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Roddy Doyle erzählt in acht rasanten, witzigen und farbenfrohen Geschichten vom neuen, multikulturellen Irland. Das einstige Auswanderungsland ist mit dem Wirtschaftsaufschwung der neunziger Jahre zum Magneten für Menschen aus aller Welt geworden. Doch das Miteinander in der neuen, von Immigration geprägten Gesellschaft gestaltet sich nicht immer reibungslos. Ein politisch korrekter Vater, der sich als Rassist entpuppt, und ein Kandidat aus Ghana, der beim "Irischheits-Test" mit 97 Prozent abschneidet: Doyles herrlich komisches Buch spielt mit den Klischees über Länder und Völker, um sie provokant zu widerlegen.…mehr

Produktbeschreibung
Roddy Doyle erzählt in acht rasanten, witzigen und farbenfrohen Geschichten vom neuen, multikulturellen Irland. Das einstige Auswanderungsland ist mit dem Wirtschaftsaufschwung der neunziger Jahre zum Magneten für Menschen aus aller Welt geworden. Doch das Miteinander in der neuen, von Immigration geprägten Gesellschaft gestaltet sich nicht immer reibungslos. Ein politisch korrekter Vater, der sich als Rassist entpuppt, und ein Kandidat aus Ghana, der beim "Irischheits-Test" mit 97 Prozent abschneidet: Doyles herrlich komisches Buch spielt mit den Klischees über Länder und Völker, um sie provokant zu widerlegen.
Autorenporträt
Doyle, Roddy
Roddy Doyle, 1958 in Dublin geboren, arbeitete als Lehrer, bevor er als Autor berühmt wurde. Auf Deutsch erschienen unter anderem die Barrytown-Trilogie - The Commitments wurde von Alan Parker, The Snapper und The Van von Stephen Frears verfilmt - und die Romane Paddy Clarke Ha Ha Ha (1994), für den er den Booker-Preis erhielt, Henry der Held (2000) sowie zwei Kinderbücher. Bei Hanser erschienen Rory und Ita (2005), Jazztime (Roman, 2006), Paula Spencer (2008), Typisch irisch (Erzählungen, 2011) und Die Rückkehr des Henry Smart (Roman, 2013).Renate Orth-Guttmann begann Mitte der sechziger Jahre aus dem Englischen zu übersetzen. Zu den zahlreichen von ihr übersetzten Autoren zählen u. a. Joan Aiken, Roddy Doyle, David Lodge, Joyce Carol Oates und Ruth Rendell. 1989 erhielt sie den Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2011

In Irland steppt sogar der Bär
Krisenfrei: Roddy Doyles kurzweilige Erzählungen

Von Jan Wiele

Wenn die Ehefrau unter der Dusche das falsche Lied singt, kann das beinahe ein Scheidungsgrund sein - zumindest für Jimmy Rabbitte, jenen Musikliebhaber aus Dublin, der als Manager der legendären Soulband The Commitments in Roddy Doyles gleichnamigem Roman erstmals die Bühne betrat. Fast ein Vierteljahrhundert ist das her, und folglich hat Jimmy inzwischen Familie und lebt brav in einem Vorort. Wäre da nur nicht diese Idee, die ihm nachts den Schlaf raubt: Er denkt daran, wieder eine Band zu gründen. Allen Beteuerungen gegenüber der gerade hochschwangeren Liebsten zum Trotz, es sei nur ein Spaß, wird daraus bald doch Ernst: Jimmy Rabbitte kann nicht anders, Musik ist sein Leben. In einem Punkt aber unterscheidet sich das neue Bandprojekt deutlich von den Commitments, ja ist geradezu ihr Gegenprogramm: "Bewerbungen weißer Iren zwecklos", schreibt Jimmy in die Anzeige.

Damit hat Roddy Doyle gleichzeitig den Bogen zu einem Irland geschlagen, das sich entschieden von seinen frühen Büchern unterscheidet: "1990 hatte ich einen Roman über einen arbeitslosen Gipser geschrieben. Fünf, sechs Jahre später gab es keine arbeitslosen Gipser mehr", erklärt er im Vorwort zu den vorliegenden Erzählungen. Der "keltische Tiger" hat Irland zu einem Einwanderungsland gemacht, das Fremde aus Polen wie aus Nigeria anzieht. Auch dafür hat der Autor eine augenzwinkernde Erklärung: "Angefangen hat es vielleicht mit ,Riverdance'. Eine Raubkopie des Videos machte in den Zimmern und Baracken von Lagos die Runde, und Tausende von Nigerianern, in Wallung geraten durch den Anblick dieser langen, schnurgeraden Linie irischer und irisch amerikanischer Beine - tat-ta-tap, tappy-tap -, packten ihre Koffer und kamen nach Irland. Bitte. Das wollen wir auch können. Bringt es uns bei."

