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Sehr persönliche Erinnerungen, geschrieben mit der Offenheit, die ihn als Psychotherapeuten so besonders und letztlich weltberühmt machten.
Irvin D. Yalom widmete sein Leben dem seelischen Leid anderer, in diesem Buch erzählt er von sich und den Umbrüchen, die ihn und seine Arbeit geprägt haben. Er berichtet von der Kindheit in prekären sozialen Verhältnissen, dem Minderwertigkeitsgefühl in jungen Jahren, der frühen Eigenwilligkeit, aber auch von den Kämpfen der verschiedenen psychotherapeutischen Schulen in den 1960er Jahren, den Anfängen der Studentenrevolte, der Menschenrechts- und…mehr

Produktbeschreibung
Sehr persönliche Erinnerungen, geschrieben mit der Offenheit, die ihn als Psychotherapeuten so besonders und letztlich weltberühmt machten.

Irvin D. Yalom widmete sein Leben dem seelischen Leid anderer, in diesem Buch erzählt er von sich und den Umbrüchen, die ihn und seine Arbeit geprägt haben. Er berichtet von der Kindheit in prekären sozialen Verhältnissen, dem Minderwertigkeitsgefühl in jungen Jahren, der frühen Eigenwilligkeit, aber auch von den Kämpfen der verschiedenen psychotherapeutischen Schulen in den 1960er Jahren, den Anfängen der Studentenrevolte, der Menschenrechts- und Frauenbewegung, Drogen und Esoterik, und auch Berühmtheiten wie Viktor Frankl oder Rollo May kommen zu Wort.

Entstanden ist so das Porträt eines Mannes, der sein Leben in Gänze ausgekostet und gleichzeitig mit extremen Sinn gefüllt hat - von ausgelassenen Flitterwochen auf dem Motorrad durch Frankreich bis zur therapeutischen Arbeit mit Krebspatienten und dem Reflektieren über den eigenen Tod.
Autorenporträt
Irvin D. Yalom wurde 1931 als Sohn russischer Einwanderer in Washington, D.C. geboren. Er gilt als einer der einflussreichsten Psychoanalytiker in den USA und ist vielfach ausgezeichnet. Seine Fachbücher gelten als Klassiker. Seine Romane wurden international zu Bestsellern und zeigen, dass die Psychoanalyse Stoff für die schönsten und aufregendsten Geschichten bietet, wenn man sie nur zu erzählen weiß.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.02.2018

Transparent und mit viel Mitgefühl
Begeistert für Geschichten: Der Therapeut Irvin D. Yalom besichtigt sein Leben

Je besser wir uns selbst verstehen, desto besser ist das Leben, das wir führen: Mit dieser Überzeugung hat Irvin D. Yalom, einer der bekanntesten amerikanischen Psychotherapeuten, Stanford-Emeritus, Autor von Standardwerken zur Gruppentherapie und Existentieller Psychotherapie und internationalen Bestseller-Romanen, mehr als fünfzig Jahre lang versucht, verborgenen Beweggründen im Leben anderer auf die Spur zu kommen. In seinem, wie er ankündigt, letzten Werk rekonstruiert und analysiert er nun die eigene Geschichte.

Als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer wächst er in einfachsten, aber bildungsorientierten Verhältnissen auf - sein erstes Fahrrad schenken die notgedrungen sparsamen Eltern dem Zwölfjährigen, nachdem er ihnen weisgemacht hat, nur mit diesem könne er regelmäßig die Bibliothek besuchen. Seiner Herkunft habe er sich immer geschämt, berichtet der Autor und beschreibt als Grundgefühl seines Lebens den Drang, eine vermeintliche Minderwertigkeit auszugleichen, einen Drang, der sich in einem unglaublichen Fleiß niederschlägt. Mit Bestnoten sichert er sich einen der wenigen seinerzeit für Juden reservierten Studienplätze in Medizin.

