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Claire ist auf der Suche nach ihrer Tochter, die sie vor Jahren zur Adoption freigegeben hat. Doch die Reise war vergeblich, der Zug verlässt den Bahnhof. Da steht plötzlich eine Frau in die Tür und schaut in den Wagen. Ihr Mantel ist zu groß, sie ist jung, hat aber nichts Jugendliches an sich. "Wie heißt du", fragt sie, und damit hat der Zufall eine Geschichte begonnen, die immer tiefer in die Vergangenheit und in die Einsamkeit der Frauen führt.

Produktbeschreibung
Claire ist auf der Suche nach ihrer Tochter, die sie vor Jahren zur Adoption freigegeben hat. Doch die Reise war vergeblich, der Zug verlässt den Bahnhof. Da steht plötzlich eine Frau in die Tür und schaut in den Wagen. Ihr Mantel ist zu groß, sie ist jung, hat aber nichts Jugendliches an sich. "Wie heißt du", fragt sie, und damit hat der Zufall eine Geschichte begonnen, die immer tiefer in die Vergangenheit und in die Einsamkeit der Frauen führt.
Autorenporträt
Johansen, Hanna
Hanna Johansen, 1939 in Bremen geboren, studierte Germanistik, Altphilologie und Pädagogik und lebt bei Zürich. Von 1967 bis 1969 Aufenthalt in den USA. Sie schreibt für Erwachsene und für Kinder, wurde u.a. ausgezeichnet mit dem Schweizerischen Jugendbuchpreis 1990, dem Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen 1991 sowie dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 1993. Zweimal wurde sie für den Hans Christian Andersen-Preis nominiert. Für ihr Gesamtwerk erhielt sie 2003 den Solothurner Literaturpreis und 2008 den Kunstpreis der Stadt Zürich. Ihre Bücher wurden bisher in über 20 Sprachen übersetzt. Bei Hanser erschienen zuletzt ihre Kinderbücher Ich bin hier bloß die Katze (2007), Wenn ich ein Vöglein wär ... (2010) und Es weihnachtet sehr. und ich bin immer noch die Katze (2011). Im Frühjahr 2015 folgte eine Neuausgabe von Der Füsch.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2007

Ein Buch pro Frühjahr muss reichen
Verwirrend, diese vielen Neuerscheinungen - zum Glück sind nur die Titel verschieden und nicht auch noch der Plot

Die neuen Frühjahrskataloge sind da! Jedes Jahr im Januar schicken die Verlage sie an die Buchhändler und Redaktionen. Also nimmt man sich zwei Tage Zeit, das alles durchzusehen. Und sehr bald entdeckt man, dass man diesmal überhaupt nur einen einzigen Roman lesen muss. Die vielen anderen Romane nämlich erzählen - laut Katalogtext - in Variationen genau die gleiche Geschichte. Das ist wirklich praktisch. Freuen Sie sich! In diesem Frühjahr bleibt viel Zeit zum Leben.

1. "Marion trifft Daisy durch einen Zufall wieder - in Paris, wohin sich beide geflüchtet haben. Vor ihrem Leben, vor den Männern, vor der Vergangenheit. Bei ihrem letzten Treffen waren sie Freundinnen, aber das ist jetzt sechs Jahre her. Die Bilder eines rauschhaften Sommers sind nur noch Erinnerung."

Susanne Heinrich: "Die Andere", DuMont.

2.

"Simon und Simone sind Zwillinge, doch sie haben einander nie kennengelernt. Als Simon die verlorene Schwester ausfindig macht, treffen sie sich in London und werden vom Gefühl überwältigt, zueinander zu gehören. Es fühlt sich an wie Liebe - oder wie Begehren. Simone reist ab, doch bald darauf steht ihr Bruder vor der Tür und verlangt, hereingelassen zu werden. Soll sie öffnen?"

Annette Mingels: "Romantiker - Geschichten von der Liebe", DuMont.

3.

"Bethany Fisher hat ihren Bruder Michael nie kennengelernt, denn der Junge wurde im Alter von vier Jahren entführt, als sie selbst noch in der Wiege lag. Seit jenem verhängnisvollen Tag aber leidet Bethany unter Michaels Abwesenheit. Denn ihre Mutter ist nie über den Verlust hinweggekommen und widmet all ihre Zeit und Liebe der Suche nach dem verlorenen Sohn."

Wendy Jean: "Und jeden Tag denk ich an dich", Page Turner.

4.

