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Noyuri und Takuya sind seit sieben Jahren verheiratet, als Noyuri erfährt, dass ihr Mann ein Verhältnis hat. Bisher war sie von ihrer Ehe wenig begeistert. Doch jetzt, als Takuya ihr die Trennung vorschlägt, erkennt sie, wie sehr sie an ihm hängt. Auf einer gemeinsamen Reise wird sich entscheiden, ob sie es wagt, auf eigenen Beinen zu stehen. Kawakami, die Meisterin atmosphärischer Liebesgeschichten, erzählt, wie eine Ehe und Liebe zerbricht. Auf lakonische Weise erzeugt sie eine große psychologische Spannung und zeigt, dass sich selbst hinter den alltäglichen Ereignissen ein menschliches…mehr

Produktbeschreibung
Noyuri und Takuya sind seit sieben Jahren verheiratet, als Noyuri erfährt, dass ihr Mann ein Verhältnis hat. Bisher war sie von ihrer Ehe wenig begeistert. Doch jetzt, als Takuya ihr die Trennung vorschlägt, erkennt sie, wie sehr sie an ihm hängt. Auf einer gemeinsamen Reise wird sich entscheiden, ob sie es wagt, auf eigenen Beinen zu stehen. Kawakami, die Meisterin atmosphärischer Liebesgeschichten, erzählt, wie eine Ehe und Liebe zerbricht. Auf lakonische Weise erzeugt sie eine große psychologische Spannung und zeigt, dass sich selbst hinter den alltäglichen Ereignissen ein menschliches Drama verbergen kann. Ein poetischer Roman aus Japan über die großen menschlichen Fragen und die Tragik falscher Entscheidungen.
Autorenporträt
Kawakami, HiromiHiromi Kawakami, 1958 in Tokio geboren, studierte Naturwissenschaften und unterrichtete Biologie, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Bücher wurden mit zahlreichen japanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, und sie zählt zu den populärsten Schriftstellern des Landes. Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß (Eine Liebesgeschichte, 2008 bei Hanser) war ihr erster sehr erfolgreicher Roman auf Deutsch, es folgten Herr Nakano und die Frauen (2009), Am Meer ist es wärmer (2010), Bis nächstes Jahr im Frühling (2013) und Die zehn Lieben des Nishino (2019).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.2013

Eine Trennung in Trippelschritten
Endbeziehungsromanze mit Einwegessstäbchen: Hiromi Kawakami schildert japanische Szenen einer Ehe im verflixten siebten Jahr

Die 1958 geborene japanische Autorin und Naturwissenschaftlerin Hiromi Kawakami ist seit "Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß", der unkonventionellen Liebesanbahnungsgeschichte zwischen einer jungen Frau und ihrem ehemaligen Literaturlehrer, oder "Herr Nakano und die Frauen", ein in einem Antiquitätenladen inszenierter Liebesreigen, bekannt für heiter-luftige Prosa mit einem Hauch Verlustangst, Vergänglichkeit und Melancholie als Chronik der Gefühle und der Alchemie der Liebe. Ihr neues, in Japan 2008 unter dem Titel "Wind und Blüten" erschienenes Werk ist umgekehrt eine Endbeziehungsromanze - und dabei nicht weniger zauberhaft.

"Scheinbar leichter als Luft wirbelten die Schneeflocken durcheinander, ohne zu Boden zu fallen . . . Die Stimmung hier passt fast zu gut zu meiner eigenen." Der Roman kreist um erkaltete Liebschaften, verpasste Chancen und illusionäre Schwüre. Er erzählt am Beispiel eines kinderlosen Paares in Tokio Stationen und Szenen einer Ehe im verflixten siebten Jahr. Es ist die Geschichte einer Trennung in Trippelschritten. Als die Heldin Noyuri durch einen anonymen Anruf erfährt, dass ihr Ehemann Takuya eine Geliebte namens Satomi hat, leugnet er die Beziehung nicht und deutet die Möglichkeit einer Scheidung an.

Gemäß Japans lyrischer Tradition arbeitet Kawakami in den zwölf von einer Art Epilog gefolgten Kapiteln mit Jahreszeitenmotiven, wobei Titel wie "Sommerregen" oder "Daikan - Die Große Kälte" innere Befindlichkeiten orchestrieren. Kawakamis Kammerspiel der Lebensabschnittsgefährten entfaltet sich im saisonalen Spiegel der Vergänglichkeit.

