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Bob Dollar, ein ziel- und heimatloser junger Mann, nimmt einen Job an, der ihn in die Weite von Texas und Oklahoma führt. Der Job ist nicht gerade das Gelbe vom Ei, Bob soll nach geeignetem Land für Schweinemastbetriebe suchen, aber immerhin. In dieser gottverlassenen Gegend schließt er Bekanntschaft mit den skurrilsten Menschen und ihren Schicksalen. Das Leben da draußen lehrt den jungen Mann, sich nicht so ungeheuer wichtig zu nehmen, sich mit seiner unguten Geschichte auszusöhnen und sein Schicksal in die Hand zu nehmen.
Ein großartiger Roman über das heutige Amerika - voller Leben und Poesie, rauer Schönheit und herrlichem Humor.
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Produktbeschreibung
Bob Dollar, ein ziel- und heimatloser junger Mann, nimmt einen Job an, der ihn in die Weite von Texas und Oklahoma führt. Der Job ist nicht gerade das Gelbe vom Ei, Bob soll nach geeignetem Land für Schweinemastbetriebe suchen, aber immerhin. In dieser gottverlassenen Gegend schließt er Bekanntschaft mit den skurrilsten Menschen und ihren Schicksalen. Das Leben da draußen lehrt den jungen Mann, sich nicht so ungeheuer wichtig zu nehmen, sich mit seiner unguten Geschichte auszusöhnen und sein Schicksal in die Hand zu nehmen.

Ein großartiger Roman über das heutige Amerika - voller Leben und Poesie, rauer Schönheit und herrlichem Humor.
Autorenporträt
Annie Proulx wurde für ihre Romane und Erzählungen mit allen wichtigen Literaturpreisen Amerikas ausgezeichnet, dem PEN/Faulkner Award, dem Pulitzer-Preis, dem National Book Award sowie dem Irish Times International Fiction Prize. Außerdem wurde sie in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen. Die Verfilmung ihrer legendären Kurzgeschichte »Brokeback Mountain« wurde 2005 mit drei Oscars ausgezeichnet. Annie Proulx lebt in New Hampshire.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.08.2003

Der Rancher am Stickrahmen
Im Herzen des Landes herrschen die Schweine: Annie Proulx entdeckt unbekannte Seiten der amerikanischen Prärie

Manche Konstellationen tragen von Anfang an das Vorzeichen des künftigen Scheiterns unübersehbar auf der Stirn. Wer ihnen beim Entstehen zusieht, kann es nicht fassen, daß auch nur einer der Beteiligten an den Erfolg des Unternehmens glaubt. Da schickt ein Schweinemastkonzern aus Colorado einen Angestellten nach Texas, damit der heimlich auskundschaftet, wo sich Landbesitzer zum Verkauf ihrer Grundstücke bereit finden könnten - heimlich deshalb, weil Agenten, die dem Bau von pestilenzartig stinkenden Mastbetrieben Vorschub leisten, gewöhnlich keinen leichten Stand haben. Doch der junge Mann, den die Konzernbosse für diese Aufgabe ausgewählt haben, ist so erkennbar außerstande zur Konspiration, daß man sich nur fragt, was seine Vorgesetzten in ihm sehen. Schon im allerersten Absatz des Romans, der seine Mission schildert, ist von Bob Dollars "hellen, unschuldigen Augen" die Rede, und als er nach einigen Irrwegen seinen Einsatzort erreicht hat, fliegt seine Tarnung auf, kaum daß er die ersten Worte mit der Landbevölkerung gewechselt hat.

Bob Dollars Mission stellt den Rahmen für Annie Proulx' neuen Roman "Mitten in Amerika", im Zentrum aber steht die Landschaft, die Dollar bereist, die Geschichte ihrer Besiedlung und ihrer Bewohner. Aus diesem Spannungsverhältnis gewinnt das Buch seine beträchtliche Faszination, und Annie Proulx, die in ihrem Erfolgsroman "Schiffsmeldungen" aus einer ähnlichen Konstellation heraus ein liebevolles Bild Neufundlands entworfen hat, weiß hier das Schicksal des jungen Mannes, den es in ein abgelegenes Gebiet verschlägt, noch geschickter in den Dienst der Landschaftsschilderung zu stellen.

