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Der große Familienroman aus der französischen Provinz
Satt, selbstzufrieden und in der wohligen Gewissheit, dass sich nie etwas ändern wird: Die Fabrikantenfamilie Hardelot aus der französischen Provinz wiegt sich vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in trügerischem Glück. Doch innerhalb einer Generation wird ihre bürgerliche Welt für immer hinweggefegt. Irène Némirovskys Roman, der unmittelbar vor »Suite française« entstand, ist illusionsloser Abgesang auf ein Bürgertum, das feige vor der Wirklichkeit die Augen verschließt.

Produktbeschreibung
Der große Familienroman aus der französischen Provinz

Satt, selbstzufrieden und in der wohligen Gewissheit, dass sich nie etwas ändern wird: Die Fabrikantenfamilie Hardelot aus der französischen Provinz wiegt sich vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs in trügerischem Glück. Doch innerhalb einer Generation wird ihre bürgerliche Welt für immer hinweggefegt. Irène Némirovskys Roman, der unmittelbar vor »Suite française« entstand, ist illusionsloser Abgesang auf ein Bürgertum, das feige vor der Wirklichkeit die Augen verschließt.
Autorenporträt
Irène Némirovsky wird 1903 als Tochter eines jüdischen Bankiers in Kiew geboren. Vor der Revolution von 1917 flieht die Familie und lässt sich in Paris nieder. Irène etabliert sich als Star der französischen Literaturszene. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges flieht sie mit ihren Töchtern in die Provinz, wird 1942 verhaftet und stirbt in Auschwitz. Erst sechzig Jahre später wird sie wiederentdeckt. ¿Suite française¿ wird zum Weltbestseller.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.12.2010

Eine Welt im Untergang
1940 begann die große Erzählerin Irène Némirovsky die Arbeit an ihrem Roman
„Die Familie Hardelot“. Er erschien posthum 1947. Nun liest ihn Iris Berben
Spät erst haben die deutschen Leser die außergewöhnliche Erzählerin Irène Némirovsky kennenlernen können. In den dreißiger Jahren war sie – in Kiew geboren, vor der Revolution geflohen – ein Star der Pariser Literaturszene. Dann kamen die Deutschen, besetzten das Land. Némirovsky, ihre Töchter und ihr Mann, Michael Epstein, litten unter den antisemitischen Gesetzen, mussten das Überleben unter der Verfolgung organisieren. Man verhaftete sie im Juli 1942, wenig später starb sie in Auschwitz. Ihr Roman über die Okkupation wurde erst 2004 unter dem Titel „Suite française“ aus dem Nachlass herausgegeben – ein großer Erfolg und Anlass zur Wiederentdeckung.
Im Frühjahr 1940 hatte sie mit der Arbeit an einem Familienroman begonnen, einem Buch über den Untergang der alten bürgerlichen Welt, die sich so sicher und unerschütterlich fühlte und doch längst unterminiert war, von Spannungen durchzogen, die sie vernichten sollten. „Die Familie Hardelot“ („Le biens de ce monde“) war 1947 posthum erschienen. Erzählt wird die Geschichte einer Fabrikantenfamilie mit dem typischen Personal: Da gibt es den tyrannischen, tüchtigen Großvater, einen Mann des 19. Jahrhunderts. Schwächer schon ist dessen Sohn, ein Held der Sentenzen, nicht der Auflehnung. Also ruht die Hoffnung des Großvaters wie des Lesers auf dem Enkel, einem gewissen Pierre, der mit aller Fürsorge und Strenge aufgezogen wird. Er ist der Erbe im vielfachen Sinn und taugt doch nicht recht dazu. Die Liebe und der Krieg erschüttern seine Gewissheiten: Er wird ungehorsam aus Liebe und Ehrbegriff, heiratet eine andere als jene, die der Großvater mit Blick auf die Mitgift für ihn ausersehen hatte. In diesem Fall vermag er sich durchzusetzen – um den Preis langer Abwesenheit von der Familie, auch von Frankreich. Der Krieg holt ihn zurück im Sommer 1914. Er wandelt Liebe und Erbe auch in Last. Vom ersten Satz des Romans an fühlt der Leser sich in guten Händen. Dieses Gefühl steigert sich durch die Lesung noch. Man möchte weiter und weiter hören, ganz in dieser Welt aufgehen.
Iris Berben liest den Roman nicht vom Blatt, sie verleiht der Erzählerin Präsenz und Lebendigkeit. Némirovsky hat eine sehr starke, reflektierende, urteilende Erzählerfigur entworfen. Diese gewinnt dank Iris Berben Kontur und Kraft. Ein Kunststück ist es, dass das nicht auf Kosten der Nebenfiguren geschieht, dass auch diese ihren Auftritt erhalten, den Moment ihrer Unvergänglichkeit. In Berbens virtuoser Stimme wird Ereignis, wie der Strom der Ereignisse und die Hilflosigkeit der Menschen zusammenkommen, werden Katastrophen und Glück gegenwärtig. Eine zweite Lesung von solcher Intelligenz und Wucht wird man lange suchen müssen.
JENS BISKY
Irène Némirovsky
Die Familie Hardelot
Übersetzung: Eva Moldenhauer.
Gelesen von Iris Berben. Random House Audio, München 2010.
5 CD, 440 Minuten, 24,99 Euro.
Hier glaubten alle, dass es
für immer so bleiben müsse –
dann kam der August 1914
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.12.2010

