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Allen Ginsberg war schon zu Lebzeiten ein Mythos: eine der großen, repräsentativen Gestalten der "Beat-Generation", des Aufbruchs und des Protests gegen den Vietnam-Krieg und das Amerika der fünfziger Jahre. Daß aber hinter der eindrucksvollen, so überaus medienwirksamen Figur Ginsbergs auch einer der bedeutendsten und einflußreichsten Dichter Amerikas stand, droht immer wieder in Vergessenheit zu geraten. Der vorliegende Band unternimmt es deshalb, aus seinem umfangreichen Lebenswerk das zusammenzufassen, was die großen Stationen seines Ruhms darstellt: das berühmte Langgedicht Das Geheul,…mehr

Produktbeschreibung
Allen Ginsberg war schon zu Lebzeiten ein Mythos: eine der großen, repräsentativen Gestalten der "Beat-Generation", des Aufbruchs und des Protests gegen den Vietnam-Krieg und das Amerika der fünfziger Jahre. Daß aber hinter der eindrucksvollen, so überaus medienwirksamen Figur Ginsbergs auch einer der bedeutendsten und einflußreichsten Dichter Amerikas stand, droht immer wieder in Vergessenheit zu geraten. Der vorliegende Band unternimmt es deshalb, aus seinem umfangreichen Lebenswerk das zusammenzufassen, was die großen Stationen seines Ruhms darstellt: das berühmte Langgedicht Das Geheul, die große jüdische Totenklage Kaddisch, bis hin zu seinem letzten Gedicht Tod & Ruhm.
Autorenporträt
Allen Ginsberg wurde 1926 in Newark / New Jersey geboren. 1956 veröffentlichte er sein großes Poem The Howl, das ihm Weltruhm eintrug. Ginsberg starb am 5. April 1997 in New York.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.1999

Raffen Sie die Röcke, Ladies, wir gehen durch die Hölle
Im Grand Canyon des Geheuls und des Geredes: Allen Ginsbergs Gedichte aus fünfzig Jahren / Von Heinrich Detering

Am Ende war er sich selber historisch geworden. Als er im März 1997 die Leberkrebs-Diagnose erhalten hatte, wenige Tage nur noch vor seinem Tod, begann der Siebzigjährige mit der Arbeit an seinem letzten Gedichtzyklus. Der Verkünder eines ekstatischen Vitalismus, der ein Leben lang alles Erlebte zu Versen gemacht hatte, verwandelte nun seine Lebens-Kunst zur ars moriendi. In der schönen, knappen Auswahl des "essential Ginsberg", die Uwe Wittstock jetzt herausgegeben hat, erscheint eines dieser Gedichte zum ersten Mal in deutscher Sprache: "Tod und Ruhm". Selbstironisch malt der Sterbende sich darin seine Beerdigung aus. "Tausende von Lesern" sollen kommen, Verwandte, jetzige und frühere Liebhaber; und sie alle werden sich über den toten Dichter unterhalten ("Charmant. Genie ohne große Ansprüche", "nie erinnerte er sich an meinen Namen, ich habe ihn trotzdem geliebt, ein wahrer Künstler") und sich daran erinnern, wie seine Poesie ihr Leben verändert hat: ",Kaddisch' rührte mich zu Tränen, weinte über mich selbst", ",Father Death' tröstete mich, als meine Schwester 1982 in Boston starb", "Er törnt mich an".

Tatsächlich hat von den Autoren der Beat Generation wohl keiner so viele Leser angetörnt wie der Dichter von "Kaddisch" und "Father Death". Nicht dass nicht auch Jack Kerouac, Ken Kesey und William S. Burroughs, Lawrence Ferlinghetti oder Michael McClure zeitweise den Status von Kultautoren erlangt hätten, die Weggefährten, deren Freundschaft am Anfang seiner eigenen literarischen Laufbahn gestanden hätte. Aber keiner dieser Heroen wurde in solchem Ausmaß und über so lange Zeit zum Popstar der Poesie wie Allen Ginsberg, der Aktivist und Provokateur. Als er vor wenigen Jahren im Musiksender MTV noch einmal "Howl" rezitierte, das große Skandalgedicht der fünfziger Jahre, da lauschten ihm ehrfürchtig Teenager, die von der Beat Poetry nicht einmal mehr den Namen kannten. Ginsberg war ein Guru, ein schräger Vogel und ein sonderbarer Heiliger. Dass er, mit alldem, auch ein lesbarer Dichter gewesen ist, daran muss man angesichts dieser Übermacht des Image gelegentlich erinnern. Wittstock tut es, indem er in Nachdichtungen von sechs Übersetzern exemplarische Stationen dieses Werks von 1947 bis 1997 vorstellt.

