Marktplatzangebote
4 Angebote ab € 9,00 €
Produktdetails
  • Verlag: Europäische Verlagsanstalt
  • Seitenzahl: 111
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 264g
  • ISBN-13: 9783434504610
  • ISBN-10: 3434504613
  • Artikelnr.: 23932415
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2001

Mutters fremder Onkel

Margarete Steffin ist dem Leser zumeist als Mitarbeiterin und Geliebte Bertolt Brechts ein Begriff. Daß die 1941 verstorbene Steffin selbst literarische Texte verfaßte, war bis zum Jahr 1991, als ein inzwischen vergriffener Auswahlband mit dreizehn Erzählungen und zwei Gedichten der Autorin publiziert wurde, kaum bekannt. Jetzt sind sie unter dem Titel "Von der Liebe. Und dem Krieg" neu erschienen. Steffins Protagonisten, bei denen der Leser immer auch autobiographische Züge der Autorin vermuten darf, sind durchgehend Opfer des Krieges. Die zentrale Figur der Titelgeschichte ist eine bereits erwachsene Erzählerin, die in der Erinnerung an ein Geschehnis ihrer Kindheit wieder die Stimme ihres achtjährigen Ich annimmt. Sie überrascht ihre Mutter mit einem "fremden Onkel", während der Vater im Krieg verschollen ist. Die Reaktion der Achtjährigen ist einfach: "Aber es sollte nie Krieg geben, wenn ich groß sein würde. Wegen des Liebens." Auch aus den meisten anderen Texten spricht ein naiv-weiser Kinderton, der zumeist seine beabsichtigte Wirkung nicht verfehlt, selbst wenn sich die Autorin bisweilen darin verirrt. Steffin schildert alltägliche Situationen, menschliche Konflikte, deren Zusammenhang mit dem politischen Hintergrund unaufdringlich aufscheint. Ihr Worte sind leise, schlicht und ohne jede Anklage. (Margarete Steffin: "Von der Liebe. Und dem Krieg". Hrsg. von Michael Töteberg. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2001. 120 S., geb., 32,- DM.)

zink

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Peter Böthig beklagt die Schnellebigkeit des Buchmarktes: Obwohl 1991 bereits eine Auswahl von Gedichten und Erzählungen von Margarethe Steffin erschienen und in der "Frankfurter Rundschau" sogar als "kleine Sensation" gefeiert wurde, verschwand sie schnell aus den Buchläden und war selbst in Antiquariatslisten nur noch selten aufzuspüren, bedauert er. Um so verdienstvoller findet er deshalb die Neuherausgabe einer Auswahl der nachgelassenen Schriften der Margarethe Steffin, einer von den Frauen, die Brecht auf einem Lebensabschnitt begleiteten, mit ihm lebten, arbeiteten und unter ihm litten. Letzteres lässt sich zumindest aus den überwiegend autobiografischen Erzählungen dieser bereits mit 33 Jahren Verstorbenen vermuten, wie man Böthigs Rezension entnehmen kann. Ursache ihres Unglücks war nicht allein ihr privates Verhältnis zu Brecht, sondern auch ihr mangelndes literarisches Selbstbewusstsein, erfährt man hier. Böthig sieht dazu keinen Anlass, im Gegenteil: Er findet, dass sich die Erzählungen und Gedichte dieser aus dem Arbeitermilieu stammende Autorin durch "Knappheit, durch ungeheure soziale Genauigkeit und durch eine sprachliche Sicherheit" auszeichnen und eine Würde besitzen, der sich der Leser kaum entziehen könne.

© Perlentaucher Medien GmbH