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Opfer, Täter oder beides? Thea Dorns Roman zum Thema Stockholm-Syndrom. Die 19-jährige Julia sitzt an einer Haltestelle und wartet auf den Nachtbus. Doch nicht der Bus liest sie auf, sondern ein limonengelber Porsche. Ein ehemaliger Radrennfahrer, den eine Knieverletzung gezwungen hat, seine Karriere im Frühjahr zu beenden. Der abgestürzte Hochleistungssportler entlarvt sich als sadistischer Entführer. Tagelang hält er Julia in einem Keller gefangen, demütigt sie, foltert sie. Und Julia ist nicht sein erstes Opfer. Mindestens zwei Frauen hat er bereits misshandelt und ermordet - die…mehr

Produktbeschreibung
Opfer, Täter oder beides? Thea Dorns Roman zum Thema Stockholm-Syndrom.
Die 19-jährige Julia sitzt an einer Haltestelle und wartet auf den Nachtbus. Doch nicht der Bus liest sie auf, sondern ein limonengelber Porsche. Ein ehemaliger Radrennfahrer, den eine Knieverletzung gezwungen hat, seine Karriere im Frühjahr zu beenden. Der abgestürzte Hochleistungssportler entlarvt sich als sadistischer Entführer. Tagelang hält er Julia in einem Keller gefangen, demütigt sie, foltert sie. Und Julia ist nicht sein erstes Opfer. Mindestens zwei Frauen hat er bereits misshandelt und ermordet - die Einser-Abiturientin ist jedoch die erste, die ihm nicht mit Furcht und Unterwürfigkeit, sondern mit Trotz und Verachtung begegnet. Als die Polizei an seiner Tür klingelt, beschließt er, Julia im nahe gelegenen Moor zu töten. Der Versuch misslingt. Etwas an Julia zwingt ihn, sie mitzunehmen auf seine Flucht durch Belgien, Frankreich und Spanien. Dabei mordet und vergewaltigt er weiter, und je blutiger die Serie wird, je mehr Frauen und Mädchen sterben, desto drängender stellt sich die Frage, ob Julia wirklich nur Geisel ist. Oder ob ihre Verwandlung zur Mittäterin nicht längst begonnen hat ...
"Thea Dorn hat ein riesiges Interesse an all dem Bösen, und sie hat ein Gespür für all die Unsicherheiten, die sie in jedem Menschen sieht - und das ist die beste Voraussetzung, um richtig gute Kriminal-Romane zu schreiben." SWR

"Sie gehört zu den schönsten Autorinnen Deutschlands und schreibt die kältesten Mordgeschichten des Landes." Bild am Sonntag

"In Thea Dorns Romanen haben wir es mit jener postfeministischen Generation zu tun, für die Geschlechterdifferenzen keine Rolle spielen, weil sie damit aufgewachsen ist, den eigenen, weiblichen Willen zur Maxime ihres Handelns zu machen." Süddeutsche Zeitung
Autorenporträt
Ursprünglich als Jungfrau geplant, zieht Thea Dorn intuitiv ein doppeltes Feuerzeichen vor und kommt - vier Wochen zu früh - am 23. Juli 1970 in Offenbach zur Welt. Die Löwefrau mit Aszendent Schütze geht nach dem Abitur ins antarktische Südgeorgien, um dort das Verhalten der Kaiserpinguine zu erforschen. Später arbeitet sie als Dozentin für Philosophie an der Freien Universität Berlin und hält Seminare zu Fragen der modernen Ethik und Ästhetik. Veröffentlichungen: Sie veröffentlicht die Kriminalromane 'Berliner Aufklärung', 'Ringkampf' und 'Die Hirnkönigin' und erhält den Raymond-Chandler-Preis. Ihr Theaterstück 'Marleni' wird im Januar 2000 in Hamburg uraufgeführt. Nach einem für Feuerzeichen typischen anfänglichen Skeptizismus nähert sich Dorn durch die intensive Arbeit an den Astrokrimis der Weisheit der Sterne. 'Seit ich weiß, daß fast kein Krimiautor Fische ist, schaue ich bei manchen Menschen genauer hin.'
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2008

