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Ein versprengter Haufen einsamer Männer vertreibt sich in der Halbwüste von Namibia das Alleinsein mit phantastischen Geschichten. Mavala Shikongo ist viel zu schön und viel zu selbständig, um es dort auszuhalten, und verlässt den trostlosen Ort. Dann aber kehrt sie wieder, ohne ein Wort der Erklärung. Man weiß nur, dass sie im Befreiungskrieg mitgekämpft hat und die Schwägerin des Schuldirektors ist, der wie alle Männer in sie verliebt ist. Am schlimmsten hat es Larry Kaplanski erwischt, einen Freiwilligen aus Amerika, der sich immerhin heimlich mit ihr trifft. Das aufsehenerregende Debüt des…mehr

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Produktbeschreibung
Ein versprengter Haufen einsamer Männer vertreibt sich in der Halbwüste von Namibia das Alleinsein mit phantastischen Geschichten. Mavala Shikongo ist viel zu schön und viel zu selbständig, um es dort auszuhalten, und verlässt den trostlosen Ort. Dann aber kehrt sie wieder, ohne ein Wort der Erklärung. Man weiß nur, dass sie im Befreiungskrieg mitgekämpft hat und die Schwägerin des Schuldirektors ist, der wie alle Männer in sie verliebt ist. Am schlimmsten hat es Larry Kaplanski erwischt, einen Freiwilligen aus Amerika, der sich immerhin heimlich mit ihr trifft. Das aufsehenerregende Debüt des jungen amerikanischen Autors Peter Orner schildert mit trockenem Witz und in poetischen Bildern eine fremde Welt, die uns doch überraschend nahegeht.
Autorenporträt
Peter Orner wurde 1968 in Chicago geboren. Bereits sein erstes Buch stand auf der Auswahlliste für den PEN /Hemingway Award und gewann den Rome Prize der American Academy of Arts and Letters. Orner lebt in San Francisco und unterrichtet an der dortigen Universität.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.10.2008

Bei der Namib hat sich Gott vertan

Das echte wüste Land: Peter Orner schickt einen jungen Amerikaner nach Namibia, der in poetischen Miniaturen vom Leben in der Abgeschiedenheit berichtet.

Wie eine große religiöse Formel, verheißungsvoll und fast apokalyptisch, klingt der Titel. Doch die Geschichte, die uns dieser Debütroman erzählt, ist gänzlich weltverbunden und zudem von so hinreißender Alltäglichkeit, dass sie ohne visionäre Reden auskommt. Sie handelt von einem jungen Mann, den es Anfang der neunziger Jahre aus dem amerikanischen Mittelwesten nach Namibia verschlägt. Dort findet er sich in der gottverlassenen Provinz der Namib-Wüste wieder, wo er einen Job als Englischlehrer in einem katholischen Jungeninternat annimmt. Von englischer Grammatik hat er, ein Kind der Siebziger, zwar eingestandenermaßen keine Ahnung. Aber wie sich bald herausstellt, geht es in der Schule ohnehin hauptsächlich darum, das schiere Überleben zwischen Mangelwirtschaft und Dürreperioden zu erlernen. Denn sämtliche Verheißungen der jungen afrikanischen Nation - Namibia hat seine Unabhängigkeit erst jüngst erkämpft - versanden in der Mühsal, hier jeden Tag aufs Neue zu bestehen.

Erinnerungen an den Freiheitskampf sind allenthalben noch präsent, im Norden, an der Grenze zu Angola, tobt weiterhin der Bürgerkrieg, mit dem Zerfall des Sowjetreichs gerät das Machtgerüst der Welt ins Wanken. Von derlei weltbewegenden Geschichten gelangen zwar nur ganz gelegentlich Gerüchte in das Wüstennest. Doch zwischen seinen staubigen Baracken, die wie Hinterlassenschaften einer unverwundenen Vergangenheit baufällig in die Gegenwart hineinragen, spielen sich ganz andere Dramen ab, gewissermaßen auf der Seitenbühne der großen und geschichtsmächtigen Welt. Schon bei der morgendlichen Schulversammlung erzählt der Direktor, dass dieser Ort rein irrtümlich entstanden sei: "Gott hat unsere Wüste nicht erschaffen. Höret! Die Namib ist Gottes Vergesslichkeit zu verdanken. Er hatte eigentlich vor, zurückzukehren und die Leere mit irgendetwas zu füllen, aber, o Jammer, er hat es vergessen. Das gilt für unser ganzes Land." Der Erzählkunst Orners aber ist zu danken, wie er diese Wüstenleere souverän mit wirklich fesselnden Miniaturgeschichten füllt.