Seiner Begeisterung für Geschichten und Literatur schreibt er seine schnelle Entscheidung für das Fach Psychiatrie zu. Und hier ist es wiederum eine Geschichte, die Geschichte seiner ersten Patientin, Muriel, die Yalom der Prüfungskommission einfach erzählt, statt den Fall nach den vorgegebenen Kategorien zu analysieren, die ihn aus seinen Mitstudierenden heraushebt und ihn zu der Überzeugung gelangen lässt, er habe in diesem Fach vielleicht etwas Besonderes zu geben. Die Behandlung von Muriel enthält im Rückblick bereits die wichtigsten Elemente der therapeutischen Herangehensweise, die Yalom ein Leben lang ausarbeiten wird: ein freundschaftliches Gespräch, in dem der Therapeut sich empathisch auf sein Gegenüber einlässt und mit seinen eigenen Gefühlen und Erfahrungen nicht hinter dem Berg hält.

Später findet Yalom in der Gruppentherapie sein Spezialgebiet, denn er ist überzeugt, dass Menschen in der Einsicht, mit ihrem Leid nicht allein zu sein, den größten Trost finden können. Die Offenheit behält er bei. Statt die Sitzung durch ein Fensterchen in der Wand von Kollegen beobachten und später analysieren zu lassen, bezieht er die Beobachter ein, stellt sie den Patienten vor, lässt sie mitdiskutieren, bespricht die Notizen, die er sich zu den Sitzungen anfertigt, mit den Patienten. Diese Transparenz stößt manche Kollegen vor den Kopf und macht ihm selbst, wie er zugibt, gelegentlich Angst, doch sie zahlt sich in Form überraschender therapeutischer Einsichten und Fortschritte für die Patienten aus.

Yalom arbeitet sich an den Größen seines Fachs ebenso ab wie an den großen literarischen Persönlichkeitsstudien und an Philosophen wie Spinoza, Nietzsche und Schopenhauer. Für den Leser wird die Autobiographie so zu einem Ausflug in die Geschichte der Psychotherapie. Für seine eigene Praxis bleibt Yalom konsequent dabei, sein Gefühl für gelingende Kommunikation höher zu schätzen als Vorstellungen davon, was ein Therapeut den verschiedenen Schulen zufolge tun müsse und nicht tun dürfe. Seine Karriere führt Yalom derweil zuerst in die Armee, die den wehrpflichtigen Facharzt mit einer Abkommandierung nach Hawaii zwangsbeglückt, später nach London und Paris und auf den Spuren Freuds zu einer Lehranalyse nach Wien, bevor er an der Stanford University sesshaft wird.

In den letzten Kapiteln reflektiert Yalom das Näherkommen des eigenen Todes, Die Entwicklung gehe weiter und er komme nicht mehr recht mit, konstatiert Yalom, findet aber trotzdem noch die Energie, um über Therapien via SMS und Skype und die Bedeutung des Hirnscanners für die Psychiatrie der Zukunft nachzudenken.

Schreibklausuren in den schönsten Gegenden der Welt, Lese- und Vortragsreisen rund um den Globus, eine wachsende Familie, deren organisatorische Last allerdings zum größten Teil seine Frau zu tragen hatte, die zeitgleich um ihre akademische Karriere kämpfte: Man möge so leben, konstatiert der Autor im Rückblick, dass man nicht mit dem Eindruck scheiden müsse, nicht gelebt zu haben. In dieser Hinsicht dürfte Yalom sich wenig vorzuwerfen haben.

MANUELA LENZEN

Irvin D. Yalom: "Wie man wird, was man ist". Memoiren eines Psychotherapeuten.