Von der Ankunft und Integration dieser und anderer Einwanderer auf der Grünen Insel handeln die neuen Geschichten Doyles; ihr Gegenstand ist die Reibfläche zwischen Neugier und Fremdenhass, Tradition und multikultureller Gesellschaft - zum ersten Mal erschienen sind sie sämtlich in der Zeitschrift "Metro Eireann", die 2000 von zwei nigerianischen Journalisten in Dublin gegründet wurde, also selbst ein Produkt jener neuen Welt ist, die Doyle beschreibt. Die Erzählungen sind unterteilt in Abschnitte von je achthundert Wörtern - wegen der ersten Erscheinungsweise als Kolumne eines Monatsmagazins. Deshalb muss der Autor den lakonischen Dialogstil, für den er bekannt ist, noch weiter verknappen, was ihm vielfach blendend und zu großer Erheiterung gelingt. So fragt Jimmy Rabbitte Bewerber für die neue Band am Telefon jeweils kurz, ob sie The Corrs mögen, ein irische Softpop-Gruppe. "Ja, cool", sagt der erste Anrufer, wohl in der Annahme, damit nichts falsch machen zu können - ein fataler Irrtum. Eine Frau, die mit resolutem Nein antwortet, ist engagiert, noch bevor sie einen Ton vorgespielt hat.

Doch es geht nicht immer lustig zu in diesen Geschichten - anhand der Reaktion eines irischen Vaters auf die Mitteilung, die Tochter werde einen schwarzen Freund zum Abendessen mitbringen, analysiert Doyle scharfsinnig den uneingestandenen Rassismus einer vermeintlich toleranten Familie; die Verzweiflung einer polnischen Babysitterin angesichts der Gängeleien durch ihre Arbeitgeberin führt er drastisch vor Augen, und das Ausgeliefertsein eines afrikanischen Tellerwäschers in Dublin an eine Bande von Kriminellen, die ihn zum Drogenschmuggel zwingen will, markiert einen bitteren Kontrast zu den fidelen Storys. Im Hintergrund lauert immer die Frage, wen oder was man angesichts einer derartig bunten Phänomenologie wohl als "typisch irisch" bezeichnen könne.

Alles, was Doyle schreibt, hat szenischen Charakter. Während dies seinen Romanen nicht nur guttut, geht das Rezept hier wunderbar kurzweilig auf. Allerdings ist der im Vorwort der 2007 erschienenen Anthologie beschworene Aufschwung inzwischen vorüber. Insbesondere die Situation für Einwanderer hat sich dadurch verschlechtert. Irland wird ein Exodus vorausgesagt, wie es ihn zuletzt in den achtziger Jahren gab. Auf die Auswirkungen dieser dramatischen Entwicklung für das Figurenpersonal Roddy Doyles darf man bei allem Bedauern über den Ernst der irischen Lage als Leser gespannt sein. Jimmy Rabbitte jedenfalls, jener dem Namen nach Verwandte von Updikes Harry "Rabbit" Angstrom, wird wohl so bald nicht zur Ruhe kommen.

Roddy Doyle: "Typisch irisch". Erzählungen.

Aus dem Englischen von Renate Orth-Guttmann. Hanser Verlag, München 2011. 285 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Wenn ein Buch schnell veraltet, zeugt das von seinem Wirklichkeitsgehalt, meint Hans-Peter Kunisch, dem dann aber doch die Erzählungen von Roddy Doyle am besten gefallen haben, in denen sich der irische Autor auf das Erfinden von Realität verlegt. Die Erzählungen des Bandes, 2006 für das Magazin Metro Eireann geschrieben und jetzt auf Deutsch erschienen, stammen aus einer Zeit, als die irische Wirtschaft boomte und in das vormals "weißeste Land der Welt" auch dunkelhäutige Menschen einwanderten, erfahren wir. Um dieses Zusammentreffen drehen sich dann auch alle Geschichten, in der von Doyle gewohnten unterhaltsamen und mäßig bissigen Manier, so der Rezensent durchaus eingenommen. Wenn er von Mobbing gegen einen schwarzen Schüler erzählt, findet Kunisch das allerdings nicht halb so fesselnd wie die viel verquertere Geschichte um einen Feldversuch der "wirtschaftsschädigenden Wirkung von Vorurteilen" von Schülern in einem irischen Kaufhaus, die ihn weit mehr beeindruckt.

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