Die Lektüre ist auch eine Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert. Wie fern und fremd die Hippies (schon das Wort!), wie unbegreiflich weit der "Howl", der 1956 eine Nation bewegt hat! In San Francisco, wo Ferlinghetti das Gedicht in seinem City-Lights-Verlag publiziert hatte, wurde es umgehend polizeilich beschlagnahmt; Verleger und Autor wurden wegen Verbreitung obszöner Schriften angeklagt und mussten nach einem Aufsehen erregenden, von Seiten der Verteidigung auf beachtlichem literarischen Niveau geführten Verfahren dann doch freigesprochen werden. Ginsberg, der bis dahin für eine überschaubare Leserschar geschrieben hatte, war mit einem Schlag ein berühmter Mann. Allein in den nächsten zehn Jahren erreichte der vierundvierzig Seiten schmale Band, der für einen Dollar zu haben war, achtzehn Auflagen; selten hatte eine lyrische Dichtung in den Vereinigten Staaten eine vergleichbare öffentliche Anteilnahme ausgelöst. Berühmt und berüchtigt, haftete ihr das Epitheton "obszön" bei Freund und vor allem Feind noch lange an.

Dabei hätte man es schon damals besser wissen können. William Carlos Williams, einer von Ginsbergs lyrischen Lehrmeistern, hatte schon früh in einem Brief an Ezra Pound auf den jungen Poeten aufmerksam gemacht und bemerkt: Unter einer dünnen Schicht von "crap" liege "a sensitive mind. I like him, in spite of myself." Jetzt, zur Buchausgabe von "Howl", steuerte Williams eine Vorrede bei, die nun auch Wittstocks Auswahl einleitet; sie endet mit der Aufforderung: "Raffen Sie die Röcke, Ladies, wir gehen durch die Hölle." Die Warnung war nicht übertrieben. In Höchstgeschwindigkeit führt das Gedicht seine Leser in ein Inferno des zwanzigsten Jahrhunderts, durch Albtraumszenerien von seelischen und physischen Verheerungen, von Krankheit, Sterben und Gewalt; und wie graue Schatten liegen die unausgesprochenen Epochenerfahrungen der Weltkriege und des Holocaust über diesen grellen Alltagsbildern. Unablässig wirft Ginsbergs poetische Sofortbildkamera Nahaufnahmen vom Inneren Amerikas aus, mit Ortsnamen, die eine Landkarte der Vereinigten Staaten ergeben - Bilder aus der psychiatrischen Klinik und von den "Golgathas der Straßenrennen", aus Schlachthöfen und Gefängnissen; Bekenntnisse eines erfahrenen und unschuldigen "sensitive mind", schutzlos und mit der zitternden Genauigkeit eines Entsetzten, der sich zum Hinsehen und Weitersprechen zwingt. In Ginsbergs Gedichten der fünfziger und sechziger Jahre fluten Wortkaskaden, überstürzen sich, fallen herab von "Gebirgen von Homosexualität, Matterhörnern von Schwänzen, Grand Canyons von Arschlöchern" in die Tiefen eines Unbewussten, das diesem einen Ich gehörte und das dann eine ganze Generation, schockiert und entzückt, als das ihre wiedererkannte.

