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3 Kundenbewertungen

Alexandria, eine kleine Stadt in den Südstaaten in den 60er Jahren. Hier wächst Harriet Cleve als Tochter einer alteingesessenen Familie heran. Sie ist umgeben von Geborgenheit und Liebe, und doch lastet ein dunkler Schatten über ihrer Kindheit. Denn zwölf Jahre zuvor wurde Harriets neunjähriger Bruder Robin erhängt an einem Baum im Garten aufgefunden. Die Umstände von Robins rätselhaftem Tod blieben für immer ungeklärt, und in all den Jahren hat die Familie das entsetzliche Ereignis nie überwunden. Doch dann entschließt sich die zwölfjährige Harriet, den Schrecken der Vergangenheit auf die…mehr

Produktbeschreibung
Alexandria, eine kleine Stadt in den Südstaaten in den 60er Jahren.
Hier wächst Harriet Cleve als Tochter einer alteingesessenen Familie heran. Sie ist umgeben von Geborgenheit und Liebe, und doch lastet ein dunkler Schatten über ihrer Kindheit.
Denn zwölf Jahre zuvor wurde Harriets neunjähriger Bruder Robin erhängt an einem Baum im Garten aufgefunden. Die Umstände von Robins rätselhaftem Tod blieben für immer ungeklärt, und in all den Jahren hat die Familie das entsetzliche Ereignis nie überwunden.
Doch dann entschließt sich die zwölfjährige Harriet, den Schrecken der Vergangenheit auf die Spur zu kommen – und endlich Robins Mörder ausfindig zu machen ...
Autorenporträt
Donna Tartt, geboren 1963 in Greenwood/Mississippi. Ab 1981 Beginn des Studiums an der Universität von Mississippi, dann Wechsel auf das Bennington College in Vermont, dort 1986 Abschluss. Bereits während des Studiums Beginn mit Veröffentlichungen. Die Autorin lebt in Charlottesville/Virginia und Manhattan.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.09.2003

Houdini in Mississippi
Wehe, wenn sie entfesselt: Donna Tartt meldet sich zurück

Kleine Mädchen, die zuviel lesen, können erschreckende, aber auch faszinierende Romanheldinnen sein, wie Ian McEwan in "Abbitte" zuletzt eindrucksvoll bewiesen hat. In Gestalt von Harriet Cleve hält nun erneut eine kindliche Protagonistin auf der literarischen Bühne Einzug, und auch sie beharrt eigensinnig auf ihrer Version der Welt. Glücklich ist sie nicht, diese Welt, wenngleich Harriet das nicht weiter stört: Denn es ist die einzige, die sie kennt.

Seit jenem Sonntagabend, an dem man den neunjährigen Robin im Garten von einem Ast des Tupelobaums baumelnd fand, sind die Cleves keine richtige Familie mehr, sondern nur mehr eine Wohngemeinschaft. Die Mutter versinkt in einem medikamentösen Stupor, der Vater beginnt einen Job in einer fernen Stadt und verläßt die Familie, ohne daß dies je deutlich ausgesprochen wird; die ältere Tochter, Allison, bei Tag ein stilles, verträumtes, schüchternes Mädchen, wird nachts von Albträumen gequält. In dieser bedrückten, geisterhaushaften Atmosphäre, in die nur Haushälterin Ida, Großmutter Edie und die ältlichen Tanten etwas Wärme und Fürsorge bringen, wächst Harriet heran. Robins Tod wird eisern beschwiegen, obwohl er ständig gegenwärtig ist. Harriet kann sich zwar an ihren Bruder kaum erinnern, doch sie ist wild entschlossen, ihn zu rächen. Denn für sie war Robins Tod kein Unfall, sondern Mord.

