Marktplatzangebote
2 Angebote ab € 4,75 €
  • Broschiertes Buch

Kein anderer deutscher Literaturkritiker hat so oft und so ausführlich mit Philip Roth gesprochen wie der Spiegel-Redakteur Volker Hage. Ihm hat der amerikanische Schriftsteller nicht nur seine Haustür geöffnet und seine Bücher erklärt, sondern auch seine Ansichten über amerikanische Politik und Gesellschaft, über Literatur und Leben anvertraut. In der chronologischen Zusammenstellung ergibt sich eine lebendige Werkbiographie und ein anschauliches Lebensbild eines produktiven Menschen, der (nicht nur bei uns) zum meistgelesenen amerikanischen Schriftsteller seiner Generation geworden ist.…mehr

Produktbeschreibung
Kein anderer deutscher Literaturkritiker hat so oft und so ausführlich mit Philip Roth gesprochen wie der Spiegel-Redakteur Volker Hage. Ihm hat der amerikanische Schriftsteller nicht nur seine Haustür geöffnet und seine Bücher erklärt, sondern auch seine Ansichten über amerikanische Politik und Gesellschaft, über Literatur und Leben anvertraut. In der chronologischen Zusammenstellung ergibt sich eine lebendige Werkbiographie und ein anschauliches Lebensbild eines produktiven Menschen, der (nicht nur bei uns) zum meistgelesenen amerikanischen Schriftsteller seiner Generation geworden ist. 'Gälte nur Talent', so fasst die F.A.Z. die Literaturkritik über Philip Roth zusammen, 'müsste Roth schon längst Nobelpreisträger sein.'
Autorenporträt
Hage, Volker
Volker Hage, 1949 im Hamburg geboren, arbeitet als Literaturredakteur beim Spiegel (zuvor in gleicher Funktion bei der FAZ und der Zeit). Er hat Gastprofessuren in Deutschland und den USA inne und ist Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2008

Ehebruch und Gespräche
Volker Hage über seine Treffen mit Philip Roth

Die Angst des Kritikers: dass all seine liebevoll geschmiedeten Rezensionen und Beiträge nach kurzem nur noch geistiges Altblech sind, das der Stunde des Recyclings vergebens entgegenrostet. Nein, nein, das darf nicht sein. Und so bemüht sich jeder, der genug Prominenz in die Waagschale werfen kann, um die Bündelung seiner Service-Kleinkunst zum Buch. Vom "Spiegel"-Redakteur Volker Hage zum Beispiel erscheinen in Kürze gesammelte Beiträge zu Walter Kempowski; in dieser Saison ist er bereits mit einem Band über Philip Roth auf dem Markt. "Bücher und Begegnungen" lautet der programmatische Titel.

Ob Hage hinter Kempowski entspannt den Arm auf die Sessellehne legt oder ob er Philip Roth offenbar so interessant über ein in der Hand gehaltenes Buch erzählt, dass der ewige Nobelpreiskandidat mit geneigtem Kopf konzentriert zuhört - schon die Umschlagfotos belegen überdeutlich den ungezwungenen Umgang mit den Großschriftstellern. Hier kann von einem Vertrauensverhältnis ausgegangen werden, in dem kritische Töne kaum stören, auch wenn Hages Lob des zuletzt auf Deutsch erschienenen - und eher enttäuschenden - Romans "Exit Ghost" vergleichsweise verhalten ausfällt, nach den Hymnen auf Meisterwerke wie "Der menschliche Makel" und "Jedermann". Hages Beiträge bemühen sich nicht um raffinierte Interpretationskunst; sie überzeugen durch Klarheit. So bekommt man einen verlässlichen Querschnitt durch Roths Gesamtwerk, was angesichts der notorischen Lust dieses Autors an autobiographischer Camouflage und "produktiven Verwirrspielen" eine Leistung ist.

Angereichert wird der Band durch viele O-Töne. Fünfmal hat Hage Roth seit 1983 zu Interviews getroffen, in New Yorker Hotels oder im ländlichen Schreibrefugium von Connecticut. Die Gespräche zeigen die Stärke dieses Autors: Während John Updike der weltfreudige Beschreibungsriese des amerikanischen Alltags ist, bewährt sich Roth durch das unangestrengte Muskelspiel literarischer Reflexion. Seine Prosa ist in emphatischem Sinn "durchdacht". Bei aller genitalen Fixierung, von der schon der Roman "Portnoys Beschwerden" Auskunft gab, ist es vor allem die Erotik des auf eigene Kosten arbeitenden Intellekts, die bei Roth-Helden fasziniert. Kaum erstaunlich, dass der Autor mit Hage wie einer von ihnen plaudert. "Ehebruch und Gespräch gehören zusammen, finden Sie nicht?", verrät er über seine Lust am Dialoge-Schreiben. Und liefert Bruchstücke einer Homestory-Konfession: "Ich kaufe selbst ein. In Krämerläden, aber erst, wenn es dunkel ist."

Während der Fragesteller mild und schmeichelnd in Erscheinung tritt, gibt sich der Meister gerne knarzig, wenn er zum Beispiel über die europäische Begeisterung für Woody Allen mosert: "Er hat in seinem ganzen Leben keinen einzigen Gedanken gehabt. Sieht man das nicht an seinen Filmen?" Höhepunkt ist das letzte Gespräch über Alter und Vergänglichkeit: "Ich glaube, es gibt eine eingebaute biologische Schutzfunktion, die Menschen davor bewahrt, richtig zu begreifen, dass der Tod die ganze Zeit zuschlägt und alles überwältigt."

WOLFGANG SCHNEIDER

Volker Hage: "Philip Roth. Bücher und Begegnungen". Hanser Verlag, München 2008. 156 S., br., 15,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ja, ja, die liebe Eitelkeit des Kritikers. Wolfgang Schneider kann den Wunsch nachvollziehen, all das mühsam Aufgeschriebene zwischen Buchdeckeln zu sehen. Volker Hages durchaus hagiografische Beiträge zum Werk von Philip Roth und die Gespräche, die Hage mit dem Autor geführt hat, lässt Schneider sich schon deshalb gefallen, weil Hage bei aller Zurschaustellung des Vertrauensverhältnisses zu seinem Objekt und der dezidierten Offenlegung von Roth' Stärken dennoch raffiniert und klar interpretiert. Schneider hat an dem Buch nicht nur einen "verlässlichen" Querschnitt durchs Werk, sondern auch eine Art Homestory, in der der Autor lässig über seine Einkaufsgewohnheiten plaudert.

© Perlentaucher Medien GmbH