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Vom Autor des internationalen Bestsellers "Lemprière s Wörterbuch". Sein Debüt "Lemprière s Wörterbuch" war ein Bestseller und machte Lawrence Norfolk über Nacht zum Star der internationalen Literaturszene. Mit "Das Festmahl des John Saturnall" hat Norfolk einen neuen, grandiosen Roman vorgelegt. Erzählt wird darin die Geschichte des Waisen John, der im 17. Jahrhundert zum bedeutendsten Koch seiner Epoche aufsteigt. Auch Lucretia, die verwöhnte Tochter seines Herrn, weiß er mit seinen Kochkünsten zu betören. Aber Krieg und Standesunterschiede lassen kaum Platz für die Liebe zwischen dem Koch und der Lady. …mehr

Produktbeschreibung
Vom Autor des internationalen Bestsellers "Lemprière s Wörterbuch".
Sein Debüt "Lemprière s Wörterbuch" war ein Bestseller und machte Lawrence Norfolk über Nacht zum Star der internationalen Literaturszene. Mit "Das Festmahl des John Saturnall" hat Norfolk einen neuen, grandiosen Roman vorgelegt. Erzählt wird darin die Geschichte des Waisen John, der im 17. Jahrhundert zum bedeutendsten Koch seiner Epoche aufsteigt. Auch Lucretia, die verwöhnte Tochter seines Herrn, weiß er mit seinen Kochkünsten zu betören. Aber Krieg und Standesunterschiede lassen kaum Platz für die Liebe zwischen dem Koch und der Lady.
Autorenporträt
Lawrence Norfolk gelang gleich mit seinem ersten Roman ¿Lemprière¿s Wörterbuch¿ ein internationaler Bestseller. Das Buch wurde in über 30 Sprachen übersetzt und gewann den Somerset Maugham Award. Zwei weitere, von der Kritik hoch gelobte Romane folgten. Der Autor, geboren 1963, verbrachte einen Teil seiner Kindheit im Irak. Nach seinem Studium am King¿s College arbeitete er als Journalist und Schriftsteller. Heute lebt er mit seiner Familie in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.01.2013