Der Roman ist aber auch eine Parabel auf verlorene Verbindlichkeiten im Zeitalter der Zeitarbeit und der Love Hotels. Die Unfähigkeit, Entscheidungen zu fällen, und eine leitmotivische Angst vor dem Erwachsenwerden - symbolisiert durch Noyuris Unbehagen gegenüber Fahrkartensperren an Expressbahnhöfen - verweisen auf Schwellenängste der Modernisierung.

Den Warencharakter der Liebe im amourösen Möglichkeitsraum der Moderne bezeugen auch Noyuris Treffen mit Satomi, in denen sie das Liebesdreieck wie in einem "Kundengespräch" verhandeln. Der Roman wird weniger von Handlungen getragen - abgesehen von Ausflügen der Heldin mit Verwandten oder Freundinnen in einen Kurort mit heißen Quellen und nach Okinawa - als über Beziehungsdiskussionen, Tagträume und Telefonate. Da wären weiterhin Noyuris ebenso Affären nicht abgeneigter Onkel und Berater in Ehefragen Makoto, der Student Eiji, mit dem sie vertrauliche Unterredungen, aber über Händchenhalten hinaus keine wirkliche Liebschaft unterhält, und Tratsch und Treffen mit Kolleginnen aus mehreren Arztpraxen, in denen sie jobbt.

Dingwelten der Wegwerfgesellschaft wie zersplitterte Einwegessstäbchen - wie in den Vorgängerwerken kehren auch hier kulinarische Freuden und Restaurantbesuche leitmotivisch wieder - symbolisieren Schadstellen in Beziehungen, der Blütenfall einstiger Leidenschaft zeigt sich in Nuancen wie veränderten Alltagsverrichtungen und dem Zerfall alter Traditionen wie der Badekultur: "Er hat nur geduscht. Er will nicht das gleiche Badewasser benutzen wie ich. Tränen stiegen ihr in die Augen."

Die zerstobenen Mythen des Alltags und das Leiden an den Phantomschmerzen der Moderne offenbaren sich durch körperliche Traurigkeit in Form eines gläsernen Tons in der Nackengegend. Kawakami thematisiert Pyrrhussiege über die Tradition nach dem Ende des Mehrgenerationenhaushalts und des Credos der lebenslangen Festanstellung. Das Familienimitat im Kleinformat illustriert das Leiden an den illusionären Alltagsübungen des Systems. Dem Rationalismus, verkörpert durch den Systemingenieur Takuya, steht weiblicher "Instinkt" gegenüber.

Die literarische Trauerarbeit erfolgt in parallel erzählten Ehebruchsgeschichten und Traumgespinsten. So erinnert sich Noyuri in der Episode "Sommerregen" an eine Bergwanderung und traumartige Passüberquerung als Kind an der Hand ihrer Mutter, die seinerzeit in einer Ehekrise mit ihrem Vater auch eine Auszeit und Ausflüchte suchte.

Surreal anmutende Erzählsequenzen führen den Leser auf dem Dach eines Kaufhauses zu einem Mini-Zoo, wo ein Kind vor dem Käfig eines schlafenden, da nachtaktiven Opossums kauert, oder zu einem in der Phantasie Takuyas geborenen "Seelen-Berg", von dem Takuya Noyuri zu Beginn ihrer Beziehung erzählte, nach ihrer Hochzeit aber nicht mehr sprach.

Als Takuya von Tokio nach Himeji versetzt wird, folgt Noyuri ihm aus purer Gewohnheit zunächst in die von der Firma gestellte Zweizimmerwohnung nach. Später sucht sie sich jedoch eine eigene winzige Wohnung, genießt darin das Single-Dasein, isst Gurken aus der Hand. Aber erst in der Fernbeziehung wird sie des zu Zeiten seiner Präsenz gefühlt abwesenden Ehemannes wieder gewahr.

