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Alfred Brendel versteht sich außer am Klavier auch sprachlich glänzend auszudrücken. In diesem Buch gibt der Musiker kritische Einblicke in die musikalische Praxis - insbesondere zu Beethovens und Schuberts Streichquartetten - und einen erhellenden Rückblick auf seine Plattenaufnahmen. Und der Leser Brendel interessiert sich für die Literaten des 18. und 19. Jahrhunderts. Lebhafte Beobachtungen eines großen Pianisten zu Musik, Literatur und Film - ergänzt um Gedanken des großen Dichters Jean Paul.

Produktbeschreibung
Alfred Brendel versteht sich außer am Klavier auch sprachlich glänzend auszudrücken. In diesem Buch gibt der Musiker kritische Einblicke in die musikalische Praxis - insbesondere zu Beethovens und Schuberts Streichquartetten - und einen erhellenden Rückblick auf seine Plattenaufnahmen. Und der Leser Brendel interessiert sich für die Literaten des 18. und 19. Jahrhunderts. Lebhafte Beobachtungen eines großen Pianisten zu Musik, Literatur und Film - ergänzt um Gedanken des großen Dichters Jean Paul.
Autorenporträt
Alfred Brendel, 1931 in Wiesenberg/Nordmähren geboren, weltweit geschätzter Pianist, gilt als einer der bedeutendsten Interpreten klassisch-romantischer Musik des 20. Jahrhunderts. Als Schriftsteller ist er mit Essays und Gedichten hervorgetreten. Er ist u.a. Ehrendoktor der Universitäten von London, Oxford und Yale und lebt in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.10.2014

Ohne Klavier
phantasieren
Alfred Brendel zu Wunderglaube
und Spielgewohnheiten
„Beim Beten und beim Rasieren“, schrieb der Dichter Friedrich Hebbel in sein Tagebuch, „macht der Mensch ein gleich andächtiges Gesicht.“ Auch der Musiker Alfred Brendel? Dass er vor Jahr und Tag Hebbel-Aphorismen einsammelte, war konsequent. Denn schon lange frönte er als Essayist, „andächtigen“ Sinns, seinem Hang zu Groteske und philosophischem Nonsense, schrieb Gedichte. Und nachdem er 2008 als musizierender Pianist die Konzertsäle in Richtung Ruhestand verlassen hatte, hielt er umso ruheloser hochgebildete Musikvorträge, verfasste weiter Texte hintersinnigen, mit Witz ausgestatteten Kunstverstandes und gewöhnte sich an jede Menge Ehrungen und Preise.
  Hebbels „Fähigkeit, Freunde und Gönner vor den Kopf zu stoßen“, sei „legendär“ gewesen, notiert Brendel. Vielleicht neidete er dem Dichter das Poltern, sodass er sich jetzt einem anderen Aphoristiker verschrieben hat: den Sprüchen des Erzromantikers Jean Paul. Brendel verstreut sie kunstvoll im Buch, bewundert die „Sprachkürze“, etwa einen Einfall wie: „In der Freude geht man nicht gern bergauf.“ Brendels musikalische Freuden am Klavier schienen immer gekettet zu sein an die Skrupel des Intellekts, sein Mozart, Beethoven oder Schubert wirkten unter dem expressiv gequälten Mienenspiel besorgniserregend – und wurzelten doch spielend in seiner Spontaneität und Neugier. Andreas Dorschel entwirft ein Psychogramm des Musikdenkers Brendel, des jeder nostalgischen Larmoyanz fernen Musikers.
  Brendels jüngste Aufsätze und Vorträge folgen thematisch keiner vorgezeichneten Linie, sie verdanken sich allerlei Gelegenheiten. Zum Beispiel „Meine Schallplattenaufnahmen“. Er kennt die Voraussetzungen der Erfolge bei Produzenten, Musikern und Zuhörern – er sei eben „als Musiker und Pianist nicht stehengeblieben“. Wie er das erreichte, fasst er lakonisch zusammen: „Meine Aufnahmen sind nicht Abziehbilder von schon Erworbenem.“ Brendel gibt zu, den Überblick über seine Einspielungen verloren zu haben. Dem sich wandelnden Musikleben heute begegnet er mit Interesse, sogar Sympathie, ohne Ressentiments. Und hat den Glauben an Wunder nicht verloren, an das Zukunftspotential der späten Kammermusik von Beethoven, dem „Architekten“, und von Schubert, dem „Schlafwandler“.
  „Über Spielgewohnheiten“ gehört zu seinen interessantesten Selbstbeobachtungen. Brendel fasst die Erfahrungen über Jahrzehnte Klavierspiel und Interpretation zusammen, zitiert seinen großen alten Lehrer Edwin Fischer: „Belebe die Werke, ohne ihnen Gewalt anzutun.“ Und kritisiert Gewohnheiten deklamatorischen Musizierens, der „Klangrede“, wie sie die „historische“ Spielpraxis etabliert hat. Er fragt einfach nur: „Und wo bleibt der Gesang?“ Fordert das Cantabile zurück: „In meinem Musikverständnis ist, zumindest vor dem 20. Jahrhundert, der Gesang das Herz der Musik.“
  Alfred Brendels Eigenart, seine bewundernswerte Sprachlakonie, gehört zum Altersstil des mittlerweile 84-Jährigen. Genau sie hat ihn jetzt zu den Aphorismen des Dichters Jean Paul geführt, zu einem Satz wie: „Ich kann ohne alles Klavier auf dem Klaviere phantasieren.“
WOLFGANG SCHREIBER
Alfred Brendel: Wunderglaube und Mißtonleiter. Aufsätze und Vorträge. Mit einem Beitrag von Andreas Dorschel. Hanser, München 2014. 127 Seiten, 15,90 Euro. E-Book 11,99 Euro.  
„Meine Aufnahmen
sind nicht Abziehbilder
von schon Erworbenem.“
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein schönes und kluges Buch kann Rezensent Wolfgang Schreiber mit Alfred Brendels nun unter dem Titel "Wunderglaube und Misstonleiter" herausgegebenen Aufsätzen und Vorträgen empfehlen. Fasziniert liest er die "hochgebildeten", humorvollen und sachkundigen Essays des inzwischen 84-jährigen Pianisten im Ruhestand, in denen er keiner thematischen Linie, sondern vielmehr Gelegenheiten folge. So liest der Kritiker Beiträge Brendels über seine Schallplattenaufnahmen, bewundert die Kenntnisse des Pianisten über das aktuelle Musikleben, erfreut sich an den immer wieder eingebundenen Aphorismen Friedrich Hebbels und Jean Pauls und lobt insbesondere den Aufsatz "Über Spielgewohnheiten", der laut Schreiber eine der interessantesten Selbstbeobachtungen Brendels darstellt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Endlos kann man sich mit Brendel in den Künsten verlieren." Alexander Cammann, Die Zeit, 18.09.14

"Bewundernswerte Sprachlakonie..." Wolfang Schreiber, Süddeutsche Zeitung, 07.10.14

"Alfred Brendel bleibt auch als Schriftsteller leuchtendes Exempel." Armin Thurnher, Österreichische Musikzeitschrift, 1/2015