22,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 1-2 Wochen
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Die Kindheit eines kleinen amerikanischen Jungen in Paris, am Beginn des 20. Jahrhunderts. Julien Green lässt in seinen Erinnerungen die "Belle Époque" auferstehen: das Klappern der Pferdehufe auf dem Pflaster, den Alltag ohne Radio und Telefon, die Schrecken eines strengen, unmenschlichen Schulsystems und die Geborgenheit in der bürgerlichen Familie. Erst als Frankreich in den Ersten Weltkrieg zieht, bricht auch für ihn ein neues Zeitalter an. Ein wunderbares Buch über eine versunkene Welt: Zeitdokument, Entwicklungsroman, Hymnus auf das Glück der Kindheit und ein großes Lesevergnügen.

Produktbeschreibung
Die Kindheit eines kleinen amerikanischen Jungen in Paris, am Beginn des 20. Jahrhunderts. Julien Green lässt in seinen Erinnerungen die "Belle Époque" auferstehen: das Klappern der Pferdehufe auf dem Pflaster, den Alltag ohne Radio und Telefon, die Schrecken eines strengen, unmenschlichen Schulsystems und die Geborgenheit in der bürgerlichen Familie. Erst als Frankreich in den Ersten Weltkrieg zieht, bricht auch für ihn ein neues Zeitalter an. Ein wunderbares Buch über eine versunkene Welt: Zeitdokument, Entwicklungsroman, Hymnus auf das Glück der Kindheit und ein großes Lesevergnügen.
Autorenporträt
Julien Green wurde 1900 als Sohn einer amerikanischen Familie in Paris geboren, wo er 1998 starb. Bei Hanser erschien das erzählerische Werk, zuletzt in der Neuübersetzung von Elisabeth Edl: Adrienne Mesurat (Roman, 2000), Fremdling auf Erden (Erzählungen, 2006), die Erinnerungen an seine Kindheit Erinnerungen an glückliche Tage (2008) und sein letzter Roman Der Unbekannte (2011).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.08.2008

Literatur Jedes Jahr das Gleiche: Man kann einfach nicht so viele Bücher in den Urlaub mitnehmen, dass man am Ende auch auf jeden Fall genügend gute dabeihat. Erfahrung hilft da gar nichts. Man muss auch mit den schlechten Büchern leben. Also H. P. Lovecraft zum Beispiel. Seit Jahren heißt es von überall, der Meister des Unheimlichen müsste jetzt mal endlich kennengelernt werden. Also gut. Bei Suhrkamp ist gerade ein Band mit "dem Besten vom Meister" erschienen, ausgewählt von Wolfgang Hohlbein. Schon das Vorwort Hohlbeins ist ein echter Horror im schlechtesten Sinne des Wortes. Auf fünf Seiten erläutert er, dass Lovecraft so groß sei, dass man leider gar nichts über ihn sagen könne. Und dann beginnen diese Horrorbehauptungsgeschichten, die mit größten Worten unendliche Schrecken heraufbeschwören und gar nichts erzählen, nur Wolkenwörter aneinanderreihen. Schrecklich. Dann: Julien Green, eigentlich eine sichere Bank. Seine soeben bei Hanser erschienenen Kindheitsgeschichten "Erinnerungen an glückliche Tage" sind am Anfang in all ihrer Vergangenheitsverzauberung und ihrer Liebe zu Frankreich wunderschön, doch sobald der Krieg beginnt, werden die Geschichten banal und läppisch. Für mehr schlechte Bücher ist kein Platz. Und über die guten: nächste Woche.