Du schöner starker Löwe!
„Mädchenmörder”: Thea Dorn schreibt nah an der Realität
Man will sich das gar nicht vorstellen. Eine Autorin arbeitet an einem Roman über ein junges Mädchen, das von einem Mann entführt und gefangengehalten wird – und da taucht plötzlich ein junges Mädchen namens Natascha Kampusch auf, und einer der spektakulärsten Kriminalfälle ist in der Welt. Und mit dem Fall diese Bilder: Eine schöne blonde Frau, die im Fernsehstudio von ihrem geraubten Leben erzählt. Ein Verbrechensopfer, das während der Gefangenschaft als einziges Bezugssystem die Medien hat und in Freiheit dann von ebendiesen Medien gejagt wird. Ein Medienopfer, das nun selbst eine Talkshow hat. Mit einem Wort, hier hat die Wirklichkeit der Fiktion wieder einmal die besten Bilder weggenommen.
Die Autorin Thea Dorn hat beim Schreiben das einzig Richtige getan – sie hat die Flucht nach vorne angetreten. Ursprünglich lag ihrem Romanprojekt ein amerikanischer Fall aus dem Jahr 1984 zugrunde, die Geschichte eines Serientäters, der durch Amerika fuhr, Frauen in seine Gewalt brachte und tötete. Nur ein 16-jähriges Mädchen überlebte. Das Buch „Mädchenmörder. Ein Liebesroman”, wie es nun vorliegt, spielt sogar auf den Fall Kampusch an. Auch bei Dorn wird ein Mädchen in einen Keller gesperrt und später von fragwürdigen Beratern in die Öffentlichkeit gezerrt. Wobei es Dorn weniger um die Story als um die grundsätzlichen Fragen geht, die ein solcher Fall und seine mediale Verarbeitung aufwerfen.
Der Roman ist aus der Sicht des Opfers erzählt, der Abiturientin Julia Lenz. Julia wartet nach einer Party auf den Bus, als sie plötzlich von einem Mann betäubt und in ein Auto verfrachtet wird. In einem Keller kommt sie wieder zu Bewusstsein, sie wird gequält und vergewaltigt, schließlich fährt der Entführer mit ihr im Auto kreuz und quer durch Europa. Ein Horrortrip, im Zuge dessen der Mann weitere Mädchen entführt und tötet. Julia ist nicht nur zum Wegschauen, sondern auch zum Mitmachen gezwungen. Am Ende lässt der Entführer sie frei, warum, bleibt Spekulation. Julia glaubt, dass sie überlebt hat, weil sie dem Mann ihre Angst nicht zeigte. Für ihre Therapeutin liegt es hingegen an den Schnitten, die sich Julia als Teenager selbst zugefügt hat. „Meine Therapeutin vermutet, dass ihm die Narben ‚den Wind aus den Segeln‘ genommen hätten. Weil es die meisten Sadisten angeblich frustriert, wenn sie sehen, dass ihr Opfer bereit ist, sich selbst Schmerzen zuzufügen.”
Zu viele Lügen
Aber was ist schon die Wahrheit in so einer Geschichte? Die Sichtweise des Opfers gibt nur einen Ausschnitt wieder, und der ist im besten Fall bewusst gewählt, auch ein Opfer hat schließlich das Recht auf die Deutungshoheit über seine Person. Die bekommt Julia bei Thea Dorn und erzählt ihre Geschichte in zwei Versionen. Einmal als eine Art Rechenschaftsbericht, den Julia für die Öffentlichkeit ablegt. Weil „alle meine Geschichte hören wollen” und von den Medien „zu viele Lügen über mich verbreitet worden sind”. Dieses Kapitel, das mit „Schwarzer_Sommer.doc” überschrieben ist, liest sich schrecklich. Dorn erspart Julias und ihren eigenen Lesern keine der Grausamkeiten, die der Entführer seinem Opfer angetan hat. Dazwischen nimmt Julia Kontakt zum Leser auf („Wahrscheinlich drängen sich Ihnen dieselben Fragen auf, die ich mir damals gestellt habe”), will von ihm wissen, wie er in dieser oder jener Situation gehandelt hätte und schildert die jeweilige Situation dann detailreich. Man will das Buch alle paar Seiten weglegen, tut das aber natürlich nicht. Bis man plötzlich bemerkt, wie einen Dorn durch die Wahl ihrer Erzählperspektive aufs Glatteis geführt hat. Der Leser wird bei Dorn nicht nur zum Komplizen von Julias Leiden, sondern entwickelt auch jene Schaulust, vor der man ein Opfer eigentlich beschützen will und muss.
Der glücklichste Tag
Die zweite Version ihrer Geschichte vertraut Julia ihrem Tagebuch an, in dem sie sich in Briefform an ihren Peiniger wendet. Der Entführer erscheint auch in diesen Ausführungen als gefährlicher Psychopath, allerdings stellt sich heraus, dass Julia freiwillig zu ihm ins Auto gestiegen ist und sich während der gemeinsamen Fahrt durch Europa in ihn verliebt hat. Aus Liebe hat sie ihm bei seinen Taten geholfen, den Tag, an dem sie seinetwegen eine junge Frau in einen Hinterhalt lockte, nennt sie den „glücklichsten Tag in unserem Leben”. Ob das nun die Wahrheit ist oder Julia an einer Art Stockholm-Syndrom leidet, bleibt offen. Der Roman hat noch einen dritten Teil, der aus der Sicht von Julias Tochter geschrieben ist und die Ereignisse wieder in neuem Licht erscheinen lässt. In dieser Geschichte vermittelt nämlich jeder andere Bilder, und auf die Bilder ist kein Verlass.
Alles kann wahr sein oder Lüge, die Wirklichkeit ist in „Mädchenmörder” nur das, was von ihr vermittelt wird. Wobei bei Dorn nicht einmal die Medien als Feindbild taugen, jeder manipuliert hier jeden. „Schwarzer_Sommer.doc”, Julias öffentlicher Rechenschaftsbericht, entpuppt sich als Buchmanuskript, für das sie 500 000 Euro bekommen hat. Und auch wenn Julia die Einzige ist, „die weiß, was wirklich geschehen ist” – das Bild, das sie von sich zeichnet, entspricht bestenfalls der halben Wahrheit. Nicht einmal im Verbrechen ist der Mensch authentisch. So hat Julias Entführer ständig Taten vor Augen, die andere begangen haben, einmal fährt er mit Julia sogar nach Charleroi, weil er sehen will, wie Marc Dutroux lebte, von dem er so viel gehört und gelesen hat.
Wenn man dem Roman etwas vorwerfen kann, dann dass alles viel zu grell ist, wie das Auto des Entführers, ein zitronengelber Porsche. Der Täter ist kein Normalsterblicher, sondern ein Radrennprofi, Julia wiederum hat ein Einser-Abitur und liest mit ihren 19 Jahren Proust. Überhaupt könnte Julia dem letzten Buch von Thea Dorn entsprungen sein: „Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird”. Julia darf nicht bloß Opfer sein, sondern muss F-Klasse haben. „Wie fühlt sich eine Gazelle, wenn ihr klar wird, dass sie dem Löwen nicht mehr entkommt? Spürt sie panische Angst? Versucht sie, doch noch einmal zu fliehen? Oder schaut sie nicht den Löwen im letzten Moment an und denkt: Was für ein schönes, starkes Tier!” Durch diese „Hoppla-hier-komme-ich”-Sprache, die Dorn ihrer Figur in den Mund legt, wirkt Julia allenfalls so gequält wie die Teilnehmerin einer Castingshow.
Irgendwann kippt der Roman schließlich in eine Art Splatter-Movie. Um die Handlung in Gang zu halten, lässt Dorn ihre Figuren in immer abstruseren Wendungen immer neue Frauen umbringen. Und unter diesen Frauen müssen dann eine Nonne im Ornat oder eine Stierkämpferin auf dem Heimweg von der Arena sein. Andererseits entspricht genau das der Logik des Romans. Die Schaulust, mit der Dorn in „Mädchenmörder” so raffiniert spielt, verlangt ja ständig nach neuen, noch spektakuläreren Details. Dorn liefert dem Leser die Sensationen, nach denen er giert, und überführt ihn gleichzeitig seiner niedrigsten Instinkte.VERENA MAYER
THEA DORN: Mädchenmörder. Ein Liebesroman. Manhattan, München 2008. 333 Seiten, 19,95 Euro.
Thea Dorn: Krimiautorin, Fernsehmoderatorin und Essayistin P/F/H-Berlin
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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"Der von Thea Dorn repräsentierte Autorentypus - intelligent und unterhaltsam - ist in der deutschen Literatur selten anzutreffen." Frankfurter Allgemeine Zeitung