Harriet tritt uns als selbstgerechter, vorlauter und rechthaberischer Wildfang entgegen, eine gelungene, wenngleich nicht gerade liebenswerte Mischung aus Harper Lees Scout ("Wer die Nachtigall stört"), Louise Fitzhughs Detektiv-Heroine "Harriet" und Scarlet O'Hara. Als eifrige Leserin von Abenteuergeschichten hat sie den vermeintlichen Mörder Robins bald ausgemacht: Danny Ratcliffe, einen ehemaligen Schulkamerad ihres Bruders und Mitglied der asozialen Ratcliffe-Sippe. Eindeutiger ist ein Bösewicht kaum gezeichnet worden: Verwahrlost, gewaltbereit und gesellschaftlich längst stigmatisiert, erträgt Danny sich und sein Leben nur durch ständigen Drogenkonsum. Die Autorin, die uns über lange Strecken an seiner umnebelten Wahrnehmung teilnehmen läßt, zeichnet das Milieu ihrer Figuren mit stoisch unbeteiligter, bewußt langatmiger Genauigkeit, so daß der Roman seinen Antrieb weniger aus dem Geschehen denn aus der inneren Verfassung der Beteiligten bezieht.

Donna Tartt, die vor zehn Jahren mit dem berückenden Debüt "Die geheime Geschichte" einen Welterfolg landete, hat sich für ihr zweites Buch viel Zeit gelassen. Als "Der kleine Freund" im letzten Herbst endlich im amerikanischen Original erschien, war die Aufregung groß - und die Enttäuschung auch. Wie sein Vorgänger will auch dieser Roman mit einer Mischung aus Thriller und Entwicklungsroman becircen, aber, anders als sein Vorgänger, will er nicht zuvörderst unterhaltend, sondern bedeutend sein, als Hommage an Klassiker wie Stevenson, Dickens oder Kipling verstanden werden. "Der kleine Freund" ist ein vielschichtigeres, reiferes Buch als sein Vorgänger - und doch weniger gelungen. In den besten Passagen beweist Donna Tartt, daß sie sich entwickelt hat, etwa wenn sie die Cleves, die Ratcliffes und das beschauliche Leben in Alexandria, Mississippi, schildert. Den Ennui, der sich wie Mehltau über die Kleinstadt legt, evoziert sie ebenso gekonnt wie die träumerisch-gespenstische Atmosphäre in Harriets Elternhaus. Dennoch liest sich der Roman mühsam, als plumpes, überlanges Gebilde aus Einzelteilen, die so gar nicht zueinander passen wollen.

Die deutsche Übersetzung macht die Mängel noch auffälliger. Wo im amerikanischen Original Donna Tartts Prosa immer wieder zu einem eigenen Rhythmus, wenn schon nicht zu einem kohärenten Erzählton findet, versucht die deutsche Übersetzung zu überspielen, was nicht überspielt werden kann. Da "galoppiert" dann Harriets Herz vor Nervosität und Anstrengung, statt schlicht heftig zu pochen. Solche Dramatisierungen, im Original weniger penetrant, verleihen dem Roman etwas Reißerisches, das Donna Tartt früher nicht nötig hatte.

Der legendäre Entfesselungskünstler Houdini ist Harriets Vorbild, doch offenbar nicht jenes ihrer Schöpferin. Bis zum Schluß wartet man auf einen literarischen Stunt, darauf, daß die Schriftstellerin sich aus den selbstgelegten Schlingen mit einem ähnlich überraschenden Kunstgriff befreien möge wie in der "Geheimen Geschichte" - vergebens. So wahrhaftig und glaubwürdig das Ende ist - es gibt zwar noch einen Toten, aber nicht den von Harriet geplanten, keinen des Mords an Robin überführten Schuldigen -, so sinnlos erscheint der lange, gewundene Weg dorthin.

Zwar kann Donna Tartt Harriets geradezu zwanghafte Vorstellung, Robins Tod rächen zu müssen, plausibel machen, und sie zeigt auch auf, welche Zurücksetzungen, Demütigungen und Frustrationen Danny Ratcliffe so haben werden lassen, wie er am Ende ist. Sie vermag es jedoch nicht, uns nachhaltig für ihre Charaktere zu interessieren, geschweige denn 760 Seiten lang. Wenn Donna Tartt, die berühmt wurde mit einem Roman, dessen wenige Schwächen man aufgrund der Spannung geflissentlich überlesen konnte, mit diesem Buch beweisen wollte, daß sie auch einen Roman schreiben kann, der Spannungselemente benutzt, ohne sie sich zunutze zu machen, so hat sie ihre Mission erfüllt. Ihrer nächsten Protagonistin und uns jedoch wünschen wir inspirierenderen Lesestoff.

