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Bei einem Anschlag in Taloqan wird die Bundeswehr-Soldatin Soraya Alekozei so schwer verletzt, dass sie zunächst als tot gilt. Dabei war die 1979 aus Afghanistan Geflohene gekommen, um ihr Heimatland zu befrieden. Nicht mit Waffen, sondern mit Worten: Sie dolmetscht für die Generäle, kümmert sich um Waisenkinder. Bis zu jenem Schicksalstag im Mai 2011. Der bewegende Bericht einer ungewöhnlichen Kriegsveteranin, der uns Afghanistan und die menschlichen Dimensionen des Bundeswehreinsatzes neu sehen lässt.

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Produktbeschreibung
Bei einem Anschlag in Taloqan wird die Bundeswehr-Soldatin Soraya Alekozei so schwer verletzt, dass sie zunächst als tot gilt. Dabei war die 1979 aus Afghanistan Geflohene gekommen, um ihr Heimatland zu befrieden. Nicht mit Waffen, sondern mit Worten: Sie dolmetscht für die Generäle, kümmert sich um Waisenkinder. Bis zu jenem Schicksalstag im Mai 2011.
Der bewegende Bericht einer ungewöhnlichen Kriegsveteranin, der uns Afghanistan und die menschlichen Dimensionen des Bundeswehreinsatzes neu sehen lässt.
Autorenporträt
Soraya Alekozei wurde 1955 in Kabul geboren, studierte dort Literaturwissenschaft und lebt seit 1979 mit ihrem Mann und den beiden Söhnen in Bonn. Sie moderierte für die Deutsche Welle und arbeitete später bei der Deutschen Post. Sie initiierte bereits private Hilfsprojekte in Kabul, bevor sie 2006 als Leutnant für die ISAF nach Afghanistan ging.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2014

Trauerspiel Afghanistan

Soraya Alekozei half ihrer alten Heimat und diente gleichzeitig ihrem sicheren Hafen Deutschland.

Von Hans-Dieter Wichter

Soraya Alekozei ist eine Wanderin zwischen den Welten Afghanistans und Deutschlands. In der persönlichen wie traurigen Geschichte ihrer geliebten afghanischen Heimat wurde sie hin und her geworfen. Schließlich nahm sie mit Wali, ihrem ebenfalls aus Kabul stammenden Mann, und den beiden Söhnen die deutsche Staatsangehörigkeit an, blieb im Rheinland. Aber ihre Seele rief sie immer wieder zurück in das Land ihrer Kindheit. Für die jüngste Heimkehr hat sie einen hohen Preis zahlen müssen. Am 28. Mai 2011 wurde sie als Oberleutnant der Bundeswehr bei einem Bombenanschlag schwer verwundet. Sie war im Einsatz als Dolmetscherin des Isaf-Kommandeurs im Norden Afghanistans, General Markus Kneip. Nur dank des raschen engagierten Handelns und des Könnens der Frauen und Männer der Bundeswehr und ihres Sanitätsdienstes wurde ihr Leben gerettet.

Die spannende und sehr persönliche Geschichte öffnet einen Einblick in die Zeitgeschichte der afghanisch-deutschen Beziehungen aus der Perspektive einer sozial engagierten Frau. Spürbar ist sogar die großzügige Asylpolitik vor 30 Jahren. Die erste Begegnung mit deutscher Kultur erfuhr Soraya Alekozei durch den bewunderten Vater, ein königstreuer, westlich orientierter Beamter. Seine Schulbildung hatte er an der legendären, 1924 von Deutschen gegründeten Nejat-Oberrealschule in Kabul erhalten: eine Kaderschmiede Afghanistans. Es berührt, wenn Soraya hier die Ballade "Das Trauerspiel von Afghanistan" von Theodor Fontane zitiert. Die Verse über die Tragik eines der blutigen englisch-afghanischen Kriege hatten ihren Vater bewegt. Sie würden seine Tochter als Soldatin der Bundeswehr begleiten.

1974 heiratete Soraya: Wali war Student in Bonn in dem damals viel beachteten Austauschprogramm zwischen der Universität Kabul und den Universitäten Bonn und Köln. Deutsche Wissenschaftspolitik wollte zum Weg Afghanistans in die Moderne beitragen. Die frühen Jahre der jungen Familie in Deutschland waren arm, voll von Existenzangst und Einsamkeit. Trotzdem erinnert sich Soraya dankbar an die Hilfe freundlicher Menschen wie die der katholischen Ordensschwester Franziska, die ihr auch später beistand. Als der erste Sohn geboren war, trieb sie das Heimweh zurück zur Familie in Kabul.