vw

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.09.2008

Vergewisserung der Heimat
Hinter der erlebten Welt verbirgt sich eine andere: Julien Green erinnert an glückliche Tage
Der Preis des Älterwerdens ist das verstörende Erlebnis, einst erlebten Glücks verlustig zu gehen. Diese Erfahrung schlägt den Grundton an, mit dem Julien Green, der Amerikaner in Paris schlechthin, die Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in der Stadt erzählt, die Walter Benjamin als Hauptstadt des 19. Jahrhunderts erkannte. Julien Green wurde hier 1900 geboren. Die Eltern stammten aus den Südstaaten der USA, die Mutter aus Georgia, der Vater aus Virginia. Die streng puritanisch gesinnte Familie Green war bürgerlich-wohlhabend und hatte bereits zwei Töchter. Julien war also das jüngste Kind, das Nesthäkchen. Das waren die äußeren, geradezu idealen Voraussetzungen für eine glückliche Kindheit, die das 1942 zunächst in den USA auf Englisch veröffentlichte Buch als verlorenen Schatz erinnert.
Er könne, so schreibt Green, und diese Aussage ist nichts weniger als programmatisch zu verstehen, „an jene Zeit nicht ohne ein Gefühl des Bedauerns, ja der Sehnsucht zurückdenken, weil ich heute weiß, dass ich damals so glücklich war, wie es ein kleiner Junge nur sein kann, und dass alles Glück, das ich in späteren Jahren erlebte, nicht von derselben Art war. Vor allem konnte ich mich nie wieder zum ersten Mal glücklich fühlen; je älter ich wurde, desto mehr wurde das Glück zu etwas, wonach ich strebte, weil ich es gekostet hatte und mehr davon wollte; die Überraschung war für immer verschwunden.”
Dieses Allegro animato ma con elegia, das die Erzählung durchherrscht, verschafft ein Lektüreerlebnis, das rasch Verlangen nach mehr weckt. Für all jene, denen Green-Land bislang noch ein unbekannter literarischer Kontinent ist, ist dieses Buch deshalb als Einladung für eine Entdeckungsreise wärmstens zu empfehlen. Dabei spielt es keine Rolle, dass Julien Green mit der Abfassung dieser Kindheitserinnerungen ganz andere Absichten verfolgte, es ihm vor allem darum zu tun war, seinen amerikanischen Landsleuten Aufschluss zu geben über ein ihnen zumeist fremdes Land – Frankreich. Die Absicht, die ihn leitete, war also durchaus politisch, denn Green, der beim Einfall der Deutschen in sein Geburtsland 1940 in die Heimat der Eltern, in die USA emigriert war, wollte mit seinen Kindheitserinnerungen für Frankreich werben, der sicheren Hoffnung Ausdruck geben, dass das Land allein dank seines kulturellen Reichtums die militärische Niederlage überwinden und letztlich siegreich sein werde.
Das erklärt, warum dieses Buch von ihm auf Englisch geschrieben wurde und 1942 in New York erschien, obwohl er längst erfolgreiche Erzählungen und Romane auf Französisch veröffentlicht hatte. In seinen späten Lebensjahren – Green starb 1998 in Paris, wohin er nach Kriegsende im September 1945 zurückgekehrt war – hat er diese Erinnerungen überarbeitet und selbst ins Französische übersetzt. Deshalb erschien dieses frühe Buch erst im vergangenen Jahr postum in Frankreich und liegt jetzt in einer vorzüglichen, von Elisabeth Edl besorgten, Übertragung auf Deutsch vor.
In den zuvor in Frankreich veröffentlichten autobiographischen Schriften, wie auch in seinen Tagebüchern, hatte Julien Green zwar schon ausführlich von Kindheit und Jugend berichtet. Aber verglichen mit den jetzt vorliegenden „Erinnerungen an glückliche Tage” atmen diese Reminiszenzen nicht die anregende Naivität der Unmittelbarkeit, die jenen einen eigentümlichen Reiz verschaffen. Eine Ahnung davon konnte man bislang allenfalls bei der Lektüre der wenigen Fragmente aus den „Souvenirs des jours heureux” gewinnen, die unter dem Titel „Le Langage et son double” in der schmucken achtbändigen Werkausgabe in der Bibliothèque de la Pléiade erschienen. Hier findet sich auch bereits die wunderbare Passage, wie um 1912 der Tango in Paris in Mode kommt, der, wie Green an den Reaktionen der Erwachsenen abliest, „für anständige Leute ein gewagter Tanz war. Der alte Papst Pius X. war ob des ungeheuren Erfolgs so besorgt, dass er einen anderen Tanz zu lancieren versuchte, die sittsame venezianische Furlana, die man drei oder vier Schritte von seinem Partner entfernt tanzte, ein fazzoletto (ein Taschentuch) in der Hand.”
Das ist eine köstliche Anekdote, die synkopisch aus dem lockeren Fluss erzählter Erinnerung aufscheint. Sie ist symptomatisch für eine Erzählhaltung, die selbst den Tod der Mutter oder die Entbehrungen und Schrecknisse des Ersten Weltkriegs, die zunächst allerdings mehr als bedrohliche Schattenrisse wahrgenommen wurden, mit einem Parlando überspielen, das darauf abzielt, das Erlebnis tiefen Glücksbehagens, das diese Erinnerungen vermitteln wollen, nicht zu beschädigen. Das gilt zumal für den ersten, dem der Kindheit gewidmeten, Teil der Erinnerungen, wo die Wirklichkeit märchenhaft verklärt oder verrätselt wird: Das Kind ist überzeugt, dass sich hinter der einen, der erlebten Welt, noch eine andere verbirgt; so lässt es sich etwa mit neugierigem Bangen von der Gewissheit faszinieren, dass sich in der dunklen Tiefe des elterlichen Kleiderschranks der Teufel verbirgt. . .