In mehr als hundertfünfzig kurzen Textpassagen, viele davon reine Dialoge und manche kaum eine halbe Seite lang, entwirft er die faszinierende Collage einer abgeschiedenen Gemeinschaft, eine atmosphärisch dichte, aber locker gefügte Szenenfolge vom täglichen Leben in der Vergessenheit. Ein rundes Dutzend überaus prägnant gezeichneter Figuren treten darin in Erscheinung, kommen zu Wort und verschaffen sich nachhaltig Geltung, ehe sie unvermittelt wieder verschwinden, um vielleicht später erneut aufzutauchen. Stets kristallisieren ihre Schicksale sich um kurze Augenblicke der Begegnung, die im Moment der Vergegenwärtigung schon wieder zu vergehen drohen. Es sind kleine Gipfelpunkte des Erinnerten, die auf diese Weise kenntlich werden wie Hügelkuppen, wenn sie aus dem flirrend heißen Dunst der Wüstenoberfläche ragen.

Das alles wird mit solcher Präzision der Beobachtung und Sprachkunst übermittelt, dass einige der Kurzkapitel, zumal in Henning Ahrens kongenialer Übersetzung, sich fast wie Prosagedichte lesen. "Natürlich gibt es hier nichts, das auch nur ansatzweise an euren Herbst heranreichen würde. Ich habe ihn mir trotzdem oft vorgestellt. Er ist vielleicht schön, aber auch brutal, oder? All die vielen Blätter, noch nicht tot, die von der einzigen Mutter gerissen werden, die sie je gekannt haben, die ihren Halt am Ast verlieren. Hier sengt und brennt die Sonne ohne Unterlass, und vielleicht haben sich die Pflanzen darauf eingestellt. Täglich diese mörderische Sonne. Euer Herbst, von dem ich gelesen habe, scheint mir wie ein plötzlicher Tod. Oder verstehe ich ihn falsch, weil ich ihn vom Standpunkt des Blatts aus betrachte?" So räsoniert einer der lokalen Lehrer im Gespräch mit dem amerikanischen Erzähler. Und so wendet sich der Vorsatz jeder Reiseerzählung, eine fremde Wirklichkeit in der eigenen Sprache zu begreifen, hier zum umgekehrten Fall, das Vertraute zugleich auch vom Standpunkt eines anderen zu betrachten.

Peter Orner, Jahrgang 1968, verarbeitet in diesem Buch, wie schon in seinem ersten Band mit Kurzgeschichten "Esther Stories" aus dem Jahre 2001, offensichtlich eigene Erfahrungen. Doch wie er dieses Material sprachlich durchformt, atmosphärisch verdichtet und daraus einen großen Reigen von verschrobenen Typen und entlegenen Alltagssituationen komponiert, weitet das Persönliche zur allgemeingültigen Meditation und bringt uns diese abgelegene Welt Namibias überraschend nah.

Der Titel von Orners Roman bezieht sich übrigens auf die Rückkehr einer geheimnisvollen schönen Frau namens Mavala Shikongo, der Schwägerin des Schuldirektors, nach der sich die gesamte Männerschar des Internats förmlich verzehrt. Eine gewisse Zeit lang trifft Mavala den Erzähler regelmäßig zur Siesta auf den alten Gräbern vor dem Dorf. Doch was sich da diskret als Liebeshandlung abspielt, verwischt und verschwindet bald genauso unaufhaltsam wie eine Spur im Sand. Was bleibt, ist allerdings nichts weniger als die Gewissheit, dass wir hier eines der beglückendsten Bücher seit langem in den Händen halten.

TOBIAS DÖRING

Peter Orner: "Die Wiederkehr der Mavala Shikongo". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Henning Ahrens. Carl Haser Verlag, München 2008. 343 S., geb., 21,50 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensentin Irene Binal zeigt sich fasziniert davon, wie "fesselnd" ein Buch sein kann, in dem auf mehr als 300 Seiten eigentlich kaum etwas passiert. Das ist dem amerikanischen Autor Peter Orner mit "Die Wiederkehr der Mavala Shikongo" gelungen. In dem Buch verarbeitet er seine eigenen Erfahrungen als Englischlehrer in Namibia. Der Roman hat zwar nicht die eine große Geschichte, dafür aber "viele kleine": "Momentaufnahmen, Gedanken, Dialoge, Monologe, Erzählungen und manchmal auch nur Erzählfetzen". Das ergibt ein erstaunlich stimmiges Ganzes, lobt Binal, und man erfährt einiges aus dem namibischen Alltag - sogar politisches, auch wenn Politik im Dorfalltag eine nachgeordnete Rolle spielt. Binal findet die Welt, die Orner vor dem Leser entfaltet, jedenfalls faszinierend, das beschriebene Dorf übt auf die Rezensentin fast eine "Sogwirkung" auf.

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