Schaut auf diese Welt von gestern

Jedes Jahr erscheint postum ein Werk von Irène Némirovsky. Man sollte sie alle lesen. Denn Romane wie "Die Familie Hardelot" sind seltene literarische Zeugnisse einer verlorenen Zeit.

Von Sandra Kegel

Im Moment des Verlusts betrachtete Pierre die Schlote mit einem Gefühl aus Groll und Mitleid. Schließlich hatte seine Familie über Generationen für die Fabrik gelebt. Die Hardelots hatten hässliche Frauen geheiratet, mit jedem Sou geknausert, sie waren reich gewesen und hatten weniger Freuden gehabt als die armen Leute von Saint-Elme. Die Wünsche ihrer Kinder und ihre eigene Liebe hatten sie erstickt. Und das nur, weil ihnen der Besitz einer Papierfabrik beständiger und teurer erschien als alles andere. Und trotzdem war sie nun perdu.

Erst vor sechs Jahren bekamen die Leser Gelegenheit, die außergewöhnliche Erzählerin Irène Némirovksy kennenzulernen - und nahmen jedes ihrer Werke begeistert an. Es ist tatsächlich ein Geschenk, dass Jahr für Jahr aufs Neue aus dem Nachlass der 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordeten Pariser Schriftstellerin russisch-jüdischer Herkunft ein Roman oder ein Erzählband veröffentlicht wird. Und ihre Fans haben noch immer nicht genug. Seit dem Welterfolg "Suite française", für den die Autorin 2004 postum den Prix Goncourt erhielt, was es in der Geschichte des renommierten Literaturpreises nie gegeben hat, setzt sich in Deutschland der Knaus Verlag so unermüdlich wie verdienstvoll für das OEuvre Némirovskys ein.

Aufstieg und Fall der "Familie Hardelot" aus der nordfranzösischen Provinz schrieb die im Paris der dreißiger Jahre gefeierte Autorin um 1940/41. Zu diesem Zeitpunkt war sie selbst bereits auf der Flucht vor den deutschen Besatzern, Frankreich hatte ihr bis zuletzt die französische Staatsbürgerschaft verweigert. Wie schon in früheren Werken bestechen auch in diesem Familienroman die ironisch-beißenden Beschreibungen der französischen Provinz und ihrer Bewohner, die so sehr von dem trügerischen Gefühl der Beständigkeit und der Sicherheit erfüllt sind, dass sie die Zeichen der Katastrophe übersehen. Zugleich beschreibt Irène Némirovsky die aufziehende Bedrohung und die täglich wachsende Angst so eindringlich, dass bei der Lektüre fast greifbar wird, wie nah die Autorin selbst dem Schrecken war.

