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Eine ungewöhnlicher Freund: Er nennt sich Joe Speedboat und rast mit einem Umzugswagen, den sein Vater lenkt, in das Wohnzimmer einer angesehenen Familie in Lomark. Der Vater ist tot und Joe ist in dem kleinen Kaff an der niederländisch-deutschen Grenze gelandet. Und er wird der beste Freund von Fransje, der im Rollstuhl sitzt und erzählt, wie Joes Ankunft das Dorf in Aufruhr versetzt. Die unglaublichsten Szenen - wie Joe aus Fransje einen Champion im Armwrestling macht und mit einem umgebauten Bagger die Ralley Paris-Dakar fährt - werden hier mit größter Glaubwürdigkeit erzählt. Ein turbulentes, mitreißendes Buch über das Erwachsenwerden.…mehr

Produktbeschreibung
Eine ungewöhnlicher Freund: Er nennt sich Joe Speedboat und rast mit einem Umzugswagen, den sein Vater lenkt, in das Wohnzimmer einer angesehenen Familie in Lomark. Der Vater ist tot und Joe ist in dem kleinen Kaff an der niederländisch-deutschen Grenze gelandet. Und er wird der beste Freund von Fransje, der im Rollstuhl sitzt und erzählt, wie Joes Ankunft das Dorf in Aufruhr versetzt. Die unglaublichsten Szenen - wie Joe aus Fransje einen Champion im Armwrestling macht und mit einem umgebauten Bagger die Ralley Paris-Dakar fährt - werden hier mit größter Glaubwürdigkeit erzählt. Ein turbulentes, mitreißendes Buch über das Erwachsenwerden.
Autorenporträt
Wieringa, Tommy
Tommy Wieringa, 1967 geboren, ist einer der erfolgreichsten niederländischen Schriftsteller. Er schreibt Romane, Erzählungen, Essays und Reisereportagen. Bei Hanser erschienen Joe Speedboat (Keine Zeit für Helden - Roman, 2006), Der verlorene Sohn (Roman, 2010), Eine schöne junge Frau (Roman, 2015), Niemandes Herr, niemandes Knecht (Hanser-Box, 2015) und Dies sind die Namen (Roman, 2016). Für Santa Rita (Roman, 2019) erhielt er den BookSpot Literaturpreis sowohl in der Kategorie der Kritiker als auch der Leser.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.03.2007