Der kulinarische Dämon
Lawrence Norfolk landete in den neunziger Jahren einen großen Bestseller. Sein neuer Roman
„Das Festmahl des John Saturnall“ ist ein historischer Schmöker – und eine Ehrenrettung der englischen Küche
VON JOHAN SCHLOEMANN
Nach gängiger Vorstellung gibt es bei den Briten seit Ewigkeiten, so ungefähr seit dem Ende der römischen Besatzung, nichts als fettige Fish ’n’ chips und Baked beans zu essen. Alles auf der Insel ein ungenießbarer Fraß – bis sie in jüngster Zeit von einer beispiellosen Feinschmeckerwelle erfasst wurde, die Koch-Stars wie Nigella Lawson oder Jamie Oliver an die Spitze der Gesellschaft brachte.
  Eine Art Ehrenrettung der englischen Küche unternimmt jetzt der Schriftsteller Lawrence Norfolk. Der Autor, der in den frühen neunziger Jahren mit seinem Bestseller „Lemprière’s Wörterbuch“ bekannt wurde – es blühte damals, seit den achtziger Jahren, der postmoderne Roman mit historischen Stoffen, Umberto Eco oder Christoph Ransmayr feierten mit solchen Büchern Erfolge –, dieser Lawrence Norfolk also hat seine eigene Kochkunst über die Jahre verfeinert und ist inzwischen mit Londoner Spitzenköchen befreundet. Das neue Buch „Das Festmahl des John Saturnall“, sein erster Roman seit zwölf Jahren, belehrt nun den Leser, dass bereits im siebzehnten Jahrhundert in englischen Herrenhäusern äußerst raffiniert gekocht wurde: Man versteckte allerlei Singvögel und Wildbret im jeweils nächstgrößeren Tier, man ließ Desserts mit Madeirazucker gelieren, worin kandierte Anspielungen auf die Person des Essers eingetaucht waren, man vermehrte mit dem Aufschwung des Welthandels die Zahl der Gewürze und reduzierte die exquisitesten Soßen.
  In diese Zeit platziert Lawrence Norfolk, der für sein Buch aufwendig recherchiert hat, eine Art von Jamie Oliver der Vergangenheit: Sein Held John Saturnall bringt es vom ausgezehrten Küchenjungen in der Spülküche zum gefeierten celebrity chef seiner Epoche. Zu diesem Aufstieg geleitet ihn sein ganz spezieller Riecher – sein Dämon, wie er es nennt –, mit dem er schon seit frühester Jugend aus einem großen Topf auf der Feuerstelle die diversen Zutaten eines Gerichts herausschnuppert.
  Zur weiteren Verwandtschaft dieses olfaktorischen Dämons gehört erkennbar der Held eines anderen historischen Romans der achtziger Jahre, nämlich der begnadete Pariser Parfumeur, den Patrick Süskind damals ersann. In seiner engeren Verwandtschaft ist es jedenfalls seine Mutter, die John Saturnall seine Begabung sowie sein gründliches Wissen über Kräuter und Wurzeln vererbt hat, bevor sie, von religiösen Eiferern als Hexe verfolgt, ihren Sohn als Vollwaisen zurückließ. Aus dem dornigen Gestrüpp rund um sein Heimatdorf entkommt John gerade noch den christlichen Sektierern und heuert dann bei einem gewissen Sir William Fremantle an, dem Gutsherrn von Buckland.
  Dort wird er zunächst einer der vielen Bediensteten, die in der Backstube, beim Vögelrupfen, beim Schlachten, Einlegen, Zerkleinern, Anrühren, beim Bratspießdrehen oder Pastetenschichten für das leibliche Wohl des Landadels schuften. John aber lernt sein Handwerk schnell und besser als alle anderen. „Die Küche kennt keine Grenzen“, heißt es einmal: „Jede neuerworbene Geschicklichkeit seiner suchenden Finger zog eine Unzahl neuer Aufgaben nach sich.“
  Bevor die bis in die Gegenwart notorische englische Klassengesellschaft und all die Kämpfe um den wahren christlichen Glauben das fiktive Tal erfassten, in dem die Fremantles herrschen, soll dort der Legende nach ein üppiges heidnisches Festmahl gefeiert worden sein, bei dem kein Unterschied von Arm und Reich, von Diener und Herrschaft gemacht worden war. Aus diesem Grund trägt unser kulinarisches Genie auch den Namen „Saturnall“ – in Erinnerung an die Saturnalien in jenen paradiesischen Zeiten.
  Dem Roman, der von viel Luxus auf der einen und von nicht weniger Widrigkeiten und Entbehrungen auf der anderen Seite zu berichten weiß, unterliegt also eine ebenso hedonistische wie soziale Utopie. Diese Utopie wird denn auch zeitweilig heftig ausgelebt in Form einer absolut unmöglichen Affäre zwischen John Saturnall, dem Koch, und der trotz ihrer Seidenstrümpfe und Heiratsaussichten nicht sehr glücklichen Tochter des Hauses, Lady Lucretia. Im Zuge dessen darf in den Zeiten des Mangels die Dienerschaft zumindest einmal im Jahr zusammen mit den Adligen am selben hohen Tisch speisen.
  Diesem unerhörten Durcheinander im Herrenhaus entspricht das Durcheinander der Epoche: Es die Zeit des Bürgerkriegs, die Zeit des Stuart-Königs Karl I., der 1649 auf Beschluss des Londoner Parlaments geköpft wird – John Saturnall darf den Monarchen sogar einmal bekochen, als dieser auf Durchreise das Gutshaus beehrt, und nimmt dafür allergrößte Risiken auf sich; aber er muss dann eben auch mit seinen königstreuen Herren in den Krieg gegen die „New Model Army“ des puritanischen Diktators Oliver Cromwell ziehen. Die Schlacht geht verloren, John kocht also erstmal anderswo weiter.
  So drückt sich das Dilemma von Dienstverhältnissen in der feudalen Gesellschaft aus: Man leidet zwar immer wieder an der Ungerechtigkeit der angeblich gottgewollten Machtverhältnisse; aber wenn alles drunter und drüber geht, hängt man doch an seinem Job und am alten Regime. Ähnlich hin- und hergerissen scheint auch Lawrence Norfolk als Autor des Romans zu sein: Er träumt ein wenig von herrschaftsfreier Vorzeit, ist aber doch sehr froh über den üppigen Stoff, den ihm die Küche des Herrenhauses zur Beschreibung bietet – über die exklusiven Viktualien, über die Hierarchien, über den Leistungs- und Zeitdruck, also all das, was aufwendigen Küchen bis heute ihre choreographische Faszination verleiht.
  Seit Walter Scott schafft es die englische Literatur immer wieder, Romane mit historischen Stoffen hervorzubringen, die nicht auf dem Grabbeltisch zwischen schlichten Krimis und Fantasy-Romanen landen, sondern sich fürs qualitätvollere literarische Programm empfehlen. Zuletzt hat Hilary Mantel zweimal den Booker-Preis für Romane erhalten, die in der Tudor-Zeit spielen. Nach der einschlägigen Theorie von Georg Lukács ist der historische Roman – so fasst es Perry Anderson in einem Aufsatz über dieses Genre zusammen, der in der jüngsten Nummer der Zeitschrift Sinn und Form abgedruckt ist – „ein Epos und schildert den Wandel des Volkslebens anhand einer Reihe repräsentativer Typen, deren Leben durch tiefgreifende soziale Kräfte umgestülpt wird“.
  Der neue Roman von Lawrence Norfolk entspricht genau dieser Definition. Ob „Das Festmahl des John Saturnall“ aber ein gewichtiger Repräsentant der Gattung ist? Nun, immerhin schafft es Norfolk gut englisch, über Intrigen, Hexen, Pferdehufgeklapper und Ähnliches so zu schreiben, dass es nicht zu klischeebeladen und zu peinlich wird, sondern so, dass es recht nett und packend zu lesen ist. Dieses Buch ist keine aufregende, innovative Gourmet-Kreation. Aber es ist ein saftiger, genießbarer Schmöker, nicht mehr, nicht weniger.
Von wegen Fast Food: Das Dessert
enthielt kandierte Anspielungen
auf die Person des Essers
Die Küche ist ein ideales Biotop
der englischen Klassengesellschaft
Freund guten Essens und gründlicher Recherchen: der englische Autor Lawrence Norfolk.
FOTO: JONATHAN RING/KNAUS VERLAG
Im 17. Jahrhundert wurden die Küchen immer üppiger und das Kochen immer aufwendiger. Das gilt für Holland, wo dieses Bild entstand – gemalt von Adriaen van Utrecht (1599-1652) –, und es gilt auch für Englands Herrenhäuser, wo der neue historische Koch-Roman von Lawrence Norfolk spielt.
FOTO: BRIDGEMANART.COM
        