Wer jedoch darauf spannt, in diesen Erinnerungen schon einen Vorschein, einen versteckten Hinweis auf Julien Greens literarisches Werk à la Marcel Proust zu gewahren, wird enttäuscht: Die eigene Kindheit diente dem Romancier nicht als Steinbruch für Anregungen oder Stoff; sie bleibt die wahre, die unbeschädigte, die hinter der wirklichen verborgene Welt unverlierbaren Glücks, die von der Erinnerung zum Paradies verklärt wird.
Das wappnete Green zunächst auch gegen die ernsten Einreden der wirklichen Welt, mit denen er konfrontiert wurde, als er sich nach Ablegung der Reifeprüfung im Juni 1917 als Freiwilliger zum Sanitätsdienst meldete und damit dem Kriegsgeschehen bedrohlich nahekam. Allerdings bewahrte ihn auch hier ein gütiges Geschick davor, unmittelbar in das Inferno der „Stahlgewitter” zu geraten. Das „Fronterlebnis” beschränkte sich im wesentlichen auf das unaufhörlich zu vernehmende leise Grollen des Geschützdonners, der fern von Verdun herüberdrang oder auf den Anblick zerstörter Dörfer und Gehöfte.
Die im Sanitätsdienst und in dem sich anschließenden kurzen Aufenthalt als Besatzungssoldat in französischer Uniform im Saarland gemachten Erlebnisse, verschafften ihm keine nachhaltigen Prägungen. Der Eindruck drängt sich deshalb auf, als sei die Kriegszeit nur der unverzichtbare entr’acte gewesen, zwischen dem Glückserlebnis der Kindheit und den weiten Horizonten, die sich ihm als Sohn aus gutem Hause und Amerikaner in Paris im Unterschied zu den meisten seiner Altersgenossen nach Ende des Kriegs auftaten. Er konnte es sich leisten, nicht zu wissen, was er tun und werden wollte, schwankte geraume Weile zwischen der Berufung zum Maler oder Schriftsteller. Die kubistische Revolution, die seine vage an der Klassik orientierte Ästhetik nachhaltig erschüttert, bringt dann die Entscheidung: Er will Schriftsteller werden.
Ironischerweise beginnt Julien Green, der später zum Katholizismus konvertierte, seine Autorenkarriere mit einem „Pamphlet contre les catholiques de France”. Mit dem Bericht über seine ersten literarischen Erfolge, die ihn rasch die Bekanntschaft mit André Gide und Jean Cocteau machen lassen, von denen er liebenswürdige Miniaturen entwirft, enden diese „Erinnerungen an glückliche Tage”. Green lässt es in der Schwebe, ob der Tod des Vaters, der 1927 starb, für diese Zäsur den Anstoß gab, oder der Anruf seines amerikanischen Agenten, der ihm mitteilte, dass die englische Übersetzung seines Romans „Adrienne Mesurat” zum „Book of the Month” gewählt worden sei, was ihm die Aussicht eröffnete, für Jahre eine sorgenfreie Schriftstellerexistenz führen zu können.
Es ist dies auch gleichgültig, denn beide Ereignisse signalisierten, dass die Tore zum Paradies des einst erlebten Glücks endgültig geschlossen waren. Von nun an galt es, die andere Welt, die sich schon dem Kind hinter der wirklichen verbarg, mittels der Literatur zu evozieren. JOHANNES WILLMS
JULIEN GREEN: Erinnerungen an glückliche Tage. Aus dem Französischen übersetzt von Elisabeth Edl. Carl Hanser Verlag, München 2008, 169 Seiten, 19,80 Euro.
Julien Green Foto: Ullstein Bild
Der Vogelmarkt im 4. Pariser Arrondissement um 1900 – dem Jahr, in dem Julien Green in der „Hauptstadt des 19. Jahrhunderts” das Licht der Welt erblickte, jener Stadt, um die die „Erinnerungen an glückliche Tage” immer wieder kreisen wie um ein verlorenes Paradies, das nur noch in der Literatur vergegenwärtigt werden kann. Foto: Paul Geniaux
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ein Buch von "betörendem Charme" und ansteckender Sehnsucht schreibt Rezensent Fritz J. Raddatz über die Memoiren des amerikanisch-französischen Autors. Weil es so suggestiv eine untergegangene Welt beschwört, könne es auch Stefan Zweigs Titel "Die Welt von gestern" tragen, findet er. Besonders hat Raddatz das Buch mit seinen Landschaftsbeschreibungen begeistert, der auch die Stadt Paris auf diese Weise beschrieben fand. Überhaupt gehören für Raddatz die "zarten Liebeserklärungen" Julien Greens an Frankreich zu den schönsten Momenten des Buchs. Aber auch die Schilderungen seiner Kindheit versetzen den Rezensenten mit ihren Beschreibungen von Pferdekutschen in Paris, mit purpurrotem Plüsch tapezierten Fahrstühlen oder hermelinbesetzten Schuldirektorenmänteln in Verzückung. Doch der Kritiker in ihm muss dann doch auch Schwächen rot Anstreichen. Greens Hang zur "Verhübschung", zum literarischen "Petit Fours". Ist das denn Kunst? Fragt der Rezensent auch mal ernst, um die Sache letztlich zu bejahen: denn neben dem Plätschernden gibt es Raddatz zufolge eben "immer wieder Passagen von großem Ernst".

© Perlentaucher Medien GmbH