Anarchisch, aber bibelfest
Der lässige Charme von Tommy Wieringas Roman „Joe Speedboat”
Dies ist kein Jugendbuch, wiewohl der knallige Umschlag Bände zu sprechen scheint. Noch weniger handelt es sich um ein Buch über die Jugend des amtierenden Papstes, auch wenn der Titelheld, „Joe Speedboat” genannt, mit bürgerlichem Nachnamen Ratzinger heißt, was in den calvinistischen Niederlanden eher selten vorkommt. Bei Tommy Wieringa, einem holländischen Autor der mittleren Generation, sind Phantasie und Humor von besonderer Art. Das zeigt sich gleich im ersten Satz: „Es ist ein warmer Frühling, in der Klasse beten sie für mich, weil ich schon über zweihundert Tage weg vom Fenster bin.” Fransje, der Ich-Erzähler, liegt bei dieser Eröffnung im Wachkoma und wird den Rest der Geschichte als schwerstbehinderter Rollstuhlfahrer absolvieren, der nur seinen rechten Arm bewegen kann. Was sich damit alles aus- und anrichten lässt, davon handelt dieser turbulente und leicht schräge Roman, aus dem man einiges über unsere Nachbarn erfährt, was man sich bisher nicht zu fragen traute.
Fransje, Sohn eines Schrotthändlers in Lomark, einem fiktiven Dorf an der Grenze zu Deutschland, ist von einem Trecker überfahren worden, als er träumend im Gras lag. Wenigstens ging der Unfall nicht tödlich aus, anders als bei Herrn Ratzinger senior, der seinen Umzugswagen versehentlich ins Wohnzimmer des lokalen Asphaltwerkbesitzers lenkte und dabei zu Tode kam. Seine überlebende Familie, bestehend aus Gattin Regina, Tochter India und Sohn „Joe Speedboat”, hat sich in Lomark niedergelassen, und für Fransje ist das ein Segen. Denn Joe, Technik-Freak und junggenialischer Erfinder, ein Ausbund an Mut und Frechheit, wird sein bester Freund und Kontaktmann zur Sphäre der Bewegung, des Fortschritts, des Spektakels und der Sensationen, die dem Gelähmten sonst verschlossen bleiben müsste.
Joe Speedboat fährt wie ein frischer Wind in die dumpfe Luft der niederländischen Provinz. Er bastelt Spaßbomben, baut mit seinen Kumpels eine funktionsfähige Flugmaschine aus Altmetall und ermöglicht Fransje nach dem Schulabschluss einen glanzvollen Aufstieg vom Brikettpresser zum Armwrestling-Champion. Außerdem betätigt er sich als Verhaltenstherapeut, Mobilitätsforscher und Amateursoziologe, und am Ende nimmt er mit einem Bagger an der Rallye Paris-Dakar teil. Joe ist also, gemessen an seinem Umfeld, ein Held wie aus dem Bilderbuch, aber seine wahre Größe erweist sich in seiner Solidarität mit den Unheroischen, den Außenseitern und Abgehängten. Zum Beispiel auch mit dem melancholischen Nubier Mahfouz, den Regina Ratzinger von einer Ägyptenreise mitbringt und der für Joe eine Art Stiefvater wird, bevor er auf einer selbstgebauten Feluke ins Ungewisse verschwindet – weg von der Dorfgemeinschaft, die ihn nie wirklich akzeptiert hätte, und von Frau Regina, die an dem Verlust beinahe zerbricht.
Es wimmelt im Roman von skurril-problematischen Individuen und Konstellationen, an denen stets ein Exempel statuiert wird: Sie alle appellieren an unsere Toleranz oder unser Mitgefühl. Ausgenommen die „Alles-wird-schlechter-Männer”, Veteranen der Nationalsozialistischen Bewegung der Niederlande, deren haarsträubende Parolen der Autor kommentarlos zitiert. Auch das Thema Umweltschutz darf nicht fehlen. Eine Straßenplanung wird zum Skandalon, und Joe analysiert die Lage so scharfsichtig wie ein Öko-Papst: „Überall wuchert der Krebs der Autobahnen, Vororte, Gewerbegebiete. Das Land kann sich nur so schnell verändern, weil es nicht über sich nachdenkt, oder schlecht von sich denkt. Deshalb will es so schnell wie möglich wie etwas aussehen, das überhaupt kein Gesicht hat. Eine Seele wie eine Geldmünze, auf der einen Seite Folklore und auf der anderen Opportunismus.”
Sex und Fernbedienung
Tommy Wieringa hat eine Botschaft, und sie hat etwas mit Humanität zu tun. Er bettet sie ein in seinen ungestümen, um Formprinzipien unbekümmerten Erzählfluss, der zu manch krampfhaft kalkulierter deutscher Gegenwartsprosa in wärmendem Kontrast steht. Natürlich geht es in dieser Adoleszenzgeschichte auch um die Liebe und ihre Projektionsfiguren: Eine aus Südafrika zugewanderte Schönheit namens Picolien Jane, abgekürzt PJ, hat die dörfliche Knabenclique fest im Griff und beherrscht auch die Träume des gehandicapten Fransje. Dass sie ihn dann sogar leibhaftig erhört, ist im Sinne der Gerechtigkeit für Behinderte vorbildlich konstruiert, aber ob man im Detail wissen möchte, wie eine solche Sexszene sich abspielt, bleibt eine Frage des persönlichen Geschmacks.
An dieser Stelle ist das Buch in der Tat nicht jugendfrei, doch ansonsten überspringt es souverän die Altersgrenzen. Unlängst wurde in dieser Zeitung über „vagabundierende Kinderbanden” berichtet, die einst mit präparierten Fernbedienungen von der Straße aus in die Heimkino-Programme biederer Bürger eingriffen. Von jemandem, der dabei war, wissen wir, dass auch viele Erwachsene sich auf diese Art vergnügten. Diese Neigung zum Anarchischen, die sich mit Bibelfestigkeit und moralischen Ansprüchen verblüffend lässig paart, macht den Charme von „Joe Speedboat” aus.KRISTINA MAIDT-ZINKE
TOMMY WIERINGA: Joe Speedboat. Keine Zeit für Helden. Roman. Aus dem Niederländischen von Bettina Bach. Carl Hanser Verlag, München 2006. 298 Seiten, 20,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Bestens unterhalten hat sich Kristina Maidt-Zinke bei der Lektüre von Tommy Wieringas Adoleszenzgeschichte. Die turbulente Erzählung um den Titelhelden Joe Speedboat und seinen im Rollstuhl sitzenden Freund Fransje, die mit ihren spektakulären Erfindungen ein holländisches Kaff in Aufruhr versetzen, findet sie einfach mitreißend. Die Phantasie und der schräge Humor, mit der Wieringa von "skurril-problematischen" Individuen und Konstellationen erzählt, haben ihr wunderbar gefallen. Der "ungestüme" Erzählfluss des Autors stehe in einen wohltuenden Gegensatz zu manch "krampfhaft kalkulierter" Prosa deutscher Gegenwartsautoren. Insgesamt bescheinigt sie dem Autor einen Hang zur Anarchie, der sich zu ihrem Erstaunen "verblüffend lässig" mit Bibelfestigkeit und moralischen Ansprüchen paart. Darin sieht sie dann auch den besonderen Charme des Buches.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Tommy Wieringa brilliert mit dem Roman 'Joe Speatboat' ... Und in der Tat hält das Buch, was sein Anfang verspricht: ein starkes Stück Literatur, eine fulminante Geschichte, wunderbar geschrieben, amüsant zu lesen - umwerfend und fesselnd." Wolfgang Lange, Neue Zürcher Zeitung, 10.12.06

"Schelmenroman und Hollywood-Burleske gehen in 'Joe Speedboat' eine wunderbare Allianz ein. ... Wieringa hat drei weitere Romane geschrieben, allesamt unübersetzt bisher - die möchte man jetzt bitteschön auch auf Deutsch lesen." Frank Schäfer, Die Tageszeitung, 14.01.07

Bei Tommy Wieringa "sind Phantasie und Humor von besonderer Art. ... Die Neigung zum Anarchischen, die sich mit Bibelfestigkeit und moralischen Ansprüchen verblüffend lässig paart, macht den Charme von 'Joe Speedboat' aus." Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung, 04.03.07

"Joe Speedboat fährt wie ein frischer Wind in die dumpfe Luft der niederländischen Provinz." Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung, 04.03.07