    
  
Lawrence Norfolk: Das Festmahl des John
Saturnall. Roman. Aus
dem Englischen von
Melanie Walz. Knaus
Verlag, München 2012. 448 Seiten, 24,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Wer's mag, scheint Ernst Horst zu sagen, und uns damit selbst zu überlassen, was von diesem Buch zu halten ist. Dass der Autor Lawrence Norfolk das Handwerk des historischen Romans versteht und seine Fakten immer stimmen, weiß Horst allerdings. Nur ordnet er die zur Zeit der englischen Bürgerkriege, Oliver Cromwell und der Hexenprozesse spielende Geschichte eher dem Märchengenre zu. Was der Autor damit anstellt, wundert den Rezensenten dann doch. Etwa, wenn er seitenweise Einzelheiten aus der cuisine anglaise lesen muss, die der Held recht erfolgreich beackert. Die Kochtöpfe scheppern, es brutzelt und dampft, der Leser erfährt über Speisen und Zubereitungsarten noch und noch, Horst scheint das jedoch alles eher zufällig und austauschbar zu sein. Das Ende wird laut Rezensent noch einmal spannend, aber darüber wird weiter nichts verraten.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.01.2013

Festmahl für Puritaner

Historischer Roman oder verkleidetes Märchen? Lawrence Norfolk entführt den Leser in die Küche eines englischen Gutshauses zur Zeit Oliver Cromwells.