Aus dem Englischen von Barbara von Bechtolsheim. btb Verlag, München 2017. 444 S., geb., 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.01.2018

Die Not hinter den Wünschen
„Wie man wird, was man ist“: Die Memoiren des amerikanischen Psychotherapeuten und Bestseller-Autors Irvin D. Yalom
Um das Leben kennenzulernen, sind 86 Jahre eine lange Zeit. Es gibt deshalb nicht mehr viel, mit dem Irvin D. Yalom noch fremdelt. Nur beim Altwerden selbst, da fühlt er sich wie ein Novize, schreibt der amerikanische Psychotherapeut in seinen Memoiren „Wie man wird, was man ist“. Zum Glück ist dieser unpersönliche Titel die einzige Stelle im Buch, in welcher der Autor die Distanz zu sich selbst in den Vordergrund stellt (das englische Original macht mit „Becoming Myself“ vor, wie es besser ginge). Auf jeder folgenden Seite öffnet er sich kompromisslos, das ist in Yaloms Schreiben ein bewährtes Mittel, den Leser für sich einzunehmen.
Vor fast dreißig Jahren veröffentlichte der Psychotherapeut in „Die Liebe und ihr Henker“ die ersten von zahlreichen Fallgeschichten aus seiner Praxis, später auch Romane wie „Und Nietzsche weinte“ und „Die Schopenhauer-Kur“. Vor allem in Europa wurden einige seiner Werke zu Bestsellern. Dabei bietet Yalom durchaus schwere Kost, das Straucheln seiner in Einsamkeit oder Selbstzweifeln gefangenen Patienten oder die Suche todkranker Menschen nach einem Sterben in Würde.
Geboren wurde Irvin D. Yalom 1931 in einem rauen Viertel in Washington D.C. als Kind jüdischer Einwanderer. Seine frühen Jahre sind geprägt von inneren wie äußeren Kämpfen, letztere gegen die Kakerlaken-Plage in der Wohnung und mit Jugendgangs auf der Straße. Tiefere Wunden aber reißen die inneren Konflikte. Die Aufmerksamkeit des Vaters muss gewonnen, die Lieblosigkeit der Mutter (eine Einschätzung, die der erwachsene Autor revidiert) ertragen werden. Der Junge leidet an seiner Herkunft aus einer bildungsfernen Familie, es zerreißt ihn zwischen der in religiösen Ritualen erstarrten Welt seiner Eltern und dem Freiheitsversprechen des amerikanischen Lebensstils, der den Zwölfjährigen in Form eines nicht-koscheren Hamburgers verführt. Zuvor ist Yalom – ein Spitzenschüler – zum wiederholten Mal daran gescheitert, sich für seine Bar Mizwa ein paar Sätze auf Hebräisch zu merken.
Diese frühen Episoden nehmen viel Raum ein, was Yalom mit einem Zitat von Charles Dickens erläutert: „Denn wie ich dem Ende näher und näher komme, wandere ich im Kreis, immer weiter dem Anfang zu.“ Irgendwo auf diesem Rundweg ahnt der Psychotherapeut, was ihn sein Leben lang angetrieben hat. Nur vordergründig war es der Wunsch, Menschen in Not zu helfen, neue Formen der Psychotherapie zu entwickeln und Geschichten aufzuschreiben.
Dahinter hat stets als wichtigstes Publikum seine Mutter gestanden, zu der er als 14-Jähriger innerlich die Tür geschlossen hat. „Mein ganzes Leben habe ich versucht, vor meiner Vergangenheit wegzulaufen. Kann es trotzdem sein, dass ich weder meiner Vergangenheit noch meiner Mutter entkommen bin?“
Seine Bemühungen, der Herkunft zu entfliehen, führen Yalom ins Medizinstudium, obwohl die George Washington University eine strenge Quote für jüdische Studenten einhält. Der junge Yalom nimmt diesen Antisemitismus nicht einmal richtig wahr, weil er nichts anderes kennt. Die erste Studienzeit beutelt den jungen Mann, er leidet unter Depression, Ängsten und der Trennung von seiner späteren Frau Marilyn. Seit er 15 Jahre alt ist, sind sie ein Paar.