Die Geschichte des Provinz-Clans geht zurück bis in die Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts. Zu dieser Zeit sind die Hardelots noch erste Adresse im beschaulichen Saint-Elme und tun alles dafür, um den eigenen Besitz wie auch die Distanz zu anderen zu wahren. In ihrem jahrhundertealten System ist es nicht vorgesehen, dass der Sohn des Hauses seine große Liebe heiratet, statt die vom Großvater bestimmte "gute Partie". Als der Filius sich dennoch gegen den Patriarchen durchsetzt und die Mesalliance mit der Tochter des örtlichen Bierbrauers eingeht, wird er verstoßen. Doch was für eine Lappalie ist der Familienzwist gegen die heraufziehende Katastrophe, die nur wenig später nicht nur die Hardelots und Saint-Elme, sondern ganz Frankreich und schließlich die Welt erfasst. Mit dem Ersten Weltkrieg wird alles Glück und alle Ruhe, werden alle Gewissheiten und alle Güter dieser Welt in den Abgrund der Schützengräben von Verdun gerissen. "Les biens de ce monde" lautet deshalb der Titel im Original.

Irène Némirovsky zeichnet in ihrem Porträt einer Gesellschaft, die gleich zwei Weltkriege erdulden muss, auf wenigen Seiten ein opulentes Panorama. Dabei verknüpft sie das literarische Erbe des neunzehnten Jahrhunderts geschickt mit der noch neuen Montagetechnik des Films. Mal erzählt sie in großen Zeitsprüngen, dann wieder beschreibt sie eine Szene oder einen Moment mit besonderer Liebe zum Detail. Eva Moldenhauer hat diesen illusionslosen Abgesang auf das Bürgertum klug übersetzt. Zu Recht hat der Verlag die vielfach ausgezeichnete Übersetzerin seit "Suite française" mit sämtlichen Némirovsky-Titeln betraut, von "Jesabel" über "Die Hunde und die Wölfe" und "Herr der Seelen" bis zu "Feuer im Herbst", "Herbstfliegen" und "Leidenschaft".

Wie hier atmosphärisch dicht ein Zeitraum von fast vierzig Jahren eingefangen wird - es brauchte nur eine Generation, um diese Welt zu vernichten -, macht die Autorin zuletzt auch zur Chronistin. Denn aus dieser dunklen Epoche Frankreichs gibt es kaum literarische Zeugnisse. Noch bis zum 8. März gibt eine Ausstellung im Pariser Schoa-Museum Einblicke in Leben und Werk dieser hochbegabten Autorin (F.A.Z. vom 17. November).

Als Irène Némirovsky die "Hardelots" schrieb, ahnte sie wohl, dass sie selbst den Krieg nicht überleben würde. Den Geschöpfen ihrer Phantasie gönnte sie ein glücklicheres Schicksal.

Irène Némirovsky: "Die Familie Hardelot". Roman.

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Albrecht Knaus Verlag, München 2010. 256 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Sandra Kegel ist beeindruckt: der Roman über die Familie Hardelot, die seit Generationen in der französischen Provinz eine Fabrik besitzt, die sie im Zweiten Weltkrieg verliert, ist durchtränkt mit der Bedrohung und Angst jener Zeit. Irene Nemirovsky zeichnet die Hardelots nicht als nette Familie. Für ihre Fabrik tun sie alles. Ein Sohn wird verstoßen, weil er eine unpassende Partie macht. Die beiden Weltkriege werfen dann aber ganz andere Probleme auf, auch wenn die Familie das lange nicht wahrhaben will. Kegel findet das interessant erzählt: Nemirovsky unterbricht die langsame Erzählweise des 19. Jahrhunderts immer wieder mit Zeitsprüngen und nutzt dazu die Montagetechnik des Films. Ein Lob geht auch an die "kluge" Übersetzung von Eva Moldenhauer.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Einmal mehr zeigt sich Irène Némirovsky in diesem atmosphärisch dichten Roman über den Untergang einer Familie als berückende Erzählerin, als eine große Chronistin der Welt von gestern." Deutschlandradio Kultur
"Packendes Familiendrama"