Es gibt Märchen, in denen nichts Übernatürliches geschieht. Die Esel sprechen nicht, und es fallen keine blanken Taler vom Himmel. Trotzdem sind es Märchen. Der Wunsch der sterbenden Mutter wird Wirklichkeit. Und die bösen Schurken sterben grausamer als Schneewittchens Stiefmutter. Lawrence Norfolk hat ein solches Märchen geschrieben, das sich als Roman verkleidet hat.

Norfolk ist der gefeierte Autor von dicken historischen Romanen auf hohem literarischem Niveau, für die er akribisch recherchiert. Nummer vier sollte "The Levels" werden. Dieses Projekt gab er schließlich auf, weil es selbst ihm zu komplex wurde. Ein paar Ideen daraus übernahm er dann in "Das Festmahl des John Saturnall".

Dieses Buch spielt zur Zeit der englischen Bürgerkriege in Buckland, einem abgelegenen Tal in Südwestengland. Susan Sandall lebt dort mit ihrem elfjährigen Sohn John in einem Dorf. Üble religiöse Fanatiker bezichtigen sie der Hexerei. Ihre Hütte wird in Brand gesetzt, und die beiden fliehen in den Wald, wo die Mutter bald stirbt. Doch vorher gibt sie noch ihr Wissen über die Pflanzen der Welt an John weiter. Der Junge besitzt wie eine andere bekannte Romanfigur ein intuitives Gespür für Gerüche.

Durch einen glücklichen Zufall bekommt er eine Stelle als Küchenjunge auf dem Landgut von Sir William Freemantle, dem Herrscher von Buckland. Am Ende der Geschichte, Jahrzehnte später, ist John ein berühmter Koch. Norfolk berichtet mit unendlich vielen Details über die englische Küche dieser Zeit, vor allem über die aufwendige, die perfektionistische. Mit diesem Vokabular hat die Übersetzerin erfolgreich gekämpft, der restliche Text ist wohltönende, aber doch sachliche Beschreibung.

Aber ist der Aspekt der haute cuisine anglaise wirklich so wichtig? Norfolk braucht eine Kulisse für sein Drama, und dazu dient die riesige Küche im Untergeschoss des Gutshauses. Er wirft mit alten Kochbüchern nach uns. Entscheidend ist dabei nur, dass es um Genuss und Luxus geht, also etwas, was die Puritaner aus tiefster Seele hassten. Das Buch hätte genauso gut eine Geschichte über das Tanzen werden können.

Eine Schicht des Buchs führt uns indirekt die Geschehnisse zur Zeit von Oliver Cromwell vor. Wir erleben nur die Auswirkungen in der Provinz. Einmal kommt sogar Charles I. nach Buckland zu Besuch. Der inzwischen etwa siebzehnjährige John bereitet eine komplizierte Süßspeise für ihn zu, die ihm sehr zusagt. Jahre später muss John mit einer Küchenbrigade in den Krieg ziehen. Nach der entscheidenden Niederlage der königlichen Truppen bei Naseby kehrt er mit einer Narbe am Kopf nach Buckland zurück. Dort hat die republikanische Miliz übel gehaust, und was sie noch nicht zerstört hat, zerstört sie beim nächsten Besuch. Der calvinistische Fanatismus kennt keine Grenzen.

Nach dem Krieg, aus dem Sir William nicht zurückkehrt, normalisiert sich das Leben allmählich wieder einigermaßen. John verlässt Buckland und wird berühmt. Die Kunde von seinen Erfolgen in aller Welt findet sogar den Weg zurück ins Tal, noch ehe er selbst wieder heimkehrt.