Je weiter seine Karriere fortschreitet – sie bringt ihn schließlich an die renommierte Stanford University –, umso stärker wendet sich Yalom von der Medizin ab und der Literatur und Philosophie zu. Sartre und Camus, Nietzsche und Epikur traut er eher zu als den Vertretern seiner eigenen Zunft, Antworten zu finden auf existenzielle Fragen. Wie soll man umgehen mit der Angst vor dem Tod? Was bedeutet das Wissen um die Sterblichkeit für die eigene Lebensgestaltung? Nur wer sich diesen Fragen stellt, dringt zum Ursprung vieler seelischer Nöte vor, davon ist Yalom überzeugt.
In seiner klinischen Arbeit etablierte Yalom von den 1970er-Jahren an die Gruppentherapie. In einer Runde mit anderen Patienten, die stellvertretend für all die Gruppenzugehörigkeiten im echten Leben steht, sollten sich Probleme im Umgang mit anderen Menschen am besten bearbeiten lassen.
Neben die erhellenden Passagen zur akademischen Welt treten Erzählungen aus dem Privatleben, etwa von gemeinsamen Reisen und Drogenerfahrungen mit Marilyn, seit mehr als 60 Jahren seine Ehefrau und Mutter der vier gemeinsamen Kinder. Oder das Schwärmen für die Bonsais im Garten. Nicht bei jeder Seite dieses dicken Buches wartet man atemlos aufs Umblättern, seine zahlreichen Fans hat der Autor sicher nicht durch straff gespannte Spannungsbögen oder eine besonders elegante Sprache gewonnen. Er fesselt, weil er das scheinbar hoffnungslos verworrene Geflecht aus Gefühlen und Denkmustern bei sich selbst und anderen so geschickt entknotet, dass schließlich alles einer klaren, einfachen Sprache zugänglich ist.
Seine Rollen als Bestseller-Autor und Therapeut laden dazu ein, in Yalom eine Figur des großen alten Weisen zu sehen. Mit feiner Ironie nimmt der 86-Jährige diese Position an – und demontiert sie zugleich mit einer weiteren Selbstoffenbarung. Er, der stets dafür plädiert hat, sich den eigenen Ängsten zu stellen, wollte jahrzehntelang nicht wissen, was der Holocaust seiner eigenen Familie angetan hat. Nie hat er seine Eltern nach den vielen ermordeten Verwandten gefragt. Als der Film „Schindlers Liste“ in die Kinos kam, fuhren er und seine Frau in getrennten Autos zu der Vorstellung. Beide ahnten, dass er den Kinosaal vorzeitig verlassen würde, um nicht die Leichenberge sehen zu müssen.
Und sein eigener nahender Tod? Je näher der Schluss rückt, desto spürbarer ringt hier einer mit dem Aufhören, der weiß, dass „ungute Gefühle an die Oberfläche zu kommen drohen, wenn ich das Tempo runterfahre“. Andererseits sieht er seine Todesangst gemildert durch die Gewissheit, wenig im Leben zu bereuen – eine Lektion, die ihm die vielen Gruppenstunden mit todkranken Patienten vermittelt haben. Also spricht Yalom sein Schlusswort mit Zarathustra: „War das das Leben? Wohlan! Noch einmal!“
KATRIN BLAWAT
Hier fragt sich ein 86-Jähriger
im Rückblick, ob er je seiner
Mutter entkommen ist
Die Figur des großen alten
Weisen nimmt Yalom an –
und dementiert sie zugleich
Irvin D. Yalom: Wie man wird, was man ist. Memoiren eines Psychotherapeuten. Aus dem Englischen von Barbara von Bechtolsheim. btb, München 2017. 448 Seiten, 25 Euro.
E-Book 18,99 Euro.
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»Irvin D. Yalom beweist immer wieder, dass die Psychoanalyse Stoff für die schönsten und aufregendsten Geschichten bietet, wenn sie nur in die richtigen Hände gerät.« The New York Times