"Claire ist auf der Suche nach ihrer Tochter, die sie vor vielen Jahren nach der Geburt zur Adoption freigegeben hat. Doch die Reise war vergeblich, der Zug verlässt langsam den Bahnhof. Da steht eine Frau in der Tür und schaut in den Wagen. ,Wie heißt du?', fragt sie, und damit hat der Zufall einer Geschichte begonnen, die immer tiefer hineinführt in die Vergangenheit."

Hanna Johansen: "Der schwarze Schirm", Hanser.

5.

"Isabel reist nach Pisa, in der Hoffnung, das Rätsel um ihren verschollenen Vater zu lösen. Mit Hilfe des Kollegen Matteo entdeckt sie, dass ihr Vater sich als junger Soldat in Italien in die kluge Giuliana verliebte. Aber woran scheiterte diese Liebe?"

Deborah Lawrenson: "Abschied im Limonenhain", BLT.

6.

"Delia steht kurz vor der Hochzeit mit Eric, liebt das Leben mit ihrer kleinen Tochter Sophie und kann trotz des frühen Todes ihrer Mutter auf eine unbeschwerte Kindheit zurückblicken. Seit sie jedoch die Hochzeitsbilder ihrer Eltern gesehen hat, spuken Erinnerungen durch ihr Hirn, mit denen sie nichts anzufangen weiß. Delias Welt zerfällt vor ihren Augen, denn offenbar ist sie nicht die, für die sie sich 32 Jahre lang gehalten hat."

Jodi Picoult: "Die Wahrheit meines Vaters", Piper.

7.

"Adrían Ormache hat alles, was man sich wünscht: Frau und Kinder, eine erfolgreiche Anwaltskanzlei, ein Haus in einem der besten Viertel von Lima. Doch dann stirbt seine Mutter. Auf der Beerdigung erfährt er, dass sein Vater in den achtziger Jahren, als der Leuchtende Pfad seinen Guerillakrieg gegen den Staat führte, eine Militärkaserne leitete - brutal und erbarmungslos. Doch in eine seiner Gefangenen verliebte er sich und lebte mit ihr in einem Zimmer, statt sie, wie üblich, an seine Soldaten ,weiterzureichen'. Adrían begibt sich nun auf die Suche nach der Unbekannten und verstrickt sich dabei immer tiefer in die Geschichte seines Vaters."

Alonso Cueto: "Die blaue Stunde", Berlin-Verlag.

8.

"Chick Benetto ist in einer Sackgasse angelangt: Die Ehe mit seiner Frau Catherine zerbricht, seine Tochter kehrt sich völlig von ihm ab, und dann verliert er auch noch seinen Job. Immer tiefer gerät er in einen Sumpf der Verzweiflung, bis er eines Tages den Entschluss fasst, seinem verpfuschten Leben ein Ende zu setzen: Er fährt nach Pepperville Beach, in die Stadt seiner Kindheit, und stürzt sich von einem alten Wasserturm. Wie durch ein Wunder überlebt er - und traut seinen Augen nicht, als er plötzlich seiner verstorbenen Mutter Posey gegenübersteht."

Mitch Albon: "Nur einen Tag noch", Goldmann.

9.

"Harada ist ein erfolgreicher Drehbuchautor in Tokio, doch dann gerät er in eine Krise. Seine Ehe zerbricht, und auch beruflich geht es bergab mit ihm. Er zieht sich immer tiefer in seine Einsamkeit zurück, bis ihn plötzlich das beklemmende Gefühl erfasst, dass er die Kontrolle über die Realität verliert. Ist es möglich, dass er seinen längst verstorbenen Eltern wiederbegegnet ist?"

Taichi Yamada: "Sommer mit Fremden", Goldmann.