"Thea Dorn hat ein riesiges Interesse an all dem Bösen, und sie hat ein Gespür für all die Unsicherheiten, die sie in jedem Menschen sieht - und das ist die beste Voraussetzung, um richtig gute Kriminal-Romane zu schreiben." SWR

"Sie gehört zu den schönsten Autorinnen Deutschlands und schreibt die kältesten Mordgeschichten des Landes." Bild am Sonntag

"In Thea Dorns Romanen haben wir es mit jener postfeministischen Generation zu tun, für die Geschlechterdifferenzen keine Rolle spielen, weil sie damit aufgewachsen ist, den eigenen, weiblichen Willen zur Maxime ihres Handelns zu machen." Süddeutsche Zeitung

"Deutschlands grausamste Philosophin." Welt am Sonntag
"Sie gehört zu den schönsten Autorinnen Deutschlands und schreibt die kältesten Mordgeschichten des Landes." (Bild am Sonntag)

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Thea Dorns als Liebesroman titulierte Geschichte "Mädchenmörder" löst bei Rezensentin Verena Mayer gemischte Gefühle aus. Faszination für die abstoßenden Details der Entführungsgeschichte um eine Abiturientin, die sich in ihren quälenden Vergewaltiger (womöglich) verliebt und (vielleicht) selbst zur Täterin wird, wechselt ab mit der Scheu vor dem Weiterlesen. "Raffiniert" findet Mayer dieses Spiel mit der Schaulust des Lesers, der trotz der zwei Versionen der Geschichte (eine für die Öffentlichkeit, eine fürs private Tagebuch), nicht weiß, was wirklich geschehen ist. Inspiriert war das Romanprojekt von einem amerikanischen Kriminalfall aus dem Jahr 1984, weiß die Rezensentin, dann kam der "Fall Kampusch" dazwischen, auf den das Buch nun auch anspielt. Unglaubwürdig findet Mayer die Sprache der entführten Hauptfigur und Erzählerin, die allenfalls so gequält wirke wie die Teilnehmerin einer Castingshow. Zuwenig realistisch erscheint ihr insgesamt die Konstruktion der Figuren in dem Roman, dessen "immer abstrusere Wendungen" die Handlung in Gang halten sollen.

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