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Als Amanda Starkey eines Morgens mit der schrecklichen Überzeugung aufwacht, man habe ihr die Beine amputiert, weiß sie, dass sie weg muß. Weg von den Gräueln des Krieges, weg von den bis zur Unkenntlichkeit verletzten Soldaten und weg von dem, was sie am meisten liebt, nämlich ihr Selbstbild vom Engel in Krankenschwesterntracht. Es ist Spätwinter in Wisconsin im Jahr 1919, als Amanda zu ihrer geliebten Schwester Mattie und deren kleiner Tochter Ruth zurückkehrt. Auch Mattie ist vom Krieg gezeichnet; ihr Mann Carl ist Soldat und wurde schwer verletzt. Ungeduldig erwartet sie seine Rückkehr auf…mehr

Produktbeschreibung
Als Amanda Starkey eines Morgens mit der schrecklichen Überzeugung aufwacht, man habe ihr die Beine amputiert, weiß sie, dass sie weg muß. Weg von den Gräueln des Krieges, weg von den bis zur Unkenntlichkeit verletzten Soldaten und weg von dem, was sie am meisten liebt, nämlich ihr Selbstbild vom Engel in Krankenschwesterntracht. Es ist Spätwinter in Wisconsin im Jahr 1919, als Amanda zu ihrer geliebten Schwester Mattie und deren kleiner Tochter Ruth zurückkehrt. Auch Mattie ist vom Krieg gezeichnet; ihr Mann Carl ist Soldat und wurde schwer verletzt. Ungeduldig erwartet sie seine Rückkehr auf die kleine Farm. Doch nun nehmen Mattie und Amanda die innige Beziehung ihrer Kindheit wieder auf. Es scheint, als hätten die Schwestern sich nur diese Geborgenheit gewünscht. Für Amanda war Carl immer ein Störenfried, der sich wie ein Keil zwischen Mattie und sie geschoben hat. Aber als der Frühling seine Vorboten schickt, weiß Amanda, dass auf ihrem kleinen Frieden ein Schatten aus der Ver gangenheit liegt. Ihr romantisches Verhältnis zu Clement Owen, der Amandas Träume von einer Hochzeit brutal zerstört hatte, ist nicht ohne Folgen geblieben. Amanda erwartet ein Kind. Diese Gewißheit erfüllt sie mit namenlosem Entsetzen. Doch als sich die Schwangerschaft vor der Schwester nicht mehr verheimlichen läßt, hat Mattie eine Idee. Die beiden Frauen werden mit Ruth auf ihre kleine Insel im nahegelegenen See ziehen, wo Mattie und Carl ihre erste Ehezeit verbracht haben. Dort, unbemerkt von den Nachbarn, soll Amanda ihr Kind zur Welt bringen. Dann würde man weitersehen. Die drei genießen das einsame Leben auf der Insel. Amanda arbeitet in Haus und Garten und nimmt Mattie, die schon immer eine Träumerin war, alle Alltagssorgen ab. Sie kümmert sich um Ruth, fast mehr als dies die leibliche Mutter tut. Ist das der Grund, warum sich ein leises Gefühl der Eifersucht zwischen den Schwestern einstellt? Dem herrlichen Sommer folgt ein früher Wintereinbruch. Und eines Abends im Nove mber ist es so weit. Das Baby, ein Mädchen, wird geboren. Als Amanda nach der schweren Geburt wieder zu sich kommt, sieht sie, dass ihre Schwester das Baby im Arm wiegt. Heiße Eifersucht brandet in ihr auf. Sie ist überzeugt, dass Mattie ihr die Kleine wegnehmen will. In ihrer Panik beschließt sie, mit ihrer Tochter zu fliehen. Als alle schlafen, rafft sie ein Bündel Decken zusammen und macht sich mit ihrem Baby auf den Weg über den halb zugefrorenen See. Sie bemerkt nicht, dass die kleine Ruth aufgewacht ist und ihr folgt. Dann überstürzen sich die Ereignisse...
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.06.2001