Mit psychologischer Schärfe beleuchtet die Autorin Schattierungen und Qualitätsunterschiede von Gefühlen wie Einsamkeit, Einsamsein zu zweit oder die Kluft von Getrenntleben und Scheidung. Auch wenn die Gratwanderung zwischen Melodrama und Ratgeber etwas problematisch ist, unterscheidet sich der Roman im rhetorischen Aufdecken von Brüchen und Erosionsprozessen der Liebe von Wellnessprosa. Als diese entdeckt, verhandelt und behandelt werden - Satomi hatte gar die Frucht ihrer Verbindung mit Takuya abgetrieben und Takuya der Beziehung mit ihr abgeschworen -, bleibt die Zukunft des Paares weiter offen.

Einen Ausweg aus der Ehekrise sollen - lange vor der Atomkatastrophe vom 11. März 2011 - eine gemeinsame Reise und regenerative Wallfahrt nach Fukushima weisen. Die dort in der epilogartigen und im Konjunktiv der Wiederannäherung gehaltenen Erzählung "Knospen" erfahrene Spiritualität verweist auf eine vielleicht für immer verlorengegangene vormoderne Einheit.

So erfahren die Eheleute von der asketischen Übung des "Akatsuki-Mairi", wonach Paare, die drei Jahre hintereinander an einem Mittwintertag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang zu einem Schrein auf dem Berg Shinobu pilgern, ihr Leben lang verheiratet bleiben: "Die zahlreichen Bäume auf dem Gelände waren voller hellroter Kirschblütenknospen. Frisches Gras spross zwischen den steinernen Stufen. Ein Leben lang, bis dass der Tod sie scheidet, wiederholte Noyuri leise. Eine ungewohnte Wendung. . . Wenn wir nur so weitermachen könnten, dachte sie."

STEFFEN GNAM

Hiromi Kawakami: "Bis nächstes Jahr im Frühling". Roman.

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe und Kimiko Nakayama-Ziegler. Carl Hanser Verlag, München 2013. 224 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Als Meisterin zurückhaltener Vertrautheit bezeichnet Ludger Lütkehaus die japanische Autorin Hiromi Kawakami, deren vierten in deutscher Übersetzung vorliegenden Roman er seines lakonischen Witzes und seines kargen, verdichteten Stils wegen schätzt. Dass die Autorin Szenen einer japanischen Ehe ohne großes Pathos und ohne übermäßige Tragik erzählt, macht sie in seinen Augen zu einer Ausnahme in der japanischen "Frauenliteratur" der Gegenwart. Ebenso die Tatsache, dass Kawakami ihre Verlustgeschichte nicht als plakative Emanzipationsanstrengung anlegt, sondern eher verhalten die Geschichte einer Befreiung erzählt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"An sich ist die Geschichte völlig unspektakulär. Durch die verhaltene Intensität, die Subtilität von Hiromi Kawakamis Erzählkunst, durch ihren täuschend einfachen, suggestiven Stil, durch die Genauigkeit der psychologischen Betrachtung wird sie schlichtweg atemberaubend." Helmut Petzold, Bayern 2, Diwan, 23.02.2013

"Hiromi Kawakami schreibt leise, sparsam und gerade deswegen kann sie umso faszinierender von der Geschichte einer Ablösung, vielleicht einer Befreiung erzählen ... Sie ist eine Meisterin zurückhaltender Vertrautheit." Ludger Lütkehaus, Neue Zürcher Zeitung, 15.05.13

"Wie Hiromi Kawakami das leise Scheitern einer Ehe in Japan beschreibt, entfacht einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Mit ihrer lakonischen Sprache zeichnet sie eine wunderschöne Kalligrafie der unerfüllten Sehnsüchte." Brigitte, 05.06.2013

"Der zweite Roman der Japanerin Hiromi Kawakami besticht durch genaue Beobachtung und die poetische Darstellung von Sprachlosigkeit." Nevfel Cumart, Nürnberger Nachrichten, 12.06.2013

"Berührend und poetisch, lakonisch und ohne Schnörkel." Irène Weitz, Schweizer Familie, 21.03.13

"Ein ganz besonderes, ein eminent feinfühliges und untergründig spannendes Porträt einer Frau, die womöglich so etwas wie eine Heldin ist." Martin Krumbholz, Deutschlandfunk Büchermarkt, 10.07.13

"Hiromi Kawakami ist bekannt für heiter-luftige Prosa mit einem Hauch Verlustangst, Vergänglichkeit und Melancholie. Ihr neues Werk ist umgekehrt eine Endbeziehungsromanze - und dabei nicht weniger zauberhaft." Steffen Gnam, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.03.13…mehr