Scheinbar unkontrolliert sprudelten die Quellen dieser Visionen und Anrufungen und, mit einem Lieblingswort des movement, spontan. In Wahrheit verdankte sich die noch heute überwältigende Kraft dieses "Geheuls" einer Arbeitszeit von mehreren Jahren und einer poetischen Kunst, die an den Meistern der Moderne geschult war. Whitman, den Sänger des "body electric" und sein offenkundigstes Vorbild, hat Ginsberg schon früh beim Namen genannt; auf die poètes maudits, auf Rimbaud und Verlaine, Poe und Baudelaire, später auf Burroughs und Dylan hat er sich berufen; da ist es dann kaum mehr überraschend, wenn der Heroe der Hippies einmal auch auf die erste "Duineser Elegie" anspielt. Seit dem jungen Dichter 1948 eine Vision zuteil wurde, in der ihm der englische Romantiker William Blake persönlich (und wie Ginsberg versicherte: "in 3-D") sein Gedicht "Ah, Sunflower" rezitierte, hatte er zur literarischen Tradition ein inniges und sehr persönliches Verhältnis. An W. C. Williams, den er respektvoll mit "Dear Doctor" anredet, schreibt er 1949, seine Lieblingsbücher seien Melvilles "Confidence Man" und der eben erschienene Erstling eines Mannes namens Jack Kerouac. Bei den eigenen Gedichten, die er dem Brief beifügte, handelte es sich freilich noch um Sonette und gereimte Balladen, zu einer lieferte er gleich die Noten einer volksliedhaften Melodie mit.

Wittstocks Sammlung zeigt eindrucksvoll, wie die Sprache des jungen Ginsberg sich entwickelt hat. Nicht nur die rührend naive "Westliche Ballade" findet sich hier - wenn auch leider von der musikalischen Begleitung nicht einmal ein Hinweis geblieben ist -, sondern auch ein kurzes und lakonisches Gedicht, das sich selbstsicher in der Nachfolge von W. C. Williams bewegt. Ein Jahr vor der Veröffentlichung von "Howl" schildert es einen ländlich ruhigen Herbsttag - das Schneiden der Brombeerranken am Zaun, das Blumengießen in der Nachmittagssonne und die frischen Pflaumen, die der "kleine Baum in der Ecke" diesem Gärtner schenkt: "Ein Engel, bedacht auf meinen Magen und meine trockene und liebeshungrige Zunge." Eine sensible Seele.

Neben den Heiligen der Moderne ist die Sprache der Bibel und der rituellen Traditionen des Judentums der zweite mächtige Strom, der Ginsbergs wüstes Land bewässert. Als poetischer Prophet spricht schon der Schreckensvisionär von "Howl": Mit der Formel "I saw" setzt der erste Teil ein wie ein Kapitel aus der Apokalypse, den "Moloch" der Metropolen verflucht er im zweiten Teil in der Rolle des Elias, von der Auferstehung in "Rockland" singt er im dritten; und das Ganze bildet ein Triptychon, wie von Bacon gemalt. "Kaddisch", der ebenso eindringliche und ebenso streng komponierte Gesang von der Geisteskrankheit und dem Tod seiner Mutter Naomi, gibt sich schon in der Überschrift als jüdische Totenklage zu erkennen; aus "Proömium", "Hymne" und "Fuge", aus "Litanei" und "Lamentation" setzt das Gedicht sich zusammen, einen "Psalm" nennt es sich einmal selbst.

Von Beginn an ist der poeta vates auch ein poeta doctus gewesen. Erst in den späten sechziger Jahren, als der Slogan "Flower Power" Ginsbergs populärster Reim wurde, nahm die Attitüde der Kunstlosigkeit tatsächlich programmatische Gestalt an. Ginsbergs Gedichte wurden zu Begleittexten seiner politischen Aktivitäten gegen Vietnamkrieg und Rassismus, für das Gay Rights Movement und die Redefreiheit. Immer häufiger entstanden sie jetzt aus nichts als jener Spontaneität, die er selbst, ganz wie seine rasch wachsende Anhängerschar, als Emanzipation von Zwängen begriff und deren Ziel eine kalkulierte Unförmigkeit war. Das Experiment ist leider oft geglückt. Sein Ergebnis waren flache und ziellos mäandrierende Bilderströme, deren immergleiche Detailschärfe sich mit der Zeit in Beliebigkeit verlor; nur Zappen ist öder. Dass man für die "in 3-D" greifbare Person des Schreibens, dieses rückhaltlos ungenierte, anarchisch-vitale Ich Sympathie empfinden musste, machte aus glaubhaften Bekenntnissen noch keine glaubwürdige Poesie. Auf die Frage nach seiner Schreibabsicht hat Ginsberg einem Interviewer geantwortet: "Being candid." Das war ehrenwert, und oft blieb es dabei.