Zusammengestellt von Julia Encke

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.06.2007

Der Knirps und das Patriarchat
Als die Hausfrauen noch patent waren: Hanna Johansens Roman „Der schwarze Schirm”
Es regnet. Die Tropfen sammeln sich an der Fensterscheibe eines Zuges, eine Frau sieht ihnen dabei zu. Sie hat eine Reise unternommen, und diese Reise war offenbar „umsonst”. Das erfahren wir gleich auf der ersten Seite des Romans, der überaus sparsam von einem Problem unserer Tage erzählt, obwohl er scheinbar antiquiert daherkommt; man könnte auch sagen: unzeitgemäß. Hanna Johansen erzählt eine kleine Geschichte, nüchtern, sachlich, ohne großen Aufwand, und doch gelingt ihr Erstaunliches. Fast jeder ihrer wie hingeworfen wirkenden Sätze erzeugt etwas Charakteristisches: das Bild weiblicher Klaustrophilie. Dafür genügen ihr zwei Frauen, eine konfuser als die andere, aber beide mit deftigen Merksätzen über das Leben ausgestattet, und ein verlorenes, vergessenes, lästiges Objekt, das zwischen den beiden Frauen als Pfand ihrer Beziehung hin und her geschoben wird: jener „schwarze Schirm”, der dem Buch seinen Titel gibt.
Wollte man mit psychoanalytischem Rüstzeug auf den Roman losgehen, könnte man diesen schwarzen Schirm eine Menge bedeuten lassen: als Phallus-Symbol, das, weiblich verkleidet, das ewige Spiel von Anziehung und Abstoßung, Schutz und Bedrohung in Szene setzt. Auch jener berühmte Satz aus den nachgelassenen Fragmenten Nietzsches kommt einem in den Sinn, den Jacques Derrida so eloquent dekonstruiert hat: „Ich habe meinen Schirm vergessen”. Aber all das braucht man nicht. Ja, es ist sogar besser, es zu vergessen. Zumindest fürs Erste. Nicht nur weil es in diesem Roman ums Erinnern und Vergessen geht, sondern auch weil dieser Regenschirm als Gegenstand des Alltags mehr Aussagekraft hat denn als Symbol. Langstielige schwarze Herrenschirme gehören ins vergangene Jahrhundert. Auf seiner Kippe, im Jahr 1999, spielt der Roman.
Wenn wir in der ersten Szene erfahren, wie die Ich-Erzählerin über ihre Reise denkt, dann wissen wir sofort eine Menge über sie: „Nicht dass ich viel erhofft hatte, das liegt mir nicht, aber tatsächlich war überhaupt nichts dabei herausgekommen.” Claire Fischer ist eine Pragmatikerin, und sie ist ungeheuer stolz darauf, ihr Leben im Griff zu haben und abgeklärt zu sein. Sie und der ganze Roman dünsten eine Art Fünfziger-Jahre-Fluidum aus, also den Geist einer Zeit, als Frauen noch patente Hausfrauen waren.
Irgendwo muss die Tochter sein
Das mag zunächst abschrecken und auch unglaubwürdig wirken – denn diese Frau, die da kurz vor der Jahrtausendwende durch die Gegend fährt und immer schon weiß, was man „heutzutage” nicht mehr sagt oder denkt, ist noch keine fünfzig –, aber es trifft den Nerv des Zeitenwandels am Ende so genau, dass man es für einen genialen Schachzug der Autorin halten muss, selbst wenn er unbewusst ausgeführt worden sein sollte.
Als wäre diese Claire nicht schon blaustrümpfig genug, kommt eine ähnliche Person, Rose, ins Abteil geschneit. Mit lautem Gekeuche und Gestöhne lässt sich eine junge, aber nicht jugendlich wirkende Frau auf den Sitz gegenüber plumpsen und beginnt ein zudringliches Gespräch. Nichts scheint ihr wichtiger, als ihren Schirm nicht zu vergessen, und die Erzählerin lässt sich bei der Ehre packen und gelobt, sie an ihn zu erinnern. „Auf mich kann man sich verlassen” – wer solche Sätze sagt, ist selber schuld. Natürlich vergisst die Jüngere den Schirm. Es könnte sogar Absicht gewesen sein. Für den Rest des Romans ist Claire damit beschäftigt, diesen Schirm zurückzugeben. Das hat chaplineske Komik und wird manchmal kafkaesk.
Doch die beiden Frauen verbindet mehr als der vermaledeite Schirm. Claire hat mit fünfundzwanzig eine Tochter geboren und auf Druck der Eltern zur Adoption freigegeben. Ihr Vater ist schon lange tot, nun liegt ihre Mutter moribund im Pflegeheim, und sie hat sich auf die Suche nach der Tochter begeben. Der galt ihre vergebliche Reise. Rose wiederum ist selbst auf der Suche nach ihrer Mutter, zumindest behauptet sie das. Und so kann Claire nicht anders, als sich vorzustellen, dieses ungeratene Menschenwesen könnte die eigene Tochter sein. „Irgendwo auf dieser Welt muss das Kind ja herumlaufen”, denkt sie einmal. Aber sie glaubt so wenig daran wie der Leser, den Hanna Johansen keinen Augenblick darüber im Unklaren lässt, dass es sich hier nicht um Mutter und Tochter handelt.