Whiskey im Ohr
Christina Schwarz' "Novemberkind" lauscht falschen Tönen

Ein finsteres Geheimnis schmiedet Amanda und ihre Nichte Ruth aneinander. Vor langer Zeit brach Mathilda, Amandas Schwester, Ruths Mutter, in einen zugefrorenen See ein und ertrank. Warum aber heißt das Buch im Original "Drowning Ruth" (also "Ruth ertränken" oder "Die ertrinkende Ruth")? Und warum kann man über das Unglück nicht offen sprechen, warum wird "das, was in jener Nacht geschah", wie in einem Krimi angedeutet, in der Schwebe gelassen und erst auf den allerletzten Seiten des Romans aufgeklärt?

Christina Schwarz legt in ihrem ersten Roman manche falsche Fährte. Dabei geht es hier gar nicht um ein Verbrechen, sondern um ein uneheliches Kind, dessen Existenz um jeden Preis verheimlicht werden muß. Weil das wahrhaftig kein aktuelles Problem mehr ist, verlegt die Autorin die Geschichte der ungleichen Schwestern Mandy und Mattie in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die eine, Krankenschwester von Beruf, fällt einem Hallodri in die Hände; die andere heiratet einen Fleischabpacker, der, nachdem er sie geschwängert hat, in den Krieg zieht. Als er invalid zurückkehrt, ist Mathilda bereits tot. Um die ungebärdige Ruth kümmert sich die Tante.

In verschachtelten Rückblenden und wechselnden Erzählperspektiven entfaltet sich das ausgeklügelte Seelendrama vom Verführer, dessen Stimme "so weich wie teurer Whiskey" war, vom Witwer, der im Glauben gelassen wird, daß seine Frau ihn betrogen hat, von Imogene, dem weggegebenen Kind, das wiederauftaucht und dem der im Unwissen gelassene Vater - der mit der Whiskey-Stimme - nachstellt, ehe ihn Amanda ungerührt ertrinken läßt.

Die Männer sind hier durchweg Schwächlinge oder Lumpen, die Welt wird von den Frauen zusammengehalten. Mathilda und Amanda, die einen Sommer und einen Herbst mit Ruth allein auf einer Insel verbringen, setzen den amerikanischen Mythos von der Zähmung einer unwirtlichen Natur ins Feministische um. Die Schilderung des winterlichen Wisconsin mit dem "wie eine weiße Narbe auf der Erde liegenden zugefrorenen See", wo die Frauen im ärmlichen Bauernhaus der Eltern leben, gehört zu den stärksten Passagen des Romans. Für Amerika mag diese Mischung den rasanten Erfolg des Romans erklären, der, nachdem eine populäre Fernsehmoderatorin ihn empfohlen hatte, sogleich Bestsellerruhm erlangte. Für uns ist er eher unerheblich.

RENATE SCHOSTACK.

Christina Schwarz: "Novemberkind". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. btb Verlag, München 2001. 383 S., geb., 46,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Warum die Autorin so viele "falsche Fährten" auslegt, als gelte es einen Kriminalroman und nicht etwa ein historisch verpacktes Gesellschaftsdrama um ein uneheliches Kind zu schreiben, leuchtet Renate Schostack nicht so ganz ein. In Amerika ist dieser Debütroman aus der Zeit des Ersten Weltkriegs ein Bestseller geworden, was sich die Rezensentin mit dem amerikanischen Gründungsmythos und Pioniergeist erklärt, der bei Schwarz ins Feministische gewendet werde. Die Männer seien schwache Kerle oder Betrüger, die Frauen meisterten ihr Überleben im winterlichen Wisconsin auf einer Insel - diese Beschreibung vom Leben auf dem Land zählt Schostack im übrigen zu den gelungensten Passagen des Romans.

© Perlentaucher Medien GmbH