Die Panhandle-Region, das Prärieland im Grenzgebiet von Texas und Oklahoma, gewinnt so in diesem Roman unversehens ein Eigenleben, indem die Besonderheiten von Landschaft und Klima jene Farmerfamilien, deren Mitglieder Bob Dollar begegnen, in ihrem Wesen offensichtlich tief geprägt haben: "Wie ein einsamer Baum den Blitz anzieht, zogen die Panhandle-Gebiete Weltuntergangsgewitter, Steppenbrände, höllische Nordwinde, gelbbraune Staubstürme und jedes Jahr eine Abfolge ekelhafter Tornados auf sich. Wenn nachts das Licht gelöscht war und man die Glieder zum Schlafen ausgestreckt hatte, konnte niemand mit Sicherheit wissen, ob er oder sie am nächsten Morgen aufwachen oder inmitten eines Wirbels von Metallteilen und zersplittertem Holz in den Himmel fortgetragen sein würde. Das Leben im Panhandle-Gebiet war von einem unterschwelligen Gefühl der Ungewißheit geprägt."

Dem Zerstörungswerk aus der Luft setzen die Bewohner ein Mittel der Landschaftskultivierung entgegen, das seinen Platz im gleichen Bereich findet. Überall errichten sie Windräder, um damit Wasserpumpen für die Rinderherden anzutreiben, und den Erbauern dieser weithin sichtbaren Türme gilt erkennbar die besondere Liebe der Autorin. Als sich am Ende doch noch eine Lösung für die durch Abwanderung und Bodenspekulation bedrohte Schönheit der Region andeutet, ist diese märchenhafte Wendung der jahrzehntelangen Arbeit eines passionierten Windradkonstrukteurs geschuldet.

Die Geschichten, die Bob Dollar von ganz unterschiedlichen, meist älteren Siedlern hört, erzählen von Aufbau und Wirschaftskrisen, von Viehtransporten, märchenhaftem Reichtum und kollektivem Elend, vom Schatten, den die Ereignisse der großen Welt auf diesen zuletzt besiedelten Winkel von Texas werfen. Nicht alle sind wahr, einige ganz offensichtlich aus Versatzstücken zusammengefügt, und daß es eher auf das Panorama als auf das Detail ankommt, wird rasch deutlich - nicht zufällig gerät der heimliche Agent der Schweinezüchter einmal an einen Zirkel älterer Damen, die zusammen an großformatigen gestickten Bildern arbeiten. In dieser Lesart ist die Überlieferung von Vergangenem ebenso ein Gemeinschaftswerk wie die Kultivierung der Landschaft, und weil Proulx dabei niemals in die Gefahr gerät, ihren Gegenstand zu verklären, hält ihr Lied von der Panhandle-Region den Leser bis zuletzt ebenso in Atem wie die Geschichten der alten Damen den jungen Besucher.

Denn auch Bob Dollar merkt rasch, daß er in ein sehr spezielles Gebiet geraten ist, in dem es Fremde nicht leicht haben, wenn sie die ungeschriebenen Gesetze dieser Gesellschaft nicht rasch erkennen und beachten: "Knorrige alte Rancher, die am Stickrahmen arbeiteten, alkoholische Zwillingsschwestern in vorgerücktem Alter oder der Mann, der in seiner Garage eine Lokomotive in Originalgröße zusammenbaute, der Rancher, der eine Kopie von Stonehenge in halber Größe errichtete; Mrs. Splawn, die den Dee-Tex-Metalldetektor ihres Mannes geerbt hatte und damit am Straßenrand nach Münzen und Verlobungsringen suchte, die gehässige, heißblütige texanische Mädchen weggeworfen hatten, wurden nicht etwa toleriert, sondern bewundert. Aber dunkle Haut, ungewohnte Sprachfärbung und Manifestationen von Homosexualität oder unverhülltem Liberalismus kamen nicht in Frage."

Daß die amerikanische Autorin es - anders als in "Schiffsmeldungen" - hier vermeidet, ihrem von der Welt beschädigten Helden in der Provinz eine neue Heimat zu bescheren, ist für ihren Roman ein Gewinn und völlig konsequent. Denn so unterläuft sie nicht die ganz und gar antiromantische Haltung des Buchs. "Mitten in Amerika" beschreibt einen Landstrich mit Akribie, Anteilnahme und literarischer Raffinesse, nur um mit jedem neuen Kapitel die Fremdheit des Gebiets zu betonen, die Eigengesetzlichkeit: die Würde, die aus Unzugänglichkeit erwächst.

Annie Proulx: "Mitten in Amerika". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Melanie Walz. Luchterhand Literaturverlag, München 2003. 510 S., geb., 25,- [Euro].

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"Nie zuvor wurde der Mythos des Wilden Westens so gnadenlos demontiert wie in diesen atmosphärisch dicht erzählten Legenden und Lebensläufen." Die Woche