Donna Tartt: "Der kleine Freund". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Rainer Schmidt. Verlag Wilhelm Goldmann, München 2003. 763 S., geb., 24,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"... Donna Tartt kehrt glanzvoll zurück ... "
Cosmopolitan

"Eines der größten Bücher dieses Jahres!"
Book

"...Gerade im minuziösen Ausleuchten des Irgendwie liegen die Nuancen, mit denen sich Tartt nicht nur als begnadete Erzählerin, sonder auch als Kennerin der Kinderpsyche ausweist. ,Der kleine Freund', der wie ein Thriller beginnt, erlangt im Laufe der Seiten immer reichere Facetten; so verwebt Harriets Geschichte vom Entwicklungsroman über die Familienstudie bis zur Chronik der Südstaaten in den siebziger Jahren die verschiedenen literarischen Gneres zu einem üppigen Gemälde. Einzelne Szenen, wie etwa Harriets und Helys Schlangenjagd, sind im Vergleich zum gesamten Text allzu breit erzählt, doch haftet ihnen immerhin eine sprachliche Feinheit und Präzision an, welche für ein selten eindrückliches Leseerlebnis sorgen. Und wo das Thema des Verlusts im Vordergrund steht, [...] beweist Donna Tartt eigentliche Meisterschaft."
Neue Züricher Zeitung, 03.03.04

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Alexandra Lavizzari gefällt dieser zweite Roman - auf den die mit ihrem Debüt sehr erfolgreiche Autorin Donna Tartt immerhin zehn Jahre hat warten lassen - trotz einiger offensichtlichen Schwächen richtig gut. Ihr missfällt zum Beispiel das überkonstruierte Ende und "nicht überall überzeugenden Perspektivenwechsel", doch der Gesamteindruck, den dieses Buch hinterlässt, ist eindeutig positiv. Da lobt Lavizzari zum Beispiel den Facettenreichtum: "So verwebt Harriets Geschichte vom Entwicklungsroman über die Familienstudie bis zur Chronik der Südstaaten in den siebziger Jahren die verschiedensten literarischen Genres zu einem üppigen Gemälde." Die Rezensentin hebt außerdem die "überzeugenden Perspektivwechsel" und die "sprachliche Feinheit" hervor. Nur ein Psychothriller, wie der Debütroman, ist dieses Buch nicht, warnt Lavizarri.

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"... virtuos ..." (Brigitte) "... Das Warten hat sich gelohnt ..." (Madame) "... Donna Tartt kehrt glanzvoll zurück ... " (Cosmopolitan) "Eines der größten Bücher dieses Jahres!" (Book) "Donna Tartt ist jetzt schon eine Kultfigur!" (The Observer) "Wie ein Komet kehrt Donna Tartt zurück - und versetzt uns alle in Erstaunen: Ihr neues Buch ist atemberaubend!" (Elle) "... Eine Geschichte vom Erwachsenwerden in einem heißen Sommer voller Gefahren, Frustrationen und Schuld, von der Bestsellerautorin virtuos und suggestiv erzählt." (EMMA) "... Lob vom Meister: Selbst Stephen King schätzt die 'verrückten Südstaaten-Schauerroman-Elemente' in Donna Tartts neuem Buch." (Welt am Sonntag) "Donna Tartt schaut in Abgründe und stellt Fragen nach Moral und Verantwortung, die das Nachdenken lohnen. Ein Buch, das man gelesen haben muss." (Für Sie) "Im Zentrum stehen die von Tartt mit Liebe geschilderten Mitglieder der Familie Cleve, allen voran Harriet. Und (die) wächst dabei dem Leser so ans Herz, dass er am Ende des Buches traurig ist, dass es sie nicht wirklich gibt." (Hamburger Morgenpost) "Donna Tartt ist ein vielschichtiges Südstaaten-Epos gelungen, scharfsichtig, dicht, spannungsreich und eindringlich, das nach Wahrheit sucht und den Verlust der Kindheit betrauert." (Buchjournal 2003/2004)