Doch bald darauf riefen 1978 kommunistische Renegaten die Sowjetunion ins Land. Bedroht von der sowjetischen Soldateska, floh Soraya mit dem Sohn zurück zu ihrem Mann nach Bonn. Ihre Großfamilie wurde verfolgt, ging nach Deutschland, Pakistan oder in den Untergrund: Eine ergreifende Passage des Buches. Von Köln aus meldete sie sich über die Deutsche Welle für die Freiheit Afghanistans zu Wort. Friedfertige Proteste wurden organisiert. Nach dem zunächst gefeierten Sieg der Mudschahedin über die Rote Armee kam alles aber noch viel schlimmer. Die Terrorherrschaft der Taliban begann.

Der 11. September 2001 war ein Wendepunkt auch für Soraya. Fassungslos steht sie 2002 im zerstörten Kabul, sieht ausgemergelte und kriegsversehrte Kinder in Kanalrohren vegetieren. Sie beginnt, Hilfe zu organisieren, meist mühsam, oft frustrierend. Dabei lernt sie, dass sich bei einer Teilnahme am Afghanistaneinsatz der Bundeswehr die Hilfe steigern lässt. Die Streitkräfte profitieren von einer liberalen Integrationspolitik, gewinnen deutsche Staatsangehörige mit afghanischen Wurzeln. Als Reserveoffizier nimmt Soraya an sechs Einsätzen teil. Sie ist Rundfunkjournalistin, Afghanistanexpertin und Übersetzerin. In ihrer Freizeit engagiert sie sich weiter für Waisenkinder, bitterarme Familien, Verletzte oder durch das islamistische Unrecht geschundene Frauen. Dabei muss sie oft gegen die Korruption inkompetenter afghanischer Behörden oder die Arroganz internationaler Hilfsorganisationen ankämpfen. Sie lässt sich nicht entmutigen. Endlich kann sie ihrer Heimat helfen und gleichzeitig ihrem sicheren Hafen Deutschland dienen und danken.

Sind Sorayas humanitäre Erfolge durch den Bombenanschlag am 28. Mai 2011 ebenso zerstört worden wie ihre Gesundheit? Mit Blick auf den Abzug der Nato ist das leider nicht auszuschließen. Die Gefahr einer islamistischen Terrorherrschaft wie vor 2002 droht. Soraya plagt der Gedanke, dass dann die Opfer der gefallenen Kameraden vergebens waren. Die deutsche Afghanistanpolitik würde wieder vor dem Nichts stehen, wie Ende der 1970er Jahre. Fontane ist aktuell. Afghanistan ist ein Trauerspiel. Eins aber bleibt: Eine bewundernswerte Frau mit einer großen Lebensleistung. Ihr lesenswertes Buch wird zur Lektüre empfohlen - auch den Afghanistanpolitikern und den für Einwanderungs- und Asylpolitik Verantwortlichen.

Soraya Alekozei: Sie konnten mich nicht töten. Als Afghanin im Einsatz für die Bundeswehr.

Econ Verlag, Berlin 2014. 272 S., 18,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Was für ein Buch, was für eine Frau, was für eine Lebensgeschichte!, staunt Rezensent Hans-Dieter Wichter angesichts von Soraya Alekozeis ganz persönlicher Darstellung der deutsch-afghanischen Beziehungen und der traurigen Geschichte ihrer alten Heimat Afghanistan. Als Wanderin zwischen den Welten, geboren in Kabul, als junge Akademikerin und Mutter dann in Köln und Bonn, schließlich als Dolmetscherin bei der Bundeswehr wieder in Afghanistan, wo sie 2011 schwer verletzt wird, scheint dem Rezensenten die Autorin mehr als prädestiniert für so ein ungewöhnliches Buch. Ergreifend und spannend findet er ihre persönliche Geschichte von Flucht und Heimweh, die immer wieder auch Schlaglichter auf die deutsche Afghanistan-Politik wirft, wie Wichter erklärt. Besonders empfohlen als Lektüre für Verantwortliche in der Afghanistan- und Asylpolitik, so Wichter.

© Perlentaucher Medien GmbH
"ein zutiefst menschliches, eindrucksvolles Buch", Süddetusche Zeitung, Joachim Käppner, 13.06.2015 20151112