Die poetischen Folgewirkungen waren denn auch danach. Die beliebte Verwechslung von Poesie mit der Aufforderung, einfach alles rauszulassen, ging jedenfalls in den siebziger Jahren auch auf Ginsbergs Rechnung. Manche seiner Kunstgriffe - die psalmodierenden Anrufungen und Anaphern, die Verbindung von Heiligkeitsvokabeln mit four letter words - ließen sich so leicht imitieren, dass nur wenige Schülerzeitungen davon verschont blieben. Dabei beruhte die Erhebung Ginsbergs zum Popstar auf einem ähnlichen Missverständnis wie seine einstige Verteufelung zum Pornografen. Hier wie dort wurden nicht nur seine Sprachkraft und sein Künstlertum unterschätzt, sondern vor allem die Inbrunst eines Mystikers, die sich in den dionysischen Inszenierungen am sichersten verbarg und sich ihrer so gut zu bedienen wusste wie des Sprachengemischs aus Bibel und Gosse, Radio und Romantik. "I am living in Eternity", hatte er schon 1950 geschrieben, "The ways of this world / are the ways of Heaven." Dieser mystische Pantheismus war der Grundton, der in den jüdischen Versen der folgenden Jahre zu hören war und noch in den letzten, buddhistisch drapierten Gedichten nicht verklungen ist. Unter den wechselnden Moden und Maskierungen überdauerte dieser fromme Ernst: Und er blieb der eigentliche Stein des Anstoßes.

Denn nicht dass es die "Vision vom vollkommenen Fick" verkündete, war das Skandalon des "Geheuls", sondern dass es diese Vision ausdrücklich zusammensah mit Plotin und Johannes vom Kreuz, einem neuplatonischen Philosophen und einem katholischen Mystiker. Nicht der "nackte blonde Engel mit dem Schwert" erregte Empörung, sondern der Umstand, dass er hier als zugleich homosexuelles und himmlisches Wunschbild erschien. Als einen "Irren, Tramp und Engel, geschlagen in der Zeit", beklagten diese pathetischen Verse den Freund Carl Solomon (den Ginsberg in einer psychiatrischen Anstalt kennen gelernt hatte), und "eine Ewigkeit jenseits der Zeit" ist das Ziel ihrer "Pilgerfahrt zu einem Kreuz in der Leere". Nicht dass Ginsberg so schamlos die "ways of the world" ging, erregte Empörung, sondern dass er sie mit denen des Himmels gleichsetzte. Nicht der Sex war der Skandal, sondern seine Erhebung als Monstranz. Einem Essay über Bob Dylan gab Ginsberg, Jahrzehnte später, die Überschrift "Songs of Redemption". Sie ließe sich mit demselben Recht über sein eigenes Schreiben setzen.

Immer sind seine weltlichen Erlösungslieder auf der Suche nach jenem Zustand, den "Kaddisch" (hier in Peter Waterhouses Nachdichtung) so umschreibt: "irrlichternd im Mondhirn, Nichtlos . . . Alle Zeit mir jenseits". Noch wo Ginsbergs Geheul zum Gerede verflacht, ist es angetrieben von dem Verlangen, solche Epiphanien einer "time out of mind" festzuhalten. Das Risiko, dass sein Pathos in Komik umschlagen könnte, nahm er bereitwillig in Kauf. Den Versuch etwa, masturbierend Gedichte zu schreiben, habe er, wie er seufzend erklärte, leider wieder aufgeben müssen; beides ging halt nicht zusammen. Ohne Gedicht aber war alle Lust sinnlos.

Während die Hippies sich mit sex and drugs amüsierten, wurde Ginsberg zum Dokumentaristen des Rausches. Noch seine Exzesse waren so sorgsam dosiert, dass sie das Schreiben in Gang hielten. Nichts ist dafür kennzeichnender als die Verbindung endloser Assoziationsprotokolle mit nüchtern an den Rand notierten Angaben über Zeit, Umstände und Namen des jeweils eingenommenen Präparats. In diesen Texten - die man bei Wittstock als einzige vermisst - sieht der Ekstatiker sich selbst als Versuchsleiter zu; während der eine die Besinnung verliert, bleibt der andere bei Verstand.