Verwoben mit Johns Biographie ist ein Mythos. Zu der Zeit, als die Römer die Macht in Britannien verloren hatten, veranstaltete eine weise Frau namens Bellicca in Buckland alle Jahre ein Festmahl, an dem jedermann teilnehmen konnte. Man erkennt dahinter so etwas wie die Saturnalien, die das goldene Zeitalter, als noch Saturn herrschte, nachspielten.

Ein Christ namens Clodock wurde von Priestern aufgehetzt. Er zerstörte den Festplatz und verjagte Bellicca. Bei dem heidnischen Festmahl, das nun nicht mehr stattfinden konnte, vergnügte man sich ohne jeden Zwang. Der Gegenentwurf dazu war der christliche Garten Eden, in dem die wichtigste Speise verboten war. Eva missachtete das Verbot und war deshalb für viele die erste der Hexen, die Seuchen und andere Unglücke verursachen.

John ist ein Nachkomme von Bellicca. Deshalb nennt er sich Saturnall statt Sandall. Er träumt davon, Belliccas Festmahl wieder aufs Neue zu veranstalten. An seinem ersten Tag im Gutshaus trifft er auf Lady Lucretia, die Tochter von Sir William Freemantle. Lucretia, genannt Lucy, ist etwa zwölf Jahre alt. Aus diesem Treffen entsteht im Laufe vieler Jahre eine große Liebe. Aber der Klassenunterschied ist unüberbrückbar, mehr als heimliches Treffen in der Nacht ist nicht möglich.

Lucy, die nach dem Tod des Vaters nur übergangsweise herrscht, steht unter großem Druck. Es gibt zwei verwandte Adelslinien, die der Freemantles und die der Callocks. Beide stammen von Sankt Clodock ab. Es gibt für Lucy nur diese Alternativen: Entweder wird Buckland von den Gläubigern der Krone zerfleddert, oder sie heiratet Sir Piers Callock, den Fiesling, Feigling und Trunkenbold mit einem Gesicht wie eine Wasserpastinake, und bekommt einen Sohn, der dann Buckland erbt. Nach langem Schwanken entschließt sie sich zu dieser Ehe. John verlässt das Tal. Ein Jahrzehnt später, nach dem Tod von Piers, kehrt er zurück. Es ist tatsächlich ein Erbe geboren worden: Will Callock. Welche Überraschungen den Leser dann kurz vor dem Schluss des Romans noch erwarten, sei hier verschwiegen.

Oberflächlich gesehen, ist das Buch ein historischer Roman, und man weiß, dass bei Lawrence Norfolk die Fakten immer stimmen. Das betrifft aber hauptsächlich die Beschreibung der Speisen und ihrer Zubereitung. Alles andere wird eher so geschildert, als ob man damit ohnehin vertraut wäre. Wir erfahren über das Landgut nicht viel mehr, als wir auch über Dornröschens Schloss wissen.

John ist perfekt. John ist der Musterschüler mit dem Zauberkochlöffel. Die Schurken im Buch sind völlig verderbt und zeigen nie die geringsten Zweifel. Die anderen Bewohner von Buckland sind ohne Unterschied brav und anständig. Lucy ist differenzierter gezeichnet. Sie wächst vom verspielten Kind zur willensstarken Hausherrin heran. Aber warum verliebt sich die Göre ausgerechnet in John? Natürlich weil der Abkömmling von Bellicca mit der Nachfahrin von Clodock zusammengebracht werden soll, um den tausendjährigen Konflikt zu beenden. Man merkt, wie die Schicksalsgöttinnen ihre Fäden spinnen.

Natürlich ist das alles Absicht. Norfolk wollte ein Märchen schreiben. Kaufen Sie sich den Roman, wenn Ihnen so etwas liegt. Die Historienschinken stehen in einem anderen Regal.

ERNST HORST

Lawrence Norfolk: "Das Festmahl des John Saturnall". Roman.

Albrecht Knaus Verlag, München 2012. 448 S., geb., 24,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Der Roman ist ein köstliches Fest der Sinnenfreude, das Appetit macht auf Schmausen und Lesen." ZDF "Das blaue Sofa", Wolfgang Herles
„Es liest, wie immer, toll: Heikko Deutschmann.“