kunst nicht aus der Interpretation zu begreifen, sondern aus ihrem Vollzug.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.04.2015

Lust auf
den Lüster
Karl Heinz Bohrer will weniger
Realitätskontrolle für die Kunst
Was ist das Wichtigste im Theater? Der Lüster, schrieb Charles Baudelaire in „Mein entblößtes Herz“, „ein schöner, leuchtender, kristallener, reich verzierter, kreisförmiger und regelmäßiger Gegenstand“. Die Literatur spiele daneben eine untergeordnete Rolle. War das Eskapismus? Der Lüster jedenfalls ist den Theatern inzwischen eher peinlich geworden, ebenso wie der rote Vorhang, der das vorher Ungeahnte enthüllt, nachdem der Lüster weggezogen und sein Licht verloschen ist. Ins Zentrum der meisten Interpretationen ist der Text gerückt, möglichst verständlich, möglichst ohne Dekoration, Vorhänge, gar Kothurne und Masken, wie Baudelaire sie vorschlug; vor allem aber: uns Zuschauern nah, uns meinend, uns aufklärend über Gewalt und Unterdrückung und was der Übel mehr.
  Ein „antiillusionistisches Ressentiment“ unterstellt uns deshalb Karl Heinz Bohrer in einem Essay mit dem Titel „Ist Kunst Illusion?“, so provozierend und gleichzeitig kühl formuliert, wie nur Bohrer das konnte, als er (bis 2011) Herausgeber des Merkur war. Dort erstabgedruckt, erscheint der Text nun in einer Sammlung von Vor- und Beiträgen aus jüngerer Zeit, in denen der inzwischen 82-jährige Literaturwissenschaftler mittels seiner Lieblingsautoren – darunter Baudelaire – seinem Lieblingsfeind die Kunstleviten liest: dem Bourgeois, vor allem in seiner Ausprägung als deutscher Kunstspießer.
  „Was will uns der Autor damit sagen?“, fragen den schon die Lehrer in der Schule, weshalb er auch im fortgeschrittenen Rezeptionsstadium die Künste vor allem auf ihre Realitätstauglichkeit und moralische Nützlichkeit prüft. Entsprechend vermittle man in den Theatern möglichst umstandslos die „Moral von der Geschicht’“, während Sprache und Form „zugunsten eines besseren Verständnisses für das weniger gebildete Publikum“ vereinfacht würden. „Plumpe Realitätskontrolle“ wirft Bohrer der Kunstübung vor, wo sie „Kommentar zum modernen Leben werden“ will. Doch so hat es bürgerliche Rezeption im Grunde von Hegel gelernt, der die Kunst auf die Wahrheit verpflichtete statt auf die Schönheit, und so schrieb es für die Bundesrepublik Adorno fest, der, so Bohrer, enormen Sinn gehabt habe für die „magischen Momente“ der Künste, für ihren „Illusionsakt“ – sich dann aber doch nicht getraut habe und wieder zu Hegel geflüchtet sei. Vom durchschnittlichen Fernsehprogramm jedenfalls hält Bohrer ungefähr dasselbe wie seinerzeit Adorno. Nähmen sich die Macher einen historischen Stoff vor, dann aktualisierten sie ihn prompt zu einer platten „Akkumulation von Sex- und Mordszenen“.
  Nun ist das antibürgerliche Ressentiment nicht neu bei Bohrer – und kaschiert im Grunde selbst ein bürgerliches Bildungsideal, wenn Bohrer fordert, dass nicht wir die Kunstwerke auf uns zurechtschneiden dürfen, sondern selber wachsen müssen auf sie hin. Bohrer bleibt der Bildungsbürger in Gestalt des Romantikers, der die zufriedenen Philister hinausrufen möchte in die schwankenden Räume des Imaginären. Deshalb beschwört er auch hier die Kunst mit Novalis als „wunderbar-geheimnisvoll“, mit Baudelaire als „Abgrund“, mit Musil als „blitzartige Glückstiefe“ oder mit Nietzsche, immer wieder mit Nietzsche einfach als „das Wunder“. Auch für ihn gilt, was er über Baudelaire schreibt: „Er nimmt unser aller jugendliche Faszination vor dem aufgehenden Vorhang als Paradigma ernst und beruft sich sozusagen auf das allererste Erstaunen angesichts von, sagen wir, Peterchens Mondfahrt.“ Wie im romantischen Diskurs muss die Kunst bei Bohrer zurück in ihre Kinderschuhe. Deshalb ist sie all das nicht, was Lehrer gern von ihr hätten: kein Diskurs, kein ethisches Plädoyer und vor allem keine nette Verpackung realer Probleme, die sich eigentlich auch ganz anders verhandeln ließen. Hegel irrte: In der Tragödie wird nichts diskutiert und erst recht nichts versöhnt. Denn wo überhaupt in der Kunst Geschichte verarbeitet wird, macht sie keine Fortschritte, sondern verdichtet sich sofort wieder zum Mythos. Die Kunst bleibt deshalb das Unversöhnliche zu aller Versöhnung, das Irreale zu allem Realen, „die absolute Unterbrechung des Absehbaren und Erwarteten“.
  Weshalb sie bei Bohrer ihre großen Momente vorzugsweise im Modus der Gewalt feiert, im Opfer der griechischen Tragödie oder in den Grausamkeitsexzessen der Dichtung Ovids. Eine Ästhetik des Schreckens bleibt Bohrers Steckenpferd, auf dem er sich öfters mal vergaloppiert. Warum es etwa Heinrich von Kleist im „Michael Kohlhaas“ nur um entgrenzte Brutalität gehen soll und nicht auch um einen Gerechtigkeitsdiskurs, bleibt als Postulat – in einem Vortrag aus dem vergangenen Jahr – selbst gewaltsam. Und nebenbei: Warum sollte nicht auch das radikal Gute, das vollkommen Tröstliche die Abläufe ebenso durchbrechen können wie das radikal Schlechte und Schmerzhafte? Bohrers Ansatz aber bleibt der singuläre Versuch, die Künste aus ihrem Vollzug zu begreifen statt von ihren möglichen Interpretationen her.
MICHAEL STALLKNECHT
Karl Heinz Bohrer: Ist Kunst Illusion? Carl Hanser Verlag, München 2015. 160 Seiten, 18,90 Euro. E-Book 14,99 Euro.
Kunst soll „Abgrund“ sein
(nach Baudelaire) oder
(nach Nietzsche) „das Wunder“
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