Nur ausnahmsweise sind es darum einzelne Verse oder Bilder, die nach dem Lesen im Gedächtnis bleiben - der Anfang von "Howl" etwa ("I saw the best minds of my generation destroyed by madness") oder der ironisch-altersweise Schluss einer späten Rechenschaft: "Allen Ginsberg warnt euch / geht nicht meinen Weg / des Verlöschens." Öfters sind es Rhythmen und Tonfälle, die man nicht vergisst, der Klang einer Stimme, die noch im gedruckten Buch hörbar bleibt. Ihr bevorzugter Ort wurden freilich, je länger, je mehr, die öffentlichen Auftritte, die Rezitationen, die Rückkehr vom geschriebenen zum gesungenen Lied. Einen Zustand zu erlangen, in dem auch die Differenz von Stimme und Schrift aufgehoben wäre, heimzukehren in die Augenblicks-Gemeinschaft von Sänger, Hörer und besungener Welt: Was die performances der wilden Jahre herzustellen versuchten, das gelang spät in der Rückkehr zu den oralen Traditionen der amerikanischen Popularkultur. Nicht mehr Happenings kamen dabei zu Stande, sondern ruhige Rezitationen, für die dann etwa Philip Glass die Musik schrieb, und einfache Formen wie der Blues, der sogar die zwanglose Rückkehr zum Reim erlaubte.

Als 1976 sein Vater starb, schrieb Ginsberg kein "Kaddisch" mehr wie achtzehn Jahre zuvor, sondern den "Father Death Blues". Von Bob Dylan ließ er sich musikalisch anleiten, und nicht mehr nur im gedruckten Buch waren die Gedichte nun zu lesen, sondern auf der Schallplatte zu hören, im Duett des "First Blues". Um dieselbe Zeit begleitete Ginsberg diesen Weggefährten seines Spätwerks auf der legendären "Rolling Thunder Tour". In einer Szene des Films, den Dylan daraus machte, sieht man die beiden am Grabstein Jack Kerouacs sitzen, versunken musizierend, auf die Szene weht welkes Laub. Ein Kaddisch für die beat poets. 1977 war das; noch zwanzig Jahre bis zu Ginsbergs Tod.

Allen Ginsberg: "Gedichte". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Heiner Bastian, Michael Kellner, Bernd Samland, Jürgen Schmidt, Peter Waterhouse und Carl Weissner. Ausgewählt von Uwe Wittstock. Mit einem Essay von William Carlos Williams. Carl Hanser Verlag, München 1999 112 S., geb., 28,- DM.

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"1997 erlag der letzte Überlebende Poet der Beat Generation dem Leberkrebs. Nun legt der Hanser-Verlag einen Querschnitt seines Werks vor, den Heinrich Detering in der FAZ ausführlich und wohlwollend bespricht. Er nutzt die Rezension, um Ginsbergs Werk von den Anfängen in den vierziger Jahren bis in die Neunziger noch einmal Revue passieren. Als entscheidenden Moment bezeichnet Detering das legendäre Gedicht "Howl" (Geheul), das 1956 einen riesigen Skandal ausgelöst hat. Aber nicht, dass Ginsberg in diesem Gedicht obszön sei, habe letztlich diesen Skandal bewirkt, meint Detering, sondern die Verknüpfung des Obszönen mit der Sphäre des Heiligen und Religiösen. Detering zeigt, auf welchem Niveau Ginsberg an Dichter wie Whitman und William Carlos Williams angeknüpft hat (der zu dieser Auswahl ein Vorwort verfasst hat). In den siebziger Jahren sei die Lyrik dieses Popstars der Poesie, von dem der Reim "Flower Power" stammt, dann allerdings ins nur Spontane abgeglitten: "Die beliebte Verwechslung von Poesie mit der Aufforderung, einfach alles rauszulassen, ging jedenfalls ... auch auf Ginsbergs Rechnung." Dennoch lobt Detering auch hier noch diePräzision der Bilder. Über die Qualität der Übersetzungen schweigt sich Detering weitgehend aus.

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