Die 1939 in Bremen geborene, seit langem in der Schweiz lebende Autorin ist, ohne forciert geheimnisvoll zu sein, eine Meisterin verschwiegener Botschaften. „Der schwarze Schirm” entwirft ein intimes Porträt der Kleinfamilie, so wie man sie in den fünfziger Jahren für richtig gehalten hat und wie man sie uns heute wieder andrehen will: Mütter, die in ständiger Überforderung putzen, schrubben und Ordnung halten, Männer, die, kaum aus dem Krieg zurück, zu Hause den Feldherrn geben, und Kinder, die unablässig vor irgendwelchen Gefahren gewarnt werden müssen.
Hanna Johansen beschreibt die Sehnsucht der Frauen nach Ordnung und Übersicht im Chaos all dessen, was ihnen zur Sorge und Pflege aufgegeben ist – versehrte Männer, unglückliche Kinder, Möbel und Erinnerungsgegenstände, das Ansehen der Familie – als Sein zum Tode. Darin steht sie in der guten alten Tradition einer Ingeborg Bachmann oder Marlen Haushofer. Aber sie macht das mit grimmigem, kaum merklichem, dafür umso schwärzerem Humor. Dass man Regenschirme „heutzutage”, nicht mehr aus lauter Angst, „dass es im Leben so viele Gelegenheiten gibt, vom Regen überrascht zu werden”, mit sich führen und also auf sie Acht geben muss, weil man sie jederzeit für billiges Geld in einem Drogeriemarkt kaufen kann, bedeutet vielleicht noch nicht das Ende des Patriarchats – als ein Symbol dafür sei der schwarze Herrenschirm nun doch genommen –, aber es kündigt eine neue Freiheit an: Dass die Frauen, wenn sie wollen, von der ständigen Sorge um alles und jedes entbunden werden können, um ebenso unbeschwert wie die Männer in die Welt hinauszuziehen. Jetzt müssen sie nur noch zu vergessen lernen, dass es zu Hause eine Ecke gibt, in der sich kaputte Billigknirpse stapeln, nutzlose Gegenstände ohne Wert. Aber das ist ein anderes Problem. MEIKE FESSMANN
HANNA JOHANSEN: Der schwarze Schirm. Roman. Carl Hanser Verlag, München 2007. 160 Seiten, 17,90 Euro.
Es ist nicht gut, seinen Schirm achtlos irgendwo stehen zu lassen – denn es gibt im Leben sehr viele Gelegenheiten, im Regen zu stehen. Foto: Yang Liu/Corbis
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Interessiert und bewegt verfolgt Sabine Doering die Geschichte von zwei Frauen, die Hanna Johansen in ihrem Buch "Der schwarze Schirm" entfaltet. Durch eine Zufallsbegegnung im Zug lernen sich die 50-jährige Claire und die halb so alte Rose kennen und daraus ergibt sich ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht, glaubt Claire doch, es könnte sich um ihre vor 25 Jahren zur Adoption freigegebene Tochter handeln, fasst die Rezensentin zusammen. Beklommen nimmt sie die schrittweisen Enthüllungen von Claires Messie-Existenz und die Gründe dafür zur Kenntnis, und sie versichert beeindruckt, dass Johansen dabei nicht zuletzt durch ihre feinfühlige Sprache der Gefahr der "Küchenpsychologie" entgeht. Trotz des "pseudodokumentarischen" Charakters der Geschichte bleibe die Autorin ganz dicht an ihren beiden Protagonistinnen und es gelinge ihr dabei, ihren Roman zu einer "Parabel" für "moderne Beziehungslosigkeit" und die Auflösung alter Familienbande auszuweiten, so Doering spürbar beeindruckt.

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"brillanter Roman ... ein Meisterwerk der Doppeldeutigkeit" Samuel Moser, Neue Zürcher Zeitung, 20.02.07 "eine Meisterin verschwiegener Botschaften" Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung, 14.06.07 "Hanna Johansen beschreibt die Sehnsucht der Frauen nach Ordnung und Übersicht im Chaos all dessen, was ihnen zur Sorge und Pflege aufgegeben ist...Darin steht sie in der guten alten Tradition einer Ingeborg Bachmann oder Marlen Haushofer. Aber sie macht das mit grimmigem, kaum merklichem, dafür umso schwärzerem Humor." Meike Fessmann, Süddeutsche Zeitung, 14.06.07